Dunkelheit
Kapitel 1
Schwärze erblickten meine Augen, als ich sie schlagartig aufschlug und erschrocken auf schrie. Ein lauter 'Gong' hatte mich geweckt. Unbeholfen strampelte ich mit meinen Füßen, da ich keinen Boden unter diesen spürte. Mein Körper fühlte sich leicht und schwerelos an, während mein rasendes Herz und mein schneller Atem übernatürlich laut in meinen Ohren dröhnten. Langsam atmete ich aus und beruhigte mich etwas.
Wo war ich?
"Hallo? Ist hier jemand?", rief ich orientierungslos gerade aus.
Meine helle Stimme hallte laut durch das schwarze Nichts. Kurz flammte Hoffnung auf, dass mir jemand antworten würde. Doch sie zerbrach, nach Minuten der Stille, in tausend Einzelteile.
Ich hatte meinen flauschig, grün-weißen Schlafanzug an, der mir nur wenig Wärme bot. Kalt war es hier. Kein Wind ging, doch trotzdem spürte ich, wie meine Haare in der Luft schwebten. Schützend schlang ich meine Arme um meinen zitternden Oberkörper und rieb mit meinen Händen schnell über die kalte Haut, um diese ein wenig aufzuwärmen.
"Verdammte Scheiße. Antworte mir mal bitte einer. Halloooo?", rief ich genervt und zog meine Augenbrauen leicht wütend zusammen. Was sollte die Scheiße? So einen Traum, der sich so echt anfühlte, hatte ich noch nie gehabt!
Es kam keine Antwort. Warum auch? Vielleicht war ich ja entführt wurden und die Entführer hatten mir Drogen gegeben.
Ergeben seufzte ich auf.
Quatsch! Ich hätte gehört, wenn sie in meine Wohnung eingedrungen wären. Vielleicht half ja in den Arm petzen.
„Au!", quiekte ich auf, als ich mir in die Haut kniff. Als ob so etwas, wie in den Büchern, funktionieren würde.
Über meine Dummheit verdrehte ich die Augen und klatschte mir gegen die Stirn.
Auf so ein Gedanke konnte ja nur ich kommen!
Langsam bekam ich Angst. Was ist, wenn ich hier nie wieder weg kommen würde? Würde ich für immer in dieser Kälte schweben müssen?
"Ich will hier weg! Um alles in der Welt, antworte mir doch einer!", rief ich mit zittriger Stimme. Mein Gott war es hier kalt!
"Eine Bedingung und du wirst hier nie wieder her kommen!", erschrak mich eine tiefe Jungen Stimme, sodass ich leicht zusammen zuckte. Die Leere wurde durch ein leichtes, weißes Licht geflutet, dass auf mich herab schien und mich leicht blinzeln ließ. Als meine Augen sich an die Helligkeit gewöhnt hatten, sah ich mich suchend um. Aber da war niemand. Wo steckte er?
Ich antwortete rasch, aber auch verwirrt "Und die wäre?"
"Du musst auf eine Schule namens Melody gehen", sagte er ruhig.
Ernsthaft?
„Was soll die Scheiße? Ich bin doch nicht mehr fünfzehn!", sagte ich wütend.
„Na gut. Dann halt eben nicht", sagte er lässig, während seine Stimme zum Ende hin immer leiser wurde.
„STOPP!", rief ich in Panik. „Ich willige ja schon ein. Nur mach, dass ich nicht mehr hier in der Kälte schwebe."
Was blieb mir auch anderes übrig, als zuzustimmen? Ich wusste ja nicht einmal, wie ich hier her gekommen war! Und die Schule würde ja bestimmt, oder hoffentlich, nicht weit von meiner Wohnung entfernt sein. War sie überhaupt in meinem Land? Und was war dieser Ort eigentlich?Normal konnte das nicht sein... oder?
"Schwöre es", befahl er. Leicht konnte man an seiner Stimme heraus hören, dass er es lustig fand.
Genervt stöhnte ich auf und sagte laut "Okay, ich schwöre das ich auf diese Schule gehe und dort meinen Abschluss mache! Zufrieden?"
Auf einmal erschien ein gleißend helles Licht rechts neben mir. Schützend hielt ich meine Hand vor mein Gesicht und formte meine Augen zu Schlitzen. Was zum Teufel war DAS denn jetzt? Langsam schwebte ich darauf zu, ohne etwas zu tun, und glitt durch die Sonnen-ähnlichen Strahlen hindurch, die warm auf meiner Haut kitzelten.
~°~
Schlagartig schlug ich meine Augen auf. Wolkenloser Himmel wurde von der heißen Sonne erleuchtet. Herzhaft gähnte ich und schaute nach rechts. Saftgrünes Gras lag unter mir und kitzelte mich an meinen Händen. Bäume standen geordnet in einem Kreis um mich herum. Meine Hände, die auf dem Boden lagen, streckte ich aus und strich über die weichen, glatten Pflanzen. Langsam setze ich mich auf, um zu schauen wo ich war. Ich lag oder saß, wie man es nahm, tatsächlich auf einer Lichtung. Erst als ein kalter Windzug kam, merkte ich, dass ich nur in Unterwäsche da saß.
Na toll, dachte ich verärgert.
Um mich herum hörte man Gezwitscher und hier und da auch mal eine Eule.
Was sollte ich jetzt machen? Ich konnte doch nicht durch einen Wald, oder NEIN noch besser, durch eine Stadt laufen nur in Unterwäsche!
Empört gab ich ein "Pff" von mir, stand auf und klopfte mir den Dreck von meiner Haut.
Plötzlich hörte ich Hufen, die auf trockene Erde liefen und aufgebrachte Schreie.
"Oh misst! Versteck dich Ally! Los. Aber wo?" Verzweifelt und in Angst entdeckt zu werden, sah ich mich panisch um. Aus welcher Richtung kamen die Rufe?
Doch leider zu spät. Vor mir stand ein braunes, durchtrainiertes Pferd. Der Reiter sah zu mir herunter und lehnte sich ein wenig nach vorne. "AAAAHHHHHHHHHHH", schrie ich quiekend und erschrocken auf. Ich stolperte überrumpelt über meine eigenen Füße und fiel somit hart auf meinen Po.
"Wer seid Ihr und was macht Ihr hier?", fragte mich der Mann mit rauer Stimme.
Er hatte braune, zerzauste Haare, Waldgrüne Augen und ein markantes Gesicht. Seine Nase war gerade und seine dünnen Lippen leicht zusammen gepresst. Ausdruckslos sah er mich an.
"Könnten sie mir nicht mal auf helfen und mir irgendetwas zum anziehen geben, anstatt mich so doof anzugucken!", motzte ich ihn an.
Der Mann stieg gemütlich langsam von seinem Pferd hinunter und reichte mir die Hand.
Sie war ziemlich groß, genauso wie sein Körper, der in einem schwarzem Hemd und einer engen, schwarzen Lederhose steckte. Links, an seiner Hüfte, hing eine lange Scheide, die ein schön poliertes Langschwert verbarg.
Nach oben schauend, klatschte ich meine Hand auf seine und ließ mich von ihm hoch ziehen. Danach streifte er seinen schwarzen Kapuzen-Umhang ab und gab ihn mir. Schnell wickelte ich das schwarze Tuch um meinen halb nackten Körper.
"Was verschafft mir die Ehre so eine hübsche Lady, wie Sie, nur in Unterwäsche bekleidet auf so einer einsamen Lichtung wieder zu finden? Vor allem da es früher Frühling ist und Ihr euch auf dem Geländer der Akademie befindet. Wisst Ihr denn nicht, dass jetzt alle hier trainieren?", zog er die Augenbrauen nach oben.
Ich schaute mich um, doch keiner war zu sehen. Was meinte er mit 'trainieren' und 'Akademiegelände'?Schulter zuckend sah ich ihn still an. Ich wollte ihm nicht antworten. Es war so zusagen eine Strafe für sein doofes Glotzen.
Als ich ihm nach Minuten noch immer keine Antwort gab, seufzte er ergeben auf, schwang sich wieder auf sein Pferd und bedeutete mir ihm zu folgen. Langsam gingen wir los. Einem dünnen, erdigen Waldweg entlang.
"Ich würde Euch ja gerne mein Pferd anbieten, doch da ich nicht weiß, wer Ihr seid und was Ihr hier macht, muss ich euch leider wie ein Eindringling behandeln", sah der Soldat zu mir nach hinten.
"Wir können uns Duzen", meinte ich leise. Warum sprach er überhaupt in der dritten Person?
Nachdem der Mann nickte und sich wieder weg drehte, blickte ich mich nachdenklich um. Hier und da entdeckte ich Männer, durch die vielen Nadelbäume, welche Rüstungen trugen und mit den Schwertern ihre Gegner im Zweikampf attackierten.
Sind wir im Mittelalter oder auf einem Fest, fragte ich mich etwas verwirrt. Der Reiter, des braunen Pferdes, stoppte und stieg ab.
Vor uns erstreckte sich ein langer, gepflasterter Weg, der von braun lackierten Bänken sowie braunen Blumenkästen, mit leuchtenden Blumen darin, gesäumt wurden. Hinzu kam, dass Lampen in gewissen Abständen neben den Sitzgelegenheiten standen.
Langsam liefen wir nebeneinander her und gingen auf ein riesiges Gebäude zu. Naja Gebäude konnte man dieses... etwas nicht nennen.
Es glich eher einem Modernen, aber auch gleichzeitig altmodischen Schloss. Die Wände waren mit Sand farbigen Steinen ausgestattet. Links und rechts, neben den zwei mittelgroßen Torflügeln, hingen weiße Fahnen, auf denen prachtvolle Drachen, mit goldenem Faden, eingestrickt waren.
Vor den Toren blieben wir stehen und schauten uns gegenseitig an.
"So. Wir gehen jetzt zusammen herein, ich gebe dir Kleidung und dann... ja dann erklärst du dem Vorsitzenden, warum du hier bist", sprach der Mann zu mir und klopfte an das massive Tor. Ich nickte.
"Wer da?", hörte ich eine raue Stimme hinter der Tür rufen.
"Soldat Kandor", rief der Mann neben mir zurück. Schließlich wurde das Tor geöffnet und wir gingen hinein.
Der Empfangssaal war riesig und mit rotem Teppich ausgelegt. Hohe Marmorsäulen hielten die Decke, an der ein prachtvoller Kronleuchter hing. Zusammen gingen wir durch viele Flure, die weiß verputzt waren sowie einen weiß gefliesten Boden hatten und blieben anschließend vor einer nicht mehr stabil aussehenden Tür stehen. Der Soldat stieß diese auf, marschierte zielstrebig auf den Schrank, der in der Ecke des Zimmers stand, zu und wühlte in den vielen Kleidern herum. Nun kam er mit zwei Kleidungsstücken auf mich zu und drückte mir diese in die Hand.
"Du ziehst das hier jetzt ohne Widerrede an. Ich hab sonst keine anderen Klamotten für ein Mädchen." Mit diesen Worten ging er aus dem Zimmer, knallte zu allem Überfluss die Tür zu und ließ mich Mutter Seelen alleine dort stehen. Argwöhnisch betrachtete ich die matschgrüne Hose und das weiße Hemd in meiner Hand.
"Was für ne Scheiße", murmelte ich missmutig und zog mich schnell an. Vorsichtig machte ich die Tür auf. Irgendwann wird das Teil noch aus den Angeln fallen, dachte ich mürrisch.
Der Mann lehnte an einer Wand, welche gegenüber der Tür war und schaute mich gelangweilt an. "Komm mit", befahl er mir und ging voran. Na toll! Das konnte ja noch was werden!
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