2. Kapitel:
In dem kleinen Dorf herrscht Aufruhr, das Verschwinden der beiden ist längst aufgefallen. Viele Menschen stehen mit Fackeln auf der großen Wiese, jedoch weis keiner so Recht, um was genau es geht.
Doch die Reichen, die machen sich Sorgen.
Schon längst haben sie wieder damit begonnen, den Wald mit Hilfe der Männer der Wache, meinst muskulöse, bullige und vor allem unerschrockene Männer, zu betreten. Getrieben von dem alten Hass ihrer Vorfahren haben sie angefangen kleinere Teile des Waldes zu zerstören. Doch nach einem Suchen sie unermüdlich: dem größten und ältesten Baum, der den Geist des Waldes beherbergen soll und Segen und Heilung verspricht.
Die Gier ist erneut erwacht.
Die Reichen sind von dem Gedanken besessen, den Armen nur noch mehr voraus zu sein und nie wieder von Krankheit oder Schwäche berührt zu werden.
Durch das Eindringen der beiden Unteren wird das alles gefährdet.
Was ist, wenn sie dahinter kommen und den anderen petzen? Wie können sie sich noch das Vertrauen ihrer Untertanen sicher?
Es wäre eine Katastrophe…
Es gibt nur eine Lösung: das junge Paar muss zum Schweigen gebraucht werden. Aufgrund ihrer Vertrautheit mit dem Wald werden drei Männer der Wache hineingeschickt, um ihren Auftrag ohne Skrupel auszuführen.
Es wird schnell gehen.
Trotz ihrer Stiefel aus Leder, hergestellt aus heimlich erlegten Tieren, schleicht der Trupp durch das Unterholz.
Bald werden sie die kleine Familie finden.
Aufgeweckt durch ein Geräusch, das im Halbschlaf an sein Ohr gedrungen ist, fährt der Mann aus dem Schlaf. In seinen Armen hält er seine schlafende Frau, die ihre im Traum versunkene Tochter fest umklammert hält.
Was hat ihn geweckt?
Angestrengt versucht er mit zusammengekniffenen Augen in der Finsternis irgendwelche Umrisse ausfindig machen zu können, aber da ist nichts.
Hat er nur geträumt?
In dem Versuch endlich richtig wach zu werden, schüttelt er energisch den Kopf, während Adrenalin durch seinen Körper rauscht. Doch er kann sich nicht wirklich bewegen, schließlich will er weder seine Frau, noch seine Tochter aufwecken.
Sind sie in Gefahr?
Mit vorsichtigen Bewegungen legt er seine Gattin sanft auf den Boden, denn sie beide sind im Sitzen eingeschlafen. Das Baby legt er auf ihre Brust.
Jetzt kann er aufstehen.
Breitbeinig und mit erhobenen Fäusten positioniert er sich vor seiner schlafenden Familie, bereit, sie gegen jede Gefahr zu verteidigen.
Doch der Wald ist still.
Mit weiterhin weitgeöffneten Augen und lauschenden Ohren versucht er jedes noch so kleine Geräusch aufzufangen, aber da ist einfach nicht.
Was hat ihn dann geweckt?
Der Mann merkt, wie ihm kalter Schweiß über Rücken und Stirn rinnt, der nur mäßig von dem Stoff seiner Kleider aufgesogen wird. Er beginnt zu frieren, was heißt dass seine Frau und seine Tochter ebenfalls frieren müssten. Als er beschließt sich wieder zu seinen Liebsten zu gesellen um ihnen seine Wärme zu schenken, hört er ein lautes Knacken ganz in ihrer Nähe. Wieder von panische Angst ergriffen rüttelt er seine Frau wach und erklärt ihr mit leiser Stimme die Lage. Mit erschrocken, weit aufgerissenen Augen starrt sie ihn an.
Man hat sie gefunden…
Beide wissen sie: es gibt nur eine einzige Möglichkeit. Um ihre kleine Tochter zu schützen müssen sie sie hier, in diesem endlosen, finsteren Wald zurücklassen. Einen anderen Ausweg gibt es nicht.
Von tiefer Trauer erfüllt legt die Frau ihr Baby vorsichtig auf den Boden und versucht es so gut es geht mit Blätter zuzudecken, um es vor Kälte und bösen Tieren zu schützen. Von Schluchzen geschüttet und mit tränenüberströmten Gesicht richtet sie sich auf und klammert sich voller Verzweiflung an ihren Mann. Mit einem einzigen Blick gibt er ihr zu verstehen, dass es kein Zurück mehr gibt und ergreift ihre Hand. Ohne zu wissen vor wem oder was sie überhaupt flüchten, rennen sie, trotz des schmerzenden Knöchel der Frau, den sie mit zusammengebissenen Zähnen erträgt, ein weiteres Mal hinein in die unbekannte Wildnis und verschwinden in der Nacht, denn sie haben nur ein Ziel: ihre kleine Tochter zu schützen und diese bösen Männer von ihr fortzuführen.
Der Säugling bleibt alleine zurück.
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