#88 Kalte Nacht und warmer Morgen

Die ersten Strahlen der Sonne zeigten sich an diesem Morgen nicht nur über Tschinkyu sondern auch über Ankrong Kampoul.
Dort weckten sie Taephorn, der nach dem eisigen und steifen Empfang den seine Mutter seinem Taeran bereitet hatte nur eines im Sinn hatte: Möglichst schnell aus Ankrong Kampoul zu verschwinden und mit Taeran nach Khao Phnom Koumnor zu kommen.
Möglichst noch bevor die Presse und die Medien in Khamarinien begannen sich in unzähligen Spekulationen über ihn und Taeran zu ergehen. Spekulationen von denen er sicher war, dass er sie in der überwiegenden Zahl der Fälle weder zu Gesicht bekommen noch zur Kenntnis nehmen wollte.

Und das bedeutete so schnell wie möglich einen Zug ins etwa 350 Kilometer entfernte Bandon zu bekommen von wo aus man dann mit einem Boot nach Khao Phnom Koumnor übersetzen konnte.

Folgerichtig war das Erste was Taephorn tat, kaum dass er sein Bett verlassen hatte, in das Gästezimmer zu eilen in dem Taeran noch selig schlummerte um diesen zu wecken.

Da Ankrong Kampoul in einer zu jeder Jahreszeit eher heißen Klimazone hatte Taeran nichts an und auch nur eine dünne Decke über sich gezogen als er am Abend zu vor zu Bett gegangen war.
Als Taephorn allerdings in einem seidenen Morgenmantel in sein Zimmer gelaufen kam, war die Decke im Laufe der Nacht längst von seinem Körper gerutscht.

"Taeran, Liebster" rief der um ihn zu wecken dann fiel sein Blick auf dessen unbedeckt auf dem Bett hingestreckten Körper und dort vor allem auf die Körpermitte und er stockte und meinte dann: "Gosh.... that's huge..."¹
Taeran wurde dennoch wach und öffnete mühsam und noch leicht schläfrig seine Augen nur um sofort Taephorn zu erspähen.
Der immernoch fasziniert auf seinen nackten Körper starrte.
"Oh morgen Darling..." sprach er mit sonorer Morgenstimme, dann realisiert er wohin Taephorns Blicke gerichtet waren und wurde gewahr welches bei Männern nicht unübliches morgendliches Ereignis dieser dort zu Gesicht bekam.
Jetzt war es wirklich wach.
Eilig rauschten seine Hände zu seinen Lenden und versuchten zu bedecken was Taephorn doch schon ausgiebig betrachtet hatte.
Der kicherte, denn Taerans Hände reichen nicht aus um dessen Morgenlatte zu bedecken. Was auch Taeran erkannt und mit den Worten "Ich hoffe dir gefällt was du sahst" sehr eilig aus dem Bett kam und ins Badezimmer davonsprintete.

Mit einem Rums fiel die Tür vor Taephorns Nase zu.
Nichtsdestotrotz rief er nun: "Ja, allerdings. Beeil dich ein bisschen und packe deinen Kram. Ich will möglichst schnell hier weg..."
"Warum so eilig?" erkundigte sich Taeran aus dem Badezimmer.
"Weil ich Abstand zu meiner Mutter brauche" erklärte Taephorn, "und weil ich nicht will, dass du mir hier zeigst ob du mit dem was ich sah auch umgehen kannst..."
Beide Gründe verstand Taeran allerdings nur zu gut.
"Ich mach so schnell wie ich kann" versprach er nun.
"Das ist gut" erwiderte Taephorn, "ich hole dich in einer halben Stunde ab!"

Zum Glück hatte Taeran kaum etwas ausgepackt in Ankrong Kampoul und so war auch nicht viel einzupacken.
Als Taephorn ihn abholte, war er bereit.
Der allerdings ließ sein Gepäck von einem Pagen tragen, war aber aufmerksam genug, ihm auch einen mitgebracht zu haben.
"Sagst du Taehyung Bescheid, dass er sich um die Krone kümmert?" bat Taeran ihn noch, dann folgte er Taephorn zu einem bereitstehenden Wagen.

"Zum Sthani Khangotbaung²" befahl Taephorn dem Fahrer und dann fuhren sie mitten durch den morgendlichen Berufsverkehr von Ankrong Kampoul.
Währenddessen buchte Taephorn ein Abteil und gab seinem Vater Bescheid wegen der Krone.

Tatsächlich hatte der Bahnhof sogar einen königlichen Wartesaal und so konnten sie ungestört auf die Abfahrt ihres Zuges warten.

Als ihr Zug endlich bereit stand, wurden sie informiert und zum Bahnsteig begleitet.
Der Zug selbst war ziemlich lang, weiß mit türkisblauem Fensterband gestrichen und hatte eine Frontpartie die Taeran von Aussehen her an ein sorenisches Flugzeug von vor hundert Jahren erinnerte. Oder ein angevinisches von vor dreißig Jahren...

Das Abteil war direkt hinter dem Führerstand und verfügte über vier drehbare Ledersessel und viel Platz für das Gepäck.
Die Pagen verstauten dieses rasch und verabschiedeten sich.

Alsbald erfolgte eine Durchsage von der Taeran wenig verstand, doch dann wurde diese noch einmal auf Angevinisch wiederholt: "Welcome aboard the Ponlu 83 on its way to Chrak Chasa.
Please note, this train is a Super Express and only stops at Bandon and Tikrong Tao.
Travelers to Phnom Thmei please change in Bandon to the Limited Express Ekau 2083 towards Tikrong Tao."³

Wenig später setzte sich der Zug ziemlich zügig in Bewegung und fuhr dann auf einer endlosen Brücke unter der sich eine Autobahn auf einer Brücke und darunter eine alte Bahnstrecke befand, durch das Häusermeer der Hauptstadt Khamariniens Richtung Südwesten.
"Ankrong Kampoul hat aber auch wirklich hässliche Ecken" stellte Taeran fest der neugierig aus dem Zugfenster sah.
"Und die khamarinische Unsitte neue Straßen und Bahnlinien einfach über die vorhandenen drüber zu bauen macht es nicht besser" merkte Taephorn lakonisch an.
"Lass mich raten, deine Mutter sieht das nicht so?" fragte Taeran.
"Nein. Wobei die hiesigen Politiker da keinen Deut besser sind" erwiderte Taephorn, "eigentlich sagt man uns Khamariniern ein besonderes Gespür für Ästhetik nach. Aber wenn man sich unsere Infrastruktur anschaut, dann bekommt man da wirklich Zweifel. Große Zweifel..."
"Fortschritt und Wachstum vor Schönheit" meinte Taeran dazu, "ich glaube jedes Land hatte mal so eine Phase..."
"Da wo wir jetzt hinfahren ist es schön" versicherte Taephorn ihm.
"Da wo du bist ist es schön" erwiderte Taeran und zauberte damit ein kleines aber glückliches Lächeln in dessen Gesicht.

Bis Bandon brauchte der Lbuen Luen⁴ genau zwei Stunden und so gelangten sie dort noch vor Mittag an.
Sie wurden erwartet, zumindest helfen ihnen zwei junge Khamarinier in traditioneller Kleidung mit ihrem Gepäck aus dem Zug und zu einem auf dem Bahnsteig bereitstehenden Wagen.
Selbst wenn Taephorn privat unterwegs war, funktionierte alles was sich ein Prinz in Khamarinien nur wünschen konnte wie am Schnürchen.
Über eine Rampe und durch einen Tunnel unter den Gleisen verließ der Wagen dann äußerst diskret den Bahnhof von Bandon. Vor dem Bahnhof warteten zwei weitere Fahrzeuge mit getönten Scheiben sehr diskret auf sie welches sich nun ganz auffallend unauffällig vor und hinter ihrem Wagen in den Verkehr einfädelten.
Auch wenn sie ohne Stander, Flaggen, Signallicht oder Sirenen unterwegs waren, wussten erstaunlich viele Passanten wen - oder zumindest ein Mitglied welcher Familie - sie in den eskortierten Automobil zu vermuten hatten.
Denn Taeran stellte mit einiger Überraschung fest, dass immer wieder Menschen sich in ihre Richtung sehr tief verbeugten, ja manche sich sogar auf die Knie warfen.

Als sie nach nicht allzulanger Fahrt den Marinehafen von Bandon erreicht hatten, stellte Taeran beim Aussteigen fest, wie angenehm warm es doch war in Khamarinien und das zu einer Jahreszeit wo es in Sore Urbs unangenehm kühl, in Hanyang oder Tschinkyu sogar geradezu eisig war.

Eisig war es kurz nach Mitternacht an diesem Yules Eve auch in Annatown in Marlaland.
Aber nur draußen vor der Tür.
Im Haus waren Levon und Taylon gerade in das nicht ganz so riesige Bett in Taylons ehemaligen Zimmer in seinem Elternhaus gekrochen.
Immerhin aber war die Bettdecke wirklich riesig wie Levon in stiller Freude feststellte, denn nichts mochte er weniger, als ein nächtliches Gerangel um die Decke.
Warum allerdings sein Boyfriend jetzt komplett unter der Decke verstand, konnte er sich dennoch nicht erklären.

Zumindest nicht bis plötzlich etwas warmes und feuchtes an seinem Penis spürte.
Sehr schnell war ihm klar, dass das nur die Zunge oder die Lippen - oder gar beides - von Taylon sein konnte.
"Was machst du da?" erkundigte er sich alarmiert.
"Wo nach fühlt es sich an?" erscholl es dumpf unter der Decke hervor.
"Nach dem Beginn eines Blowjobs" erwiderte Levon, "aber wir können doch jetzt nicht hier... unter dem Dach deiner Eltern..."
Die Decke verrutschte und Taylons Kopf tauchte nun auf der Höhe seiner Brust aus der Bettdeckenhöhle auf.
"Warum denn nicht?" maulte er und setzte einen herzschmelzenden Welpenblick auf.
"Wenn uns jemand hört?" sorgte sich Levon.
"Ja? Meine Eltern wissen wie Sex geht" erwiderte Taylon grinsend, "außerdem ist neben meinem Zimmer nur das meines Bruders. Und du hast gehört, dass der mit Minea ein Kind machen will..."
"Sollten die nicht erst heiraten?" meinte Levon da.
"Willkommen im 12. Jahrhundert" spottete Taylon, "außerdem, die heiraten in drei Monaten..."
Just in dem Moment fiel Levon ein weitere Sache ein, die sich aus Taylons Aussagen ergab. "Warte... Du meinst wir könnten die gleich hören?" fragte er sichtlich verstört.
"Wenn wir hier nur dumm rumlabern bestimmt" kicherte Taylon.
Mit den Worten "Du hast mich gerade überzeugt" schob Levon nun den Kopf seines Boyfriends wieder unter die Decke und dirigiert ihn sanft aber bestimmt zu seinen Lenden.
Besser waren sie so laut, dass Taylons Eltern ihn stöhnen hörten, als dass er mitbekäme, wie dessen Bruder mit seinem Girlfriend neue Mitglieder für die Familie Chaffee produzierten.

Frostig war es auch weiter östlich in den letzten Stunden der Nacht des ersten Jolnnachtsfeiertages in Keizerstad.
Und das nicht nur draußen vor der Tür.
Sondern auch die Stimmung zwischen Cator Guldenhals und seiner Gattin Feda. Er war nach ihrem Telefonats-Drama ohne Worte in das ehemalige Kinderzimmer seines Sohnes Eleonor umgezogen wo er sich schlafen gelegt hatte.
Sie hatte nicht genug damit schon drei Personen den Jolnnachts-Abend verdorben zu haben und rief zu später Stunde noch ihre Mutter in Munkaringen an um dieser ihr Leid mit ihrem Sohn - deren Enkel - zu klagen.

Auch den hatte seine Mutter mit ihrem Verhalten zutiefst verletzt und kaum, dass er mit Gaston in dessen Zuhause angelangt war, zerbröckelte die taffe Maske die er seiner Mutter gezeigt hatte im Nu.

Gaston hatte alle Hände voll zu tun gehabt seinen Poikefren zu beruhigen und zu trösten, vor allem aber dessen Selbstzweifel zu zerstreuen.
Jetzt, zwei Stunden bevor die Sonne auch in Keizerstad aufgehen würde, war ihm das immerhin so weit gelungen, dass Eleonor meinte: "Weißt du was mich jetzt echt total trösten und mein Selbstbewusstsein echt pushen würde?"
"Was denn?" erkundigte sich Gaston.
"Du könntest mit mir schlafen!" haute der da doch unverblümt heraus.
Nicht, dass Gaston nicht auch schon daran gedacht hatte das zu tun in den letzten fünf Stunden.
Aber seinen Boyfriend mit Sex von dessen Familienproblematik abzulenken war ihm dann doch, freundlich ausgedrückt, ethisch und moralisch nicht ganz richtig vorgekommen.
Und jetzt schlug der das einfach mal so vor.

"Sicherlich könnte ich das" erwiderte Gaston daher ein wenig vague, "du weißt, dass ich das immer und überall könnte..."
"Weiß ich" bestätigte ihm Eleonor, "aber heute will ich es einfach mit viel kuscheln..."
Wenn es nicht die Worte waren, die Gaston dahinschmelzen lies, der Anblick von Eleonor wie er nun verlegen seine Unterlippe in seinen Mund saugte und ihn gleichzeitig aus großen Augen voller Hoffnung ansah war es auf jeden Fall.

"Wir können auch einfach nur kuscheln" bot er ihm an, auch wenn er wusste, wie schwer es ihm fallen, es nur beim Kuscheln zu belassen, wenn der süße Junge den er seinen Boyfriend nannte sich erst einmal nackt an ihm schmiegen würde.
"Ich glaube ein bisschen mehr als nur kuscheln würde mir auch gefallen" erklärte da besagter süße Junge aber schon.
"Nun, bist du denn auf ein bisschen mehr auch vorbereitet?" erkundigte sich Gaston mit einem Augenzwinkern.
Das war er natürlich nicht.
"Ich... ich..." stammelte Eleonor sogleich, "ich....
....bin mal kurz weg!"
Sprachs und zischte ab.

Abzischen tat auch das kleine Boot der khamarinischen Marine welches nun Taeran und Taephorn nach Khao Phnom Koumnor brachte.
Direkt zum Anleger der Bucht in der sich, vom Rest der Insel uneinsehbar und bis auf eine Zufahrt auch unzugänglich, die Strandvilla befand, in der Taephorn nun die nächsten Tage mit Taeran zu verbringen vorhatte.

Eigentlich war die Bucht mehr zwei steinige Felsklötze die über und über mit dichter, grüner Vegetation bewachsen waren und zwischen denen und der Hauptinsel ein breiter Streifen weißen Sandes verlief, der an der Haupinsel in eine Bucht einbog die von Palmen gesäumt war und an welcher sich vor einem schroffen Abhang auch ihr Urlaubsdomizil befand

"Das sind Khao Tommo und Khao Rau Yeal Rok" erklärte Taephorn und zeigte auf die beiden Felsklötze.
Taeran, der inzwischen immerhin gelernt hatte, dass Khao Insel meinte, fragte verblüfft: "Einer dieser Felsen heißt nach deiner Familie?"
"Ja" erklärte Taephorn sarkastisch, "eigentlich erstaunlich, dass sie dafür so einen kleinen Schutthaufen genommen haben. Der Name der anderen bedeutet übrigens soviel wie Insel des königlichen Felsen..."
"Wie kommen die zu der Ehre?" wollte Taeran nun wissen.
"Oh, mein Urgroßvater war der erste König von Khamarinien der, nach Angevinischem und Sorenischen Vorbild, eine Strandvilla errichten ließ und dort sogar im Sommer urlaubte mit der Familie. Bis dahin hatten weder die Felsklötze noch die Bucht einen Namen.
Jetzt ist das natürlich die Chhakasamout, die königliche Bucht...."
"Es ist ein bezaubernder Ort" merkte Taeran an.
"Das ist er" stimmte Taephorn ihm zu, "genau richtig um mich von einem bezaubernden Mann bezaubern zu lassen..."

¹Donnerwetter, das ist ja riesig!
²Südbahnhof
³Herzlich Willkommen an Bord des Ponlu 83 auf dem Weg nach Chrak Chasa.
Bitte beachten Sie, dieser Zug ist ein Super Express und hält nur in Bandon und Tikrong Tao.
Reisende nach Phnom Thmei steigen bitte in Bandon in den Limited Express Ekau 2083 in Richtung Tikrong Tao um.
⁴Super Express

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