Kapitel 1

Nach einem anstrengenden Schultag lasse ich meine Schultasche in eine Ecke meines Zimmers fallen und schmeiße mich auf mein Bett. „So schlimm war es doch heute gar nicht", lacht Bella mich aus. "Hast du eine Ahnung", seufze ich und setze mich auf. „Willst du was essen?", frage ich sie. „Grad nicht, danke", lächelt sie und setzt sich neben mich. „Und was machen wir jetzt?", frage ich weiter. „Serie?", grinst Bella mich an. Ich nicke und schnappe mir meine Fernbedienung, um den Fernseher anzuschalten. Dann lege ich mich entspannend auf den Bauch und lasse die Folge beginnen. Bella tut es mir nach und schnappt sich noch meine Decke, um sie über uns zu legen.

Irgendwann nach der zweiten oder dritten Folge sind wir dann doch hungrig und gehen nach unten in die Küche. „Hallo ihr zwei", begrüßt uns meine Mutter, die gerade schon an unserem Gasherd steht und irgendetwas essbares zubereitet. Um ehrlich zu sein, ist sie keine besonders gute Köchin, aber immerhin vergiftet sie uns nicht. „Hallo Lucy", sagt Bella freundlich und holt ein paar Teller aus einem unserer Schränke. Sie war schon so oft hier, dass sie sich mittlerweile besser auskennt als ich selbst. Darüber grinsend helfe ich ihr sofort und nehme Gläser und Besteck heraus. Damit gehen wir zusammen ins Wohnzimmer und decken den alten runden Holztisch.

In der Mitte des Tisches liegt ein Seidendeckchen, worauf eine antike Vase mit einem schönen Strauß roter Rosen steht. Die Vase ist aus Glas und mit weißen verschlungenen Linien verziert. Auch unser Geschirr ist schon sehr alt, sieht aber trotzdem noch sehr schön aus. Es ist aus Porzellan und verziert mit lauter gemalten Rosen. Unser gesamtes Wohnzimmer wirkt so, als wäre es dem 15. Jahrhundert entsprungen. Da passt der moderne Fernseher, der an einer Wand hängt, gar nicht herein. Doch ich liebe es. Es ist, als lebt die alte Zeit hier in unserem Haus weiter...

Meine Mutter reißt mich aus meinen Gedanken, indem sie uns in die Küche ruft. Wir sollen ihr noch etwas helfen, bevor wir essen können. Als wir schließlich so weit sind, füllen wir das Essen in Schüsseln und nehmen es mit ins Wohnzimmer. Dort essen wir und unterhalten uns über unseren heutigen Tag. Nachdem wir fertig sind, helfen Bella und ich noch, den Tisch abzuräumen und wollen schon wieder nach oben, doch meine Mutter hält uns auf. „Maria, wärst du noch so lieb, mir den alten Plattenspieler vom Dachboden zu holen? Ich hab ihn letztens weggeräumt, weil hier kein Platz mehr war", erklärt sie. „Klaro", sage ich enthusiastisch und ziehe Bella an der Hand hinter mir nach oben.

Vorsichtig öffnen wir die Luke zum Dachboden und klettern hinauf. Hier oben ist es ziemlich staubig und so muss ich einmal kurz niesen. „Hier oben müsste auch mal aufgeräumt und geputzt werden", stelle ich lachend fest. Bella, die nach mir die schmale Leiter hochkommt, stimmt heftig nickend zu. „Mariaaaa", flüstert plötzlich eine unbekannte Männerstimme. Erschrocken drehe ich mich um. „Was war das?", frage ich ängstlich. „Was war was?", stellt Bella eine Gegenfrage. „Da hat jemand meinen Namen geflüstert" „Bellaaa", flüstert diese Stimme wieder. Diesmal sieht sich auch die Angesprochene um. „Das kam von der Tür", sagt sie unsicher. „Denkst du wir sollten nachschauen, was dahinter ist? Ich meine, diesmal ist es ja ganz anders", schlägt sie vor. „Ich weiß nicht Bella", murmle ich.

„Komm schon, wenn ein Ungeheuer dahinter ist, können wir sie ja sofort wieder schließen", lacht sie und versucht die Situation zu verharmlosen. „Aber du gehst vor", gebe ich schließlich nach. Nun ist meine Neugier doch größer als die Angst. „Abgemacht", freut sich Bella und hüpft vergnügt in Richtung der Tür. Vorsichtig folge ich ihr. Dann legt sie ihre Hand auf die Klinke und drückt sie herunter. Ganz langsam öffnet sie die Tür einen Spalt. Dann noch einen. Und schließlich komplett. Fassungslos sehe ich in den Raum. Bella fängt sofort an zu lachen. „Das kann doch nicht sein", gebe ich verwirrt von mir. „Das ist doch nur ein uralter Spiegel. Was mach denn dann die gruseligen Geräusche?", frage ich eher mich selbst als Bella, welche sich vor Lachen fast nicht mehr halten kann. „Vielleicht liegt hier irgendwo ein Tonband", gibt sie Stück für Stück von sich und beruhigt sich langsam wieder. „Aber das müsste doch irgendwer immer wieder anstellen", runzle ich die Stirn. „Ich hab doch auch keine Ahnung. Lass uns mal näher ran gehen. Der Spiegel ist ja schon voll verstaubt und man erkennt nichts mehr", schlägt Bella vor und ich stimme nickend zu.

Vorsichtig treten wir näher. „Hey, der Spiegel, spiegelt gar nicht!", ruft Bella empört. Auf dem vermeintlichen Spiegel erkennt man einen Wald. Er ist heller als normale Wälder und sieht einladend freundlich aus. Auf einem der Bäume sitzt ein Eichhörnchen und knabbert an einer Nuss. WARTE! Das Eichhörnchen bewegt sich! „Bella?", frage ich vorsichtig. „Was ist?" „Bitte sag mir, du siehst auch, dass sich das Eichhörnchen bewegt...", gebe ich vorsichtig von mir. Lange sagt Bella nichts und starrt verschreckt auf den Spiegel. Plötzlich springt das Eichhörnchen vom Baum und rennt weg. „Bella? Das macht mir Angst!" „Ja, ja ich hab das auch gesehen. Das ist wirklich etwas gruselig. Wir sind ja nicht in Hogwarts", sagt sie leise. „Was machen wir jetzt?", frage ich weiter. „Ich weiß nicht"

Vorsichtig strecke ich meine Hand aus, um das bewegte Bild zu berühren, doch dann kann ich mich nicht mehr halten und falle nach vorne. Ich höre nur noch die verschreckte Stimme von Bella, dann wird es still um mich. Es ist, als würde mich der ‚Spiegel' einsaugen...

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