#64 Das launige Glück

Auch ohne, dass Meran, Marlur, Mercur oder Luciur plauderten erfuhr Leton von Terans Aufstieg unter die Monarchen nicht aus den Medien.
Denn Taejo hatte es natürlich vorab seinem Virion Trevor mitgeteilt und der wiederum hatte ihren Sohn in Kenntnis gesetzt.

"Tja, während wir uns gegenseitig mit Sperma abfüllen, steigt Taeran groß auf" verkündete er seinen Boyfriends.
"Was meinst du damit" erkundigte sich Evan.
"Taeran wird so eine Art König von Samhanguk also Choryosen" erklärte Leton.
"Ach, mach dir nichts draus" meinte Issan nur, "dafür hat der kein Sex..."
"Noch nicht, noch nicht" erwiderte Leton, "für Taephorns Eltern dürfte der jetzt eine echte Alternative zu mir sein..."
"Du meinst wirklich Taephorn hätte für dich die Beine breit gemacht wenn du es gewollt hättest wegen seiner Eltern?" Evan schien wirklich ein wenig schockiert zu sein.
"Ich glaube schon" erklärte Leton, "aber er hat sich auch nie für jemanden anderes interessiert, also manchmal denke ich, es wäre ihm egal gewesen..."
"Das ist irgendwie traurig" meinte Issan nun, "ich hoffe, dass das mit Taeran nicht nur deshalb was wird, weil seine Eltern das wünschen und es Taephorn egal ist..."
"Das hoffe ich auch nicht" meinte Leton, "mein Pator meint, wir sollten alle nett zu Taephorn sein wenn er mit Taeran hier ist, damit er sich bei dem wohlfühlt. Also, keine dummen Witze und Bemerkungen übers Essen oder seinen Appetit, ja?"
"Versprochen" meinte Evan sofort während Issan fragte: "Steht Taeran dann nicht vom Rang her über uns allen? Und Taephorn mit dir auf einer Stufe?"
"Also in den Vereinigten Reichen des Nordens tut er das wirklich" bestätigte Leton, "hier in Sore weiß ich das nicht."
"Na, er ist Divinoble und er ist dann König oder sowas" spann Issan den Faden weiter, "also selbst wenn er sich nicht gleich Divinrexion nennt, dürfte er dann über meinem und Evans Pator stehen, rein protokollarisch..."
"Wie sollte er sich denn nennen wenn nicht Divinrexion?" wollte Evan nun wissen.
"Was weiß ich" erwiderte Issan, "wie wäre es mit Dividominon...?"

Ähnliche Gedanken hatte auch der Divinimperator Ieran ab Iovam.
"Also prinzipiell habe ich nichts dagegen, dass dein Sohnemann sich Divinrexion nennt" meinte er zu Meran, "aber dann, wenn er auch in Samhanguk ist und das Amt wirklich ausübt. Solange er noch hier zur Schule geht oder studiert finde ich den Titel eines Divinrexion unangemessen..."
"Keine Sorge, ich bin da ganz deiner Meinung" versicherte Meran ihm.
"Gut, dann schlag ihm Divinerregelor mit Vosta Numeen Elateen als Anrede vor" unterbreitete Ieran Meran nun ein Angebot für dessen Sohn.
"Werde ich sofort machen!" versprach Meran und verabschiedete sich um seinen Sohn zu informieren in der Hoffnung, dass dieser genug Feingefühl besässe dem Vorschlag des Divinimperators zuzustimmen.

Wie um die Bedenken Ierans zu bekräftigen, war die Inhronisierung von Taeran in Tschinkyu dann auch alles andere als Spektakulär.
Im unbequemen und wirklich etwas außer der Zeit gefallenen Herrscherornat begleitete er den ähnlich gewandeten Taejo in die Rénmín yìhuì¹ wo dieser eine Rede zur Lage der Nation hielt.
In dieser Rede verkündete Taejo dann seine Absicht, Choryosen-do wieder in das Samhan-maripan-guk zurück zu verwandelt und als Maripan dem legitimen Erben der letzten Yeomaripgan, nämlich Yiyun Liang Taeran ab Martiam, einzusetzen.
So richtig Begeisterung kam da in der Rénmín yìhuì nicht auf.
Dennoch stand Taeran auf und improvisierte eine kurze Rede.
"Sehr geehrte Damen und Herren dieses hohen Hauses" sprach er, "ich freue mich über die große Ehre das Erbe meiner Großmutter antreten zu dürfen."
Er machte eine kurze Pause um dann in einem anderen Duktus fortzufahren: "Wir sehen uns den Herausforderungen die dieses Amt mit sich bringt, durchaus gewachsen. Da Wir nicht wollen, dass das was in zwei Jahrhunderten zusammengewachsen ist nun einfach zerrissen wird, verbleibt Samhan-maripan-guk auch weiterhin in den Vereinigten Reichen des Nordens.
Da Wir auch unsere Ausbildung zunächst abschließen müssen, wird es eine lange Phase des Überganges vom heutigen Status hin zu dem zukünftigen Status als Maripan-guk² geben. Keinesfalls aber - und das versprechen Wir bei dem Namen unserer Mutter - muss irgendwer befürchten, seine Rechte würden bei diesem Prozess gefährdet werden.
Samhanguk wird sich immer als Bruder von Tihonguk betrachten und daran wird sich auch nichts ändern!"
Dieses Mal kam Begeisterung auf, die Mitglieder des Rénmín yìhuì erhoben sich von ihren Bänken und spendeten begeisterten Applaus.

"Mir scheint du hast ein Talent für Politiker" raunte ihm Taejo anerkennend zu während er sich wieder schräg hinter ihm setzte.
"Das ist nicht schwer" erwiderte Taeran, "wie die meisten Menschen und Divinobles haben sie erst einmal Angst vor Veränderungen. Ihnen zu versprechen, dass sich etwas verändert, ohne dass sich wirklich etwas verändert, beruhigt sie daher ungemein."

Nun führte Taejo die Rede fort und er hatte einen anderen Kniff drauf.
Er versprach nicht, dass sich nichts veränderte, er ließ anklingen, dass es besser werden könnte.
Eigentlich tat er nicht einmal das, aber die geschickte Erwähnung von Taerans 'sehr guter Freundschaft' zum khamarinischen Thronfolger wurde von den Abgeordneten genau so verstanden.

"Du bist mir aber auch raffiniert. Du zeigst ihnen den Angelhaken und sie zerlegen schon in Gedanken den fetten Fisch" meinte er zu Taejo nach dem sie Rénmín yìhuì¹ wieder verlassen hatten.
"Ich kann ja nichts dafür wenn die bei 'guter Freundschaft' schon die Hochzeitsglocken klingen hören" verteidigte sich Taejo lachend.
"Aber es war dir auch nicht unrecht" hielt er ihm feixend vor.
"Als wenn es dir im Moment unrecht wäre wenn es so käme" konterte Taejo da nur.
"Was wie käme?" fragte Taeran.
"Du, Taephorn, Hochzeitsglocken?" erwiderte Taejo.
"Im Moment bin ich noch nicht einmal optimistisch was 'Ich, Taephorn, Händchenhalten' angeht" seufzte Taeran.
"Nun lass' mal nicht gleich den Kopf hängen" ermunterte Taejo ihn, "Taephorn ist eine harte Nuss, keine Frage. Aber versuche dich einmal in ihn hineinzuversetzen. Ganz früh hat er gelernt, dass sich für ihn niemand interessiert, nur für den Kronprinzen und dass es eh egal ist, für wen er sich interessiert, weil seine Eltern eine klare Vorstellung haben wer da überhaupt in Frage kommt..."
"So habe ich das noch nie gesehen" meinte Taeran, "aber dann ist natürlich klar, warum er so mißtrauisch ist. Er hinterfragt ständig was ich wirklich von ihm will und es fällt ihm schwer zu glauben, dass er es ist und nicht der Kronprinz oder seine Eltern die mich interessieren..."
"Siehst du, ich wusste du wirst es verstehen" erwiderte Taejo, "du musst hartnäckig bleiben, dann wirst du ihn überzeugen."
Taeran seufzte, dann wollte er wissen: "War das schon immer so schwierig, mit der Liebe und so?"
"Kommt darauf an, was du für schwierig hältst" erwiderte Taejo, "deine Eltern haben deine Zukünftige für dich organisiert, oder in Sore halt deinen Zukünftigen, du hattest es einfach, denn du hattest einfach nichts zu sagen dabei..."
"Das ist.... schwierig..." meinte Taeran.
"Das Ergebnis davon war nicht sehr häufig Liebe und meist schwierig für alle direkt daran Beteiligten" stimmte Taejo ihm zu, "und falls du Divinoble in Sore oder Mächtiger in Kitaien oder Angevinien warst und den Fängen deiner Eltern unvergeben entkommen warst, hattest du es noch einfacher. Du hast mit dem Finger auf die Person gezeigt und wenig später lag der Mensch deiner Wahl in deinem Bette. Und ob du jetzt Divinoble warst und ihn dann binden konntest oder nur ein Mächtiger unter den Menschen, aus selbigem gab es für diese Person auch kein entkommen, es sei durch Tod oder weil du ihrer überdrüssig wurdest. Das war einfach für dich, Liebe zu beiden Seiten entstand so selten und den Ausweg in den Tod suchte die schwächere Seite daraus nicht selten..."
"Das ist... grausam!" warf Taeran ein.
"Aber weder in den Vereinigten Reichen des Nordens noch in Sore allzu lange her" gab Taejo zu Bedenken.
"Dann ist es mir so wie es heute ist vielleicht doch lieber" räumte Taeran nun ein, "ich möchte auch nicht, dass Taephorn nur deshalb mit mir zusammen ist, weil ich ihn zwinge..."
"...oder weil seine Eltern das tun..." warf Taejo ein.
"Das könnte wohl schon passieren oder?" erkundigte sich Tearan besorgt.
Nun seufzte Taejo, dann erwiderte er: "Ich kann nicht in die Köpfe meines Bruders, seiner Frau und meines Neffen gucken, aber ich befürchte, dass Risiko wirst du eingehen müssen. Prüfe also ob deine Liebe für ihn groß genug ist, dass du damit leben kannst für ihn vielleicht nur der Weg des geringsten Widerstand zu sein..."
"Sollte ich in meinem Alter nicht wenigstens noch an die Liebe glauben?" beklagte Taeran sich nun.
"Du solltest in jedem Alter daran glauben" erwiderte Taejo ihm, "denn ohne Liebe und den Glauben daran wärst du jetzt nicht hier!"
"Dann hoffe ich dass die Götter meinen Glauben stark genug sein lassen um auch für zwei zu lieben!" gab sich Taeran nun kämpferisch.
"Die größte Stärke ist es wen man liebt gehen zu lassen wenn man merkt man die eigenen Liebe wird nicht erwidert und der Geliebte leidet darunter" meinte Taejo nun.
"Kennst du jemanden, der das geschafft hat?" wollte nun Taeran wissen.
"Niemanden der es vollständig geschafft hat" erklärte Taejo nun, "aber Trevor, mein Virion, kommt dem Nahe..."
"Du sprichst von Isador?" fragte Taeran.
"Ich spreche von Isador..." bestätigte Taejo.
"Bist du eigentlich nicht eifersüchtig" wunderte sich Taeran nun, "denn dass Trevor nie aufgehört Isador zu lieben spürt doch jeder der beide einmal zusammen erlebt hat..."
"Was brächte mir Eifersucht?" entgegnete ihm Taejo, "ohne die Liebe zu Isador wäre Trevor heute vermutlich der Storeledar von Nordens Reike und ich wäre vielleicht mit Marla of Landon oder Tommo Mei verheiratet.
Wie kann ich ihm eine Liebe vorwerfen die unsere Liebe erst ermöglicht hat?"
"Nicht jeder hätte die Größe das so zu sehen" bewunderte Taeran ihn.
"Nicht jeder hat das Glück so jemanden für Jahrhunderte an seiner Seite zu haben" erwiderte ihm Taejo darauf.
"Nicht jeder hätte das Glück auch verdient" wandte Taeran nun ein.
"Das Glück schaut nicht nach Verdiensten" hielt Taeran dagegen, "es verteilt sich nicht gerecht, es ist launisch und hochgradig unfair..."
"Nun, dann hoffe ich einfach, dass mir das Glück mit Taephorn ganz unfair hold ist" erklärte Taeran und ein hoffnungsvoller Schimmer machte sich in seinen Augen breit.
"Ich wünsche dir alles Glück der Welt dafür" lächelte Taejo.

Was sie beide nicht bedacht hatten, war, dass Taephorn die Rede von Taejo auch gehört hatte.
Und dass er diese im Prinzip ähnlich verstanden hatte wie die Abgeordneten der Rénmín yìhuì.
So traf er Taeran mehr als nur unerwartet als er, kaum, dass er dessen angesichtig wurde, mit düsterer Miene auf ihn zustürmte und ihn wütend anfuhr: "Wenn es nach meinen Onkel, dem Kaiser, geht sind wir wohl schon so gut wie verheiratet hörte ich!"
"Das waren nicht meine Worte" erwiderte Taeran lahm, "ich kann deinen Onkel ja nicht vor der gesamten Rénmín yìhuì von Tihonguk korrigieren..."
"Warum solltest du auch" zischte Taephorn, "ich bin doch eine gute Partie für dich!"
"Es ist mir scheißegal ob du eine gute Partie bist, ich interessiere mich für den der du bist, nicht der, den du darstellt!" begehrte Taeran nun auf.
Mißtrauisch sah Taephorn ihn an: "Und das soll ich dir glauben warum?"
"Was habe ich dir getan, dass du mir mit solchen Mißtrauen begegnest?" erwiderte Taeran nun betroffen, "ich bin nicht dein Feind, ich habe dich nicht auf Schulen fern deiner Heimat geschickt damit du mit mir zusammen kommst, ich würde niemals deine Hand ergreifen wenn ich auch nur das Gefühl hätte, es wären deine Eltern oder der Kaiser oder sonstwer welche die Deinige in meine legen würden und nicht dein Wille!"
"Das sagst du jetzt" warf ihm Taephorn entgegen, "und dennoch hast du dich aller Tricks und Letons bemüht mir näher zu kommen, mich kennenzulernen und mich auf diese vermaledeite Party zu schleppen!"
Traurig wurde Taerans Gesicht aber Taephorn erkannte es nicht.
Mit einer etwas tonlosen Stimme erwiderte er auf diese Vorwürfe: "Weißt du, wenn es so unerträglich ist für dich mit mir auf diese Party zu gehen, dann bestehe ich nicht darauf. Ich werde dir eine Unterkunft besorgen und wir werden getrennt auf diese Party gehen und ich schwöre dir, ich werde darauf achten keine Minute in deiner Nähe zu sein!"
Doch Taephorn war zu aufgebracht um wirklich zuzuhören. Er hatte nur eines verstanden und das hielt er ihm sogleich vor: "Du gibst es also zu, dass du dich dieser Tricks bedient hast?"
Da war es zuviel für Taeran und voller Verzweiflung schrie er ihn an:
"Verdammt ja! Und weißt du auch warum? Ich habe mich in dich verliebt in dem Moment wo ich dich das erste Mal am Flughafen gesehen hast. Ich wollte dich einfach kennenlernen. Aber es ist garnicht so einfach dich kennenzulernen. Weil du nämlich alles abblockst. Du wirfst mir vor ich habe mich Tricks bedient um an dich heranzukommen? Ja verdammt, das tut man wenn man verliebt ist. Das würdest du auch tun. Wenn du überhaupt wüsstest was das ist, 'Verliebt sein'!" Inzwischen rannen die Tränen über Taerans Gesicht und doch hielt er nicht inne: "Aber du vermutest überall das Böse und wartest doch brav bis deine Eltern dich mit irgendwem oder irgendwer verheiraten! Denkst du wirklich ich wäre auf der Suche nach einer Beziehung die so abläuft, wo ich mich, wenn ich mich binde das für Jahrhunderte tue?"
Taeran wandte sich ab und stürmte blindlings davon. Ein sprachloser Taephorn schaute ihm entgeistert nach. Dem langsam dämmerte, dass er womöglich einen großen Fehler begangen hatte...



¹Volksversammlung, das Parlament von Kitaien
²Königreich

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