Tränen, so wertvoll wie Diamanten

Kapitel 36

Langsam triftete ich in die Schwärze der Ohnmacht. Oder doch eher in die Schwärze des Totes? Ich wusste es nicht und wollte darüber jetzt nicht weiter nachdenken. Das wichtigste war, dass ich jetzt mein Bewusstsein nicht verlor. So glaubte ich zumindest, sei es richtig.

Nach Minuten des Keuchens und Verkrampfens, fragte ich mich, warum ich überhaupt noch kämpfte. So wie es um mich stand, würde mich sowie keiner rechtzeitig finden oder retten können, da die Medizin des Mittelalters nicht fortgeschritten war. Sollte doch Lukas seinen beschissenen Krieg selber regeln! Die Kinder des verlorenen Dorfes hatten den König und Henna an ihrer Seite. Alle waren versorgt. So kann ich in Frieden sterben, dachte ich und ließ meine Gesichtszüge locker, sodass sich meine halb geöffneten Augen langsam schlossen. Mama hatte bestimmt Simba zu sich genommen. Oder Simba hatte sich ein anderes zu Hause gesucht. Das traute ich ihm zu. Wie jeder weiß, sind Katzen ja unberechenbar.

~ ° ~

"Ally? Lady Allyson?" Etwas stieß immer wieder hart gegen meine Füße, wodurch ich aufwachte und langsam meine Augen aufschlug. "Ally", hörte ich Hannas entsetzte Stimme ohrenbetäubend laut, als sie die Tür mit Gewalt aufdrückte. Verwirrt sah ich um mich. Ich- Ich war nicht tot! "Um Gottes Willen! Was ist denn mit dir passiert? Geht es dir gut?", fragte sie besorgt, als sie sich neben mich kniete.
"Ich- Ich weiß nicht", meinte ich verunsichert und fasste mir an meine Stirn. Nässe benetzte meine ganze Hand. Geschockt starrte ich auf meine von Blut getränkte Hand.
"Na komm", griff sie unter meine Arme und half mir mich aufzusetzen. Als ich aufrecht saß, wurde mir augenblicklich schwindelig, weshalb ich mich auf meinen Rücken legte und die Füße auf die Matratze platzierte. Erschöpft schloss ich meine Augen.
"Hier trink", hielt mir die Zopfe ein Glas Wasser hin. Ganz vorsichtig hob ich meinen Oberkörper und trank. Kühl lief die Flüssigkeit meine trockene Kehle hinunter.
"Danke", hauchte ich und legte mich hin.
"Ich rufe jetzt einen Arzt! So geht das mit dir nicht mehr weiter", sagte Hanna verärgert und stand auf.
"Nein", rief ich in Panik. "Mir geht es schon viel besser. Ehrlich! Meine Beule auf der Stirn ist aufgegangen, daher das ganze Blut, und ich bin gestern Abend wegen Erschöpfung zusammen gebrochen. Wir brauchen keinen Arzt!", erklärte ich Hanna schnell, die im Türrahmen stehen geblieben war. Skeptisch musterte sie mich. "Ich muss nur etwas essen, viel Trinken und das war es dann. Dann kann ich auch wieder in den Unterricht gehen. Versprochen", versuchte ich sie zu überzeugen.
"Na gut", flüsterte sie und kam wieder auf mich zu. "Wenn du aber nochmal umfällst, rufe ich wirklich den Arzt", murmelte sie ernst und half mir auf. Nun schwankte ich mit ihrer Stütze zu dem kleinen Tisch und ließ mich träge auf dem Stuhl nieder. Wie ein Kartoffelsack hing ich auf ihm und aß ein Käsebrot, das mir Hanna geschmiert hatte. Eigentlich hatte ich gar keinen Hunger, aber um Hanna zu beruhigen, zwängte ich mir das Essen hinunter. Nachdem ich drei Gläser Wasser getrunken hatte, schliff ich ins Bad und ging duschen.

Müde schloss ich meine Augen und lehnte mich gegen die kühlen Wandfliesen, als das warme Wasser meine Haut berührte. Ich war so erschöpft! Mein Körper fühlte sich an, als hätte er tagelang keinen Schlaf mehr bekommen.

Aus der Dusche getreten, sah ich unwillkürlich in den Spiegel. Etwas weiß glänzendes blinkte mir entgegen. Gähnend sah ich wieder weg und zog mir meine Hose an, bis mein Gehirn realisierte, was ich gerade gesehen hatte. Geschockt weiteten sich meine Augen. Hastig stolperte ich nahe an den Spiegel heran und starrte fassungslos meine Stirn an. Milchig glänzte ein ovaler Diamant im Licht der Spiegellampen.

"Nein, nein, nein", flüsterte ich nahe der Panik und fasste mit zittrigen Händen an den Stein. Er besaß viele Kanten und Ecken und war Körperwarm. Verzweifelt kratzte ich über das harte Material und über meine Stirn. Doch keine Chance. Ich tat mir eher selber weh, als das ich ihn entfernt bekam. Warum? Warum tat mir das Schicksal das an? Ich hatte ihm oder ihr doch überhaupt nichts getan! Kraftlos sank ich auf den Boden. Heiße Tränen liefen über meine Wangen, als ich nun starr an das weiße Regal unter dem Waschbecken starrte. Was sollte das? War ich nun ein Mensch oder doch irgendeine andere Spezies?

Verzweifelt kniff ich meine Augen feste zusammen, presste meine Hände auf die Ohren und krallte meine Finger in meine noch feuchten Haare. Ich wollte niemanden sehen und niemanden mehr hören. Leise verließ ein Schluchzer meinen Mund. Das war für mich alles zu viel! So ein Diamant konnte doch nicht von heute auf morgen entstehen! Der Pickel, die Beule, die Schmerzen, fiel es mir wie Schuppen von den Augen, weshalb ich meine Lider vorsichtig öffnete. Das alles war in der einen Woche passiert und ich dumme Kuh hatte es noch nicht einmal gemerkt! Wütend über mich selber, wichte ich mir grob die Tränen von den Wangen. Warum hatte Hanna den Diamanten nicht gesehen? Das Blut, fiel es mir ein. Das Blut hatte ihn verdeckt! Niedergeschlagen stand ich auf. Irgendwem musste ich von meinem Problem erzählen, damit er mit mir die Lösung suchte. Ich würde das nämlich sonst nicht verkraften! Entschlossen band ich mir mein Stirnband um die Stirn, zog mich fertig an und flüchtete an Hanna vorbei, die mir verwirrt hinterher schrie, was mit mir los sei. Ich ignorierte ihre Fragen und sprintete zu den Ställen. Hanna konnte ich das nicht erzählen! Sie war, so schlimm es auch klang, nur eine Zofe und hätte somit keine Befugnis zur Bibliothek oder irgendwelchen anderen Räumen, die mir halfen die Lösung oder eine Erklärung zu finden, warum ich einen Diamanten in der Stirn hatte.

"Was meinst du Tessa? Zu wem soll ich?", fragte ich die Stute, als wir den Waldweg entlang ritten. Gedankenverloren schlug ich automatisch den Weg zu Henna ein. Perplex betrachtete ich die Scheune der Drachen, als Tessa stehen blieb. "Also gut", atmete ich tief durch, sprang von der Stute hinunter und joggte zu Hennas Scheune. Als ich hinein lugte, war sie leider nicht da. Suchend wanderte ich über den Platz und fand die Drachendame schlussendlich bei Lord Merlins Drachen. Sie kämpften oben am Himmel verbissen miteinander.

"Henna", brüllte ich. Verzweifelt schüttelte sie Pauls Krallen an ihrem Hals ab und sah zu mir hinunter. "Können wir kurz miteinander reden?", rief ich zu ihr nach oben. Flehend starrte ich zu ihr hoch.
"Tut mir leid Ally. Ich habe gerade keine Zeit. Ich bin am Üben mit Sir Paul", hörte ich sie leise in meinem Kopf. Enttäuscht nickte ich und ging wieder zu Tessa zurück. Zu wem sollte ich jetzt?

~ ° ~

"Und dann habe ich-", setzte ich verunsichert an und sah zu dem Jungen neben mir. Verträumt starrte er in die Luft. "Sag mal Toni? Hörst du mir überhaupt zu?", fragte ich aufgebracht. Aus seinen Gedanken gerissen, blinzelte er ein paar mal.
"Was hast du gesagt?", fragte er verpeilt. Frustriert schnaubte ich und drehte mich auf den Absatz um. Ohne ein weiteres Wort an ihn zu verlieren, marschierte ich zu Tessa zurück. Ich war nun schon bei Kandor, Simon, Sir Ivan und Lord Merlin gewesen. Doch alle hatten keine Zeit gehabt oder hörten mir nicht richtig zu. Das war doch echt zum Verzweifeln!

Unglücklich schwang ich mich wieder auf den Sattel. Jedoch wusste ich nicht, wohin ich nun gehen sollte, weshalb ich ratlos auf der Stute saß.

"Morgen ist auch noch ein Tag", murmelte ich seufzend und trat sanft gegen Tessas Bauch. Geschmeidig setzte sie sich in Bewegung. Vielleicht hatte Sir Hunter morgen Zeit. Dann könnte ich es ihm direkt sagen. Aber ob das wirklich so eine gute Idee war? Er wusste ja noch nicht einmal, dass ich von der Erde kam... hoffte ich zumindest.
Ein Bild von unserer letzten Stunde schoss an meinen Augen vorbei. Lukas, fiel es mir ein. Er hatte zu mir gesagt, dass ich zu ihm gehen konnte, wenn ich Probleme hatte. Warum war ich da nicht schon vorher drauf gekommen? Er war der König und hatte somit zu allen Informationsquellen zugriff! Außerdem wusste er, was ich war und wo ich her kam.
Mit neuer Hoffnung ritt ich in Windeseile durch den Wald und kam eine viertel Stunde später schnaufend vor dem Büro des Königs an. Die zwei Wachen hatte ihre Speere vor der Tür gekreuzt.
"Ist der König da?", fragte ich, als ich vor ihnen stand.
"Eure Majestät ist in einer Besprechung und wünscht keine Störungen", antwortete mir der linke Soldat. Enttäuscht sanken meine Mundwinkel.
"Gut... Dann geh ich mal wieder", lächelte ich schwach und drehte mich um. Mal wieder kein Glück! Wie sollte es auch anders sein?
"Lady Allyson?", sprach mich der rechte Mann an. Fragend sah ich nach hinten. Wie auch ich, blickte sein Kollege ihn neugierig an.
"Die Besprechung endet bald. Wenn Ihr unbedingt zu ihm möchtet, wartet hier", nickte er. Ein wenig Verwirrt über sein nettes Lächeln, setzte ich mich an die Wand, die von vielen Fenstern geziert wurden. Normalerweise waren die Soldaten immer ernst und streng. Ich war wirklich positiv überrascht.

~ ° ~

"Seid wann liegt sie schon auf dem Boden?"
"Seid zwei Stunden Eure Majestät." Grummelnd schlug ich meine Augen langsam auf. Die zwei Soldaten und Lukas knieten vor mir.
"Gut geschlafen MyLady?", grinste Lukas. Grummelnd stützte ich mich auf meiner rechten Hand hoch und rieb über meine schweren Lider. Die Schamesröte stieg mir ins Gesicht, als mir der Gedanke kam, dass mich die Wachen wohl die ganze Zeit beim Schlafen beobachtete haben mussten. Schwermütig stand ich vom Boden auf. "Was verschafft mir die Ehre von einer so reizenden Dame, wie Ihnen besucht zu werden, die ,unglaublich aber wahr, auf dem Flur schläft, nur um mit mir zu sprechen", scherzte Lukas. Mir war leider nicht zum Lachen zumute, weshalb ich ihn einfach nur niedergeschlagen ansah. Sein Lächeln verschwand daraufhin. "Hier entlang bitte", sagte er leise, als er die Lage verstand, und zeigte zu seiner Tür. Eine Mischung aus Besorgnis und Verwirrung zeigten seine harten Gesichtszüge. Still ging ich seiner Aufforderung nach. Gleichzeitig wich ich den fragenden Blicken der Soldaten aus und sah auf den Boden.

Auf der Couch platz genommen, schenkte ich mir direkt eine Tasse Tee ein. Ich brauchte jetzt unbedingt eine, um meine Nervosität, die langsam auf kam, zu unterdrücken.
"Ich muss nur noch kurz die Papiere weg räumen. Direkt danach stehe ich dir zur Verfügung", sagte Lukas in den Raum hinein, als er hinter sich leise die Tür schloss. Ich nickte und nippte vorsichtig an meiner Tasse. Wie immer Apfel. In der Beziehung hatten Lukas und ich den selben Geschmack.

Die Tasse geleert und mir eine Decke aus seinem Zimmer über den Körper gelegt, saß ich ungeduldig auf der Couch und lauschte dem Kratzen einer Feder auf Papier. Ruhig schlug Lukas nun das Buch zu und räumte es in sein Bücherregal. Prombt stieg meine Nervosität an, als ich dachte, dass er jetzt fertig war und mit mir reden würde. Doch gegen meine Erwartung setzte er sich wieder an seinen Schreibtisch und ordnete Blätter auf zwei Haufen.
"Bist du dir wirklich sicher, dass ich ein Mensch bin?", platzte es aus mir heraus, als ich es nicht mehr aushielt. Ich könnte mich selber ohrfeigen. Ich wollte es ihm langsam erklären... und nicht wie eine Bombe platzen lassen!
Verwundert sah er von seinen Papieren auf. Schnell wandte ich meinen Blick ab. Meine verunsicherte und verzweifelte Miene sollte er nicht sehen!
"Ja, warum?", fragte er nun und kam auf mich zu. Starr blickte ich auf meine Finger, die nervös mit dem Stoff der Decke spielten. Plötzlich traute ich mich nichts mehr zu sagen, weshalb ich schwieg. "Ally? Was ist los? Du benimmst dich sehr merkwürdig", fragte er fürsorglich und setzte sich neben mich. Meine Hände fingen an, an der Decke zu zerren, so angespannt war ich.
"Ich-", brachte ich heißer heraus. "Ich hab ein-." Meine Stimme versagte mir. Der Satz wollte einfach nicht aus meinem Mund. Noch zwei, drei mal versuchte ich es, doch nichts. Noch nicht einmal den Anfangsbuchstaben des Steines konnte ich aussprechen. Tränen der Frustration und der Verzweiflung bildeten sich in meinen Augen. Langsam kullerten sie meine Wangen hinunter.
"Ally. Jetzt ganz ruhig", sprach er beruhigend auf mich ein und goss mir Tee in die Tasse. Zum ersten mal seit Minuten sah ich auf. Ernst schaute er in meine Augen. Wenn ich nicht reden konnte, zeigte ich es ihm einfach! Meine Hände zitterten, als ich an meinen Hinterkopf griff und den Knoten löste. Zögerlich nahm ich das Band von meiner Stirn.
Mit großen Augen starrte er auf den Diamanten. Er dachte jetzt bestimmt ich wäre ein Monster! Wer weiß, was noch aus mir raus wachsen würde. Ein Arm oder doch einfach nur weitere Diamanten? Schnell verdeckte ich meine Stirn mit meinen Händen und sah beschämt zur Seite.
"Hör auf zu starren", wisperte ich nun. Warme Finger fassten sanft nach meiner Wange und drehten meinen Kopf zu Lukas. Stark unterdrückte ich einen Aufschluchzer und schloss meine Augen. Ich wollte seine Reaktion nicht sehen.
"Sieh mich an Ally", forderte er sanft und entfernte meine Hände von der Stirn. Zögerlich sah ich zu ihm auf und direkt in seine ernst dreinblickenden Augen hinein. Ich hatte Angst, dass er jetzt zurück weichen würde. Oder was noch schlimmer wäre, mich in einen Kerker sperren würde. Meine Lippen fingen an zu beben, weshalb ich sie zu schmalen Strichen verzog. Ein riesiger Klos bildete sich in meinem Hals. Verbissen unterdrückte ich die Tränen in meinen Augen, indem ich sie immer wieder weg blinzelte, und doch kullerten sie einen Augenblick später, wie ein Wasserfall, meine Wangen hinunter. Laut schluchzte ich auf und vergrub mein Gesicht in meinen Händen.
"Schau mich nicht an", weinte ich leise. Erinnerungen an letzter Nacht schossen mir durch den Kopf, weshalb ich ihn wild schüttelte, um sie abzuwerfen.
"Ally. Um dir helfen zu können, musste du mir erzählen, wie du ihn bekommen hast", erklärte er mitleidig. Ich schüttelte den Kopf.
"Ich kann nicht." Ein tiefer Schluchzer erfüllte den Raum. Die Schmerzen kamen mir von letzter Nacht wieder ins Gedächnis. "Ich kann nicht", flüsterte ich wieder.
"Doch du kannst", widersprach er mir. "Du musst es nur wollen!" Ein wenig grober, als vorhin, zog er meine Hände von meiner Stirn und drehte mich an meinen Schultern zu sich. Er hatte recht. Das wusste ich. Aber trotzdem... Abwartend schaute er mich an und strich leicht über meine Arme, um mich anscheinend zu beruhigen. Doch es brachte nichts. Im Gegenteil. Nun fing ich lauter an zu weinen.
"Es tat so weh", schrie ich anschließend unkontrolliert durch das Zimmer und sackte in mir zusammen. Meine ganze noch übrig gebliebene Fassung war wie eine Mauer in sich zusammen gefallen. Mir war völlig egal, dass Lukas neben mir saß. Ich wollte einfach meine Verzweiflung und Angst heraus schreien. "Warum muss das alles mir passieren?", schluchzte ich.
"Ist er denn ganz plötzlich gekommen oder eher so Stückchen weise?", fragte der Junge vor mir ruhig. Noch Minutenlang saß ich weinend vor ihm, bis ich tief einatmete und um Fassung rang.
"E-Er ist in e-einer Woche gew-wachsen", sagte ich leise. Mein Körper schüttelten Nachhikser, weshalb die Wörter alle abgehackt klangen.
"Hast du es denn nicht bemerkt?", fragte er verständnislos.
"Ich hab zuerst gedacht es wäre ein Pickel. Durch den Pfeil von deinem Bruder hatte ich eine Platzwunde, die das auch nochmal verdeckt hat. Erst als ich gestern Abend im Flur des Schlosses so Schmerzen hatte und zusammen geklappt bin, wurde mir klar, dass etwas nicht stimmte", erklärte ich und schaute peinlich berührt auf meine zitternden Hände.
"Du bist auf dem Flur zusammen gebrochen? Warum hat mir keiner von meinen Bediensteten bescheid gegeben?", fragte er entsetzt.
"Ich konnte mich noch in mein Zimmer schleifen, bevor ich in Ohnmacht gefallen bin. Hanna hat mich dann heute morgen auf dem Boden vor der Zimmertür gefunden", murmelte ich. Ergeben seufzte Lukas auf.
"Gut. Dann wollen wir mal sehen..." Er ging zu seinen Bücherregalen und strich über die Rücken der Bänder. "Was hattest du für Schmerzen?", fragte er sachlich.
"Mein Blut hat sich angefühlt wie heiße Lava. Ich konnte nichts mehr hören und ein Druck war auf meinem Kopf, so als würde er platzen." Verstehend brummte er und holte ein Buch aus dem Regal. Schnell schlug er in diesem herum.

~ ° ~

"Tut mir leid Ally. Ich finde nichts", sagte Lukas und schlug zum hundertsten male in den paar Stunden ein Buch zu. Ungläubig stand ich ruckartig auf. Plötzlich knickten mir meine Beine weg, weshalb ich mit meinen Knien hart gegen die Ecke des kleinen Tisches vor mir stieß und mit meinem Oberkörper nach vorne auf die Holzplatte fiel. Fluchend richtete ich mich leicht auf.
"Alles in Ordnung?", fragte mich Lukas besorgt und hob mich von dem Tisch hinunter.
"Nein", jammerte ich und hielt mir meine wehtuenden Brüste. "Gibt es denn wirklich keine Lösung für dieses Problem", deutete ich auf den Diamanten. Lukas hielt mich an sich gedrückte, damit ich nicht wieder umfiel, wodurch unsere Gesichter nah beieinander waren. Bedauernd schüttelte er den Kopf.
"Tut mir leid Ally, aber nein." Tränen bildete sich in meinen Augen. "Bitte weine jetzt nicht wieder! Du hast heute schon zu viele Tränen vergossen!", flehte er wehleidig. "Wir werden morgen in unserer Bibliothek nach sehen. Vielleicht finden wir da etwas." Aufmunternd lächelte er mich an. Eine Träne rollte mir über die Wange, als ich nickte. Erschrocken quiekte ich auf, als Lukas nun unter meine Kniekehlen griff und mich hoch hob.
"Was machst du?", fragte ich verwirrt und hielt mich an seinem Nacken fest.
"Dich in mein Zimmer bringen", antwortete er in einem selbstverständlichen Tonfall. Ein Grinsen schlich sich auf seine Lippen.
"Mach Stopp", strampelte ich augenblicklich mit meinen Füßen. Still blieb er vor dem Bücherregal stehen und sah zu mir nach unten. "Ich will nicht wieder in deinem Bett schlafen", murmelte ich mit roten Wangen. Schmunzelnd sah er mich an.
"Wenn dir etwas passiert oder es dir schlecht geht, bin ich bei dir. Das ist nur zu deiner Sicherheit", erwiderte er. "Außerdem will ich noch eine Belohnung haben!"
"Für was denn?", fragte ich und zog misstrauisch meine Augenbrauen zusammen.
"Dafür das ich dich getröstet habe", grinste er spitzbübisch. Ich ahnte böses.
"Was hat dir da vorgeschwebt?", fragte ich leise. Er grinste, drückte das Buch nach hinten, sodass sich das Regal drehte, rannte in sein Zimmer und schmiss mich auf sein Bett. Überrascht schrie ich auf und sah zu ihm nach vorne. Plötzlich warf er sich über mich und kam meinem Gesicht ganz nahe. Wie auch beim letzten Mal drückte ich meinen Kopf in die Matratze, bis es nicht mehr weiter geht. Nervös und auch leicht verärgert starrte ich zuerst in seine Augen und dann auf seine Lippen. Was sollte das denn schon wieder?

"Ich will nur", hauchte er und kam mir noch näher, weshalb unsere Lippen nur noch Millimeter voneinander entfernt waren. Tief holte ich Luft und hielt meinen Atem an. Er wollte doch nicht schon wieder...?

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