10. Kapitel (Sie):
Unsere Mutter hat eine tolle Idee.
Mit ihrer sanften Stimme hat sie uns gesagt, dass sie mit uns einen Ausflug durch den verschneiten Wald zu machen möchte, damit wir uns später bei der Jagd in dem ganzen Weiß gut orientieren können.
Natürlich waren meine Geschwister sofort Feuer und Flamme und konnten kaum erwarten, dass es endlich losgeht.
Auch ich freue mich, trotzdem hält mich noch immer etwas davon ab, mit ihnen zu spielen und meine Gedanken komplett abschweifen zu lassen.
Was es ist, weiß ich nicht.
Wieder ertappe ich mich dabei, wie ich ein weiteres Mal mit gespitzten Ohren und zuckender Nase meine Umgebung scanne mit dem Bewusstsein, dass meine Mutter das gleiche macht. Ohne einen wirklichen Grund schäme ich mich plötzlich für mein nachäffendes Verhalten und tapse mit gesenktem Kopf und Schwanz meinen Geschwistern hinterher, gehe aber noch immer nicht auf die Spielaufforderung der anderen fünf ein.
Stimmt etwas nicht mit mir?
Als ich bemerke, dass der wachsame Blick meiner Mutter ein weiteres Mal auf mir ruht und sie direkt neben mir stehen geblieben ist. Augenblick versuche ich so fröhlich wie möglich auszusehen und setze meinen Geschwistern nach, die bereits einige Meter weit weg sind. Meine Mutter hält mühelos mit mir Schritt. Gemeinsam rennen schließen wir zum Rest der Familie auf, bis wir alle ausgelassen durch das weiße Wunder preschen und ich endlich jedwede düsteren Gedanken und Gefühle endgültig abschütteln kann.
Es ist alles so perfekt.
Ausgelassen wirbeln wir den Schnee auf, werfen uns ab uns zu hinein oder bleiben für kurze Zeit darin liegen, bis wir komplett von dem weißen Zeug bedeckt sind, jedoch stört es uns nicht, da unsere Winterpelze uns wohlig warm halten.
Während des Aufstehens zuckt unsere Mutter kurz zusammen, doch da ich weiß, dass sie es vermeiden möchte, dass wir davon etwas mitbekommen, tue ich ihr den Gefallen und versuche so zu wirken, als hätte ich es wirklich nicht bemerkt.
Ein dankbarer Blick landet auf mir.
Sie ist so unglaublich liebevoll und bekommt alles mit, wie töricht von mir zu glauben, dass sie die Besorgnis in meinen Augen als Reaktion auf ihr Zusammenzucken nicht bemerkt hätte.
Wieder lecke ich ihr Kinn, wobei es letztendlich aus lauter Übermut und Liebe ihr komplettes Gesicht wird, was sie mit einem dankbarem Funkeln quittiert.
Erst jetzt bemerken wird, dass der Rest meiner Familie vor lauter Verausgabung im Schnee liegt und längst tief und fest schlafen. Diesmal funkelt aus den Augen meiner Mutter Belustigung, jedoch auch jede Menge Stolz und Liebe.
Mit all meiner Kraft, die mein schmächtiger Körper aufbringen kann, versuche ich die leichteste meiner Schwestern am Nackenfell mehr oder weniger zu tragen, während meine Mutter den schwersten meiner Brüder ebenfalls am Nackenfell in Richtung sicheren Bau transportiert. Meine andere Schwester und meine zwei Brüder tappen uns immer noch ziemlich verschlafen hinterher.
Ein weiterer schöner Tag geht vorüber.
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