Satz mit X, das war wohl nix!
Kapitel 28
"Ally pass a-", brüllte Simon. Leider aber zu spät gewarnt. Laut quiekte ich auf, als meine Füße unter mir weg rutschten. Automatisch suchten meine Arme etwas zum Halten. Und fanden schlussendlich auch etwas.
~ ° ~
Halb hing und halb saß ich auf dem Boden, während meine Hände sich in etwas weiches krallten. Erleichtert atmete ich aus. Ich war nicht hingefallen! Langsam sah von den Fliesen hoch und an Männer Beinen hinauf. Mir stieg die Röte ins Gesicht. Vor mir stand Kandor und hielt seine Badehose fest umgriffen. Nur noch ein paar Zentimeter nach unten und seine Hand weg, hätte ich sein gutes Stück gesehen. Geschockt wanderte mein Blick hoch in Kandors überraschtes Gesicht. Ruckartig ließ ich den roten Stoff los und plumpste mit meinem Po auf den Boden. Schnell schaute ich weg. Wie peinlich!
Laut lachten alle los, während mein Gesicht wohl noch roter wurde, als noch vor ein paar Sekunden.
"Da will dir wohl jemand an die Wäsche", grinste Simon, der neben dem Soldaten stand, und stieß sein Ellbogen in dessen Seite. Grummelnd zog dieser sich seine Hose wieder hoch und gab seinem Schulkameraden einen Klaps auf den Hinterkopf. Vorsichtig stand ich auf. Aus Gewohnheit strich ich mir meine rechte Haarpartie hinter das Ohr.
"Tut mir leid. Wollte ich nicht", murmelte ich und blickte auf den Boden. Ich traute mich nicht ihm in die Augen zu schauen.
Er seufzte und legte seine große Hand auf meinen Kopf. "Nächstes mal hältst du dich bitte an meinem Arm fest." Ich nickte still. Frustriert seufzte ich auf und ging den anderen hinterher. Dieses mal sah ich aber auf den Boden. In so welche Situationen konnte ja nur ich geraten!
~ ° ~
Die zwei Stunden Schwimmunterricht verliefen zum Glück, bis auf den kleinen Vorfall mit Kandor, reibungslos... Komischerweise! Ich verlor nicht mein Bikini-Oberteil, was ich befürchtet hatte, und ertrunk auch nicht, wegen irgendetwas. Im Gegenteil! Sir André war ganz begeistert von mir... Was echt gruselig war! Seine Augen wurden nämlich, durch seine Euphorie, immer groß und sahen, wegen seiner Hornbrille, aus, als würden sie gleich heraus springen! Wie in einem Horrorfilm!
Eine kalter Schauer lief meinen Rücken hinunter, als ich daran dachte. Und die eine Stunde Strategie ging auch ohne große oder schlimme Ereignisse vorbei. Zwar hatte Sir Himpo mich mal wieder an den Schultern durchgeschüttelt und wie ein verrückter losgelacht, als ich mal wieder einen 'Brillianten' Einfall hatte, aber naja. Was sollte man sagen? Sir Himpo war eben ein sehr... Energie geladener Gnom! Ich verübelte es ihm nicht! Würden die Leute hier unsere Fantasie Bücher von der Erde lesen, würden sie nicht so begeistert von meinen Ideen sein... Und vielleicht auch keine Kriege mehr verlieren... Obwohl man doch lieber die Methoden vorher testen sollte. Nicht das sie plötzlich nicht gingen!
Erschöpft trat ich aus dem kleinen Raum und verabschiedete mich leise von dem kleinen Gnom. Meine anderen Mitschüler durften nach Schwimmen ja schon gehen, weshalb ich nun alleine durch den Flur spazierte.
Meine Augenbrauen zogen sich genervt zusammen, als ich an das Gespräch zwischen mir und Simon dachte, das wir nach Schwimmen führten. Dabei erfuhr ich, dass sie nicht von neun bis fünfzehn Uhr Schule hatten, sondern von elf bis achtzehn Uhr. Das machte mich so wütend! Lukas hatte mich eiskalt angelogen, nur um mich zu ärgern!
"So ein Arschloch", zischte ich und holte meinen Stundenplan hervor. Reiten hatte ich jetzt. Ob ich da Tessa holen durfte?
"Ally?" Erschrocken zuckte ich zusammen und schaute auf. Kandor stande vor mir. Prompt wurde ich rot.
"Ja?"
Er hielt mir einen Stapel zusammen gelegter Kleider hin. "Das hat mir der König heute morgen gegeben. Für deine Reitstunde", erklärte er.
Ich murmelte "Danke", faltete mein Blatt Papier zusammen, steckte es zwischen meine Haut und dem Hosenbund und nahm ihm die Kleider aus der Hand. Es gab eine braune Lederhose, ein weites sowie weißes Hemd, ein paar braune Lederstiefel und ebenfalls braune Handschuhe. Still betrachtete ich sie. Sie sahen neu aus.
"Geht es dir gut?"
Überrascht sah ich auf. Wie kam er denn jetzt darauf?
"Ja, warum?" Ich blinzelte ihn verwirrt an.
"Du siehst erschöpft aus", sagte er leise und betrachtete mein Gesicht intensiv.
"Echt?" Ich fasst mir an meine Stirn und sah nachdenklich in die Luft. "Ein wenig müde bin ich schon, aber es geht noch", murmelte ich und lächelte leicht. Echt süß, dass er sich Sorgen um mich machte. Nun sah ich ihn wieder an und ließ meine Hand sinken. Er nickte, schaute mich aber weiterhin an.
"Also", zog ich das o lang. "Wegen heute im Schwimmunterricht."
"Vergiss das einfach", winkte er ab. "Es war ein Versehen. Nicht wahr?"
Ich nickte erleichtert. Gut, dass er es wie ich sah. Das ersparte uns ein peinliches Gespräch.
"Willst du mich zu den Stallungen begleiten?", fragte ich und zeigte vor mich, an ihm vorbei.
"Warum nicht?!", zuckte er mit den Schultern und drehte sich um. Schweigend gingen wir nebeneinander her.
An den Stallungen angekommen, schielte zu Kandor hinüber.
"Wir werden uns dann ja morgen sehen", murmelte ich. Er stimmte mir mit einem Brummen zu und schaute mich an. "Also dann. Bis morgen", winkte ich ihm zu und spazierte in den Stall hinein. Das war eine komische Situation. So still... Und befremdet?
Stroh und Pferde Geruch kam mir entgegen, als ich mein Gesicht in Richtung der Stallungen drehte.
"Soldatin Ally?"
Ich sah nach vorne. "Sir Petro?"
Er nickte und meinte anklagend "Ihr seid zu spät!"
Ertappt lächelte ich. Ich hatte die Zeit total vergessen, als ich mit Kandor vor dem Stategiesaal stand.
Er seufzte auf und deutete nach links. "Zieht Euch einfach in den Stallungen um und kommt danach raus auf den Hof." Seine Stimme war angenehm hell und warm. Er könnte gut Geschichtenerzähler werden. Über diesen Gedanken musste ich grinsen und nickte.
Als ich mich umgezogen hatte, trat ich durch die zwei speerangelweit geöffneten Stalltore und sah mich suchend um. Sir Petro stand mit verschränkten Armen vor einem Holzzaun und studierte ein schwarze Pferd, das im Kreis lief.
"Bin fertig", sagte ich und riss ihn somit aus seinen Gedanken. Er sah zu mir.
Zufrieden nickte er und fragte "Habt Ihr ein eigenes Pferd?"
"Ja. Tessa heißt sie."
"Ist sie hier in den Stallungen untergebracht?" Er spazierte an mir vorbei und machte ein separaten Trainingsplatz auf. Er war mit Sandboden belegt. Die Zäune waren zwei Meter hoch, wodurch Tessa probleme hätte darüber zu springen.
"Nein. Sie läuft draußen frei herum." Ungläubig blickte er in meine Augen, als sich sein Kopf zu mir nach hinten drehte. "Wenn sie wollen, kann ich sie rufen!", lächelte ich. Er nickte langsam und bedachte mich mit einem neugierigen Blick. Ich drehte mich nach rechts. Laut pfiff ich in meine Finger. Der hohe Ton hallte durch den Wald, der vor uns lag.
Während wir warteten, betrachtete ich meinen Lehrer prüfend von der Seite. Sein schlanker Oberkörper steckte in einem lockeren, weißen Hemd, während eine schwarze Lederhose seine Beine ziehrte und seine durchtrainierten Waden hervorstechen ließen. Dunkel braune Augen, die schon beinahe schwarz waren, starrten in den Wald hinein. Lange Wimpern umgaben sie. Ein Lächeln schlich sich auf seine vollen Lippen, als er Tessa durch die Bäume erblickte.
Ich wandte meinen Blick ab. Mein Pferd blieb vor uns stehen. Zu meiner Verwunderung wich Tessa vor meinem Lehrer nicht zurück, als er auf sie zu ging und ihr über die Nase streichelte.
"Tessa habt Ihr sie also getauft. Sehr gute Auswahl. Das passt zu diesem Wirbelwind hier", grinste er und klopfte der Stute freundschaftlich auf den Hals.
"Kennen Sie sie etwa?", zog ich eine Augenbraue hoch und verschränkte meine Arme vor der Brust.
"Natürlich", schaute er zu mir hinunter und ließ seine Hand sinken. Er war einen ganzen Kopf größer, als ich. Eine Strähne seines blonden Haares fiel ihm dabei in die Stirn. "Ich habe sie auf Wunsch des Königs gefangen und ausgebildet. Das war wirklich nicht leicht."
"Kann ich mir vorstellen", lächelte ich breit. Tessa wieherte laut. Wir beide lachten.
"Nun denn. Satteln wir die gute mal", ging Sir Petro weg und kam gleichdarauf mit einem schwarzen Sattel wieder. Vorsichtig legte er ihn auf ihren Rücken und band ihn unter Tessas Bauch fest. Nervös trat die Stute mit den Hinterhufen auf den Boden.
"Seid Ihr schon einmal auf ihr geritten", stand mein Lehrer neben ihr, die Hand auf ihren Hals ruhen, und schaute mich fragend an.
"Ja. Aber ohne Sattel und Zaumzeug. Sie mag die Sachen irgendwie nicht", zuckte ich mit den Schultern.
Er nickte. "Ich habe versucht es ihr an zu gewöhnen, aber sie sträubt sich", seufzte er frustriert auf.
"Soll ich es mal versuchen?.. Also mit dem Zaumzeug?", fragte ich und streichelte Tessa über den Hals, damit sie sich etwas beruhigte.
"Wenn Ihr wollt", gab er mir die restlichen Sachen. Bockig drehte Tessa ihren Kopf weg, als ich ihr die Trense in den Mund schieben wollte.
"Ach komm schon", nuschelte ich und versuchte es nochmal. Doch es half alles nichts. Sie wollte einfach nicht.
"Satz mit x, das war wohl nix", sagte ich und pustete mir eine Strähne aus dem Gesicht. "Dann halt eben ohne", stemmte ich meine Hände in die Taille.
"Verzeiht. Aber das kann ich nicht erlauben. Hier wird Euch reiten beigebracht und dazu gehört auch mit Zaumzeug zu arbeiten", lächelte er mich entschuldigend an.
"Okay...", nuschelte ich nachdenklich und sah an Tessas Hals. Was sollten wir nun machen? Einfach anziehen ging nicht. Vielleicht ein anderes Pferd holen?
Mein Blick wanderte nach oben zu Sir Petro, der mich verwirrt an sah. "Was ist denn?", fragte ich irritiert.
"Was heißt Okay?"
Überrascht blinzelte ich. Stimmt ja! Okay kam aus dem amerikanischen Englisch. Gab es diese Sprache hier nicht?
"Das ist ein umgangssprachliches Wort und heißt so viel, wie: in Ordnung oder einverstanden", sagte ich grinsend.
Staunend murmelte er ein "Verstehe."
Ich nickte und sah wieder zu Tessa. Sie hatte sich beruhigt und schaute uns aufmerksam an.
"Was machen wir jetzt mit ihr?", fragte ich.
"Probieren", murmelte er und holte mir das Zaumzeug sanft aus der Hand.
Zehn Minuten später hatte Tessa das Zaumzeug an und Sir Petro Bissspuren an den Armen. Besorgt betrachtete ich seine Hände, die auf meinem Schoß lagen, und tupfte mit einem feuchten Tuch die blutigen Stellen ab.
Tessa lief in der Zeit wütend durch das eingezäunte Gehege und schüttelte trotzig den Kopf.
Ich seufzte traurig auf und verband Sir Petros Hände mit dünnen Stoffstreifen. War ja klar, dass es dazu kommen musste. Bei ihrem Temperament!
"Keine Sorge. Sie wird Ihnen nicht böse sein", murmelte der Mann vor mir und betrachtete mein Werk.
"Tut mir leid, wegen den Bissen. Hätte ich das gewusst, hätten wir auch ein anderes Pferd holen können", nuschelte ich.
Er winkte abwehrend mit der Hand und meinte leicht lächelnd "Sie hat mich schon so oft gebissen. Da machen mir ein paar weitere Narben nichts aus!" Ich musste schmunzeln. "Nun kommt. Mal schauen, wie Ihr Euch auf dem Sattel macht", lächelte er breit und stand von dem Strohballen auf. Ich tat es ihm gleich. An einem Eimer vorbei gehend, schnappte ihr mir noch schnell drei Zuckerwürfel. Wer weiß, ob Tessa nicht darauf anspringen würde!
Zusammen spazierten wir zu dem Holzzaun und blieben davor stehen. Schnell machte ich das Tor auf und wollte hinein gehen, als mich Sir Petro an meinem Arm fest hielt und fassungslos fragte "Was macht Ihr denn da?"
"Zu meinem Pferd gehen. Was denn sonst?", zog ich verständnislos eine Augenbraue hoch, befreite mich aus seinem Griff und ging auf den Übungsplatz. Leise fiel das zwei Meter hohe Tor hinter mir zu.
"Aber-. Kommt wieder zurück", rief er aufgebracht. Aus den Augenwinkeln sah ich, wie er das Tor wieder aufmachen wollte. Doch jemand hielt ihn zurück. Ich ignorierte ihn und konzentrierte mich auf die Stute. Was sollte mir auch groß passieren? Sie würde mich nie im Leben treten... Oder?
Still blieb ich drei Meter vor Tessa stehen, die sich immer wieder aufbäumte und nach hinten austrat. Als sie mich sah, hörte sie damit auf und schnaubte durch ihre Nase.
Ob sie sauer auf mich war? Bestimmt! Nicht nur, dass sie jetzt einen Sattel und Zaumzeug an hatte. Jetzt war sie auch noch in diesem Gehege eingesperrt.
Tief seufzte ich auf. Sie war ein Pferd. Sie konnte doch gar nicht mein Versprechen wahrgenommen oder verstehen, dass ich ihr gegeben hatte. Warum also nagten so viele Gewissensbisse an mir?
Langsam ging ich einen großen Schritt auf sie zu.
Wird sie mich beißen, treten, vom Sattel werfen? Will sie überhaupt noch meine Freundin sein? Ich wusste es nicht, weshalb ich verzweifelt in ihre braunen Augen schaute. Könnte sie doch nur reden! Das würde alles viel leichter machen!
Und wieder trat ich einen Schritt nach vorne, sodass uns nur noch ein Meter voneinander trennten.
"Es tut mit leid", nuschelte ich. "Ich bin eine schlechte Freundin. Nicht wahr?" Traurig lächelte ich sie an. Sie verstand mich sowieso nicht. Warum also redete ich mit ihr?
Mein Lächeln wich einem überraschten Gesichtsausdruck, als sie nun einen Schritt auf mich zu ging und an meiner rechten Hand roch. Langsam öffnete ich sie. Ihre Lippen strichen sanft über meine Haut. Erstaunt beobachtete ich sie beim Kauen und streichelte ihr gleichzeitig über den Hals, um vorsichtig nach den Zügeln zu greifen. Hatte sie mir verziehen?
Das braune Leder meines linken Handschuhes knarrte leise. Nachdem sie die Würfel aufgegessen hatte, glitt ich mit meiner freien Hand von ihrem Hals zu ihrem Bauch, spazierte neben den Sattel und steckte meinen Fuß in die Schlaufen hinein. Mit Schwung hievte ich mich auf die Lederfläche. Nun sah ich auf ihren Hals. Ihre weiße Mähne fiel wild zur Seite und war etwas verstrubbelt. Schnell zog ich mir noch den rechten Handschuh an, bevor ich sanft nach den Zügeln griff, sie um mein Handgelenk wickelte und meine Hände flach auf ihr Fell legte. Nervös trat sie von einer Hufe auf die andere.
"Pscht", versuchte ich sie zu beruhigen. "Ganz ruhig. Ich mach nur das, was du willst", sagte ich leise. Sie schnaubte und ging langsam los. Ein Lächeln schlich sich auf meine Lippen. Sie hatte mir verziehen!
Plötzlich ritt jemand neben mich, weshalb ich auf sah. Sir Petro schaute mich lächelnd an und trabte gemütlich vor. Er saß auf dem schwarzen Pferd, das er vor einer halben Stunde noch beobachtete hatte.
"Ich bin überrascht", rief er mir zu.
"Warum das?", fragte ich, als Tessa an ihm vorbei ging.
"Ihr habt Tessa in den Griff bekommen. Das habe nicht mal ich geschafft und ich mache schon seit über zehn Jahren Dressurreiten", lächelte er.
"Oh nein. Das verstehen sie falsch", meinte ich. Irritiert zog er seine Augenbrauen zusammen. "Ich habe sie nicht im Griff. Sie geht ganz alleine, ohne das ich etwas mache!" Offen grinste ich ihn an. Er sah mich schief lächelnd an.
"Na dann wird es Zeit, dass Ihr mal etwas macht. Zügel nach rechts und Ihr reitet nach rechts. Nach links genau das selbe. Zum Traben einmal gehen ihren Bauch treten, aber sanft und den Rest bringe ich Euch dann nacheinander bei."
Ich nickte. Hoffen wir mal, dass sie sich nicht quer stellte!
Sanft zog ich die Zügel nach links. Tessa schüttelte ihren Kopf und riss ihn nach rechts.
"Ach komm schon", rief ich empört aus. "Ich hätte gedacht du hast mir verziehen. Also arbeite jetzt mit mir und nicht gegen mich... Bitte?!"
Wiehernd ließ sie sich nach links führen. Zufrieden nickte ich mir selber zu.
"Gerade sitzen", rief mir mein Lehrer zu. Ich richtete mich auf und ging in einen leichten Trab über, indem ich mit meinem Füßen sanft gegen ihren Bauch scheppte.
"Nicht so verkrampft. Denkt einfach Ihr wärt ein Schwamm." Ich musste leicht kichern. Wie sich das anhörte! "Locker habe ich gesagt", sagte er nun etwas strenger und kam auf mich zugeritten.
"Ja wie denn?", fragte ich.
"Hände locker an die Zügel und nicht an ihrem Hals abstützen!"
Ich stöhnte auf. Das wird doch anstrengender, als gedacht!
"Ally, das machst du gar nicht mal so schlecht", rief jemand von hinten. Ich drehte mich um. Simon, Toni und weitere Elfen standen an dem Zaun und beobachteten mich. Wie ich es hasste angestarrt zu werden.
"Was macht ihr denn hier?", fragte ich lächelnd und ignorierte die neugierigen Blicke der anderen Elfen.
"Rücken", rief Sir Petro. Augen verdrehend setzte ich mich wieder gerade hin und lenkte Tessa scharf nach links. Vor den beiden blieb ich stehen.
"Wir wollten mal schauen, wie du dich schlagen tust", grinste Toni.
"Übrigens siehst du gar nicht mal so schlecht aus mit der Hose und dem Hemd", zwinkerte mir Simon zu.
"Schleimer", murmelte ich schmunzelnd und lächelte leicht.
"Soldatin Ally. Ihr habt Schluss. Kommt bitte zu mir", brüllte mein Lehrer vom anderen Ende der Koppel.
Seufzend sagte ich "Bin gleich wieder da", und ritt zu ihm.
Fünf Minuten später kippte ich Tessa einen Eimer Wasser über den Rücken und machte sie sauber. Sie war ganz schön verdreckt, wegen dem Wald.
"Geht", legte mir Sir Petro eine Hand auf meine Schulter. "Ich mache ihre Hufen und Striegel sie. Ruht Euch noch die fünfzehn Minuten aus und geht zu Eurem nächsten Unterrichtsraum. Euch wird die nächste Stunde bestimmt gefallen!" Er lächelte mich an und nahm mir den Metalleimer aus der Hand. Dankend nickte ich ihm zu.
Gleich darauf joggte ich zu Simon und Toni, die mich zu meinem nächsten Unterrichtssaal begleiteten. Leicht rieb ich mir über meine brennenden Augen und gähnte laut in meine Hand hinein.
"Da ist aber jemand müde", neckte mich Simon. Ich brummte zustimmend.
~ ° ~
Vor dem richtigen Saal angekommen, verabschiedete ich mich von den beiden und klopfte leise an die Tür. Nur noch zwei Stunden und dann hatte ich den ersten Tag endlich hinter mir.
"Herein", hörte ich gedämpft von drinnen. Langsam machte ich die Tür auf. Vor mir erstreckte sich ein kleiner Raum, mit einer breiten, schwarzen Tafel an der linken, weiß verputzten Wand und kleinen Holztischen, die akkurat voneinander versetzt standen. Sir Ivan stand mit dem Rücken zu mir und malte etwas an die Tafel. Leise ging ich über die dunklen Holzdielen. Sie knarrten etwas. Ich setzte mich vorne an einen Tisch und lehnte mich gegen die Rückenlehne. Das tat gut sich einmal zu entspannen.
"Wie ich sehe, habt Ihr die Stunden bis hier her geschafft", meinte er leise und legte die viereckige Kreide neben sich auf sein Pult.
"Ja", nickte ich leicht lächelnd. Langsam drehte er sich um. Ich machte große Augen. Das war der Mann, der mir heute morgen guten Morgen gewünscht hatte. Mein Lächeln wurde breiter. Daher kannte er also meinen Namen!
"Nun. Wollt Ihr einen Tee?", schritt er auf sein Pult zu, um aus seiner grau, blauen Stofftasche einen kleinen Lederbeutel zu holen.
"Ja. Warum auch nicht", lächelte ich und zuckte mit den Schultern. Aufmerksam beobachtete ich, wie er grüne Kräuter in zwei weiße Porzellan Tassen gab, die plötzlich auf dem Tisch standen, und eine Kanne hinter dem breiten Pult hervor hob. Irritiert zog ich die Augenbrauen zusammen. Woher hatte er die denn auf einmal?
Leise hörte man das plätschern von Wasser, als er die heiße Flüssigkeit in die Tassen goss.
"Bitteschön", reichte er mir das Porzellan und setzte sich neben mich an einen Tisch.
"Danke", murmelte ich. Vorsichtig roch ich an dem Dampf, der von dem heißen Wasser aufstieg.
"Was riecht Ihr?", fragte er lächelnd.
"Kamille", nuschelte ich und trank einen Schluck. Er schmeckte etwas bitter.
"Richtig. Wisst Ihr auch, was er für einen Wirkung hat?"
Nachdenklich drehte ich die Tasse in meinen Händen umher.
"Nicht ganz genau. Aber ich weiß, dass sie gut gegen Pickel sind. Es beruhigt nämlich die Haut und wirkt entzündungshemmend", lächelte ich ihn an. Er nickte zufrieden.
"Wie es scheint, habt Ihr Euch mit dieser Materie schon auseinander gesetzt."
Ich lachte leicht auf. "Wenn man in seiner Jugend viele Unreinheiten im Gesicht hatte und weiß, dass Drogerie-Produkte nichts helfen, schaut man im Internet nach. Das habe ich immer so gemacht", grinste ich.
"Ich habe zwar nur die Hälfte Eures Satzes verstanden, aber das ist nicht schlimm", nickte er. Schmunzelnd lächelte ich schief. Ich hatte mich mal wieder versprochen. Internet und Drogerien gab es hier ja nicht.
"Nun denn", stand er auf. "Beginnen wir damit heraus zu finden, was Ihr schon alles über Kräuter wisst." Als er zu dem Pult ging, fiel mir auf, dass er Leder Flip-flops an hatte. Und was das lustigste war: er hatte hohe und graue Strümpfe darunter an. Ich kicherte leise und schüttelte den Kopf. Die Lehrer hier waren echt der Knaller!
Er brauchte ein paar Minuten, um die vielen Beutel zu sortieren, weshalb ich kurz meine Augen schloss und meinen Kopf auf meine rechte Hand ab stützte. Ich war so müde. Nur kurz den Kopf auf die Tischplatte legen, dachte ich und legte meine Arme gekreuzt auf das Holz. Danach ließ ich meinen Kopf auf diese sinken.
"Nur... kurz", nuschelte ich zu mir selber und entspannte mich.
Sekunden später war ich eingeschlafen und bekam nicht mit, wie Sir Ivan Lord Merlin rief und dieser mich ins Schloss brachte.
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