2. Was Hannah damit zu tun hat
Ich erinnere mich noch so gut daran, als wäre es gestern gewesen. Es war kurz vor dem Tag, an dem ich Kerzen aus einem neuen Blickwinkel kennenlernte.
Schuld daran war meine beste Freundin Hannah.
Wir hatten gerade große Pause und unterhielten uns, so etwas wie spielen taten wir lange nicht mehr.
Mit den anderen aus unserer Clique saßen wir am Boden, im Schatten eines Gebäudes.
„Und dann ist die Kerze plötzlich ausgegangen. Einfach so. Da hatte ich schon Schiss, aber mehr ist nicht passiert." Unsere Freundin Elisa beendete gerade ihren Bericht darüber, wie sie am Wochenende versucht hatte, Bloody Mary zu beschwören. Es war diese Zeit, in der das voll im Trend lag. Da Elisa jedem Trend hinterher rannte, musste sie natürlich auch diesen ausprobieren.
„Da hast du Glück gehabt. Ich habe von jemandem gehört, dem ab da nur noch Unglücke passiert sind", sagte Marie mit unheilvoller Stimme.
„Das ist so sowieso alles nicht wahr." Auch wenn ich Gruselgeschichten schon immer mochte, glaubte ich nicht an sie. Als ich kleiner war vielleicht.
Aber das Unheimliche hatte die Faszination nie verloren, war doch als kleines Kind schon das Halloweenspecial meiner Lieblingsserie die Folge, die ich am meisten mochte.
Und so war es geblieben, ich mochte alles, das mit Übernatürlichem oder Grusel zu tun hatte.
„Ich weiß nicht, ich bin mir da nicht so sicher...." Elisa blickte uns der Reihe nach an. „Ich werde sowas auf jeden Fall nicht nochmal ausprobieren."
„Warum, hattest du Angst?", versuchte ich sie zu necken.
„Wenn du daran nicht glaubst, probiere es doch selbst!" Mit der etwas patzigen Antwort von Elisa war dieses Thema beendet. Ich wollte es nicht übertreiben.
Aber ich hatte Blut geleckt. Der Gedanke an eine Geisterbeschwörung spukte ab da in meinem Kopf herum.
***
Zwei Tage später kam Hannah mit einem geheimnisvollen Gesichtsausdruck zu mir nach Hause. Wir hatten uns verabredet und sie würde hier übernachten.
Wir saßen auf meinem Bett, als sie den Reißverschluss ihrer Tasche aufzog und dann ihre Hand darin verschwinden ließ.
„Ich habe da eine Idee, was wir heute Abend machen können." Die Begeisterung in ihrer Stimme war nicht zu überhören. „Und zufällig weiß ich genau, dass dir das gefallen wird!"
Sie sah mich verschwörerisch an und ich hob eine Augenbraue. „Was soll das sein?"
Langsam zog sie den Arm aus der Tasche. Als ihr Handgelenk herausschaute, hielt sie inne.
„Jetzt spann mich doch nicht auf die Folter! Was hast du da?"
„Also, was genau wir damit anstellen, können wir uns ja noch überlegen..." Ihre Hand kam hervor, sie umklammerte etwas.
„Eine Kerze?", fragte ich.
„Ja, eine Kerze. Für Rituale. Ich habe mir gedacht, das wäre Mal witzig. Auch wenn du nicht dran glaubst."
Mein Blick streifte den wächsernen Gegenstand in ihrer Hand. Es war eine normale weiße Kerze, nichts besonderes.
Das Einzige, das an dieser Kerze außergewöhnlich war, war ihre Größe. Sie war höher als jede andere Kerze, die ich bisher gesehen hatte.
„Nun, ich denke probieren geht über studieren. Und was soll schon passieren? Für ein bisschen Grusel bin ich immer zu haben." Noch klang ich euphorisch, obwohl ich nicht damit rechnete, dass wir Erfolg haben würden. Es ging mir allein um die Atmosphäre, die wir damit heraufbeschwören würden.
Es war, als könne sie Gedanken lesen. Wenn nicht heute, hatte ich mich am Wochenende mit Ritualen beschäftigt.
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