Die Gefühle

Langsam lässt sich Rico hinter mich nieder, streckt seine Beine rechts und links von mir aus und umfasst sanft von hinten meine Taille.

"W...was machst du da?" Ich drehe meinen Kopf zu ihm und er lächelt mich entschuldigend an.

"Sorry, ich hoffe ich komme dir nicht zu nahe, Miss Vergeben, aber ich will sie echt loswerden", flüstert er mir ins Ohr und seine Nähe überflutet mich mit Gänsehaut.

Seine Umarmung fühlt sich warm und sicher an. "Schon ok", murmele ich verlegen.

Das Feuer entfacht in seiner vollen Pracht und die Wärme begegnet unseren Körpern. Ich weiß nicht, was schöner ist, das glühende Feuer, das vor uns tanzt und wunderschöne knisternde Geräusche von sich gibt, oder die vielen Lichter, die über uns am Himmel schwanken. Die Band spielt wunderschöne sommerliche Lieder und ich genieße diesen Augenblick. Ich zweifle, dass wir immer noch beobachtet werden, aber das Alles fühlt sich so einzigartig an. So vertraut und sicher. Ich entspanne mich jede Minute mehr und lasse meinen Oberkörper nach hinten fallen. Mein Rücken schmiegt sich an Ricos Brust und mein Kopf ruht an seiner Schulter. Ich spüre dabei, wie schnell sein Herz schlägt und bilde mir ein, dass es an mir liegen könnte. Seine starken Arme, die mich fest umklammern, geben mir Sicherheit.

Ich weiß, ich sollte es nicht tun. Aber was ist denn schon dabei. Ich helfe doch nur einem Freund, wobei ich auch zugeben muss, dass ich diese Geborgenheit, die ich schon lange nicht spürte, genieße.

Ich schließe meine Augen und atme seinen Duft ein, versuche den Geruch in mich einzuprägen und erfreue mich über das sanfte Streicheln seines Daumens an meinem Handrücken.

Als die Band wieder schwungvollere Lieder spielt, fragt Rico: "Wollen wir tanzen?"

"Tanzen?", wiederhole ich überrascht. Rico nickt, richtet sich auf und hält mir lächelnd seine Hand hin.

Gedankenverloren ergreife ich sie und die Berührung fühlt sich an, wie ein Stromschlag, der durch meinen ganzen Körper strömt. Oder ein Beben, das nicht aufzuhalten ist.

Was ist bloß los mit mir? Wie macht dieser fremde Mann, dass ich mich so fühle? Ich habe Angst zu viel zu fühlen. Zu viel zu wollen. Ich habe Angst zu zerbrechen, an seinem Dasein. Aber nichtsdestotrotz jage ich diesem Gefühl hinterher, das ich schon fast vergessen habe. Ist doch egal, wo man Appetit holt, solange Zuhause gegessen wird, oder?

Wir bewegen unsere Körper zur Musik, immer noch die Hände haltend, schmiegen uns an einander und lassen wieder los, fühlen die Musik und lassen es auf uns zukommen.

Als die Band Feierabend macht und die Menschenmassen schwinden, bin ich etwas traurig, dass die Nacht endet, doch Rico besteht darauf mich zu begleiten.

"Ja, du hast recht", gebe ich zu, als ich die betrunkenen Grüppchen erblicke. "Ich sollte nachts nicht alleine rumlaufen. Es ist auch nicht weit. Ich bin in diesen kleinen Ferienhäuschen untergekommen, die hier am Strand sind."

Rico lächelt und folgt mir.

"Vielen Dank für den schönen Abend! Ich habe es sehr genossen", sage ich, als wir eine Weile den Strand entlang laufen. Der Wind hat sich beruhigt und es kommt mir viel wärmer vor als zuvor. Vielleicht liegt es auch an dem vielen Tanzen.

"Das muss aber noch nicht das Ende sein!", sagt er überraschend.

"Was?" Ich lächle ihn verwundert an. "Was willst du denn machen? Es hat schon alles zu."

Er zuckt mit den Schultern und dreht sich Richtung Wasser. "Schwimmen! Wir sind doch hier am Strand."

"Du spinnst! Das Wasser ist doch bestimmt eisig. Es ist Nacht."

"Probieren wir es doch mal aus." Überraschend greift er nach dem Saum seines T-Shirts und streift es sich ab, bevor er das gleiche mit seiner Hose macht.

"Das kannst du nicht machen! Hier ist doch keine Menschenseele."

"Ganz genau", sagt er so sinnlich, dass ich hypnotisiert bin, von seiner rauen Stimme und seinem durchdringlichen Blick.

Er kommt auf mich zu, streicht mir die Jeansjacke von den Schultern und greift nach dem unteren Teil meines Kleides. Kurz hält er inne und beobachtet mich, um meine Erlaubnis zu bekommen. Ich sage nichts, fixiere ihn nur gespannt mit meinen Augen, und somit hat er seine Antwort. Behutsam zieht er es über meinen Körper.

Kurzentschlossen greife ich nach seiner Hand, atme tief durch und laufe mit dem Fremden zum Wasser.

Das Wasser ist angenehm warm. Richtig erfrischend. Ich tauche ab, schwimme ein kleines Stück unter Wasser und komme wieder hoch, streiche über mein Gesicht und mein Haar und sehe, wie Rico mich beobachtet. Da ich mit der Situation nicht klarkomme, spritze ich ihm das Wasser ins Gesicht.

"Glotz nicht so!", scherze ich.

Auch er taucht unter und ich warte eine Weile, fühle mich regelrecht allein gelassen mit dem kühlen Wasser, dem Sternenhimmel und dem hellen Mond. Direkt vor mir, ganz nah an meinem Körper kommt er hoch. Sein Gesicht ist meinem so nah. "So viel Selbstbeherrschung habe ich aber nicht", flüstert er und streicht mir eine lose Strähne hinters Ohr.

Mein Herz macht einen Sprung, um dann umso schneller zu schlagen. Ich bin gefangen, beobachte sein wunderschönes Gesicht und seine gierigen Augen.

"Wie ist dein Name, Miss Bezaubernd?"

"Luna ... Kiara Luna."

"Was bedeutet das?", flüstert er ganz nah an meinem Gesicht.

"Der strahlende Mond."

"Wunderschön." Er atmet schwer, genau wie ich. Es ist wie ein Kampf zwischen richtig und falsch. Aber was ist richtig? Und was ist falsch? Mein Kopf dreht sich, als wäre ich nicht nüchtern.

Rico legt seine Hand an meinen Hals, der Daumen streichelt meine Wange bevor seine Lippen ganz zaghaft meine berühren. Ich öffne meine und erlaube ihm somit weiterzumachen. Langsam gleiten unsere Lippen aufeinander. Er umfasst meine Hüften und zieht mich an sich, wobei ich meine Beine um ihn schwinge. Der Kuss wird schneller und sinnlicher. Ich spüre seine Beule an meiner Mitte und genieße den engen Kontakt, bis mir schlagartig klar wird, was gerade passiert.

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