3. Kapitel:

Rote Blitze und unheimliche Schatten huschen durch die anbrechende Morgendämmerung.
Erste, zögerliche Sonnenstrahlen durchfluten den Wald und erhellen die Lichtung, auf dem der Säugling in alte Tücher geschlungen liegt, in goldenes Licht.
Das kleine Wesen schläft tief und fest.
Um sie herum, im verschlungenem Dickicht, ertönen Geräusche knackender Äste und raschelnder Blätter und veranlassen das kleine Wesen, die Augen zu öffnen. Als es dann noch bemerkt, dass die Wärme von Mama und Papa verschwunden ist, fängt es herzzerreißend an zu weinen. Sofort verstummt das Knacken und Rascheln und eine gespenstische Ruhe, alleine unterbrochen von dem weinenden Baby, breitet sich im gesamten Wald aus.
Es ist totenstill.

Trotz des Verbots der Mutter schleichen sich drei mutige Wolfswelpen aus deren Versteck und nehmen aus sicherer Entfernung Witterung von dem fremden Wesen auf.
Was bitteschön ist das?
Neugierig geworden schleichen die drei Geschwister näher und beschnüffeln das Menschlein nun mit weniger Distanz. Der Säugling hört augenblicklich auf zu plärren und greift mit ungeschickten, winzigen Händen nach den warmen Pelzen der Welpen. Erschrocken weichen diese fiepend zurück.
Alarmiert durch den Angstschrei ihres Nachwuchses verlässt auch die Wölfin das Gebüsch und rennt drohend knurrend auf das Baby zu.
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Die Füchsin:

Aus einem mir selbst nicht erklärlichem Impuls heraus, stelle ich mich dem anderen Weibchen in den Weg und knurre ebenfalls mit gefletschten Zähnen. Da ihre Jungen in Sicherheit sind, hat die Wölfin keinen Grund für einen Kampf und zieht sich mit hocherhobenem Schwanz, nach oben gerecktem Kinn und aufgestellten Ohren zurück.
Ich bin nun alleine mit dem Säugling.
Immer noch in meiner breitbeinigen Beschützerposition verharrend scanne ich mit meinen grünen Augen wachsam das gesamte Dickicht, das die Lichtung umringt, während mein feuerfarbener Pelz mit der weißen Brust und dem weißen Bauch von den heller werdenden Sonnenstrahlen beschienen wird. Trotz wachsam gespitzter Ohren nehme ich keinen Laut wahr.
Mein Nackenfell glättet sich.
Nun doch neugierig geworden drehe ich mich zu dem kleinen Bündel um und beschnuppere es ausgiebig. Zwar schwach, jedoch wahrnehmbar dringt der Geruch von Milch in meine empfindliche Nase.
Das Baby wurde eindeutig gesäugt.
Da ich selbst bereits Junge habe, habe ich ebenfalls genug Milch und fühle mich instinktiv dazu verpflichtet, dieses kleine Wesen als mein Eigen großzuziehen. Um dieses zu verwirklichen entferne ich vorsichtig die Decken von dem zerbrechlichen Leib des Menschleins und hebe es am Kragen des kleinen Nachthemdes hoch.
Zielstrebig lauft ich zu meiner Höhle.
Dort angekommen scanne ich ein weiteres Mal die Umgebung und schlüpft dann in den dunklen Bau. Eine angenehme Wärme empfangen mich und das neue Familienmitglied. Beide werden wir von heißerem Fiepen in Empfang genommen, so als wäre es das normalste der Welt. Behutsam lege ich den Säugling zu meinen hilflosen, acht Tage alten Welpen. Alle, sowohl Mensch als auch Tier, werden liebevoll, jedoch gleichzeitig energisch von mir ausgiebig geputzt.
Fiepende Proteste werden laut.
Nachdem die Reinigung vollzogen ist bedienen sich beide Arten ausgiebig an meiner reichlichen Milchbar. Nach dieser ausgiebigen Mahlzeit gesättigt kuscheln sich alle Babys an meinen warmen Bauch und schlafen augenblicklich ein.
Das Menschenbaby ist jetzt Teil der Familie. Ich werde es säugen und großziehe wie mein eigen Fleisch und Blut, werde es beschützen und gegen alle Gefahren verteidigen.
Mein Leben lang.

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