Der Arztbesuch
Kapitel 6
Dankend nickte ich ihnen zu, humpelte zu meinem Pferd, klammerte mich an Hanna fest, welche mich nach oben zog und ritt los in die Stadt.
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Nach fünf Minuten reiten, kamen wir an einem mittel großen Holztor an, das von einer alten Steinmauer umgeben wurde. Davor standen zwei Wachen, welche Silberne Rüstungen trugen und ihre Speere überkreuzt hatten.
"Ausweis und Papiere bitte", sagte einer von beiden monoton. Da beide Helme trugen, die ihr ganzes Gesicht, einbezogen den Mund, verbargen, schaute ich verwirrt zwischen ihnen her.
"Wir sind im Namen des Königs hier. My Lady Ally ist verletzt und möchte zu Doktor Bimbo!", erklärte Henna sachlich und ruhig. Mit geradem Rücken und erhobenem Kopf sah sie auf beide hinunter. Leicht lächelnd sah ich an ihr vorbei und beobachtete neugierig die Soldaten, welche sich nun kurz gegenseitig ansahen.
"Wir haben noch nie etwas von einer Lady Ally gehört", sagte einer von beiden, ich vermutete mal der Rechte, zweifelnd. "Zeigt sofort Eure Papiere oder ich muss Euch in gewahrsam nehmen!", meinte nun der andere streng und machte einen kleinen Schritt vor sich. Dabei raschelte seine Rüstung laut. Empört stieg Hanna vom Pferd und marschierte auf die Männer zu.
"Ich muss gar nichts zeigen, weil ich die persönliche Zofe vom König bin. Also macht jetzt die Tore auf oder ihr werdet persönlich von der Majestät in den Kerker geworfen!" Wütend stand sie vor ihnen und stemmte ihre Arme in die Hüfte. Die Augenbrauen zusammengezogen starrte sie beide an.
"Jetzt reicht es aber. Sich die Zofe des Königs zu nennen ist unerhört, vor allem wenn man es nicht ist", gab der Rechte von sich und packte Henna grob an ihren Arm.
"Was ist hier los?", donnerte eine dunkle Stimme über das Feld. Sofort ließ der Soldat die Zofe los und salutierte.
"Die Dame hier behauptet sie wäre die Zofe vom König, Sir!"
Ein muskulöser Mann erschien durch eine Nebentür und sah uns prüfend an. Seine schwarzen Haare waren etwas verwuschelt und seine grünen Augen stachen, durch sein makelloses, blasses Gesicht hervor.
"Das ist ja auch die Zofe vom König", sagte er verärgert mit kräftiger Stimme und schnaubte abfällig. Nun wandte er sich zu uns um und ging langsam auf Hanna zu. "Hanna, wie geht es dir denn? Wir haben uns ja schon lange nicht mehr gesehen. Ich muss mich für das Benehmen meiner Soldaten entschuldigen, sie sind neu", lächelte er sie an und schielte zu den beiden Männern hinüber.
Hanna nickte lächelnd und streckte ihre Hand ihm entgegen.
"Ich bin auch sehr erfreut Euch zu sehen Hunter. Wie ich hörte, hat Eure Frau einen gesunden Sohn zur Welt gebracht. Herzlichen Glückwunsch dazu. Und das mit den Soldaten kann ja mal passieren."
Der gut gebaute Mann nickte grinsend und meinte "Ja ein prächtiger Kerl. Die blauen Augen der Mutter und die schwarzen Haare von mir. Er wird ein richtiger Frauenheld!" Lachend hielt Hanna die Hand vor ihren Mund und nickte.
Melbo räusperte sich kurz. "Ich will euch ja nicht bei eurem Kaffeekränzchen stören, aber Lady Ally hat immer noch Schmerzen!" Hunter entdeckte mich anscheinend erst jetzt und kam lächelnd auf mich zu.
"Was hat sie denn?", sah er Melbo an.
Bevor Hanna oder der Stalljunge etwas sagen konnten, sprach ich einfach "Bin vom Pferd gefallen und hab mir anscheinend den Knochen verdtaucht. Könnten wir jetzt, verdammt noch mal, endlich rein gehen. Ich will nicht ewig hier auf dem Pferd hocken und euch beim Plaudern zu hören!" Ja ich gebe zu, dass war etwas grob ausgedrückt, aber HALLO ich hatte immer noch Schmerzen in meinem Knie!
"Lady Ally!" Empört sah mich Hanna an.
"Ja was denn? Ich hab immer noch Schmerzen und hab es mir eindeutig nicht ausgesucht hier zu sein!" Danach war Hanna still. Hunter fing plötzlich an zu lachen. Verwirrt sahen wir ihn an.
"Man sieht heutzutage sehr selten, so eine Taffe, Temperamentvolle Frau, die weiß was sie will", erklärte er.
Schmunzelnd schüttelte ich den Kopf. "Nur weil die Frauen hier Memmen sind und nicht wissen, wie man sich wehrt!", murmelte ich.
Die Soldaten entschuldigenden sich bei uns und ließen die Tore öffnen. Wir gingen mit Hunter in die Stadt hinein und suchten das Haus von Babo, oder Bombi. Keine Ahnung wie er noch mal hieß!
Dabei klackerten die Hufen der Pferde auf den grauen Steinboden und lenkte somit die Aufmerksamkeit der Bürger auf uns. Diese sahen uns ein paar Sekunden blöde an, bevor sie sich wieder an ihre Arbeit machten.
An einem hohen Steinhaus angekommen, machten wir stopp. "Toll! Und wie soll ich jetzt vom Pferd runter kommen?", beschwerte ich mich sogleich. Plötzlich fasste mich Hunter an der Taille und hob mich runter. Dabei sah ich bewundernd auf seine Armmuskeln, die in einem schwarzen, eng anliegenden T-Shirt steckten und sich beim schweren Heben bewegten.
Er grinste mich an, als er das sah und fragte "Na? Gefällt Euch was Ihr seht?"
Peinlich berührt, weil er mich erwischt hatte, drehte ich meine Kopf weg und antwortete einfach nur "Hab schon muskulösere Arme gesehen! Kannst du mich jetzt endlich runter lassen?" Schmunzelnd ließ er mich vorsichtig auf den Boden ab und betrachtete mich.
"Ihr seid aber klein."
"Na und! Was dagegen?" Er schüttelte den Kopf. Missgelaunt humpelte ich zur Tür und klopfte an. Leise hörte ich schwere Schritte und das Quietschen der Türklinke, die nun nach unten gedrückt wurde. Die Tür wurde langsam geöffnet und ein älterer Mann, mit grauen Haaren schaute fragend durch die Lücke.
"Wie kann ich Euch helfen?", fragte er leise.
"Sind sie Doktor Bimbo?" Ich zog eine Augenbraue hoch.
"Ja?", antwortete er, während Hanna sich an mir vorbei drückte und den Mann an lächelte.
"Ach Hanna, was machst du denn hier? Das freut mich aber", sagte er überrascht, mit etwas älterer, gebrochener Stimme, machte die Tür ganz auf und nahm sie in den Arm.
Melbo kam auch und rief freudig "Doktorchen."
"Gut jetzt herrscht Friede, Freude, Eierkuchen, aber könnten wir jetzt mal auf mein Bein zurück kommen", machte ich mich wieder bemerkbar. Alle nickten und traten in die Stube ein.
"Was fehlt Euch denn?"
"Ich bin vom Pferd gefallen und hab jetzt irgendwas am Schienbein!", erklärte ich und setzte mich auf einen waldgrünen Sessel, der mitten im Raum, vor einem Kamin stand. Dieser war in die Wand eingelassen und strahlte angenehme Wärme aus.
"Na dann schauen wir mal, was Ihr habt", sagte er und kniete sich zu meinem Bein runter. "Susi Schatz. Bringst du mir bitte meinen Koffer und den kleinen Hocker?"
Ein kleines Mädchen lief rechts aus einer Tür heraus, sagte während sie rannte "Ja Großvater. Bin gleich wieder da", und polterte die alte Treppe hoch, welche links von mir angebracht war.
Nach ein paar Sekunden kam sie mit den geforderten Sachen wieder. Sie gab beides dem Mann und setzte sich neben ihn auf den Boden. Mit großen Augen sah sie ihrem Opa zu, wie er mein Knie abtastete und mir dann eine Salbe drauf machte sowie einen Verband umlegte. "Ihr habt ein verstauchtes Schienbein. Ich lege Euch jetzt einen dicken Verband um und dann bekommt Ihr von mir eine Krücke!" Ich nickte.
"Und warum macht ihr kein Gips Verband?" Verwirrt sah ich den Doktor an.
Dieser fragte "Was ist ein Gips Verband?" Ungläubig sah ich ihn an. Jeder kannte doch wohl ein Gips Verband, außer vielleicht... aber das konnte nicht sein. Das durfte nicht sein! "Kennt ihr das Internet, kennt ihr Autos oder CDs?", fragte ich hektisch. Alle schüttelten verwirrt den Kopf. "OHO NEIN. Ich bin im Mittelalter gelandet... Oder doch nicht", überlegte ich leise und dachte an die Birne in meinem Zimmer. Das wurde doch so um 1770 erfunden. "Ich bin in der Klassizimus Zeit", wurde es mir klar. "Oh nein", jammerte ich und war den Tränen nahe. Kein Internet, keine Musik vom MP3-Player, nur Pferde, Perücken, Kleider mit Drahtringen und das schlimmste überhaupt: Alle sprachen in der dritten Person! Mir war zwar schon vorher klar geworden, dass wir nicht gerade in unserer Zeit waren, aber mitten in der Klassizimus Zeit!? HILFE!!!
"Was ist das Mittelalter?" Die kleine Susi sah mich neugierig an.
"Ist egal. Gibts noch irgendetwas zu sagen, oder wars das?" Der Arzt schüttelte den Kopf und stellte sich wieder hin.
Ich bekam einen stabilen Stock in die Hand gedrückt und wurde praktisch aus dem Haus raus geschmissen. Seufzend stand ich am Rand des Stein belegten Weges und wusste nicht wohin mit mir.
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