1 Das große K
Im Jahr 2016 bekam ich Krebs zu Weihnachten. Er kam ungebeten, unerwüncht... ganz ehrlich? Ich hätte darauf verzichten können!
Dieses hässliche Geschenk kam ohne rote Schleife drumherum und ein Rückgaberecht gab es leider auch nicht. Da musste ich durch!
Alles brach in Lichtgeschwindigkeit über mich herein. Mein armes, überfordertes Hirn kam da überhaupt nicht mit und Ärzte, die ich noch nie zuvor in meinem Leben gesehen habe, trafen plötzlich Entscheidungen über MEIN LEBEN!
Keiner hat mich gefragt, welche Behandlung es denn nun werden soll?
Nicht, dass ich überhaupt in der Lage gewesen wäre, eine Auswahl zu treffen. Was darf's denn sein? Pest oder Cholera?
Einen von Acht trifft es einmal im Leben und dennoch, ich war vollkommen unvorbereitet, als meine Nummer gezogen wurde.
Seltsam eigentlich?
Sie nennen es die Geißel der Menschheit.
Das große K.
Als dürfe man es nicht bei seinem vollen Namen nennen.
Als sei er ein Fluch, oder eine Verwünschung?
Ich sei glimpflich davongekommen, haben die Halbgötter in Weiß mir versichert. Glück im Unglück! Schnell noch mal die Frau aufschneiden, bevor es mit der Familie in den Ski-Urlaub geht.
Pflaster drauf, der Nächste bitte!
Das kranke, das befallene Fleisch wurde herausgeschnitten und entsorgt und überdies auch noch ein guter Teil des gesunden, nur so zu Sicherheit!
Darf's vielleicht ein bisschen mehr sein?
Wie an der Wursttheke!
Doch das Skalpell hat nicht nur den Krebs entfernt. Es hat einen tiefen Graben in mein Leben geschnitten.
Der kindliche Glaube an die eigene Unsterblichleit?
Schnipp!
Lust und Lebensfreude?
Schnipp, schnipp!
Sorglosigkeit?
Schnipp, schnipp, schnapp! Weg sind sie!
Und nun ist mein Leben bestimmt von einem Halbjahresrhythmus, mit der ständigen bangen Frage:
Ist ER wieder da?
Wuchert da wieder etwas, das mich töten will?
Ein Abstrich und dann wochenlang Angst davor, ob das Telefon klingelt.
Und was wenn es das tut?
Schaffe ich das ein zweites Mal?
Krebs.
Das war früher etwas Unwirkliches, etwas Phantastisches, etwa so real wie Himmel oder Hölle und nun ist er plötzlich überall!
Hast du schon gehört? Soundso hat es jetzt auch!
Chemo, OP, Bestrahlung, Hormontherapie... das sind sehr reale, alltägliche Begriffe geworden, so wie Sonnenschein, Autolärm, Einkaufen oder Kinderlachen.
Und wir kämpfen, ja, das tun wir!
Doch manche sind auf der Strecke geblieben und all' ihr Mut, ihre Hoffnung und ihre Stärke... nur noch eine Erinnerung!
(Gewidmet B. Die in diesem Jahr den Kampf gegen den Brustkrebs verloren hat.)
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