8. Kapitel (Sie):

Zusammen mit meinen Geschwistern entwickele ich mich zu einem richtigen Fuchswelpen. Im Laufe der nächsten Wochen öffnen sich unsere Augen, mein Fell wird heller, eine weiße Schwanzspitze wird sichtbar. Zusätzlich färben sich meine Beine und Füße schwarz, während das Fell eines ausgewachsenen Fuchses immer mehr zum Vorschein kommt. Die komplette Entwicklung wird noch sechs Monate dauern, jedoch wachse und gedeiht ich, trotz des herrschenden Misstrauens der anderen Füchse, prächtig.
Ich mache täglich Fortschritte.
Im Alter von vier Wochen dürfen wir endlich die Sicherheit der Wurfhöhle verlassen, um spielerisch jagen und kämpfen zu lernen, während wir stets von unserer wachsamen Mutter im Auge behalten werden.
Sie erholt sich nur langsam von den durch den Kampf entstandenen Wunden, trotz der Tatsache, dass dieser schon einige Wochen zurückliegt, trotzdem bemüht sie sich, dass wir so wenig wie möglich davon mitbekommen.
Dafür sind wir sowieso viel zu sehr mit Spielen und Toben beschäftigt.
Ausgelassen balge ich mich mit meinen Schwestern und Brüdern.
Als wir zu sehr erschöpft sind legen wir uns zu unserer Mutter ins warme Licht der Sonne.
Müde und glücklich zugleich rolle ich mich zusammen, schließe meine blauen Augen und schlafe ein.
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Die Füchsin:

Liebevoll blicke ich auf die sechs Fellknäule, die sich eng an mich geschmiegt zusammengerollt haben und ebenfalls die wärmenden Strahlen der Sonne auf ihren Pelzen genießen, hinab und bin sofort von tiefempfundenem Stolz, aber auch ebenso von Angst und Schmerz erfüllt.
Natürlich ist mir klar, dass ich weder meine leiblichen Kinder, noch mein adoptiertes vor der Gewalt und Feindschaft der anderen Füchse schützen kann, trotzdem werde ich meine Jungen immer und immer wieder verteidigen, falls es wieder zu einem Kampf kommen sollte. Sie entwickeln sich prächtig, und dass macht jeden schmerzenden Muskel wett.
Und doch prägt Angst meine Träume.
Wie soll ich die Welpen beschützen, falls ich demnächst versterben sollte? Wer kümmert sich dann um sie?
Die Antwort liegt auf der Hand: Niemand. Obwohl das ehemalige Menschlein vom Geist des Waldes in Unseresgleichen verwandelt wurde, fürchten sich viele vor dem neuen Mitglied des Familienverbandes. Viele würden sie vermutlich gerne tot sehen... Zuerst würde man sie zerfleischen, anschließend wären meine Welpen dran...
So ein Unsinn!
Wütend schnaubend schüttel ich den Kopf und versuche mit aller Kraft, diese abscheulichen Gedanken loszuwerden.
Noch lebe ich und das wird auch noch lange so bleiben!
Um endlich an etwas anderes zu denken beginne ich mit dem tägliche Waschen meines sechsköpfigen Nachwuchses und führe das tägliche Säubern.
Zappelnd und spielerisch knurrend wachen die Jungtiere langsam nacheinander auf und versuch sich meiner Zunge zu entziehen.
Keine Chance.
Der Mensch in dem sechsten Welpen ist nicht mehr zu erkennen und das ist auch gut so. Es gibt durchaus andere Tiere, die meine Entscheidung dieses "Mischwesen" zu adoptieren und gar großzuziehen, nicht verstehen und es schon gar nicht respektieren.
Mit zusammengebissenen Zähnen denke ich: "Dann werde ich sie vor dem ganzen Wald beschützen! Genauso wie meine Welpen. Wir sind ihre Familie und werden sie bis auf den Tod verteidigen!"
Währenddessen führe ich meine Putzroutine fort, während meine Gedanken weiterhin in tiefer Sorge versunken sind. Die Kleinen scheinen es zu merken, denn jetzt sind sie ruhig, anstatt weiterhin spielerisch zu raufen oder sich weiterhin gegen meine Zunge zu erwähren.
Mit dem Mädchen hat sich unser aller Schicksal geändert, denn was immer auch passiert, wir werden für immer mit ihr in Verbindung gebracht werden. Ein weiterer Gedanke macht sich bei mir breit: "Soll ich dieses arme Wesen vielleicht doch gehen lassen? Dann sind meine anderen Jungen geschützt.... Nein, sie ist ebenso meine Tochter! Ich werde sie beschützen! Koste es was es wolle..."
Mit diesen Sätzen im Kopf beende ich das Säubern und schicke meinen Nachwuchs zurück in den Bau. Ohne zu zögern gehorchen sie und sind nun wieder in Sicherheit.
Doch für wie lange?

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