DU!!!

Kapitel 3

Mein letzter Gedanken, bevor ich in den Schlaf glitt, war "Hab ich eigentlich zu diesen Zimmer ein Schlüssel, damit ich die Tür absperren kann?"

~ ° ~

"Boah tut mir mein Rücken weh!", dachte ich, als ich aufwachte. Ächzend setzte ich mich auf und hielt mir meinen Nacken. Stille. Nichts außer dem gedämpften Vogelgesang war zu hören. Langsam stand ich auf, ging zu dem Wasserkrug und schüttete mir eine ganze Ladung der Flüssigkeit ins Gesicht. Sofort wurde ich wacher. Gähnend streckte ich mich und machte den Schrank auf. Nun holte ich meine neuen Kleider heraus und legte sie auf das Bett. Schnell zog ich mich aus, machte eine Katzenwäsche, zog Unterwäsche, ein enges schwarzes T-Shirt sowie eine eng anliegende, bis zu den Knien reichende schwarze Hose an. Mein Blick huschte zu meinem Bett. Die Decke lag halb auf dem Boden und war zerknittert. Seufzend legte ich das große Bettlagen ordentlich zusammen und öffnete das Fenster. Frische Luft schlug mir entgegen. Tief saugte ich diese ein und atmete sie wieder hörbar aus. Es roch nach Tau und frischem Moos. Ich schnappte mir den Hocker, der in der Ecke stand, und stolzierte gemütlich zu den Duschen. Dort ging ich rein, stellte den Hocker wieder an seinen richtigen Platz und drehte mich zu der Tür, die zu den Duschkabinen führte. Als ich aber Männer Stimmen hinter der verschlossenen Tür hörte, hielt ich innen.

Toni hatte doch gestern gesagt, dass nur Jungs in die Schule gehen durften. Das hießt dann ja, dass ich das einzige Mädchen hier war!

Alarmierend ging ich einen großen Schritt zurück. "Ach scheiß drauf", murmelte ich und stieß die Tür auf. Alles wurde still. Seufzend drehte ich mich nach rechts zu den Waschbecken um und ignorierte einfach die geschockten Blicke, der Männer. Ich nahm meine Zahnbürste, die ich heute Morgen auf meinem Nachtschrank gefunden hatte, strich eine Zahnpasta ähnliche Substanz darauf, die in einem kleinen Gläschen steckte, ließ kurz Wasser drüber laufen und putzte mir die Zähne. Die Zahnbürste war Holzig und die Bürsten bestanden aus beigen Fäden. Ich wollte gar nicht wissen, was für Haare und von welchem Tier sie waren.

Plötzlich sah ich Toni durch den Spiegel auf mich zu kommen. Er hatte nur ein Handtuch um seine Hüfte geschwungen. Wassertropfen perlen an seinem bleichen Brustkorb herunter, der leicht muskulös war. "Guten Morgen Ally. Was machst du denn hier?", fragte er mich schüchtern. Verwirrt zog ich die Stirn kraus.
"Ich putz mir die Zähne. Warum?" Er trat nervös von einem Fuß auf den anderen.
"Naja. Das hier ist die Jungen Dusche." Ich spuckte die Zahnpasta aus, spülte mein Mund mit Wasser aus und machte die Bürste sauber. Fertig damit drehte ich mich zu Toni um und lehnte mich an das Becken.
"Das weiß ich auch. Aber wo soll ich denn sonst hin gehen. Du hast gesagt, dass es nur Jungs auf der Schule gibt, also gibt es bestimmt keine Mädchenduschen. Und wo soll ich mir sonst die Haare waschen oder die Zähne putzen", verschränkte ich die Arme vor der Brust.
Lächelnd meinte er "Es stimmt zwar, dass es nur Jungs hier gibt, aber trotzdem gibt es eine Mädchendusche! Wenn du vier Türen weiter gehst, siehst du sie schon."
Verwundert machte ich "Oh. Na dann."

Langsam packte ich meine Sachen zusammen und ging schief grinsend aus dem Raum hinaus. Ich folgte Tonis Beschreibung und kam wirklich an einer Mädchendusche an. Seufzend öffnete ich die Tür und blickte mich um. Genau die selbe Bauweise, wie bei den Jungs. Nun öffnete ich die zweite Tür und trat in den Duschraum. Alles war verstaubt und muffig. Schnell ging ich zu dem milchigen Fenster, am Ende des Raumes und öffnete es, damit frische Luft hinein kam. Als nächstes suchte ich Seife, die ich dann in einer Ecke verstaubt und alleine fand. Des weiteren entkleidete ich mich wieder, duschte mich unter dem Metall-Duschkopf, trocknete mich ab und zog mich an.
Komisch das sie Metall-Duschköpfe, Wasserhähne, Keramikwaschbecken, Fliesen und Elektrizität hatten, aber keine normale Zahnbürste aus Plastik.
Danach band ich meine Haare mit einem stück Stoff zusammen und ging mit einem Wischer, den ich aus dem extra Raum hier hatte, über die weißen Fliesen. Das schmutzige Wasser floss in den Abfluss rein, der in der Mitte des Raumes angebracht war.

Zuletzt packte ich alle Sachen zusammen und ging in mein Zimmer zurück. Meine Zahnbürste verstaute ich in dem Nachtschrank und hing meine nassen Handtücher über das gekippte Fenster, damit sie trockneten. Plötzlich klopfte es wie verrückt an meiner Tür. Schnell lief ich zu dieser und öffnete sie ein Spalt weit.

Soldat Kandor stand vor mir und schaute mich verwundert an. "Du bist ja schon fertig." Schmunzelnd nickte ich und trat nach draußen, in den Flur hinein. "Na dann", marschierte er voran.
"Ähm... Soldat Kandor? Bekomme ich keine Schuhe?", fiel es mir erst jetzt ein.
"Nein. Die brauchst du nicht", sagte er monoton.
"Okay?", dachte ich verwirrt.

Wir gingen den Gang entlang zu der Eingangshalle und blieben vor zwei großen Flügeltüren stehen, die neben dem Besprechungsraum lagen, in der man mich ausgefragt hatte. Der Soldat machte die Tür auf und trat mit mir hinein. Sofort wurde es still. Wie ich das doch hasste, wenn dich alle anglotzten und nur auf ein Fehler von dir warteten.

Gelangweilt schaute ich mich im Raum um. Lange Holzbänke und Tische standen geordnet in einer Reihe link und rechts neben mir. Der Boden war mit weißen, Quadratstichen Fliesen ausgelegt, die mit den verputzen Wänden gut zusammen passten. Vor uns erstreckte sich ein Streifen roter Teppich, der nach vorn an eine Essensausgabe führte. 

Als ich wieder nach links sah, entdeckte ich Toni neben ein paar gut gebauten Jungs sitzen. Gelassen winkte ich ihm zu. Irritiert winkten die beiden Jungs vor ihm zurück. Belustigt grinste ich sie an und zwinkerte ihnen zu.

Was für Vollpfosten, dachte ich grinsend. Toni schaute schmunzelnd auf seine Freunde und schüttelte den Kopf.

In der Zwischenzeit waren wir stehen geblieben und sahen uns das Essen an. Es gab viele Brotsorten, Käsesorten und Fleischsorten. Nachdenklich holte ich mir ein Holztablett, mit Messer, Teller und Glas. Nun griff ich nach einem Vollkornbrot, klatschte mir zwei Scheiben Schinken drauf und füllte mein Glas mit Orangensaft. Suchend blickte ich mich im Raum um. "Scheiße! Keine einzige Stelle frei!", fluchte ich leise. Alle saßen so eng beieinander, dass man gar keinen Platz mehr hatte, um seine Arme auszubreiten. Genervt stöhnte ich auf.

Aus den Augenwinkeln sah ich, wie jemand winkte. Verwirrt schaute ich dort hin und entdeckte Toni, der mich zu sich rief. Langsam ging ich auf ihn zu und ließ mich zwischen ihm und seine Freunde nieder. 

"Na? Gut geschlafen?", fragte er gut gelaunt. Murrend schüttelte ich den Kopf und legte den Schinken auf mein Brot. Genüsslich biss ich hinein.

Auf einmal knallte jemand sein Tablett volle Kanne vor mich auf den Tisch. Ich ignorierte dies einfach und aß weiter. "Na sieh mal einer an. Was haben wir denn da?", warf mir ein Junge spöttisch entgegen. Gelangweilt schaute ich in sein Gesicht. Schwarze Haare und braune Augen, nicht mein Typ, stellte ich ernüchternd fest.
"Simon. Was willst du?", fragte einer von Tonis Freunden genervt.
"Och ich wollte nur mal die reizende Dame kennen lernen", antwortete er grinsend.
"Schön. Ich will dich aber nicht kennen lernen, also verzieh dich", sah ich ihm in seine Augen. Geschockt schaute er mich an. Totenstille im Saal.
"Das war ein guter Scherz", lachte er nervös, um die Peinlichkeit zu überspielen.
"Ich zähle bis drei und dann bist du weg. Wenn nicht, hast du Orangensaft in deinem Gesicht!", warnte ich ihn. Lachend setzte er sich hin. "EINS!", fing ich an zu zählen.
"Ach komm schon Perle, dass meinst du doch gar nicht ernst", setzte er sich mir gegenüber.
"ZWEI!"
"Na? Wie wäre es, wenn du heute Abend zu mir ins Zimmer kommst? Nummer 153", wackelte er mit seinen Augenbrauen.
"DREI", sagte ich ruhig, holte mein Glas und kippte den Inhalt in sein Gesicht. Fassungslos wischte er sich den Saft von den Augen.
"Was soll das?", schrie er mich wütend an.
Gelassen zuckte ich mit den Schultern. "Ich hab dich gewarnt. Wenn du nicht auf mich hören willst! Und jetzt verzieh dich. Auf so ein arrogantes, perverses Arschloch steh ich nicht." Fies grinste ich ihm ins Gesicht. Zischend nahm er schwungvoll sein Tablett und dampfte ab. "Endlich", seufzte ich und aß mein Brot weiter. Ein lauter 'Gong' ging durch den Saal. Verwirrt schaute ich zu Toni.

"Die Begrüßung fängt an", erklärte er und stand schnell auf.
"Okay. Und wohin geht's?" Toni hielt in der Bewegung inne und sah mich nachdenklich an.
"Komm einfach mit", winkte er mich zu sich. Nickend ging ich zu ihm, immer noch mit meinem Brot in der Hand, und folgte ihm nach draußen, auf den großen Hof, der links neben dem Gebäude angebracht war. Grauer Kies bedeckte den Boden. Dort mussten wir uns in einer Reihe aufstellen. Ich stand ganz vorne und sah irritiert auf die hölzerne Erhöhung, die ein Meter vor mir angebracht war. Als nach ein paar Sekunden nichts passierte, biss ich in mein Essen und sah mich um.

"DER KÖNIG", hallte plötzlich eine dunkle Stimme über den Hof.

Ein Junge, ungefähr in meinem Alter, kam auf das Podest und setzte sich auf den schön geschmückten Stuhl. Soll wohl ein Thron darstellen, dachte ich nachdenklich und schluckte das Brot herunter. Plötzlich gingen alle nach unten auf den Boden und senkten das Gesicht. Verwirrt schaute ich mich um, zuckte dann mit den Schultern und stopfte den Rest meines Essens in meinen Mund.

"Ihr", zeigte ein ältere Mann auf mich. "Verbeugt Euch!"

Verwirrt hielt ich in meinem Kauen inne und zeigte auf mich. Er nickte. Ich schluckte hinunter. Mit hochgezogenen Augenbrauen betrachtete ich den Mann genauer. Ein hellblaues Gewand trug er und hatte einen langen Stock in der Hand. Aus der Entfernung konnte ich nur seine Wasserstoffblonden Haare und die hässliche Nase sehen, die vorne weit nach unten ging. Wie wachs, der unter der Kerze nach unten lief.
Schwer konnte ich mir ein Lachen verkneifen. 

"Warum sollte ich mich verbeugen? Wir sind doch nicht im Mittelalter", lachte ich leicht und verschränkte meine Arme trotzig vor der Brust. Ob ich Krümel um den Mund hatte?
Wütend kam der Mann zu mir und wollte mich an der Hand packen, als der Junge auf dem Podest "Genug!" rief.

Warte mal. Ich kenne die Stimme doch!

Wütend stampfte ich auf die Erhöhung zu. Als keiner Anstalten machte mich aufzuhalten, marschierte ich einfach zu ihm hoch und blieb mit verschränkten Armen vor ihm stehen. Belustigt lächelte er mich an. Seine Grün, braunen Augen blitzten vor Genugtuung auf "Schön dich mal kennen zu lernen Ally", grinste er mich an.
"Ja total", funkelte ich ihn böse an.
"Jetzt ist aber nicht der richtige Zeitpunkt um zu reden... Du kommst am besten gleich mit mir in den Palast", sagte er in einem Ton, der keine Widerworte erlaubte. Daraufhin winkte er mit seiner Hand und zwei kräftig gebaute Kerle kam zu uns hoch. Verwirrt blickte ich sie an, als sie mich rechts und links an den Armen packten. "Was zum Teufel?", brachte ich heraus, bevor sie mich hoch hoben. "Ihr könnt mich doch nicht einfach hier runter tragen, wie eine Puppe. Hallo? Spinnt ihr. SOFORT LOS LASSEN", rief ich, während sie mich die drei Treppen, welche rechts angebracht waren, hinunter trugen. Verärgert entriss ich ihnen meine Arme, als wir hinter dem Podest waren und rieb diese. Schmerzend rote Stellen waren zu erkennen. Böse funkelte ich sie an und trat einen Schritt zurück.

Nach ein paar Minuten kam der braun haarige Junge wieder und geleitete mich zu seinen Pferden. Eine braune Stute und ein weißer Hengst schnaubten mir gegen die Hand, welche ich ihnen entgegen hielt. Versöhnlich streichelte ich ihnen über die Nüstern und blickte in schwarze Augen.
"Sie sind wunderschön, nicht wahr?", lächelte er die Pferde an und streichelte dem Hengst über den Rücken. "Nun lass uns aufsetzten. Wir wollen ja noch viel besprechen", stieg er auf das weiße Pferd und sah mich an.
"Von wollen ist hier gar keine Rede. Ich will dir nur meine Meinung sagen und wissen warum ich hier bin. Sonst nichts", sprach ich ernst und setzte auf. "Ach ja. Wie heißt du eigentlich?" Fragend schielte ich zu ihm rüber.
"Lukas", lächelte er mich an.

Zusammen ritten wir in einem langsamen Tempo in Richtung Wald. Um ehrlich zu sein, war ich richtig gespannt, wie sein Schloss aussah. Es war bestimmt riesig, mit einem Garten voller Rosen und Apfelbäumen, große Gehege für die Pferde, viele Bedienstete und junge Knaben, die Pferde in die Ställe brachten.
Träumerisch schaute ich vor mir auf den Pferdehals und lächelte leicht. "Ally. Hast du mir zu gehört?", riss mich der Junge aus meinen Gedanken.
"Nein", antwortete ich monoton.
"Gut dann halt eben noch mal von vorne", seufzte er. "Du bist in Tlensin, einer parallelen Welt von deiner Erde. Wir sind gerade in der Hauptstadt 'Zinstra' von Floranso. Ich habe dich hier her gebracht, weil du uns helfen musst. Ein Wahrsager der Königsfamilie hat nämlich vor ein paar Tagen voraus gesagt, dass sich etwas böses in Tlensin zusammen braut. Du musst uns helfen diese Gefahr zu bekämpfen und alle Maßnahmen zu treffen!"
Ungläubig schaute ich ihn an und lachte dann los. "Echt eine geile Verarsche hier. Also bitte, wo ist die versteckte Kamera?" Suchend blickte ich mich um.
Ernst sagte er "Das ist mein ernst Ally. Wir leben nicht mehr in deiner Menschenwelt. Hier gibt es Kobolde, Nymphen, Feen und noch andere Kreaturen."

Mein Lachen wandelte sich von belustigt in hysterisch um. Scheiße! Wo bin ich hier nur rein geraten? Langsam beruhigte ich mich wieder und fragte dann ernst "Und wie soll ich euch bitte schön dabei helfen. Wenn es hier Kobolde und Elfen gibt, die magische Kräfte oder so haben, bin ich total nutzlos. Ich bin ein einfacher Mensch, habe keine magischen Kräfte, kann nicht kämpfen oder was anderes wahnsinniges machen! Also, was erwartet ihr von mir?"
Er nickte "Ja das stimmt, aber trotzdem haben Menschen, dass was wir nicht haben. Sie können nämlich über sich hinaus wachsen und das lernen, wofür wir Tausende Jahren gebraucht haben... Ich hab dich nicht ohne Grund zu dieser Schule geschickt." Stur blickte er in meine Augen. Schweigend ging ich noch mal alles durch, was ich gerade erfahren hatte.
"Was lerne ich an dieser Schule?"
Kurze Stille.
"Mit Waffen, egal welche Art, zu kämpfen und Drachen zu reiten!" Fassungslos ruckte mein Kopf zu ihm rüber.

"DRACHEN?", rief ich hysterisch. Er nickte ernst. Ich fuhr mir mit meiner Hand durch mein Gesicht. "Oh man. Wo hab ich mich nur wieder rein geritten", murmelte ich seufzend.

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