Ein Ausflug


„Also als erstes müssen wir in den Honigtopf, meine Vorräte sind schon fast alle!", verkündete Sirius, als sie die ersten Häuser von Hogsmead erreichten.
Die übrigen drei Jungen nickten heftig und Lily blieb nichts andres übrig, als ihnen zu folgen.
Ein kleines Glöckchen klingelte, als die fünf Gryffindors den Laden betraten und sofort kam ihnen der Geruch der zahlreichen Süßigkeiten entgegen. Tief sog Lily die Luft ein und lächelte leicht. Sie war nunmal eine bekennende Naschkatze und dieser Laden hatte es ihr angetan, seit sie ihn das erste mal betreten hatte.
Die Rumtreiber hatten sich schon längst in alle Richtungen verteilt, nur James stand noch bei Lily.
„Und, was magst du so am liebsten?", fragte er und blickte sie interessiert an.
„Also ich mag echt vieles, aber meine ungeschlagenen Lieblinge sind Lakritzschnapper.", meinte Lily und blickte sich suchend nach eben diesen um.
„Meine auch!", rief James erfreut aus.
„Wer hätte gedacht, dass wir so viele Gemeinsamkeiten haben.", scherzte Lily.
Endlich erblickte sie ihr Ziel und zog James hinter sich her zu einer riesigen Schale voll von vielen kleinen Schnappern. Noch waren sie unbewegt und friedlich, doch Lily wusste, dass der Schein trog. Sobald man ihnen zu nah kam, begannen sie einen mit ihren kleinen spitzen Zähnen zu beißen. Doch ihre Köstlichkeit war jeden Umstand wert.
Lily wollte sich gerade einige nehmen, als ihr plötzlich etwas einfiehl. Eilig zog sie ihren Geldbeutel hervor, doch nach einem Blick hinein, bewahrheiten sich ihre Befürchtungen. Frustriert stöhnte Lily auf.
„Was ist los?", fragte James, der sich gerade eine Tüte mit Lakritzschnappern. füllte.
„Ich habe nicht genug Geld dabei. Ich dachte ich kaufe nur ein Butterbier und habe deshalb nicht mehr mitgenommen.", seufzte sie.
„Ach, kein Problem, ich kann deine mitbezahlen.", bot ihr James an.
„Oh, danke.", Lily strahlte ihn an, „Aber nur, wenn es keine Umstände macht."
„Macht es nicht", winkte James ab, „Für dich doch immer."
Bei der Art, wie er den letzten Satz betonte wurde Lily ganz heiß uns sie spürte, wie sich eine Gänsehaut auf ihrem gesamten Körper ausbreitete.
„Danke.", nuschelte sie nochmals verlegen und begann sich eine Tüte zu füllen.
„Na, was habt ihr denn da besorgt?", fragte Siris und betrachtete skeptisch die, durch die zappelnden Lakritzschnapper, wild umherschwankenden Tüten in Lilys und James' Händen.
„Lakritzschnapper!", verkündete Lily zufrieden und drückte das Tütchen an sich.
Sirius Mundwinkeln zuckten kurz, bevor er die Stirn runzelte und sich an James wandte.
„Seit wann magst du denn Lakritzschnapper?", wollte er misstrauisch wissen.
„Schon immer!", antwortete James betont und warf seinem besten Freund einen eindringlichen Blick zu.
„Ach stimmt, natürlich!", beeilte sich Sirius, „Die isst du ja ständig."
Lily sah die beiden zweifelnd an „Manchmal bin ich mir echt nicht sicher, ob es euch so gut geht"
„Das wissen wir selbst auch nicht", Sirius grinste breit, „Aber genau macht es doch so spannend, oder?"
„Ich hinterfrage das einfach mal nicht", meinte Lily belustigt.
„Lasst uns mal lieber Remus und Peter suchen und dann bezahlen.", unterbrach James sie eilig und  blickte sich im Laden um.

Als die fünf wieder auf die Straße traten, hatte es begonnen zu schneien.
„Wenn es so weitergeht, können wir nachher wieder eine Schneeballschlacht machen.", meinte James grinsend und stieß Sirius freundschaftlich in die Seite.
„Haha", knurrte dieser und stieß James etwas heftiger als heftiger notwendig zurück.
„Gehen wir jetzt in die drei Besen?", fragte Lily, während sie versuchte ihr Lachen zu unterdrücken.
„Jap", sagte James gutgelaunt und schlug den Weg zum Wirtshaus ein.

Die Rumtreiber und Lily hatten sich einen Tisch in einer ruhigeren Ecke der drei Besen gesichert, was bei der Besucherzahl einem Wunder glich. Denn wie an jedem Hogsmead–Wochenende brummte der Betrieb und alle Tische waren bis zum letzten Stuhl besetzt.
Das Wunder stellte sich als eine gut aussehende Kellnerin heraus, die herbeigeeilt kam, sobald sie sich hingesetzt hatten.
„Hallo", grüßte sie in die Runde, „Hallo Sirius.", ihre Wangen wurden rot und sie kicherte leicht.
„Hi, Rosmerta.", lässig hob er die Hand und lächelte sie charmant an.
„Was kann ich euch denn bringen?", fragte Rosmerta, blickte dabei aber die ganze Zeit zu dem langhaarigen Gryffindor herüber.
„Fünf Butterbier, bitte.", orderte James und betrachtete seinen besten Freund grinsend.
„Kommt sofort.", murmelte Rosmerta und verschwand mit einem letzten Blick Richtung Sirius zurück an die Bar.
„Wer war das denn?", fragte Lily lachend.
„Das ist Rosmerta, ihrem Vater gehört der Laden. Und sie steht auf mich.", ein selbstgefälliges Grinsen erschien auf Sirius Lippen.
„Aha. Ist sie nich ein bisschen zu alt für dich.", hakte Lily nach.
„Nur zwei Jahre. Außerdem stehe ich auf reife Frauen.", anzüglich wackelte Sirius mit den Augenbrauen.
„Zeit das Thema zu wechseln.", beschloss Lily. „Also Weihnachten. Hast du schon eine Idee, James?"
„Nicht wirklich. Alles was mir einfällt ist irgendwie öde.", gab James zu.
„Eine Idee wofür?", mischte sich Remus ein.
„Wir wollen eine Mottoparty vor den Ferien veranstalten, aber uns fehlt das Motto.", erklärte Lily.
„Lasst uns doch ein kleines Brainstorming machen. Ich sage Weihnachten und jeder sagt das Wort, dass ihm als erstes einfällt. Ok?", schlug Remus vor.
Die anderen nickten zustimmend.
„Weihnachten.", sagte Remus und blickte erwartungsvoll in die Runde.
„Schnee"
„Weihnachtsbaum"
„Ferien"
„Geschenke"
„Kirche"
„Plätzchen"
„Familie"
„Kerzen"
„Stern"
„Weihnachtsmann"
„Rentier"
„Essen"
„Weihnachtsmarkt".
„Was für ein Markt?", fragte Peter verdutzt.
„Ein Weihnachtsmarkt.", wiederholte Lily und blickte in vier ratlose Gesichter.
„Was? Ihr wollt mir doch nicht ernsthaft erzählen, dass ihr nicht wisst, was ein Weihnachtsmarkt ist!"
„Doch, was soll das denn sein?", wunderte sich Sirius.
„Ein Weihnachtsmarkt ist eine Muggeltradition. Es gibt sie immer in der Adventszeit in fast jeder Stadt. Es sind einfach Märkte und dort werden ganz viele weihnachtliche Sachen verkauft. Zum Beispiel Süßigkeiten oder Dekorationen oder Geschenke. Aber es ist einfach immer so eine tolle Stimmung und überall riecht es nach Weihnachten und es gibt Lichterketten. Es ist einfach toll!", erzählte Lily.
„Nie davon gehört.", sagte James.
„Ignorante Reinblüter.", murmelte Lily.
„Hey, das ist nicht unsere Schuld!", beschwerte sich Sirius, „Ich kann nichts dafür, wo mich meine bescheuerten Fanatiker–Eltern hin– oder nicht hingeschleppt haben."
„Tut mir leid, war nicht so gemeint.", entschuldigte sich Lily leise.
„Alles gut. Aber das klingt wirklich cool. Schade, dass ich nie auf einem war.", meinte Sirius.
„Ja, Weihnachtsmärkte scheinen wirklich schön zu sein.", stimmte James ihm zu.
Und Plötzlich hatte Lily eine Idee. „Was, wenn wir jetzt auf einen gehen?", schlug sie vor.
„Du meinst apparieren?", fragte James. Lily nickte.
„Ich mag deine Art zu denken, Evans. Die Idee könnte glatt von mir kommen.", lobte Sirius sie.
„Tja, euer schlechtes Verhalten färbt wohl auf mich ab.", neckte Lily sie.
„Ich bin schockiert, wir haben die letzte reine Seele auf Hogwarts verdorben!", rief James und alle begannen zu lachen.
„Also wollen wir das wirklich machen?", fragte Lily nervös.
Die Aufregung kribbelte durch ihren Körper. Sirius hatte recht, das war nicht ihr typisches Verhalten. Eher das Gegenteil davon. Doch es fühlte sich verdammt richtig an. Sie war bis zu diesem Moment in der Schulzeit nie weiter weg von Hogwarts gewesen als in Hogsmead. Wahrscheinlich war es sogar verboten, sich weiter zu weg aufzuhalten.
„Na klar!", kam es ihr einstimmig von den Rumtreibern entgegen.
„Dann lasst uns los!", rief Lily. Bevor mich mein gesunder Menschenverstand einholt, fügte sie in Gedanken hinzu.
Die Gryffindors standen auf, legten einige Münzen auf ihren Tisch und verließen dann das Wirtshaus.
Es hatte aufgehört zu schneien und eine feine Schicht Pulverschnee bedeckte  die Straßen. Der Himmel war zugezogen und selbst für einen Winternachmittag war es ungewöhnlich dunkel. Die fünf verließen die Hauptstraße verzogen sich in eine Seitengasse.
„Ok, ihr müsst euch jetzt alle an meinem Arm festhalten. Und wagtt es ja nicht, mich nur eine Sekunde loszulassen, ich will Dumbledore nich erklären müssen, warum vier seiner Schüler zersplintert sind.", befahl Lily. Ohne Wiederworte taten die Rumtreiber wie ihnen geheißen und klammerten sich an Lilys Arme. Sie schloss die Augen, versuchte ihre Gedanken zu fokussieren. Einen Ort, den sie so gut kannte, wie ihre Westentasche. Einer, der in ihrer Erinnerung noch so lebhaft war, als wäre sie am Tag zuvor erst dort gewesen. Ein Bild zwängte sich in Lilys Erinnerungen, eines, an das sie nicht mehr hatte denken wollen. Doch sie musste es nehmen, denn kein Ort erschien ihr so klar wie dieser. Also kniff sie die Augen noch fester zusammen, drehte sich leicht und schon bekam sie das unangenehme Gefühl durch einen Schlauch gezwängt zu werden. Einen Herzschlag später öffnete sie die Augen und fand sich auf einer verschneiten Wiese wieder. Die vier Rumtreiber standen neben ihr und schienen alle unversehrt zu sein. Erleichtert atmete Lily aus.
„Wir sind da, Jungs.", verkündete sie erleichtert.
Lily spürte, wie sich die Vier von ihren Armen lösten.
„Wo genau ist da?", fragte James und blickte sich neugierig um.
„Das ist ein Spielplatz, ich war hier sehr oft, als ich klein war.", antwortete Lily knapp, mehr musste niemand erfahren.
„Kommt, von hier ist es nicht weit in die Stadt.", rief sie und drehte sich um.

Lily führte die vier durch die nachmittäglichen Gassen von Cokeworth. Flocken stoben ihnen, vom leichten Wind getrieben, entgegen. Während sie gingen konnte Lily nicht verhindern, dass alte Erinnerungen sie überfluteten. Das letzte Mal, das sie an Weihnachten in ihrer Heimatstadt gewesen war, lag Jahre zurück. Petunia hatte ihr die letzten Male in Briefen geschrieben, dass sie sie an Weihnachten nicht zuhause haben wollte. Und sie hatte auf sie gehört, tat es sogar noch. Wütend ballte Lily ihre Hände zu Fäusten.
Wie konnte ihre Schwester es eigentlich wagen? Und wieso hörte sie immer noch auf alles, was Petunia ihr sagte? Hatte sie diese Zeiten nicht hinter sich gelassen? Lily spürte, wie ihr Tränen in die Augen schossen und blinzelte schnell. Dies war der denkbar schlechteste Augenblick um zu weinen. Während sie Leute, denen sie vorspielte mit ihnen befreundet zu sein, durch ihre Heimat führte. Oder ehemalige Heimat. Denn mittlerweile war Hogwarts zu ihrem zuhause geworden und ihre Freundinnen waren eine bessere Familie, als Petunia es jemals für sie gewesen war.
Und trotzdem tat es so weh. Es war merkwürdig, wenn man sich in der Stadt, in der man aufgewachsen war fremd fühlte. Sich in dieser Welt fremd fühlte.
„Alles in Ordnung?", hörte sie plötzlich eine leise Stimme an ihrem Ohr. Erschrocken hob sie den Kopf und blickte direkt in James' warme Augen.
„Klar, was soll denn sein?", erwiderte sie eilig und richtete den Blick auf das Kopfsteinpflaster zu ihren Füßen.
„Ich weiß nicht, du wirkst irgendwie...aufgebracht.", erklärte James.
„Es geht mir gut.", zischte sie etwas schärfer als beabsichtigt.
„Ok, tut mir leid.", murmelte James und Lily konnte die Verletztheit deutlich aus seiner Stimme heraushören.
„Entschuldigung, es ist einfach nur merkwürdig wieder hier zu sein.", flüsterte Lily versöhnlich. Und bevor James die Möglichkeit hatte noch etwas zu sagen, traten sie um eine Ecke, hinter der sich die kleine Seitenstraße zu einem großen Platz öffnete.
„So Leute!", Lily atmete tief durch, „Das ist der Weihnachtsmarkt von Cokesworth."
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Tut mir leid, dass das Kapitel erst jetzt kommt. Ich hatte eine kleine Schreibbloklade, dementsprechend ist das Kapitel auch nicht so toll geworden. Schreibt mir doch trotzdem gerne wie ihr es fandet. Das nächste Kapitel kommt hoffentlich Morgen, aber ich verspreche nichts. LG–Lita.

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