Henna

Kapitel 16

Dadurch flogen ein paar Tropfen hoch und landeten auf Lukas. Lachend sah ich in sein verzogenes Gesicht. Anscheinend waren die Tropfen in seine Augen geflogen.

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"Hörst du mal bitte damit auf." Ich schüttelte den Kopf fies grinsend und beschleunigte das hin und her mit meinen Füßen. Dadurch schoss noch mehr Wasser nach oben, weshalb Lukas alles ab bekam. Verärgert hielt er seine Hand vor das Gesicht und fauchte "Jetzt hör endlich auf. Das ist echt nicht lustig. Ich hab heute Abend noch ein sehr wichtiges Treffen, bei dem ich nicht unordentlich aussehen darf!" Es war mir so was von egal, also machte ich einfach weiter. Plötzlich packte er mich an meinen Schultern und schubste mich nach vorne. Mit einem 'PLATSCH' landete ich im eiskalten Wasser. Prustend tauchte ich auf und schlang meine Arme um meinen Oberkörper.
"Sag mal, bist du doof oder so? Es ist sau kalt", funkelte ich ihn böse an. Nun lachte er mich aus und spritzte mit seinen Füßen Wasser auf. "Na warte", murmelte ich leise und tauchte ab. Nach ein paar Sekunden war ich an seinen Füßen und zog unter Wasser kräftig daran. Er rutschte nach vorne und schwamm nun neben mir.
"Toll. Wirklich toll! Jetzt kann ich noch mal meinen Diener kommen lassen, damit er meine Haare macht", schimpfte er und ging aus dem Wasser. Augen verdrehend ging ich ihm hinter her und rollte auf der Decke herum, damit ich zumindest etwas trocken wurde.
"Was wird das?", fragte er und zog die Augenbrauen nach oben.
"Ich rolle mich gerade trocken! Was dagegen?" Er schüttelte den Kopf und kramte in dem Korb herum. Ein Handtuch kam zum Vorschein. "Danke schön", sprang ich schnell auf, holte ihm flink das Handtuch weg und trocknete mich ab. Empört zog er mir das Tuch wieder aus der Hand und sah mich böse an. Augen verdrehend ließ ich mich auf die Decke fallen und legte mich auf den Bauch. Langsam schloss ich meine Augen und genoss die Sonnenstrahlen auf meiner Haut. Meine Kleidung klebte eng an mir, weshalb ich am liebsten alles ausziehen würde, doch leider ging das nicht. Dem König war das egal. Er zog sich sein Hemd über den Kopf und zog die Hose aus. Nur mit einer engen Stoffhose bekleidet legte er sich neben mich, auf den Rücken. Eins musste man ihm lassen, er hatte nicht gerade wenig Muskeln. Grinsend drehte ich mein Gesicht auf die andere Seite.

Minuten später war meine Kleidung trocken, doch was meine Unterwäsche betraf... Tja. Die war ekelhaft feucht! Angeekelt zog ich ein wenig an meinen BH-Trägern, damit sie nicht so an meiner Haut klebten. Seufzend drehte ich mich auf den Rücken und schielte zu Lukas hinüber. Sein Atmen ging tief und in regelmäßigen Abständen. Verwundert stützte ich mich auf meinem Ellbogen und Unterarmen ab.

"Der schläft ernsthaft in der prahlen Sonne", murmelte ich kopfschüttelnd. Langsam beugte ich mich zu ihm rüber, stütze mich dadurch nur auf einen Unterarm ab und kam seinem Gesicht näher. Leicht tippte mit meinem Finger auf seiner Wange herum. Keine Reaktion. Grinsend zog ich ein wenig an seinen braunen Haaren. Wieder nichts. Neugierig betrachtete ich sein Gesicht genauer.

Schmale, dünne, hellrosane Lippen, dazu eine gerade Nase und lange Wimpern. Leicht legte ich den Kopf zur Seite. Er hatte ein sehr männliches und attraktives Gesicht mit ausgeprägten Kieferknochen und spitze Ohrmuscheln. Leicht fuhr ich mit meinen Fingern über seine Wange und spürte Bartstulpen. Nun gelangte ich mit der Fingerkuppe an die Nase und drückte sie hoch. Kichernd schaute ich nun auf eine Schweinenase.
"Könntest du bitte damit aufhören", sagte Lukas mit verschlafenen, rauer Stimme. Erschrocken zog ich die Hand weg, grinste ihn danach dennoch an.
"Du weißt schon, dass man in der Sonne nicht einschlafen darf! Sonst bekommt man Sonnenbrand!"
"Und du weißt schon, dass man Leute nicht beim Schlafen stören darf", konterte er.
"Davon habe ich noch nie was gehört", stritt ich ab und legte mich wieder auf meinen Rücken.

Grüne Augen starrten mich an.

"Könntest du aufhören zu starren? Danke", sagte ich.

Er krabbelte auf mich zu. Verwirrt sah ich ihn an. "Was-", bekam ich gerade noch heraus, bevor er mich einfach hoch hob und zum Wasser rannte. Schreiend stürzte er sich mit mir ins Wasser. Nach Luft schnappend tauchte ich auf und sah mich verwirrt um. Lukas war nirgends zu sehen. Verwirrt drehte ich mich einmal im Wasser um mich selber und ließ meinen Blick suchend über die Wasseroberfläche schweifen. Plötzlich zog mich irgendetwas an meinem Bein nach unten. Bevor ich abtauchte, holte ich in letzter Sekunde tief Luft und hielt meine Nase zu. Gleich darauf machte ich die Augen unter Wasser auf und erblickte verschwommen grüne Augen und braune Haare. Zappelnd befreite ich mich aus seinem Griff und tauchte nach oben an die Wasseroberfläche. Der König schwamm an mich heran und lachte sich einen weg.

Wütend spritzte ich ihn nass und rief "Du blödes Arschloch hast mich total erschrocken! Mach das nicht noch einmal!" Sein Lachen verstummte langsam. Ich hörte auf zu spritzen. Wir starrten uns für zwei Minuten schweigend an und lauschten den plätschern des Wassers und das Blätter rauschen in den Bäumen.
"Tut mir leid. Ich wusste nicht, dass du so verärgert reagieren würdest", unterbrach er die Stille. Ich nickte einfach nur und schwamm langsam an das Ufer. Wir beide gingen wieder auf die Decke und trockneten uns ab. Dabei sagte ich bestimmt "Zum Schwimmen hätte ich gerne einen Bikini!" Verwundert sah er mich an, nickte dann aber.
"Wir müssten dann mal langsam los. Es ist schon drei Uhr und ich muss noch viel Papierkram erledigen", meinte er, nachdem er zur Sonne hoch geschaut hatte. Ich nickte und zog meine Schuhe wieder an.

Nachdem wir alles zusammen gepackt hatten, saßen wir auf und ritten gemütlich den kleinen, dünnen Waldweg zurück. Im Schatten der Bäume war es doch recht kühl, weshalb ich ein wenig fror und meine eine Hand um meinen feuchten Oberkörper legte.

"Ist dir kalt?", hörte ich Lukas gegen mein Ohr flüstern. Ich nickte und fragte mich, warum er jetzt plötzlich flüsterte. "Hier", hielt er mir sein langes und großes, trockenes Hemd hin. Zögerlich griff ich danach und zog mein Hemd aus. Gleich danach streifte ich das trockene Kleidungsstück, mit roten Wangen, über den Kopf. Echt etwas peinlich, aber ich hatte ja noch einen BH an! Nun fühlte es sich schon viel besser und wärmer an. Das nasse Stoffteil behielt ich einfach in der Hand und legte es vor mich auf den Sattel.

"Danke", nuschelte ich in meine Haare und sah stur gerade aus. Stille. Wir beide schwiegen und beobachteten die Blätter, welche wegen dem sanften Wind immer hin und her schwenkten. Sonnenstrahlen drangen nur spärlich durch das dichte Geäst und hinterließen helle Felcke auf dem Boden, die sich bei jedem Windstoß bewegten. Plötzlich wurde mir bewusst, das Lukas nur mit Hose und ohne Oberteil hinter mir saß und seinen Oberkörper an meinen Rücken drückte. Verlegen stieg mir die röte ins Gesicht.

Fünfzehn Minuten später überquerten wir schon den Marktplatz und hielten vor den Stallungen an. Melbo kam, mit Hanna, gleich darauf zu uns gelaufen und half mir sowie dem König vom Sattel.
"Lady Ally! Warum ist denn Eure ganze Kleidung nass", rief Hanna empört aus, als sie das Hemd von mir in der Hand hielt. Augen verdrehend erklärte ich, dass wir ein wenig schwimmen waren. Hanna murmelte etwas unverständliches vor sich hin und begleitete mich in mein Zimmer. "Habt ihr hier noch andere Kleider für mich?" Die Zofe nickte und öffnete einen Schrank. Langsam holte sie das Kleid von heute morgen heraus. Ich schüttelte den Kopf. "Nein ich brauch eine Hose und ein Hemd. Ich will noch Henna besuchen gehen."
Kurz starrten sie mich entgeistert an und meinte leise "Bist du dir sicher, dass du alleine hingehen willst? Ich will nicht aufdringlich sein oder so... aber sie hat dich gestern angegriffen und naja... vielleicht ist es besser du holst Hunter mit." Lächelnd schüttelte ich den Kopf und ging nun selber zum Schrank, um mir die richtigen Sachen herauszuholen.
"Das ist wirklich lieb von dir, dass du dir um mich Sorgen machst, aber ich geh alleine. Später, wenn ich mit dem Drachen fliegen werde, bin ich auch auf mich alleine gestellt und hab keine Hilfe von Hunter", erklärte ich ruhig und drehte mich zu ihr um. Seufzend nickte sie und murmelte, dass sie zu Melbo ginge. Gleich darauf spazierte sie aus dem Zimmer. Milde lächelnd machte ich mich im Bad fertig und joggte zu den Stallungen. Der Knabe stand schon mit meinem Pferd dort und überreichte mir die Zügel. Dankend nahm ich sie entgegen und stieg auf.
"Ally", flüsterte er neben den Kopf von dem Pferd stehend. Ich sah zu ihm herunter. "Ich hab ein ganz schlechtes Gefühl bei der Sache! Willst du nicht doch zumindest Soldat Kandor mitnehmen?", flüsterte er vorsichtig. Lächelnd schüttelte ich den Kopf, strubelte ihm durch die Haare und ritt los. "Seid vorsichtig", hörte ich noch von weitem, bevor ich in den Wald ein bog.

Reiten konnte ich zwar immer noch nicht so gut, doch um zu den Scheunen zu gelangen, hatte es gereicht. Vorsichtig stieg ich vom Sattel und band die Zügel an einem Baum fest. Lächelnd tätschelte ich den Hals des Pferdes und ging auf die mittlere Scheune zu. Dort spazierte ich hinein und sah mich suchend um. Welche Nummer hatte noch mal der Stall? "120", murmelte ich zu mir selber. Vor der Nummer blieb ich stehen, atmete tief ein und aus und machte schwungvoll die große Tür auf. Henna lag zusammengerollt in der Mitte und schien zu schlafen. Leise schlich ich mich an sie heran und blieb vor ihrem Kopf stehen. Langsam setzte ich mich hin und überlegte, was ich jetzt tun sollte. Das Stroh pikste immer wieder in mein Po und in meine Beine, weshalb ich unwohl hin und her rutschte. Dadurch machte ich anscheinend so viel Lärm, dass Henna aufwachte. Scharf sog ich die Luft ein, blieb ruhig sitzen und wartete auf ihre Reaktion. Wachsam sah sie mich aus ihren blauen Augen an und hob langsam den Kopf von ihren Krallen. Auf einmal fing sie an zu Brummen und ihre Nüstern blähten sich auf.

"STOOPPP", rief ich in Panik laut aus und hielt schützend die Hände vor mich. Irritiert sah mich das weiße Drachenweibchen an. "Ich weiß, dass wir keinen guten Start hatten und du mich anscheinend nicht magst, aber das heißt noch lange nicht, dass du mich immer mit Feuer bespucken darfst!", sagte ich verärgert, als sie aufhörte zu Brummen. Beleidigt ließ sie ihren Kopf auf die Krallen fallen und stieß Luft aus ihren Nüstern. Schweigend betrachteten wir uns gegenseitig, bis ich räuspernd die Stille unterbrach "Ich bin übrigens Ally, zwanzig Jahre alt und komme von der Erde." Den letzten Teil, mit der Welt sagte ich etwas leiser. Neugierig schnellte ihr Kopf wieder nach oben und legte sich leicht zur Seite. "Kannst du überhaupt sprechen", fragte ich und zog eine Augenbraue nach oben. Sie blinzelte ein paar mal. Seufzend stützte ich mein Kopf auf die Hand und spielte mit meiner anderen Hand im Stroh herum.

Plötzlich stand Henna auf und umkreiste mich langsam. Neugierig sah ich ihr dabei zu und erhob mich nicht sehr elegant. Als sie wieder vor mir stehen blieb, streckte ich vorsichtig eine Hand nach ihr aus. Henna schreckte zurück und ging einen Schritt nach hinten, als ich sie kurz mit der Fingerspitze berührte. Sie brummte warnend. Beschwichtigt ging ich einen Schritt zurück, zog meine Hände an meinen Körper und murmelte "Ist ja gut. Ich mach dir nix." Langsam beruhigte sie sich wieder und kam nun vorsichtig auf mich zu. Mit ihrer Nase tippte sie an meine Finger und warf meine Hand ein wenig hoch. Verunsichert hob ich diese und streichelte ihre Schnauze. Ihre Schuppen waren weich und warm, was mich sehr verwunderte. Mild lächelnd strich ich kurz über ihre weiße und etwas feuchte Nase. Lange beobachtete ich sie, bevor ich vorsichtig um sie herum wanderte und auf ihren Rücken stieg. Henna schüttelte sich kurz und sah zu mir nach hinten. Ihre weißen Hörner waren dabei ganz nah an mir. Überlegenden rutschte ich weiter nach vorne, sodass ich zwischen ihren Schulterblättern saß und fragte "Kannst du überhaupt schon mit mir fliegen?" Als Antwort starrte sie mich einfach nur an und drehte wieder ihren Kopf nach vorne. Gerade, als ich wieder von ihr runter gehen wollte, setzte sie sich in Bewegung und ging aus der Scheune hinaus, ins Freie.

Mittlerweile ging die Sonne schon unter und es wurde ganz schön kühl. Verwirrt beugte ich mich nach vorne, sodass mein Oberkörper auf ihrem Hals lag und schlang meine Hände um ihren Hals. "Was willst du denn machen?", fragte ich sie leise. Ruckartig breitete sie ihre Flügel aus und rannte los. Erschrocken zog ich scharf die Luft ein, krallte mich an ihren Schuppen fest und presste meinen Oberkörper noch mehr an ihren Hals. Stark schlug sie ein paar mal mit ihren Schwingen. Gleichdarauf hoben wir ab...

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