Die Dämonenjäger-Familie (12)
Timos Mutter eilte ins Wohnzimmer zu den Dreien. "Hallo Tobi. Was machst du denn hier? Also nicht dass du nicht willkommen wärst, ich bin einfach überrascht.", fragte sie und runzelte die Stirn. "Waldemar hat mich auf Timos Handy angerufen und hat gesagt, dass Timo verletzt ist und er Hilfe braucht. Da bin ich schnell hergefahren, aber Timo ging es gut. Waldemar hat geschlafen. Ich glaube er war einfach nur verwirrt.", antwortete Tobi ohne auch nur mit der Wimper zu zucken. Timo war immer wieder über die Fähigkeit seines besten Freundes beeindruckt zu lügen, obwohl er wusste, dass Tobi eine Menge Übungen darin hatte weil er und sein Stiefvater einen Packt hatten Tobis Mutter nichts von Geld zu erzählen, das sie verdienten, damit sie es nicht verzocken konnte.
Timos Mutter hatte unterdessen Tränen in den Augen. "Oh, Tobi! Das ist so lieb von dir! Timo kann so froh sein dich zu haben!", rief sie und umarmte Tobi herzlich. Er sah den Schnüffler verlegen über Lanas Schulter hinweg an. "Opa hat danach, also nachdem er Tobi angerufen hat, mein Handy kaputt gemacht. Es ist total im Eimer. Keine Ahnung, wie er das hinbekommen hat. Ich war im Speicher und habe ein Fotobuch für Opa gesucht, das er unbedingt wollte. Er war aber schon im Bett als ich wieder gekommen bin, das Fotobuch ist da hinten.", sagte Timo schnell und zeigte auf das Buch, das immer noch an der Wohnzimmertür lag. "Im Speicher habe ich auch Bli...ähh die Porzellanpuppe gefunden.", fügte der eilig hinzu. Seine Mutter war plötzlich ruhig geworden. Langsam ließ sie Tobi los und drehte sich zu ihrem Sohn um. "Du warst im Speicher, Schätzchen? Du... du hast sie gefunden, richtig? Ich sehe ja, dass du sie gefunden hast, ihre Sachen. Du trägst ihren Mantel. Du weißt es schon, nicht wahr. Mir ist zwar nicht klar, wie viel du schon herausgefunden hast, aber ich möchte dir die Geschichte zu den Sachen erzählen. Damit du es verstehst, damit du uns vielleicht verzeihen kannst. Sie, deine Oma Emma, war damals, zusammen mit ihren Brüdern Leopold und Rainer, bei dieser Organisationen, diesen Dämonenjägern in der bereits fünften Generation...", setzte Lana an, wurde allerdings von Timo unterbrochen, der empört rief: "Wie jetzt, Oma Emma hatte Geschwister? Davon hast du mir nie etwas gesagt!" Seine Mutter seufzte unglücklich. "Ich weiß. Ich konnte dir nichts sagen. Bitte höre mir zu, ich versuche es zu erklären. Meine Mutter wollte nicht, dass ihre Kinder zu den Jägern gehen, nachdem es ein furchtbares Unglück gab, bei dem einige der Besten von ihnen starben. Meine Geschwister und ich fanden das schrecklich gemein. Ein Dämonenjäger zu sein klang wie ein tolles Abenteuer, aber Mutti hat nicht locker gelassen. Sie sagte es sei gefährlich und wir könnten sterben. Selbst trat sie nicht aus. Sie brachte regelmäßig Trophäen mit, von den bösen Dämonen, die sie besiegt hatte und wir fühlten uns ungerecht behandelt.
Das war zumindest so, bis wir eines Tages einen echten Dämon trafen. Sie war nicht viel älter als wir, zumindest sah sie nicht so aus, wie 18 oder 19, sie war eine fürchterliche Kreatur mit pechschwarzer Haut und Haaren, wie Flammen, mit Zähnen lang und spitz, wie schwarze Steine, ein Geschöpf, wie aus einem alten Schauermärchen und trotzdem seltsam schön. An dem Tag, an dem sie deiner Oma gefolgt war, haben wir wahren Wahnsinn gesehen. Bösen, aggressiven Wahnsinn. Sie hat uns gejagt, uns Kinder, wohl weil wir eine sogenannte 'Spur' an uns trugen, ein Geruch, der uns für die Dämonen wie die perfekten Opfer riechen ließ. Ich erinnere mich noch genau. Meine Geschwister und ich rannten vor ihr davon, so schnell wir konnten, aber wir konnten ihr nicht entkommen. In einer Ecke des Hauses drängte sie uns in eine Enge. Dein Onkel Timo, nachdem ich dich benannt habe, weil er an jenem Tag so tapfer war, stellte sich vor uns. Er war der älteste, von uns Kindern, er wollte uns beschützen. 'Verschwinde, und lass meine Geschwister in Ruhe!', hat er geschrien. Er war so mutig. Die Dämonin mit den Feuerhaaren hat gelacht, laut und gehässig. Zwischen ihren Fingern entstand ein Seil, ein Seil aus Feuer, oder Lava, oder was auch immer das war.", Tränen liefen Lanas Gesicht herab. Timo war schockiert, er hatte sie erst einmal so weinen sehen: an Oma Emmas Beerdigung. "Sie hatte keine Gnade in sich. Sie hob den Arm und schlug zu, und da sahen wir, was das Seil wirklich war: Eine Peitsche. Es war eine Peitsche, Timo. Sie hat sie meinem Bruder ins Gesicht geschlagen, einfach so. Ich sah wie er starb. Er fiel auf den Boden, die Hälfte seines Gesichtes war nur noch ein verbrannter, rauchender Klumpen. Ich werde das Geräusch nie vergessen. Dieser dumpfe Knall, als sein lebloser Körper auf dem Parkett aufschlug. Und dann dieser Geruch. Oh, Timo, dieser furchtbare Geruch. Es war schrecklich. Ich habe geschrien. Wir haben alle geschrien. Dann ertönte ein Schuss. Vor unseren Augen erstarrte die Dämonin zu Stein. Obsidian, hat Mutti später gesagt. Mutti, die das Monster auch erschossen hat. Die Jäger sind gekommen und haben die erstarrte Dämonin in den Speicher gebracht. Der Vorfall wurde vertuscht, damit die Öffentlichkeit nichts von der Existenz der Dämonen erfährt. Danach haben wir es verstanden, dass wir keine Dämonenjäger werden durften. Danach wollten wir gar keine Dämonenjäger mehr werden. Als du geboren wurdest habe ich beschlossen, dass wir, deine Oma Emma, dein Opa, deine Tante und ich, die Existenz von Dämonen und Dämonenjägern vor dir geheim halten würden, damit du nicht eine solche Erfahrungen brauchst, um es zu verstehen." Timos Mutter wischte sich die Tränen von den Wangen und legte ihrem Sohn die Hände auf die Schultern. "Kannst du das verstehen, Schätzchen?", fragte sie verzweifelt.
Timo wusste nicht was er sagen sollte. Langsam ließ er den Blick durch das Wohnzimmer wandern, als sähe er es zum ersten Mal. Deswegen war er so nach seinem Onkel Timo benannt worden. Er hatte sich immer gefragt wieso seine Mutter ausgerechnet den Namen ihres Bruders ausgesucht hatte, der offiziell gestorben war, weil er von einem Baum in einen Elektrozaun gefallen war. Um ehrlich zu sein hatte er den ersten Timo immer für einen Vollidioten gehalten. Sein Blick wanderte über Blitz, das sich immer noch nicht regte und einen auf Puppe machte, über Tobi der mit weit aufgerissenen Augen und noch viel weiter aufgerissenem Mund neben dem Mensch-ärgere-dich-nicht-Brett saß und offensichtlich auch nicht wusste wie er die Situation verarbeiten sollte und zu Letzt über die Ecken des Raumes. War der erste Timo in einer dieser Ecken gestorben? Hatte die Dämonin ihn in dem Zimmer abgeschlachtet in dem heute auch Blitz gestorben war? Die Dämonin... das steinerne Mädchen im Speicher! Sie war die Dämonin, die den ersten Timo getötet hatte!
Der Schnüffler ließ die Ereignisse des Tages noch einmal Revue passieren, nun mit seinem neuen Wissen, und er blieb bei etwas hängen, das Pretio gesagt hatte: 'Wie ich sehen kann ist deine Dämonenjägerausbildung noch nicht beendet, sonst hättest du das rasende Geschöpfe, das dich angegriffen hat, sicherlich besiegt.' Der Satz hämmerte sich durch die Windungen seines Gehirns, wie eine gut geölte Minenmaschine durch einen Berg, hallte von seinen Schädelwänden wieder und füllte seine Gedanken ganz. "Timo, Schätzchen.", bat seine Mutter, erneut mit Tränen in den Augen, "sag doch etwas." Timo sah sie an. Er öffnete den Mund und konnte die Worte nicht aufhalten die daraus hervorbrachen, auch wenn er wusste, dass sie seine Mutter verletzen würden. Die Minenmaschine hatte einen Weg nach draußen gefunden. "Hätte er den Dämon nicht besiegen können wenn er ausgebildet worden wäre?"
Lana Feuerfluss, die Dämonenjägerin in der sechsten Generation hätte sein können, ließ ihren Sohn los und nickte langsam. "Ich weiß. Aber ich will es nicht wahr haben." Es war nicht mehr als ein Flüstern, erstickt in Tränen. Sie wirkte gebrochen. Timo fiel ihr um den Hals.
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