Der Ball
Kapitel 18
"Ally?", hallte leise eine weibliche Stimme in meinem Kopf. Ich schüttelte ihn, in der Hoffnung die Stimme aus meinem Traum zu bekommen. "Der Krieg kommt langsam und unvorhersehbar. Willst du wirklich mit ansehen, wie Blut fließt, alles zerstört wird und es überall Tote gibt? Willst du das wirklich mit ansehen? Willst du?" Zum Ende hin wurde die Stimme immer leiser.
"Lass mich in Ruhe", nuschelte ich.
"Wie Leute traurig und mit gebrochener Seele auf dem Boden sitzen?"
"Sei leise", sagte ich nun lauter.
"Du wirst versagen. Ihr werdet verlieren!", brüllte die Stimme nun wütend.
"NEEEINN!", schrie ich und riss meine Augen auf.
Schweiß gebadet und ängstlich starrte ich an die Holzdecke. Langsam setzte ich mich auf und versuchte meine Atmung zu regulieren. Mit meinem Ärmel wischte ich mir über das Gesicht und murmelte "Was für ein beschissener Albtraum." Nun sah ich auf die Sonnen Uhr, welche seid neustem neben meiner Eingangstür stand, und bekam einen Schock. Es war schon sechzehn Uhr und Hanna wollte mich um Achtzehn Uhr abholen. Seufzend kletterte ich aus meinem Bett und fuhr mir mit meiner Hand durch die Haare. Ich verzog das Gesicht. Fettig bis zum geht nicht mehr und überall Knoten drin. Müde ließ ich meine Schultern hängen und schnappte mir meine Zahnbürste sowie mein ganzes Duschzeug. Hier gab es ja leider kein Shampoo, weshalb ich manchmal ein Stück Seife Abschnitt, es über Nacht in Wasser aufweichen ließ und das dann am nächsten Tag über meinen Kopf kippte. Es war einfach ein beschissener Ersatz von Shampoo, aber besser als nichts. Also schnappte ich mir noch das Seifenwasser, ein Handtuch und ging voll gepackt aus meinem Zimmer.
~ ° ~
Fertig geduscht und angezogen, marschierte ich in den Esssaal und suchte Toni und Kandor. Toni saß links und Kandor rechts an einem Tisch. Zu wem sollte ich nun gehen? Schulterzuckend machte ich 'Ene mene Muh' und zeigte zum Schluss auf Kandor. Langsam ging ich auf ihn zu und setzte mich neben ihn hin. Das Gespräch zwischen den anderen Jungs verstummte und alle sahen mich fragend an.
"Was?", fragte ich, eine Augenbraue nach oben gezogen.
"Nichts", antworteten sie im Chor.
"Willst du irgendwas von mir?", fragte mich Kandor. Zögerlich nickte ich, als mir der Vorschlag von Simon einfiel. "Dann frag", meinte er daraufhin knapp.
"Nur unter vier Augen!", nuschelte ich.
Seufzend stand er auf und ging ein paar große Schritte vom Tisch weg. Ich ihm hinter her. Abwartend sah er mich an und verschränkte seine Arme vor der Brust.
"Naja. Ich wollte mich wegen gestern Entschuldigen, dass ich dich so angeschrien hab und nur fragen, ob du mir hilfst meine Höhenangst zu überwinden." Überrascht schaute er mich an und nickte dann. Lächelnd wippte ich kurz nach vorne und bedankte mich.
"Wann?", fragte er.
"Wann was?", zog ich verwirrt die Augenbrauen nach oben.
"Wann sollen wir uns treffen?"
Ich atmete kurz tief ein und fragte eher, als das ich antwortete "Morgen Abend um... 18:00 Uhr?" Er nickte, verabschiedete sich und ging wieder zu seinen Freunden. Kurz sah ich ihm nach und legte den Kopf nachdenklich zur Seite.
Eigentlich ist er ein netter Typ, aber irgendwie... ich weiß ja auch nicht, dachte ich, die Stirn gerunzelt.
Ich schreckte aus meiner Nachdenklichen Starre, als jemand eine Hand auf meine Schulter legte. Verwirrt blickte ich nach hinten.
Toni stand dort grinsend und massierte ein wenig meinen Nacken. "Wohl doch von Simon überreden lassen, deine Angst zu überwinden", neckte er mich.
Schmunzelnd nickte ich und fragte "Wann machst du dich eigentlich für den Ball fertig?"
Er sah nachdenklich nach oben und sagte dann langsam "Um 17:00 Uhr. Warum?" Ich zuckte die Schultern und verabschiedete mich von Toni. Dann würden die anderen wohl früher da sein, als ich.
~ ° ~
Danach aß ich noch etwas kleines und wartete vor den Schultoren auf Hanna. Nach fünf Minuten kam sie, mit einem Pferd auf mich zu geritten und half mir hoch auf den Sattel. Hinter ihr sitzend sagte ich lächelnd hallo und fragte die üblichen Sachen. Irgendwie kamen wir dabei auf das Thema Henna. "Wie war es denn gestern bei ihr?", fragte sie mich. Seufzend erzählte ich ihr die ganze Geschichte. "Ally! Ich habe dir doch gesagt, dass das keine gute Idee ist und du wenigstens Kandor dazu holen solltest", sagte sie vorwurfsvoll.
"Jaaa Mama", verdrehte ich die Augen. Beleidigt schwieg sie und ritt den Waldweg entlang.
~ ° ~
Wir standen zusammen in einem Zimmer und betrachteten fünf verschiedene Kleider.
"Was meinst du?", fragte ich Hanna. Sie zuckte mit den Schultern und hielt ein paar Kleider probehalber an meinen Körper.
"Sie sind alle schön, aber ich glaube, dass du sie nicht tragen wirst", schmunzelte sie. Da hatte sie recht. Der Untere Rock war bei allen Kleider mit Metallstangen besetzt, sodass der Stoff nicht runter hing, sondern richtig nach oben geputscht wurde. Wie halt bei den Kleidern aus dem Mittelalter, welche aber nur reiche Frauen trugen.
"Und was sollen wir jetzt machen?", fragte ich seufzend.
"Ich hab mir schon gedacht, dass sie dir nicht gefallen und habe zusätzlich ein paar andere Kleider mit genommen. Aber PSST! Der König darf das nicht wissen, sonst lande ich auf der Straße", flüsterte sie lächelnd. Grinsend ging ich mit ihr zu einer Truhe und spähte hinein. Einfache, aber hübsche und auch einige Elegante Abendkleider. Zufrieden nickte ich und holte alle Klamotten aus der Truhe heraus.
Ein weißes, ein Wein rotes, ein dunkel Grünes und ein schwarzes Kleid lagen vor mir auf dem Bett. Alle recht verschieden.
"Und? Was gefällt dir am besten?", lächelte Hanna.
"Ich glaub ich hol das grüne." Hanna nickte und schickte mich mit dem Kleid in das Bad. Zuerst wusch ich meinen BH und entfernte die Träger, da das Kleid Schulter frei war. Danach band ich meine Haare hoch und zog vorsichtig das Kleid über meine Beine nach oben. Es war Boden lang und schimmert an manchen Stellen leicht türkis. An der Taille wurden zwei Goldene Streifen angebracht, welche sich überkreuzten und somit ein etwas platt gedrücktes X entstand. Oben verbanden sich links und rechts die zwei Enden mit einem weiteren Streifen, welcher am Rande des Dekoletes eingestickt war. Faltenartig fiel das Kleid ab der Taille nach unten.
Lächelnd trat ich aus dem Bad und drehte mich langsam einmal im Kreis.
"Wunderschön und elegant", flüsterte Hanna milde lächelnd. Geschmeichelt grinste ich und wurde ein wenig rot.
"Wo hast du die Kleider eigentlich her?", fragte ich neugierig, während ich mich in dem langem Spiegel betrachtete.
"Aus dem Gemach vom König."
Mein Kopf rückte zu ihr herum. Geschockt sah ich sie an und fragte "Was?"
"Naja", truckste sie herum und sah auf den Boden. Nervös spielte sie mit ihrem Fingern. "Er hat immer so neuartige und komische Sachen und da bin ich neugierig geworden", sagte sie leise. Nun sah sie nach oben, stemmte ihre Hände energisch in die Hüfte und meinte beleidigt "Außerdem haben die Kleider da einfach so auf der Truhe gelegen. Selber Pech gehabt, wenn man keine Ordnung in seinem Zimmer hat!" Ihre Gesichtsausdruck wurde sanfter. Ein leichtes Lächeln legte sich auf ihre Lippen, während sie ihre Arme hinter den Rücken legte. "Und... naja...", nuschelte sie nun und senkte ihren Blick wieder auf den Boden. "Ich dachte mir, dass sie dir gefallen würden. Deswegen habe ich sie unauffällig eingesteckt und bis zum heutigen Tage versteckt", murmelte sie und zuckte mit den Schultern.
"Hanna! Du kannst doch nicht einfach Kleider vom König klauen!", sagte ich fassungslos.
"Ausleihen", korregierte sie mich. "Ich habe es nur ausgeliehen. Ich lege es ihm einfach auf das Bett, wenn der Ball zuende ist." Ich musste schmunzeln. So etwas hätte ich ihr nie im Leben zugetraut. Ich musste kichern. Was Lukas wohl sagen wird, wenn er mich in dem Kleid sieht.
"Mach das nicht noch einmal. Ist das klar?", sagte ich nun aber ernst. Ich wollte nämlich nicht, dass Hanna irgendwann mal, wegen diebstahl, im Kerker landete.
"Ja", murmlete sie. Ich nickte.
Kurze Stille.
"Gut", klatscht sie in die Hände. "Ich rufe noch kurz eine Freundin von mir und wir machen dann alles fertig", sah sie mich verunsichert an. Ich lächelte sie aufmunternd an und nickte. Schnell huschte sie aus der Tür hinaus. Ich schüttelte über ihr Benehmen leicht den Kopf und setzte mich auf das Bett. Ich war wirklich auf Lukas Reaktion gespannt. Ob er wütend sein wird?
Verträumt ging ich sanft über den Seidigen Stoff und betrachtete meine Nägel. Sie sahen schrecklich aus. Lang waren sie zwar, aber der Nagellack war schon halb abgeblättert und an manchen Stellen hatten die Nägel auch Risse. Also erst mal Nagellackentferner holen und danach die Nägel Pfeilen. Hatten die Leute zu dieser Zeit diese Sachen schon gehabt?
Plötzlich ging die Tür auf und ein braunes Mädchen kam hinein gestolpert. Schüchtern verbeugte sie sich vor mir und sagte leise "Wie kann ich Euch helfen My Lady?"
Seufzend stand ich auf, drückte sie sanft an den Schultern hoch und meinte "Du bist bestimmt die Freundin von Hanna, oder?"
"Ja My Lady." Und da kam auch die blonde Zofe durch die Tür marschiert, mit einer mittelgroßen Truhe in den Händen.
"Was hast du denn da alles drin?", fragte ich Stirn runzelnd und ließ das braunhaarige Mädchen los.
"Schminke und das ganze Zeug, um dich hübsch zu machen", sagte sie und stellte die Truhe sachte auf den Tisch. "Das ist Emily. Auch eine Zofe vom König und meine beste Freundin", lächelte Hanna und zog Emily an ihre Seite.
Lächelnd streckte ich ihr die Hand hin und sagte "Hallo. Schön dich kennen zu lernen. Du kannst mich Ally nennen." Zögerlich ergriff sie die Hand und drückte zart zu. Zufrieden nickte ich, schloss die Tür und setzte mich auf einen Hocker. "Mit was fangt ihr an?" Die zwei Zofen sahen sich gegenseitig an und nickten. Verwirrt legte ich den Kopf leicht zur Seite. Hanna ging nun zur Truhe und klappte sie auf, während Emily nach einer kleine Porzelan Flasche griff und einen alten Lappen holte. Die Flüssigkeit, in dem Behälter, ließ sie auf den Stoff tropfen und zog sanft meine Hand zu sich.
"Ich entferne jetzt Eure Nagelfarbe, schleife Eure Nägel in die richtige Form und trage neue auf. Welche Farbe soll ich denn machen? Wir haben Türkis, Gold, weiß, Blau, Hellgrün un-", sagte sie leise und mit gesenktem Kopf, während sie mir den restlichen Nagellack ab machte.
"Du kannst mich ruhig duzen. Was die Nagelfarbe angeht, überlasse ich alles dir", unterbrach ich sie und lächelte. Emily nickte, ließ ihre Hand über die kleinen Flaschen wandern und entschied sich für Gold. Mit einem rauen Papier feilte sie meine Nägel richtig und strich mit einem kleinen Pinsel Farbe auf meine Nägel und summte dabei leise ein Lied. Hanna kämmte währenddessen meine Haare durch und fing an zu singen. Beide hatten wirklich eine schöne und beruhigende Stimme. Milde lächelnd hörte ich zu und beobachtete den Pinsel, welcher immer wieder über meine Nägel ging.
Als beide fertig mit ihrer Arbeit waren, holte Hanna die Truhe und sagte, dass ich die Augen zu machen sollte.
"Ich trage jetzt mal keine so auffällige Schminke auf. Hier und da ein wenig die Wangen und Augen betont und fertig", meinte sie. Leicht fuhr sie mit einem Pinsel über meine Augenlider und strich danach ein wenig Rouge auf meine Wangen. Einen rosé farbenen Lippenstift trug sie auf meine Lippen und machte irgendwas mit meinen Wimpern. Am Ende standen beide vor mir und lächelte zufrieden. "Emi du machst die Haare ein wenig lockig, während ich die richtigen Schuhe heraus Suche, ja?" Emily nickte und nahm Holzrollen aus der Truhe. Kräftig wickelte sie die Haare um die Rollen und fixierte alles mit einer Klammer.
Nach zehn Minuten löste sie die Rollen wieder und legte meine streuner blonden, bis hell braunen Locken behutsam auf meine Schultern. Danach kam auch endlich Hanna mit dunkel grünen Schuhen wieder, die einen leichten Absatz hatten. Meine Schuhgröße wusste sie ja von der letzten Einkaufstour. Mit allem fertig durfte ich wieder aufstehen. Die beiden Mädels verbesserten noch ein paar Kleinigkeiten, bevor ich mich vor ein Spiegel stellen durfte. Leicht lächelnd betrachtete ich mich von allen Seiten und nickte zufrieden mit meinem Kopf.
"So wunderschön würde ich auch gerne aussehen. Die Männer würden mir zu Füßen liegen", flüsterte Emily und sah mich etwas neidisch an. Dankend lächelte ich beide an und sah auf die Uhr.
"Um Gottes Willen! Es ist ja schon viertel vor sechs. Mädels, wir müssen schleunigst zum Ballsaal. Weiß einer wo der ist?", fragte ich und lief hektisch zur Tür. Beide nickten und führten mich einen langen Gang entlang. Etwas nervös und gleichzeitig auch gestresst, blieben wir außer Atem vor zwei geschlossene Flügeltüren stehen. Von drinnen hörte man leise Geigenmusik.
"Hinter dieser Tür ist der Ball. Wir dürfen da nicht rein, also wünschen wir dir schon mal viel Spaß. Und Ally! Benehme dich und sei höflich zu den Leuten", sagte Hanna und zeigte den Zeigefinger warnend nach oben. Augen verdrehend lächelte ich und nickte. Nun atmete ich tief durch und gab den Wachen, mit einem Handzeichen, bescheid, dass sie die Türen öffnen durften. Ich flüsterte beiden noch ein Danke zu und trat mit erhobenen Hauptes durch die Türen.
Vor mir erstreckte sich ein großer Saal, mit einem riesigen, goldenen Kronleuchter an der Decke und einer Marmortreppe. Links stand einer langer Tisch, vollbedeckt mit Essen und Trinken. Rechts spielte ein Streichquatät leise Lieder.
Nervös konzentrierte ich mich darauf nicht über mein Kleid zu stolpern, hob es leicht hoch und ging langsam die Treppen hinunter. Man sah weit und breit fast nur Männer, welche die buntesten Anzüge an hatten, und dort dazwischen ein paar ältere sowie junge Damen. Unten angekommen empfing mich Lukas.
Er hatte schwarze Lederschuhe an, die ihm fasst bis zu den Knien gingen und darüber eine weiße Hose. Man konnte dazu schon fast Jeans sagen. So eng, wie die ansaß! Ein dünnes Schwert baumelte an seiner Hüfte. Die Enden seines weißen, enganliegenden Oberteiles waren blau und hatten jeweils unten sowie oben einen goldenen Drachenkopf eingestickt. Mit weißen Stoffknöpfen wurde sein Oberteil zugehalten. Ein blauer Kragen ragte an seinem Hals hoch und betonte somit seine ausgeprägten Kieferknochen. Ich musste zugeben, dass er in diesem Aufzug gar nicht mal so schlecht aussah.
In Gedanken seufzend machte ich ein Knicks vor ihm und hielt meinen Kopf gesenkt. Als ich wieder aufblickte, sah ich in sein zufriedenes Gesicht.
Am liebsten würde ich ihn jetzt für dieses blöde Lächeln einen Klaps auf den Hinterkopf geben. Aber ich riss mich zusammen und lächelte ihn gezwungen ruhig an. Viele Augenpaare waren auf uns gerichtet. Noch auffälliger gaffen geht nicht, dachte ich so bei mir, als ich mein Kleid los ließ und meine Hand auf seinen ausgestreckten, gebeugten Arm legte.
"Du siehst hübsch aus mit meinem Kleid. Ich habe mich schon gefragt, wo es geblieben ist", flüsterte er mir zu, während wir durch die Menge gingen. Ich musste grinsen.
"Danke. Ich hoffe es macht dir nichts aus, dass ich mir die drei Stück mal für kurze Zeit ausgeliehen habe", sagte ich ebenfalls leise.
"Oh nein. Ich find es ganz bezaubernd an dir. Wegen mir könntest du dich öfter so anziehen", murmelte er und lächelte mir von der Seite zu. Promt wurde ich rot. Schleimer! Alles nur geschleime und heucheleien auf diesem Ball. Da muss man ja aufpassen, dass man nicht ausrutscht. Lächelnd ignorierte ich die vielen Blicke, unter denen ich zunehmend nervöser wurde. Meine Hände fingen an zu schwitzen, weshalb ich meine rechte, freie Hand zu einer Faust ballte.
"Nervös?", fragte Lukas nach vorne schauend und einem kleinen Lächeln auf den Lippen. Ich nickte versteift. "Sei einfach du selbst... Nur nicht so frech, dann werden sie dich alle lieben", flüsterte er mir zu und begrüßte danach laut stark einen Mann. Wirklich toller Ratschlag. Danke, dachte ich ironisch und sah kurz griesgrämig auf seinen braunen Hinterkopf. "König Louis, darf ich Euch diese reizende junge Dame vorstellen? Das ist Soldatin Ally. Sie ist als einzige Frau, dieses Jahr neu auf unserer Schule gekommen", zog mich Lukas in den kleinen Kreis und zeigte auf mich. Lächelnd begrüßte ich den König und machte einen kleinen Knicks.
Der König hatte braune, bis zur Schulter reichende Haare und einen französischen Schnurrbart. Eine typische Stoffkrone, welche weit nach oben ging, saß auf seinem Kopf. Ein Bierbrauch eine blaue Strumpfhose und Balonhosen vervollständigen das Bild eines naiven, in den Filmen immer wieder vorkommenden Königs.
"Oh wie schön", warf er seine Hände erfreut zur Seite und kam einen Schritt auf mich zu. Er betrachtete mich von oben bis unten und lächelte mich danach pervers an. "Ich habe gedacht ihr nehmt keine Frauen in eure Schule auf", ruckte sein Kopf zu Lukas, während er die Ellbogen in seine nicht vorhandene schmalen Taille stemmte und Daumen sowie Zeigefinger an seinem Schnurrbart rollten.
"Ja das stimmt, aber sie war eine Ausnahme", stimmte Lukas zu.
"Oh", quietschte er auf. "Wie schön!" Nun sah er mich wieder an, nahm meine Hand und küsste meinen Handrücken. Gespielt lächelnd hielt ich meine linke Hand entzückt vor den Mund und kicherte kurz auf. Dabei war mir kotz übel. Der Typ stank bestialisch nach Parfüm, sodass man fast nicht mehr atmen konnte.
"Entschuldigt uns. Ich muss sie noch vielen vorstellen", meldete sich Lukas wieder zu Wort und führte mich von den Leuten weg. Tief einatmend versuchte ich meinen Würgereiz zu unterdrücken und rubbelte mir angeekelt über den Handrücken. "Alles in Ordnung?", betrachtete mich Lukas belustigt von der Seite.
War ja klar, dass es ihm Spaß machte mich so leiden zu sehen.
"Wenn alle Könige so sind, kann ich nicht versprechen, dass ich mich zusammen reißen werde", zischte ich ihm zu. Seufzend führte er mich weiter über den Marmorboden und stieg mit mir ein paar Stufen hoch. Dort setzte er sich auf seinen, mit weißen Seidenkissen gepolsterten, Holz Thron und ließ mich daneben stehen. Wie nett, dachte ich verbittert.
Plötzlich verstummte die Musik und alle Aufmerksamkeit galt nun dem König. Verwirrt stand ich dort und versteckte mich halbwegs hinter dem hohen Stuhl. Elegant stand Lukas auf und breitete seine Arme aus.
"Sehr geehrt Damen und Herren, hiermit möchte ich Euch herzlich auf unserem all jährlichen Ball begrüßen. Dieses Jahr ist ein ganz besonderes Jahr, da auf unserer Schule eine Frau ihre Ausbildung macht", lächelte er in die Menge hinein und schwenkte seine rechte Hand in meine Richtung.
Das kann doch jetzt nicht wahr sein, dachte ich geschockt und fassungslos. Schnell setzte ich ein gespielt freundliches Lächeln auf und trat neben Lukas.
"Sie hat mit Bravur unsere Prüfung bestanden und ist sehr temperamentvoll. Also aufpassen. Nicht das sie Sie beißt", sprach Lukas weiter und witzelte herum, sodass der ganze Saal anfing zu lachen. Ich fand es gar nicht lustig, weshalb ich einfach nur gerade aus sah und versuchte nicht böse zu schauen.
"Auf jeden Fall gilt dieser Ball auch den Neulingen und wie jedes Jahr der Friedens Herstellung unserer Länder. Ich wünsche Ihnen noch einen schönen Abend. UND NUN LASST DIE MUSIK ERKLINGEN", schwenkte er seine Hand nach rechts, wo die Musiker standen. Die Gäste fingen wieder an Gruppen zu bilden, zu reden und dabei Trauben zu essen sowie Wein zu trinken.
"Na, hab ich das nicht gut gemacht", flüsterte mir der König fragend ins Ohr.
"Oh ja. Vor allem wo du dich über mein Temperament lustig gemacht hast", zischte ich ihm zu und lächelte gespielt. Daraufhin ging ich einfach von dem Podest hinunter und suchte Toni und Kandor.
Auf einmal packte mich jemand grob am Arm und zog mich zu sich herum. Durch den bestialischen Gestand erkannte ich den Mann schon, bevor ich meinen Kopf zu ihm umdrehte. Vor mir stand König Louis und lächelte mich breit an. "Oh König Louis", sagte ich gespielt überrascht und versuchte gleichzeitig unauffällig mein Arm aus seinem Griff zu befreien.
"Mon chérie, habe ich Euch eigentlich schon gesagt, wie bezaubernd Ihr heute aussehen?" schmeichelte er mir, mit französischem Akzent.
"Nein haben sie nicht. Aber danke... Sie sehen auch... sehr toll aus", sagte ich langsam und sah an ihm herab.
"Oh Merci, Merci. Kommt. Lasst uns doch ein wenig plaudern und dabei ein paar Trauben essen", zerrte er mich mit sich.
Ich stoppte und meinte "Pardon, aber ich muss mich noch den anderen Königen vorstellen. Vielleicht ein anderes Mal König Louis. Es war wirklich nett sie kennen zu lernen." Nun befreite ich meinen Arm endlich aus seinem Griff und machte leicht einen Knicks. Danach ergriff ich zügig die Flucht und suchte nach Kandor. Im Gehen rieb ich mir über mein rot angelaufenes Handgelenk und verzog schmerzvoll das Gesicht. Eins musste man dem Ekelpaket lassen. Er hatte Kraft in den Händen.
"Ally. Da bist du ja", hörte ich Toni erleichtert hinter mir sagen. Lächelnd drehte ich mich um und betrachtete ihn. Er hatte schwarze Schuhe, die bis zu seinen Knien gingen, und ein blaues Oberteil an, bei dem der Kragen auch etwas nach oben stand und ganz Gold war. Muster aus der selben Farbe waren in seine blaue Hose genäht wurden. Seine schwarzen Haare glänzten im Licht des Kronleuchters und waren ein wenig zur Seite gekämmt. "Wow.. Du siehst einfach-."
"Wunderschön und elegant aus. Hallo Ally", unterbrach Kandor ihn und tauchte rechts neben mir auf.
"Ich wollte zwar Traumhaft schön und anmutig sagen, aber wunderschön trifft es auch", winkte Toni grinsend ab. Mit roten Wangen nuschelte ich verlegen danke und gab an beide das Kompliment zurück. Kandor hatte ebenfalls einen Anzug an, nur mit dunkelgrünen Farben. Doch auf Muster verzichtete er ganz. Und anstatt schwarze Schuhe trug er dunkel braune. Wie immer sehr schlicht der junge Mann. Ich konnte mir ein Lächeln nicht verkneifen.
"Kennt ihr euch denn überhaupt schon?", fragte ich beide und zeigte mit meinem Zeigefinger auf Kandor. Beide nickten und grinsten.
"Wir kommen aus der selben Stadt", berichtete Toni mir. Erstaunt nickte ich.
"Wie gefällt dir der Ball bisher", erkundete sich Kandor nach meiner Lage.
Seufzend antwortete ich "Bis auf die arroganten, ekelhaften Könige und das Lukas sich über mein Temperament lustig gemacht hat ganz gut. Und ihr? Wie gefällt es euch?"
Beide zuckte mit den Schultern und nuschelte ein "Ganz gut." Schmunzelnd schüttelte ich leicht den Kopf und blickte mich um.
Plötzlich griff jemand nach meinem Arm und wirbelte mich zu sich herum. Überrascht machte ich "Was zum-?", und blickte gleichdarauf in Simons braune Augen. Leicht schielte ich an ihm herunter. Schelcht sah er auch nicht aus. Obwohl ich fand, dass das dunkel Lila nicht so ganz zu dem dunkel Braun passte. Aber war ja jedem seine Sache! Nicht wahr?!
"Naaa Lust zu tanzen?", fragte er und drückte mich an sich.
"Nein! Ich kann nicht tanzen", drückte ich mich von ihm weg. Erstaunt machte er große Augen und grinste.
"Was?", fragte ich ihn mit hochgezogener Augenbraue und richtete mein Kleid. Er gab mir keinen Antwort, sondern stellte sich einfach zu uns in den Kreis und stieß freundschaftlich seinen Ellbogen in Kandors Seite. Der Betroffene schmunzelte vor sich hin und verdrehte die Augen. Verwirrt zog ich leicht meine Augenbrauen zusammem und sah zu Toni hinüber.
Er schielte misstrauisch zu Simon und legte seine Stirn in Falten. Warum macht er denn so ein Gesicht, fragte ich mich und zog beide Augenbrauen nach oben.
Da sah ich an ihm vorbei und entdeckte Lukas, welcher auf mich zu geschritten kam. Och nö, seufzte ich innerlich.
Bei mir angekommen verbeugte sich die Jungs vor ihm und sahen ihn mit großen Augen an.
"Ally, du kannst nicht einfach so verschwinden! Ich muss dich noch vielen, wichtigen Leuten vorstellen und das dauert bestimmt eine halbe Stunde, also komm", meckerte er herum und griff mein Handgelenk. Augen verdrehend winkte noch den anderen zu und ließ mich hinter dem König her ziehen.
Wir blieben vor einer Gruppe älterer Leute stehen.
"Ach Lukas. Schön dich auch mal wieder zu sehen", kniff eine alte Dame ihm in die Wange und küsste ihn auf die Stirn.
"Ja freut mich auch Oma Hilde", lächelte er gezwungen und entfernte ihre Hand von seinem Gesicht. "Darf ich dir vorstellen? Das ist Ally. Eine neue Schülerin unserer Schule", lächelte er nun und schob mich mehr in die Gruppe hinein.
"Hallo", lächelte ich leicht und betrachtete die Frau vor mir.
Sie hatte graue Haare, die zu einer schönen Frisur nach hinten geflochten wurden. Ihre goldene Krone saß gerade auf ihrem Kopf und ließ ihre gold gebräunte Haut hervorstechen. Waldgrüne Augen sahen mich neugierig an. Ihre rosanen, dünnen Lippen waren zu einem offenem und freundlichem Lächeln verzogen.
Erfreut nahm sie meine Hand in ihre und schüttelte sie durch. Während sie dies tat, sagte sie "Freut mich Euch kennen zu lernen. Haben sich auch endlich mal die Mädchen durchgesetzt und lernen jetzt das Handwerk der jungen Männer."
Grinsend nickte ich und meinte "Natürlich. Irgendwann müssen die Frauen die Führung über nehmen!" Zustimmend nickte sie und ließ meine Hand los.
Da wandte sie sich wieder ihrem Enkel zu und fragte streng, mit hoch gezogenen Augenbrauen "Hast du alle Papiere schon unterschrieben und das alles organisierst, was ich dir aufgetragen habe."
Seufzend nickte Lukas "Ja Oma!"
"Gut gut", tätschelte sie seine Wange.
Wie ein kleiner Junge, der was gut gemacht hat, dachte ich kichernd.
"Gut Oma, wir gehen mal wieder. Ich muss sie noch anderen vorstellen", nahm er meine Hand und zog mich mit sich.
"Ey warte mal. Ich wollte mich doch noch mit deiner Oma unterhalten!", meckerte ich und blieb stehen.
"Kannst du später auch noch machen", ging er einfach weiter und sah die ganze Zeit nach vorne.
"Ohhhh menno", murmelte ich, ließ mich aber mit ziehen.
Nun blieben wir vor einem jungen Mann stehen, welcher von zwei Mädchen begleitet wurde. Er hatte blonde Haare und blaue Augen. Sehr muskulös war er nicht, doch seine Arroganz und seine Eitelkeit spiegelten sich in seinen Gesichtszügen wieder.
"Darf ich Euch vorstellen? Das ist Ally. Sie ist eine neue Schülerin von uns. Ally das ist Prinz Jones", stellte mich Lukas, wie immer vor.
"Oh, sehr erfreut Euch kennen zu lernen. Ich habe schon ein wenig von Ihnen gehört", kam der Junge auf mich zu und zog mich an seine Seite. Dabei schlang er seine Hand um meine Hüfte. Ja gut! Auch mal die Finger von mir lassen!
"Ja freut mich auch", sagte ich mies gelaunt und drückte mich dabei von ihm weg. Lukas wendete sich zwischenzeitlich den Damen zu.
Plötzlich spürte ich eine Hand an meinem Po. "Wenn du willst, können wir gleich in mein Zimmer gehen", flüsterte mir Prinz Jones ins Ohr, grinste mich an und kniff mir feste in mein Gesäß. Angeekelt und wütend schlug ich seine Hand weg und ging einen großen Schritt zur Seite. Ich sag doch! Alles nur perverse Schweine, gab ich mir selber recht. Nun versuchte ich Lukas zuzuhören, doch wieder kam er und fasste mir an den Arsch. Wütend trat ich ihm auf den Fuß.
Schmerzvoll schrie er auf und atmete Stoßweise ein. Alles wurde still. Oh mist! Ally überleg. Was tut man in so einer Situation, um nicht auf zufliegen?
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