Teil 1

"Heyyy, was machst du hier?", wird Liam unsanft von der jungen, männlichen Stimme geweckt. Er reibt sich die Augen und öffnet sie vorsichtig. Die Sonne blendet ihn ganz schön. Er muss ziemlich blinzeln, um überhaupt etwas zu erkennen. Ziemlich orientierungslos erkennt er die Silhouette eines dunkelhaarigen Jungen.

"Wo .... wo bin ich?", stammelt Liam und findet die Frage dann auch schon wieder dämlich, als er sich ein wenig umschaut und Mengen an groß gewachsenen Sonnenblumen sieht.

"In einem Rosenbeet", lacht der dunkelhaarige ihn aus.

"Sehr witzig", antwortet Liam etwas beleidigt und mustert den Jungen. Eigentlich sieht er ja ganz nett aus. Mit seinen welligen, dunklen Haaren, die ihm lustig in die Stirn fallen. Mit den kleinen Lachfalten. Und seine braunen Augen wirken auch nicht so böse wie die Stimme.

"Also, was machst du hier?", will der Junge wissen.

"Ich ... ich habe keine Ahnung", antwortet Liam und seufzt tief durch. Das letzte an das er sich erinnert ist wie die Sonne sein Gesicht gestreichelt hat und er in einen tiefen Schlaf gefallen ist. In einen Schlaf mit schönen Träumen, auch wenn er sich an die Details nicht mehr erinnern kann.

"Hmm, schon etwas spooky", meint der dunklelhaarige Junge. "Und du erinnerst dich an gar nichts?"

Liam begibt sich in die Hocke. Traurig schüttelt er dann seinen Kopf, sodass seine blonden Haare leicht im milden Wind wehen. Er kann es nicht verhindern, dass ihm Tränen über das Gesicht laufen.

Der Blick und auch die Stimme des anderen Jungen werden sanfter, als er zu Liam sagt: "Du solltest nicht hier sein."

Liam schweigt und sieht stumm zu, wie der Dunklelhaarige sich neben ihn setzt. "Ich bin übrigens Matteo", reicht er Liam die Hand. Liam ergreift sie wie einen rettenden Strohhalm und spürt, wie ihn das auf angenehme Weise durchzuckt. "Liam", stellt er sich vor.

"Hmmm, kurz und knapp", meint Matteo. "Zumindest das weißt du noch."

Schweigend sitzen die Jungen im Sonnenblumenfeld. Das Feld wirkt unheimlich riesig und Liam sieht überhaupt kein Ende, geschweige denn einen Ausgang. Eigentlich müsste das ihm Angst machen. Aber irgendwie fühlt er sich zwischen den prachtvollen Sonnenblumen und ihren kräftig-gelben Blüten seltsam geborgen. Eine Geborgenheit, die durch Matteos Nähe nur noch verstärkt wird. Zumindest ist er gerade nicht alleine.

Vorsichtig tastet er nach der Hand von Matteo, um zu prüfen, dass der Junge real ist und kein Hirngespinst. Er spürt die Wärme und will seine Hand wieder wegziehen. Doch Matteo legt flugs seine andere Hand drauf. Ohne Liam anzusehen, flüstert er: "Es tut gut, Liam, dass du hier bist."

Liam schluckt und will diese schöne Situation nicht zerstören. Und doch will er etwas wissen: "Warum bist du denn hier, Matteo?"

Matteo senkt seinen Kopf. Dann dreht er sich zu Liam, hebt mit seinen Fingern sanft das Kinn des Blonden und schaut ihm tief in die stahlblauen Augen. "Das darf ich dir nicht sagen, Liam!"

Liam merkt, wie sich seine Augen wieder mit Tränen füllen. "Bitte, Matteo", fleht er den dunklelhaarigen Jungen an.

Matteo kaut unsicher auf seiner Unterlippe. "Es geht nicht Liam", sagt er traurig und schaut in den Horizont, wo die Sonne mittlerweile schon tiefer steht.

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