Kapitel 9

Überhaupt war es ein Wunder, dass ich noch nicht herum geschrien oder geweint hatte!... Was ziemlich typisch für mich war!

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Müde betrachtete ich die Sandfarbenen Steine, als wir an der Schule ankamen, und mich wie ein nasser Waschlappen vom Sattel gleiten ließ. Leise verabschiedete ich mich von Melbo, der gleich darauf wieder zurück ritt. Langsam trottete ich in die Eingangshalle hinein und ging auf den Essenssaal zu. Von dort hörte man viele Stimmen und Besteck Geklapper. Der Gedanke an Essen, ließ meinen Magen laut knurren. Kraftvoll zog ich die schwere, große Tür auf und sah mich in dem großen Saal um. Wie beim letzten mal wurde es augenblicklich still und alle schauten mich an. Genervt stöhnte ich auf und marschierte auf das Buffet zu.

Dieses mal gab es warmes essen. Was es war konnte ich aber nicht identifizieren!

Schnell schnappte ich mir einen Teller, Besteck, ein Glas und klatschte mir die rote Brühe auf meine Essensunterlage. Danach drehte ich mich um und suchte mir einen Platz. Lächelnd erblickte ich Toni an seinem gewohntem Tisch sitzen. Hastig ging ich auf diesen zu und ließ mich neben ihm nieder.

"Und? Was wollte der König von dir?" Neugierig schielte er zu mir hinüber, während er sich das Essen in den Mund steckte. "Och nichts wichtiges! Ich durfte mir ein paar Kleider und Schuhe kaufen und das wars!" Gespielt unbeteiligt roch ich an der Brühe und probierte ein wenig. Es war eine Mischung zwischen Spaghetti Bolognese und Fleischklumpen. Es schmeckte nicht schlecht, aber auch nicht gerade so gut, dass ich es jeden Tag essen würde. "Aha. Und dabei hast du dir das Bein gebrochen?" Ich nickte. "Und das dauerte sieben Stunden lang?" Erschrocken rückte mein Kopf zu ihm herum. "Es ist schon 19:00 Uhr?" Verwirrt nickte Toni und hörte auf zu essen. " Ach du scheiße! Aber Melbo hat doch gesagt...", sagte ich verwirrt und zog meine Augenbrauen zusammen. "Egal. Dann muss ich mich ja beeilen. Fuck, Fuck, Fuck!" Gehetzt aß ich meine Brühe auf, flitzte zu der Dreckig - Besteck - Ablage und winkte im vorbei rennen noch dem verwirrten Toni zu.

Mit einem Knall fiel die Eingangstür hinter mir ins Schloss. Vor mich hin fluchend joggte ich zu meinem Zimmer, so gut es halt eben mit dem Bein ging, holte meine Waschsachen und machte mich in der Mädchendusche Bett fertig. Wieder in meinem kleinen Raum angekommen, fiel ich erschöpft ins Bett, machte das noch gekippten Fenster zu, holte davor aber noch die nun trockenen Handtücher runter und machte es mir mit der dünnen Decke auf mir gemütlich.
Minuten später schlief ich ein.

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Abrupt wurde ich aufgeweckt. Soldat Kandor stand mit verschränkten Armen vor mir und tippte mit hoch gezogenen Augenbrauen auf sein Handgelenk. Ich verstand sofort und sprang aus meinem Bett. "Sorry, sorry, sorry. Ich hab voll verpennt! Fuuuuuccccckkkkk. IchbininfünfMinutenfertig!", sagte ich ganz schnell, schnappte mir meine neuen 'Turnschuhe', die Sportklamotten und humpelte so schnell ich konnte in die Duschkabinen. In Rekordzeit zog ich mich aus, wusch mich gleichzeitig und versuchte danach, während dem Zähneputzen, mein Top über zu streifen. Natürlich darunter ein BH! Fertig angezogen schrubbte ich kreuz und quer mit der Zahnbürste über meine Zähne und Band mit der anderen Hand meine Haare zusammen. Hätte ich es nicht gewusst, würde ich mal sagen, dass Frauen echt Multitasking fähig sind!

Endlich so weit fertig, stolperte ich durch die Gänge und versuchte mein verletztes Knie hoch zu ziehen, damit ich mein Schuh anziehen konnte. Und wie das so war, funktionierte es nicht!

In meinem Zimmer angekommen, streifte ich mir den anderen Schuh über den Fuß und hielt mich dabei an Kandor fest. "Fertig", sagte ich außer Puste und sah ihn an.
"Zwei Sekunden zu spät", meinte er und ging an mir vorbei, aus dem Zimmer heraus. Sein ernst? Der hat tatsächlich auf die Uhr geguckt und sogar die Sekunden mit gezählt! Schmunzelnd humpelte ich ihm mit meinem Gehstock hinterher und versuchte meine Haare dabei zu richten.

Nach zehn Minuten kamen wir an einer großen, massiven Tür an. Soldat Kandor klopfte drei mal kräftig dagegen und machte die Tür nach einem "Herein", schwungvoll auf. Durch den breiten Rücken des vor mir stehenden Soldaten konnte ich leider nicht den Lehrer sehen. Neugierig neigte ich meinen Kopf zur Seite und erblickte eine kleine Menschenmasse von ungefähr zehn Personen, in der Mitte des Raumes stehen. In diesem waren große, dicke, blaue Matten ausgelegt und an den Seiten standen Schwerter, Bögen, Kreissäbel und noch viel mehr Arten von Waffen.

"Ach da seid ihr ja endlich", sagte ein stämmiger Mann genervt und stolzierte mit schnellen Schritten auf uns zu. "Das war ja klar, dass wenn man ein Weib an der Backe kleben hat, zu spät kommt. Ich verstehe sowieso nicht, dass man sie hier unterrichtet!"
Verärgert sah ich den Mann an und wollte schon zu einer schnippischen Antwort ansetzten, als Kandor mir dazwischen ging. "Ich verstehe Eure Aufruhr Sir, aber dieses mal war ich daran Schuld! Ich habe ein wenig die Zeit vergessen, als ich mein Schwert geputzt habe!" Kurz starrte ich ihn perplex an und versuchte zu verstehen, warum er mich in Schutz holte, bevor mein Blick zu dem Lehrer wanderte und an seinen eisblaue Augen hängen blieb, die mich argwöhnisch musterten.
"Wenn das so ist, kannst du mir ja mal dein Schwert zeigen, oder?" Siegessicher grinste er und schaute abwartend auf Kandor. Dieser seufzte und zog ein großes Langschwert aus der Scheide. Es glänzte hoch poliert und fein geschliffen im Licht der Lampen. "Na gut. Dann ab zu den anderen", sagte er grimmig. "Und du setzt dich jetzt einfach da an die Seite, auf den Boden. Oder du stellte dich hin. Mir jetzt auch egal", wandte er sich mir zu und zeigte auf die entsprechende Stelle. Ich nickte und humpelte auf die rechte Seite. "So und jetzt bitte aufstellen", klatschte der Lehrer in die Hände.
Mit geübten Schritten, stellten sie sich in einer Reihe auf und salutieren. Grinsend sah ich zu, wie sich danach alle eine Waffe holten oder ihre eigene aus der Scheide zogen.

"Kandor und Lukas, ab nach vorne. Derjenige der zuerst blutet verliert!" Verwirrt zog ich die Augenbrauen zusammen und blickte zwischen den beiden Männern hin und her, welche auf die Matte gingen und sich gegenüber stellten. Soll das jetzt etwa heißen, dass sie sich bekämpfen bis jemand auf dem Boden liegt und blutet? Ich warte erst mal ab und wenn irgendetwas passiert, kann ich ja immer noch dazwischen gehen... oder? Etwas unwohl, nervös und verunsichert stand ich an der Seite und beobachtete, wie Lukas - ein schlanker, blond haariger Typ - auf Kandor - muskulös, braun haarig - zu lief und mit seinem Schwert ausholte. Ich versteifte mich und hielt die Luft an. Kandor wich der Waffe nach rechts aus und stand nun hinter Lukas. Schwungvoll schwang er das Schwert und traf den Blonden Jungen an seinem Arm. Dieser ließ seine Waffe los und fasste sich mit Schmerz verzogenem Gesicht an die Wunde. Als er die Hand wieder weg nahm, tropften ein paar Tropfen Blut auf den Boden.

"Ach du scheiße", murmelte ich und hielt mir die Hand fassungslos vor den Mund.

"Naja. Das war eher schlecht als recht. Trotzdem gut gemacht Kandor. Und Lukas! Lass dir ein Pflaster geben... oder die kleine Puppe verarztet dich", er zeigte auf mich. "Vielleicht kann sie wenigstens das", murmelte er in seinen imaginären Bart.
"Das hab ich gehört sie dummes Arschloch", rief ich ihm wütend zu.
Sein Kopf rückte zu mir rüber. "Was hast du gerade zu mir gesagt?"
"Sind Sie schwerhörig oder so? Ich hab dummes Arschloch gesagt!"

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