Neue Bekanntschaft


Kapitel 2

Der Mann lehnte an der Wand, die gegenüber der Tür war und schaute mich gelangweilt an. "Komm mit", befahl er mir und ging voran. Na toll! Das konnte ja noch was werden, dachte ich.

~ ° ~

Wir gingen den Gang zurück und blieben im Eingangssaal stehen. Der Mann neben mir, bedeutete mir hier stehen zu bleiben. Brav tat ich, was er verlangte und schaute ihm zu, wie er rechts an eine große Flügeltür klopfte. Sie ging langsam auf.
Er winkte mich zu sich und drückte mich in einen großen Saal, indem ein langer Tisch stand. Die Wände waren dezent weiß gestrichen und der Boden mit Marmorfliesen ausgelegt.
An dem Steintisch saßen viele Menschen und blickten mich interessiert an. "Na los. Geh mehr voran", flüsterte er mir in mein Ohr und schubste mich ein wenig nach vorne. Ich warf ihm einen bösen Blick zu und machte einen großen Schritt in Richtung Tisch.
"Soldat Kandor. Erstattet Bericht", kam es von einem älteren Mann, der am Ende der großen Plattform saß.
Kandor nickte neben mir und fing an zu erzählen "Ich war gerade dabei meine täglichen Kontrollgänge durch zu führen, als auf einmal ein Blitz in meiner Nähe einschlug. Schnell ritt ich dort hin, um zu gucken, ob irgendetwas passiert war. Als ich dort ankam, sah ich das Mädchen auf der Lichtung stehen. Ich hab sie mitgenommen und ihr Kleider von mir gegeben, die ihr zwar etwas zu groß sind, aber bessere habe ich nicht gehabt Sir!" Der Mann mit den blauen Augen sowie grauen, Kinnlangen Haaren nickte und schaute nun mich an.
"Wer seid Ihr?", fragte er.
"Ally Smar", antwortete ich.
"Und was habt Ihr auf der Lichtung gemacht?"
"Keine Ahnung. Ich bin da aufgewacht", zuckte ich mit den Schultern.
Misstrauisch kniff er die Augen zusammen und sprach "Und was macht Ihr hier?" Genervt verdrehte ich meine Augen.
"Weiß ich doch nicht. Ich bin gestern ganz normal eingeschlafen und hab dann was ganz merkwürdiges geträumt."
"Und was habt Ihr geträumt?" Seufzend erzählte ich von dem schwarzen, kalten Raum und der Bedingung des Jungen. Danach herrschte erst mal Stille. Fragend schaute ich im Raum herum.
"Ähm... hab ich irgendetwas falsches gesagt?" Verunsichert schaute ich den Soldaten hinter mir an. Er blickte ausdruckslos nach vorne und ignorierte mich. "Gut. Was du kannst, kann ich auch", flüsterte ich ihm beleidigt zu und verschränkte die Arme vor der Brust.
"Ally Smar. Hiermit erlauben wir Euch, an der Schule zu lernen und zu studieren. DOCH solltet Ihr die Regeln nicht befolgen, werdet Ihr sofort aus der Stadt verstoßen", meldete sich der alte Mann wieder zu Wort. Muss der so geschwollen reden, dachte ich schmunzelnd und nickte.
Ich vermutete mal, dass diese Schule die Akademie war, die der Junge meinte.

Anschließend wurde ich wieder aus dem Saal hinaus geschoben und bekam Kleider in die Hand gedrückt. Kandor, der Soldat, führte mich die langen Flure entlang und zeigte mir mein Zimmer. Es sah nicht viel besser aus, wie das des braun haarigen Mannes.
"Frühstück gibt es um sechs Uhr. Ich hole dich Morgen um fünf Uhr dreißig ab. Sei also fertig, wenn ich komme. Ich warte nicht auf dich!", verabschiedete er sich von mir und knallte die Tür hinter sich zu. Ich zuckte wegen dem lauten Knall zusammen und schaute verärgert auf den Schrank, der links neben meinem Schlafplatz stand. Schlecht gelaunt ging ich zum Bett, schmiss die Kleider darauf und ließ mich auf die Matratze fallen. Plötzlich knackste es unter mir und das Bett sackte zusammen. Seufzend atmete ich aus.
"Na toll!" Ich schlug mir, mit beiden Händen, auf die Wangen, setzte mich auf und sagte zu mir selber "Es kann sowieso nicht mehr schlimmer werden, also reiß dich zusammen, bewegen dein faulen Hintern und mach das Zimmer sauber." Mit Schwung stand ich auf, holte die Klamotten vom Bett, legte sie ordentlich zusammen, öffnete die Schranktür und schob sie auf die dunkelbraunen Bretter. Da entdeckte ich einen Lappen auf dem Boden liegen. Ich bückte mich runter und hob ihn auf. Schließlich tunkte ich ihn in Wasser, welches in einem Trug neben meinem Bett stand, ging zu dem kleinen Fenster, das rechts neben meinem Bett angebracht war und putzte die verstaubten Scheiben. Der Raum wurde automatisch heller und gab mehr Details preis.
Ein kleines Schränkchen stand neben meinem kaputten Bett, eine lose Lampe hing an der Decke und der Boden war verstaubt. Ausatmend ging ich zur Tür, trat aus dem Raum hinaus und suchte eine Toilette oder Dusche.
Ein paar Minuten später fand ich eine Tür, an der ein Schild hing, auf dem ein Duschkopf eingeritzt war. Ohne zu überlegen ging ich hinein und holte einen Eimer sowie einen Besen, welche in einem extra Raum standen, heraus. Den grauen holz Eimer füllte ich, an einem Waschbecken, bis oben hin mit Wasser voll. Des weiteren stolzierte ich wieder zurück zu meinem Zimmer und befreite den Boden, die Schränke, die Lampen sowie die Fensterbank vom Staub. Zufrieden betrachtete ich mein Zimmer. Erst jetzt fiel mir die kleine Vase auf, die in der Ecke des Raumes lag. Verwundert lief ich dort hin und hob sie auf. Ich machte sie sauber und stellte das Gefäß auf mein Nachtschränkchen, um dann ein wenig Wasser rein zu füllen. "So und jetzt hol ich Blumen, bring meine Sachen zurück und schnappe mir Werkzeug", sprach ich zu mir selber.

Gesagt getan. Ich legte alle Sachen wieder in den extra Raum, holte mir Werkzeug und spazierte aus dem großen Gebäude heraus. Schnell pflückte ich ein paar Gänseblumen von der Wiese, hinter dem Gebäude und lief wieder in mein Zimmer. Die Blumen steckte ich in die Vase und schaute danach prüfend unter mein Bett. Die Füße, welche das Bett oben hielten, waren abgebrochen. Ich stemmte mich gegen die rechte Seite des Bettes und kippte es nach oben. Danach holte ich den Leim und klebte die Holzblöcke noch mal fest. Während sie trockneten, machte ich mich an der Eingangstür zu schaffen. Ich schraubte die Griffe fester an die Tür und ölte die Angeln, welche die dunkelbraune Tür am Rahmen hielten. Dies machte ich auch an den Schranktüren und öffnete sie prüfend. Nichts quietschte mehr. Zuletzt schraubte ich noch die Türklinken an den Schrank sowie das Nachtschränkchen fest und fasste vorsichtig die Bettfüße an. Leicht wackelte ich daran und stellte zufrieden fest, dass sie schon getrocknet waren. Also kippte ich das Bett wieder zur Seite und hob die Bettlaken vom Boden auf. Ratlos blickte ich auf das Bett. "Ich kann doch nicht die verstaubten Sachen auf das Bett legen!" Kopfschüttelnd sah ich zum Fenster und machte dieses auf. Schwungvoll warf ich das Kissen über das Fensterbrett und klopfte es mit der Hand aus. Angeekelt und hustend beobachtete ich, wie der viele Staub aus dem Kissen gen Boden fiel. Fertig damit machte ich das selbe mit der Decke. Danach legte ich alles wieder sorgfältig auf mein Bett und ließ mich dann erschöpft darauf fallen. "Phuu... also das war ja mal ne Arbeit. Och misst. Ich muss ja noch alle Sachen zurück bringen und die Birne auswechseln", fiel es mir ein. Mühsam stand ich wieder auf, holte das ganze Zeug, brachte es zurück und suchte im extra Raum nach einer Birne.

"Hey! Was macht Ihr da?", rief jemand hinter mir. Erschrocken drehte ich mich um und schaute in blaue Augen. Ein schwarzhaariger Junge stand mit einer schwarzen Uniform bekleidet vor mir und blickte mich neugierig an. Er hatte eine schlanke Statur, dafür aber etwas muskulöse Arme. Seine rosa Lippen waren leicht offen.
"Ich such ne Birne. Weißt du vielleicht wo eine ist?" Ungläubig schaute er in meine grünen Augen.
"Ihr seid ja ein Mädchen", stellte er fassungslos fest.
Verwirrt zuckte ich mit den Schultern. "Na und. Weißt du jetzt wo eine ist oder nicht?" Er nickte, ging auf mich zu und zog aus einer kleinen Verpackung eine Birne heraus. Ich sagte Danke, schnappte mir die Birne und flitzte in mein Zimmer zurück. Zu allem Überfluss kam ich nun nicht an die Lampe dran. "Ach misst", fluchte ich und setzte mich auf mein Bett. Auf einmal klopfte es an meiner Tür. Seufzend stand ich auf und machte diese auf. Vor mir stand der Junge von gerade eben. Er hatte einen kleinen Hocker in der Hand. "Ja?", fragte ich mit hochgezogenen Augenbraue.
"Ich dachte nur, dass Ihr vielleicht Hilfe braucht beim einbauen der Lampe", antwortete er.

Lächelnd sagte ich "Sehr nett von dir, aber ich glaub ich bekomme das selber hin." Grübelnd schaute ich auf den kleinen Stuhl. "Aber du könntest mir den Hocker da lassen. Ich komm nämlich nicht an die Lampe dran." Grinsend nickte er und fragte, ob er eintreten darf. Zur Antwort öffnete ich die Tür ein Stück und machte eine einladende Geste. "Herein spaziert mein Herr", grinste ich ihn an. Er nickte und ging zögerlich in mein Zimmer hinein.
"Wow. Ihr habt es aber ganz schön poliert und sauber gemacht. Respekt", bewunderte er mein Zimmer und schaute sich um.

Ich machte die Tür zu, nahm ihm den Stuhl ab und sagte "Danke. Es war auch harte Arbeit!" Nun kletterte ich auf das Holzteil und schraubte die kaputte Birne ab. "Könntest du mir vielleicht die neue geben", fragte ich und sah zu ihm hinunter. Er nickte, holte die Birne vom Nachtschränkchen und reichte sie mir hoch. Dankend lächelte ich ihn an, gab ihm die kaputte Lampe in die andere Hand und griff nach der neuen. Langsam schraubte ich die neue herein und stieg vorsichtig vom Stuhl. Entspannt zog ich nun an der Perlenschnur, die neben der Birne hinunter hing. "Einwandfrei. Sie funktioniert", lächelte ich und zog die Schnur wieder nach unten, sodass das Licht wieder aus ging. In der Zwischenzeit hatte sich der Junge auf mein Bett gesetzt und mich beobachtet.
"Wie heißt Ihr eigentlich und was macht Ihr hier?", stützte er sich auf seine Arme ab und schaute mich interessiert an. Lächelnd schob ich den Stuhl vor ihn und setzte mich darauf.
"Ich heiß Ally. Keine Ahnung. Man hat mir nur gesagt, das ich auf die Schule Melody gehen darf und mich dann hier rein geschoben. Und wie heißt du?"
Er zog seine Stirn kraus und meinte "Komisch. Eigentlich dürfen nur Jungs in die Schule gehen oder etwas lernen. Frauen sind normalerweise nur zum sauber machen, Kinder bekommen und Kochen zuständig." Als er dies sagte, blickte ich ihn böse und fassungslos an.
Empört schnaubte ich "Also bitte, was ist denn das für eine scheiß Regel. Als ob Frauen nur dafür da sind!" Der Junge zuckte mit den Schultern. "Wie heißt du denn jetzt?", fragte ich zum zweiten mal.
"Oh, wie unhöflich von mir", schreckte er leicht auf. "Ich bin Toni", hielt er mir seine Hand hin. Grinsend ergriff ich diese, drückte ordentlich zu und schüttelte sie heftig durch.
"Schön dich kennen zu lernen. Wir können uns übrigens auch gerne duzen. Also, wenn es dir nichts ausmacht!", sagte ich gut gelaunt und ließ seine Hand los. Schief grinste er mich an, nickte und rieb unauffällig seine Hand. Ich musste mir ein fieses Grinsen verkneifen. Toni schaute raus zum Fenster und sprang auf. Verwirrt schaute ich zu ihm hoch.
"Tut mir leid Ally, aber ich muss jetzt gehen. Morgen wird ein anstrengender Tag", blickte er zu mir nach unten. "Du solltest auch ins Bett gehen", sprach er während er sich in Richtung Tür bewegte.
"Okay", sagte ich verwirrt. Mit einem 'gute Nacht' verabschiedete er sich und machte leise hinter sich die Tür zu. "Mal einer, der Manieren hat", nuschelte ich und schaute aus dem Fenster. Die Sonne ging schon langsam unter. Bevor ich schlafen ging, stellte ich den Hocker noch an die Wand und krabbelte dann in mein Bett hinein. Mein letzter Gedanken, bevor ich in den Schlaf glitt, war "Hab ich eigentlich zu diesen Zimmer ein Schlüssel, damit ich die Tür absperren kann?"

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