010 ✔️

Ken:

„Duuu Kennnyyy?"

„Ja, Liebes?"

„Was bedeutet schwul?"

Ich lache unsicher und sehe sie fragend an. „Wieso willst du das wissen?"

Sie zuckt mit den Schultern. „Du sagst immer du bist schwul. Alle sagen, du bist schwul. Aber was bedeutet schwul?"

Amy ist eine kleine Neugierige Hexe, aber ich finde das ganz gut... solange ich es nicht erklären muss.

„Naja... Hast du im Kindergarten mal die anderen Eltern gesehen? Das sind doch immer Mann und Frau stimmt's?"

Sie nickt schnell und schaut mich weiterhin neugierig an.

„Und nun ja, schwul ist, dass ich keine Frau liebe, sondern einen Mann"

Sie nickt verstehend. „Sowie Daddy Alec liebt... manchmal..."

Ich seufze, als sie so betrübt auf ihre Fingerchen schaut, sie sich miteinander verknotet. „Dein Dad liebt Alec immer. Aber manchmal ist es schwerer, das zu zeigen. Du musst keine Angst haben, Liebes. Und für den Notfall weißt du ja, dass du immer zu mir kommen kannst."

Sie nickt schnell und wirft sich dann auf mich, um mich zu umarmen. Im Folgenden erzählt sie mir ganz begeistert, wie sie Noah und Cameron beim Kuscheln gesehen hat, als sie nackt waren und sich geküsst haben. Sie will wissen, ob das auch schwul ist.

„Ja, da gehört alles dazu. Liebhaben, liebe machen, alles Drum und Dran."

Mir fällt gerade erst auf, dass Amy eigentlich nur schwulen Einfluss hat, wenn man mal von Lilly absieht.

Sie fragt mich, wie das mit den Babys funktioniert bei schwulen und ich verfluche es innerlich, dass nicht Dave und Alec durch dieses Verhör müssen.

Selbst beim Essen denkt sie nur noch darüber nach und lässt auch Isak, der sich dazu durchgerungen hat, mit zu essen daran teilhaben, indem sie ihm erklärt, was schwul ist und wie Noah und Cameron vor ihren Augen rumgemacht haben und sie dann bedroht haben, dass sie keine Geschenke mehr bekommt, wenn sie nicht geht und alles vergisst.

„Weißt du was? Diesen Noah nehme ich mir mal vor. Und dann überschüttet er dich mit mehr Geschenken als der Weihnachtsmann, wirst schon sehen", behauptet Isak.

Amy kichert. „Darf ich mir dann was wünschen?"

„Klar"

Sie lächelt ganz verträumt, als sie aufzählt, was sie gerne hätte. Zuerst sind es die typischen materiellen Dinge wie ein Pony oder ein Puppenhaus, aber je mehr sie redet, desto tiefsinniger wird das Ganze. „Und ich mag Alec als meine Mummy, weil Dad meinte, dass Mum nicht mehr zurückkommt. Das ist schade. Ich hatte sie echt lieb, aber Dad sagt, dass sie jetzt von oben auf und aufpasst. Das ist schön, weißt du? Dann kann ich in den Himmel gucken und wenn eine Sternschnuppe vorbeifliegt, wünsche ich mir was und Mama macht, dass es wahr wird. Wie die Hochzeit zum Beispiel. Da mag ich dann ganz viele Blumen streuen und essen und tanzen. Tanzt du da mit mir?" Aus großen Augen, bittend, sieht sie Isak an, der, sobald er begriffen hat, dass Amy von Lydia gesprochen hat, wie ausgewechselt wirkt.

„Natürlich" Er versucht sich an einem Lächeln, was ihm nicht gelingt.

Ich sehe ihm an, dass er gehen will, aber das sehe ich nicht ein. Er kann sich nicht immer verstecken und davonlaufen. Und deshalb stehe ich auf, bevor er es machen kann. „Passt du schnell auf sie auf? Ich muss mal ganz ganz dringend."

„Aber... beeil dich" Er klingt hilflos dabei.

Lachend drehe ich mich zu ihm um, als ich schon fast raus bin. „Mache ich. Aber ich muss ziemlich fett scheißen, also könnte das eine Weile dauern"

Amy lacht, während Isak der Mund aufklappt und ich verschwinde.

Ich gehe zum Bad, öffne und schließe die Tür, aber schleiche dann zurück zum Esszimmer.

„Kenny ist lustig", höre ich Amys gekicherte Feststellung.

Isak seufzt. „Er denkt das zumindest."

„Also mich bringt er zum lachen"

„Ja, weil er den Humor eines Kleinkindes hat. Aber keine Sorge in zwei Jahren, hast du ihn überholt in allem, was er an Intelligenz zu bieten hat"

Empört will ich schon einstürmen, aber halte mcih gerade noch zurück, um weiter zu lauschen und über die Ecke zu spicken. Isak räumt die Teller zusammen und steht dann unschlüssig vor Lyam herum, der in seinem nur herum planscht.

„Maaaaan Lyyaaaaam, Daddy sagt man spielt nicht mit dem Essen!" Amy klingt ganz genervt und schaut Isak auffordernd an. „Sag es ihm, Dad"

Seine Hand ballt sich zu einer Faust. „Nenn mich nicht Dad, Amy. Du weißt, dass Dave dein Dad ist"

„Na und?" Sie zuckt mit den Schultern. „ich hab dich doch genauso lieb" Sie umarmt ihn, erreicht dabei aber nur seine Hüfte. Er seufzt und streicht ihr über den Kopf, murmelt leise: „Ich hab dich auch lieb"

Ich bin kurz davor, entzückt zu quieken, reiße mich aber zusammen, als ich sehe, was er tut. Er setzt sich auf den Stuhl, wo ich zuvor saß, nimmt sich eine Serviette, um Lyams Hände sauber zu machen und seinen Mund, und füttert ihn artgerecht.

„Bringen die zwei Idioten dir eigentlich gar nichts bei?", murmelt er währenddessen.

Lyam mampft seine Babynudeln und lässt Isak dabei keine Sekunde aus den Augen. Er sitzt schon so weit weg von ihm wie nur möglich, scheint sich aber immer noch unwohl zu fühlen. „Jetzt schau mich nicht so an, ich kann ja auch nichts dafür"

Amy kichert. Sie sitzt noch mit am Tisch und hat den Kopf auf den Unterarmen abgelegt, während sie Isak zuschaut.

„Er kann doch noch gar nicht reden", lacht sie Isak aus.

„Ja, aber er versteht uns sehr gut", erklärt er. „Er muss nur noch lernen, wie man richtig redet und dann wird es losgehen. Autos und Fußball, Frauen... Er wird noch ein richtiger Kerl" Isak klingt irgendwie traurig dabei und das merkt auch Amy.

Sie klettert von ihrem Stuhl runter und auf seinen Schoß hoch, ehe sie ihm über die Wange streichelt. „Was soll das werden?", fragt er überfordert.

„Ich tröste dich. Hilft es?"

„Nein" Er wirkt sogar leicht genervt.

Jetzt gibt sie ihm einen Kuss auf die Wange. „und das?"

„Nein" Er schmunzelt dabei.

Sie küsst ihn ganz schnell und ganz oft auf die Wange und fragt dann. „Und das?"

„Nö", gibt er grinsend zurück.

„Okay, dann hilft nur noch eins" Amy schnauft tief durch, umarmt seinen Kopf, presst dann ihre Lippen auf seine Wange und bläst dagegen, sodass ein Furzgeräusch entsteht.

Isak tut es. Er beginnt zu lachen. Es ist das erste Mal, dass ich das sehe und höre und es sorgt dafür, dass ich nichts anders mehr tun will, als hier zu stehen und ihm zuzusehen wie er ohne jeglichen Druck mit seinen Kindern umgeht, die - obwohl er das Gegenteil behauptet - die Welt für ihn bedeuten.

„Du bist ganz schön frech geworden", Isak kitzelt die kleine Amy und ich sehe es als die Zeit an, mich mal wieder blicken zu lassen, schleiche in den Raum und übernehme das Füttern von Lyam, während Isak Amy durch kitzelt.

Als er ihr eine kleine Pause gibt, springt sie auf und versteckt sich hinter meinem Stuhl.

Isak verfolgt sie mit dem Blick, während er lächelt und schließlich mich ansieht.

Ich erwidere sein Lächeln, obwohl ich weiß, dass es nicht mir gilt.

Wie zu erwarten geht seines zurück.

„Wieso sind sie hier? Also die Kinder"

Es wundert mich nicht, dass er doch noch Interesse an ihnen zeigt.

„Alec hat mich gestern mitten in der Nacht angerufen und gefragt, ob ich sie heute nehme. Er muss eine Prüfung schreiben und was mit Dave ist, keine Ahnung. Amy meinte, sie hatten einen Streit"

Ich zucke mit den Schultern und putze Lyams Mund ab, als er mit dem Essen fertig ist, um ihn auf seinem Babystuhl zu heben und auf meinen Schoß.

„Willst du auch mal Kinder?"

Es überrascht mich sehr, dass Isak mich das fragt, aber irgendwie freut es mich auch. Das ist so eine wichtige Frage.

„Ich hab nie darüber nachgedacht. Ich meine, für mich stehen die Chancen ausversehen ein Kind zu machen gleich null und um eins zu adoptieren oder sonst was braucht man einen Partner und den habe ich nicht..."

„Ich habe dich nicht nach deinen Chancen gefragt, sondern nach deinem Wunsch. Möchtest du mal Kinder?" Er schaut mich ernst an, will eine Antwort, die auf wirklich auf seine Frage zutrifft.

Ich zucke mit den Schultern. „Ich denke nicht, dass ich für Kinder geeignet bin. Ich kann schon kaum für mich selbst die Verantwortung tragen und so ein kleines Lebewesen, das von mir abhängig ist... Ich meine, du hast ja selbst gesagt, dass ich mein Leben nicht auf die Reihe bekomme..."

Isak seufzt. „Du bist noch so jung, Ken. Du wirst schon noch sesshaft. Und wer weiß, vielleicht findest du ja deinen Traumprinzen und du bekommst dein Märchen..."

„Woher...?" Ich werde nicht oft rot, aber gerade passiert es ganz sicher.

Er grinst leicht. „ich hab das mal mitbekommen... Wie du mit Alec geredet hast. Darüber, dass ich ein alter Opa bin und du mich heiß findest... über deinen Exfreund... und dass du immer auf deinen Märchenprinzen gewartet hast, der dir zeigt, dass du als Schwuler Junge auch ein Happy End verdient hast"

Das habe ich echt so gesagt zu Alec.

„Wieso weißt du das noch, wenn du es mal so zufällig belauscht hast?"

Isak zuckt mit den Schultern und steht auf. „Was soll ich sagen? Du hast mich irgendwie schon immer fasziniert" Er zwinkert Amy zu und geht dann einfach aus dem Raum, lässt mich mal wieder schockiert einfach sitzen, während ich nicht weiß, ob ich mich schämen oder freuen soll.


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