Kapitel 17

(Lias Sicht)

Nachdem ich mich wieder beruhigt hatte,aßen wir weiter und er sprach das Thema zum Glück nicht mehr an. "Komm wir gehen hoch. Meine Mom räumt nachher die Teller weg."sagte Damian. Ich stellte zumindest meinen Teller in die Küche und folgte ihm in sein Zimmer. "Setz dich."sagte Damian und ich setzte mich ebenfalls auf sein Bett. "Dein Brief, den du geschrieben hast, war gut. Aber nicht ganz der Wahrheit entsprechend."sagte jetzt Damian zu mir. Ich wurde leicht rot. "Obwohl du meinen Badboy-Ruf gefährden könntest."zwinkerte er. "Selbst Schuld,du wolltest,dass ich komme."sagte ich lachend. Mir kam es irgendwie so vor,als würden wir uns schon mega lange kennen und ich dachte einfach nicht mehr an seine blöden Sprüche von früher. "Lia?" "Ja."sagte ich nur lächelnd und schaute ihn an. "Bitte fang jetzt nicht an zu weinen."sagte er ernst. Ich wollte gerade fragen warum,aber da sagte er noch:"Aber was war vorhin mit deiner Familie?" Mein Lächeln verschwand. "Es ist schwer,aber ich werde es dir erzählen,wenn du mir das mit deiner Schwester erzählst."sagte ich ernst und schaute ihm erwartungsvoll in die Augen. Er nickte. Ich atmete hörbar auf und schloss für einen kurzen Moment die Augen. "Meine Eltern sind bei einem Autounfall gestorben und ich lebe bei meiner Tante."brachte ich schwer heraus. "Und?"er hatte es anscheinend bemerkt,dass da noch was war. "Sie trinkt."sagte ich bitter. "Das tut mir leid."sagte er leise. Ich schaute nach unten. "Was ist mit deiner Schwester?"fragte ich jetzt ruhig.

(Damians Sicht)

Ich konnte einfach Nichts sagen,zu oft musste ich das. Und doch hatten die vielen Gespräche mit Psychologen Nichts gebracht. Langsam stand ich auf und ging auf ein Bild zu,das an meiner Wand hing. Es zeigte Melissa und mich als wir noch jünger waren. Ich hängte es ab und holte das Stück Papier raus,was ich hinter das Bild geklemmt hatte,dies reichte ich Lia.

(Lias Sicht)

Er reichte mir einen Brief und ein Bild. Zuerst schaute ich mir das Bild an. Es waren ein Junge und ein Mädchen,die ca.in der Grundschulalter sein mussten. Beim genaueren Hinsehen erkannte ich,dass es Damian war. Sie musste dann wohl seine Schwester gewesen sein.
Langsam und vorsichtig öffnete ich den Brief. Es war eine zierliche Mädchenhandschrift.  "Damian,.."begann ich zu lesen.
"Damian,
es tut mir leid. Doch für mich gibt es einfach keinen anderen Ausweg mehr. Ich habe versucht stark zu bleiben und weiter zu leben. Für dich,für Mom,für Dad,doch nicht für mich. Jetzt sitz ich hier, alleine. Niemand ist mehr da,so wie ich mich immer fühlte. Ich bin nicht die für die ihr mich hieltet. Ich bin zerbrochen,Stück für Stück immer mehr. Doch ihr merktet es nicht. Ihr dachtet mein Lächeln wäre echt? Ich wusste ja nicht,dass ihr mich so wenig kennt...Doch jetzt ist eh alles egal. Meine Entscheidung ist gefallen,dieser Tag wird auf meinem Grabstein stehen. So eine Tochter wollten Mom und Dad nicht. Ich verstehe sie. Doch was soll ich tun? Es ist bereits zu spät. Das viele Mobbing halte ich einfach nicht mehr aus. Danke Ray! Herzlichen Glückwunsch. Du hast es geschafft. Ich werde sterben,so wie du es immer wolltest... Du hast es geschafft mich kaputt zu machen. Ich wollte doch nur geliebt werden! Doch deine Abfuhr und dann das Mobbing was folgte, haben mich einfach kaputt gemacht. Ich bin anscheinend doch nicht so stark wie ich dachte... Es tut mir leid. Vielleich erlebe ich irgendwann noch mal ein Happy End,doch nicht in dieser Welt..
Ich liebe dich...
Melissa" meine Augen wurden nass und ich sah nur noch verschwommen das Blut,welches noch am Brief klebte. Immer mehr begann ich zu weinen und legte den Brief erschöpft neben mich. Ich fühlte mich so wahnsinnig schlecht,mir ging das so nah! Ich spührte, wie Damian mich umarmte und versteckte mein Gesicht in seinem T-Shirt. "Der Schmerz vergeht nach einigen Jahren. Dann ist es nicht mehr so schlimm."sagte er ruhig,doch auch ich wusste,dass er Tränen in den Augen hatte. "Der Schmerz vergeht nicht. Man gewöhnt sich nur daran."flüsterte ich leise.
"Du hast recht,aber wenn du jetzt weinst, bringt das Melissa auch nicht wieder zurück."sagte er nachdenklich und er hatte recht. Es war zu spät. "Wer ist Ryan?"fragte ich nun nachdenklich,als wir uns aus der Umarmung gelöst hatten und uns schweigend gegenüber saßen. "Ein Arsch."brachte er verachtend heraus. "Wie alt müsste er jetzt sein?"fragte ich ruhig. "16 oder 17."spuckte er förmlich aus. In mir stieg Wut auf. Wie konnte so jemand nur sowas einem Mädchen antuen,sie war noch so verdammt jung! Ich ballte meine Hände zu Fäusten. Ich würde ihn am liebsten zusammenschlagen. "Wütend?"fragte Damian und schaute auf meine Hände. Ich nickte. "Du weißt nicht, was du jetzt mit der ganzen Wut machen sollst,oder?"fragte er jetzt mit einem leichten Grinsen. "Stimmt."gab ich leicht lächelnd zu. Damian stand auf und hing einen Boxsack auf. "Versuchs hier mit."lächelte er und warf mir seine Boxhandschuhe entgegen. Langsam legte ich sie an und stellte mich vor den Boxsack. Damian stand ein paar Meter neben mir und guckte mich an. Das machte mich auf irgendeine Weise nervös. Doch jetzt schaute ich zurück zum Boxsack der vor mir hing. Ich schloss noch einmal kurz die Augen,bevor ich das erste Mal zuschlug. Ich wurde immer schneller und ließ einfach alles raus. Nicht nur für Melissa,auch für mich. Für mich,meine Tante,mein Gen und mein kompletes Leben. Ich nahm gar nichts mehr um mich herum wahr.

(Damians Sicht)

Lia stand vor dem Boxsack und machte nichts,doch auf einmal begann sie derart auf ihn einzuschlagen,dass es mich schon fast verwunderte. Ich musste leicht lächeln. Es sah auf irgendeine Weise süß aus,wie sie mit ihren kleinen Armen zuschlug. Doch auch nach 10 Minuten prügelte sie immer noch wie davor auf den Boxsack ein. Langsam trat ich näher. Sie sollte jetzt besser langsam aufhören. Als sie wieder zuschlagen wollte, packte ich sie am Arm. Irritiert drehte sie sich zu mir um. Sie sah erschöpft und verwirrt aus.

(Lias Sicht)

Ich drehte mich zu ihm um. Ich war völlig außer Atem,ich hatte das Zeitgefühl verloren. Wie lange hatte ich jetzt geboxt? Es war eigentlich egal,denn es ging mir nämlich deutlich besser. Langsam zog mich Damian an meinem Handgelenk näher zu ihm. Wir waren nur noch wenigen Zentimeter voneinnander entfernt und ich wurde sichtlich nervös. Ich konnte mich nicht bewegen,seine Augen,dieser Moment einfach alles sagte mir, ich sollte jetzt nicht gehen und Abstand zwischen uns bringen. Langsam legte er seine andere Hand an meine Tailie,was ein seltsames Gefühl in mir auslöste. Es war so neu und seltsam,dass ich es absolut nicht beschreiben konnte. Auch mein Körper fühlte sich wie erstarrt an und ich wagte es nicht zu atmen. Sein Gesicht kam näher und langsam schloss ich meine Augen. Ich musste irgendwas tun um zu verhindern,dass das jetzt wirklich geschah. Doch ich war einfach machtlos gegen meinen Körper,ich wollte mich abwenden, einfach das hier nicht zu lassen,doch ich hatte mich nicht mehr unter Kontrolle. Nach einigen Sekunden spührte ich seine unendlich weichen Lippen auf meinen. Ich spührte, wie sich mein Puls erhöhte und auch irgendwas war anders in meinem Bauch. Es fühlte sich anders an,besser. Er wollte gerade mit seiner Zunge den Kuss vertiefen,als wir eine Frauenstimme hörten. "Damian,ich bin wieder da!"rief sie fröhlich zu uns hoch. Sofort löste ich mich von ihm. Ich hatte wieder die Kontrolle über meinen Körper und mir wurde bewust,was ich getan hatte. Fuck. War das Erste, was mir in den Sinn kam. Ich entfernte mich weiter von ihm, bis ich fast an der Tür stand. "Äh..ich m-muss gehen!"versuchte ich schnell hervor zu bringen und bemerkte,dass ich stotterte. "Nein Lia warte,.."weiter kam er nicht, denn ich war schon aus dem Zimmer raus. Schnell lief ich die Teppen runter. In der Küche sah ich eine Frau,das musste wohl seine Mutter sein. "Wer sind sie denn?"fragte die Frau ein wenig verwundert. Ich nahm mir keine Zeit sie zu grüßen,denn ich hörte auch Damian die Treppe runter rennen. So schnell es ging zog ich meine Schuhe an und schnappte mir meine Schultasche, bevor ich aus der Tür rannte. Ich fasste es nicht! War ich wirklich so naiv?! Ich bin dumm! Absolut dumm!
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