#63 Mitteilungsbedürfnis

Heshen Helin empfing An-Taetsin in dem Palast den sein Vorfahr Heshen Namchun hatte für seine Familie erbauen lassen.
An-Taetsin hatte darum gebeten ihn erst alleine treffen zu dürfen und so war er ganz alleine als er das betagte Oberhaupt der Familie Heshen das erste Mal traf.
Hinter Heshen Helin hing ein großes Gemälde und die Person die es darstellte erkannte An-Taetsin auch nach über zweihundert Jahren sofort wieder.

"Yiyun Liang-sama" begrüßte ihn Helin ehrfürchtig, "es ist mir nicht nur eine große Ehre sondern auch eine große Freude Euch im Hause von Heshen Namchun zu Gast haben zu dürfen!"
"Heshen-sama" erwiderte An-Taetsin ebenso höflich, "es ist Uns eine große Ehre Ihr Gast sein zu dürfen, auch wenn es uns betrübt, eurem Ahnen Heshen Namchun diese Freude nicht zu seinen Lebzeiten bereitet zu haben."

Mit einer höflichen Geste bat Helin An-Taetsin nun sich mit ihm an einen kleinen Teetisch zu setzen.
Als sie sassen kam ein junger Mann und servierte ihnen tatsächlich Tee.
"Mein Enkel Yibo" erklärte Helin. Darauf wäre An-Taetsin aber auch so gekommen, denn die Ähnlichkeiten mit Namchun damals waren deutlich zu sehen.
"Ihr habt sicherlich schon erkannt wenn das Gemälde darstellt vermute ich?" eröffnete Helin nun die Konversation.
"Ja, das ist Namchun" erwiderte An-Taetsin, "auch wenn er da schon ein paar Jahre älter gewesen sein muss als er war, als ich ihn das letzte Mal sah..."
"Ihr müsst einen großen Eindruck auf ihn gemacht haben" erklärte Helin nun, "er war bis an das Ende seiner Tage überzeugt, dass Ihr noch lebt und nach Tihonguk zurückkehren würdet."
"Davon habe ich erfahren" meinte An-Taetsin, "und auch, dass sich Namchun und seine Nachfahren um das Andenken meiner Familie und das Gedenken meiner Ahnen verdient gemacht hat. Ich weiß nicht wie ich Ihnen allem dafür danken kann..."
"Ein Dank ist dafür nicht nötig" wehrte Helin ab, "Namchun und seiner Familie ist es dabei und bis heute nicht schlecht ergangen."
"Das sagt ihr trotz seines Endes?" staunte An-Taetsin.
"Ihr müsst wissen, Namchun war hochbetagt und lag bereits im Sterben als er diesen Weg wählte" erzählte Helin nun, "und er war schlau gewählt, denn einen Toten konnte man nicht verurteilen und so konnte der neue Kaiser auch nicht so an sein Vermögen heran wie er sich das vorgestellt hatte.
So blieb dieses in seiner Familie und sorgte dafür, dass die Heshens heute nicht nur in der Wirtschaft von Tihonguk sondern auch derjenigen der Vereinigten Reiche des Nordens ein Name sind der für Erfolg und Einfluss steht und mit Respekt genannt wird."
"So gesehen..." meinte An-Taetsin.
"Also macht Euch keinen Vorwurf nicht früher zurückgekehrt zu sein" fuhr Helin fort, "denn wir sollten eines auch bedenken: Egal wie die Beziehung von meinem Ahnen Namchun zu Kaiser Taetsian nun war, wärt Ihr zu beider Lebzeiten wieder in Tihonguk erschienen, die Eifersucht Taetsians wäre euch gewiss gewesen. Und ein eifersüchtiger Kaiser ist nichts was in der Geschichte von Tihonguk je zu einem gutem Ausgang geführt hätte..."
"Ihr habt viel darüber nachgedacht" bewunderte ihn An-Taetsin.
"Namchun hat viel darüber nachgedacht" erwiderte Helin, "er hat geschrieben, dass wenn Ihr nach Tihonguk zurückkehrtet sein Herz vor Freude überquellen würde, aber falls ihr nicht verheiratet seid, er euch sofort wegschicken würde bevor der Kaiser davon erfährt."
"Nun, ich wäre verheiratet gewesen" erzählte An-Taetsin, "aber ich befürchte mein Mann hätte es damals nicht besser gemacht..."
"Das ist schwer zu sagen" gab Helin zu bedenken, "Kaiser Taetsian war sich durchaus im Klaren darüber, dass er ohne den Tod seines Bruders durch die Hand von Meran ab Martiam niemals selbst Kaiser geworden wäre..."
"Nicht die Hand, die Kanone..." warf An-Taetsin ein.
"Wie meint Ihr?" war Helin jetzt kurz irritiert.
"Meran hat Taego vor eine Kanone gebunden" erklärte ihm An-Taetsin jetzt.
"Oh... ein verdientes Ende für einen Wüstling wie Taego" fand Helin, "im übrigen, Kaiser Taetsian kannte seinen Bruder gut genug um zu wissen, was ihm unter einem Kaiser Taego für ein Schicksal geblüht hätte. Ich kann Euch versichern, er hatte keine persönlichen Ressentiments gegen Euren Gemahl.
Allerdings habt Ihr dennoch Recht, aus Gründen der Staatsraison hätte Taetsian Meran kaum in Tihonguk willkommen heißen können. Er war damals die Verkörperung des Feindes."
"Da sind wir uns wohl einig" stimmte An-Taetsin ihm zu.

Sie plauderten noch eine Weile über die Vergangenheit und An-Taetsin genoß das Gefühl zu wissen, dass in seiner Heimat doch jemand auf ihn gewartet hat und hatte, dass ihn doch jemand vermisst hatte.
"Wie gedenkt Ihr weiter zu verfahren" erkundigte sich Helin irgendwann, "werdet ihr die Krone eurer Mutter beanspruchen?"
"Die hat der Kaiser mir schon angeboten samt ihrem Reich" erklärte An-Taetsin, "tatsächlich sind Wir formal schon der Maripgan von Samhanguk. Aber Wir werden die Krone Unserem Sohn Taeran überlassen."
"Ihr habt einen Sohn?" fragte Helin.
"Ich bitte ihn herein" erklärte An-Taetsin, zückte sein Callidcom und schickte Taeran eine Nachricht.
"Yibu, empfange bitte Yiyun Liang ab Martiam-sama und führe ihn zu uns herein" bat Helin nun seinen Enkel, der, obwohl ihn An-Taetsin nicht sah, offenbar in Rufweite verblieben war.

Wenig später brachte Yibu tatsächlich Taeran herein.
"Mein Sohn Taeran" stellte An-Taetsin ihn vor während Helin ihn mit einer Geste bat sich zu ihnen zu setzen.
"Taeran-sama, seid willkommen in meinem Haus" begrüßte nun Helin diesen.
"Es ist mir eine Ehre Heshen-sama" erwiderte der diese Begrüßung ebenso höflich.
"Euer Vater berichtete mir, ihr werdet Maripgan von Samhanguk sein. Wie fühlt es sich an, wenn man eine Legende plötzlich zum Leben erweckt?" erkundigte sich Helin.
"Um ehrlich zu sein" erwiderte Taeran, "noch ein wenig unwirklich, so als wäre es ein Traum. Ich habe noch niemandem davon erzählt..."
"Das ist verständlich, der Geist traut solchen Wendungen nicht, denn sie sind nicht wahrscheinlich" sprach Helin, "aber das kommt dann noch..."

Tatsächlich hatten weder Taeran noch An-Taetsin bisher Meran berichtet was vorgefallen war.
Nach dem Besuch im Hause der Heshens allerdings hatten beide das dringend Bedürfnis das zu ändern.
Nach kurzer Debatte beschlossen sie, dass sie es beide gleichzeitig tun würden.
So wurde eine Bildtelefonie-Verbindung über Orbitelles aus dem Richtung Tschinkyu fahrenden kaiserlichen Hofzug mit dem Supremat Militaris in Sore Urbs hergestellt, denn die Illusion, dass sie ihren Virion und Pator zu Hause antreffen würden, machten sich weder An-Taetsin noch Taeran.

Meran allerdings war überrascht als das Telefonat in sein Büro durchgestellt wurde und plötzlich die Gesichter seiner beiden Liebsten auf dem Visor vor ihm auftauchten.
"Vaj mein Lieber" begrüßte ihn An-Taetsin und "Vaj Papo" sein Sohn.
Dann fuhr An-Taetsin fort: "Also, wir müssen dich einmal auf den aktuellen Stand der Dinge bringen...."
"...nicht, dass du es dann aus den Medien erfährst" ergänzte Taeran.
"Kurzfassung ist" begann nun wieder An-Taetsin, "meine Mutter war die letzte Königin von Samhanguk – das ist das was heute Provinz Choryosen ist – und deswegen bin ich da König..."
"Wie du bist da König?" Meran war verwirrt, "Warte Taejo gibt dir einfach ein Stück von seinem Reich?"
"Ja, solange es Teil der Vereinigten Reiche des Nordens bleibt... " war An-Taetsin ein.
"Du weißt aber schon, dass ich nicht Supremator Militaris sein kann und Gemahl des Herrschers eines fremden Landes?" sorgte sich Meran nun.
An-Taetsin grinste: "Nun, erstens war das bei Terastan auch kein Problem oder....?"
Noch bevor Meran einwenden konnte, dass man ja wegen Terastan die Regeln geändert hatte führte Taeran den Satz zuende: "...und zweitens dankt dein Uxvir morgen ab und ich werde König von Samhanguk. Pator eines Herrschers darfst du ja auch als Supremator Militaris sein oder?"
"Äh... ja... natürlich... das schon..." stotterte Meran der gerade etwas überrascht von der Geschwindigkeit der Entwicklungen war.
"Na siehst du, dann muss ich mir jetzt nur noch Taephorn krallen und alles wird super!" verkündete Taeran daraufhin.
"Taephorn? Den 'Kronprinzen von Khamarinien' Taephorn?" fragte sein Vater.
"Klar, ich bin jetzt König, da brauche ich was auf meinem Niveau" lachte Taeran, schob dann aber ganz ernsthaft hinterher: "Du kannst Ieran schon mal verklickern, dass ich den Titel eines Divinrexion beanspruchen werde. Ich hoffe, dass bringt die Sitzordnung beim nächsten Tag von Punta nicht allzu sehr durcheinander..."
"Taeran, echt jetzt?" mahnte Meran.
"Nicht für Ungut Papo" griente der, "aber mit einem Divicomes gebe ich mich als Herrschers eines von Sore unabhängigen Landes nicht zufrieden..."
"Aber gleich Divinrexion" war Meran skeptisch, "Taetae, sag doch auch mal was dazu!"
"Was soll ich dazu sagen?" erwiderte An-Taetsin, "das ist jetzt das Problem unseres Sohnes. Ich habe dafür gesorgt, dass es nicht deins und meins ist ohne das Erbe meiner Mutter mit Füßen zu treten. Mehr kann man von mir nicht erwarten."
"So gesehen" brummelte Meran, "muss ich es ja auch nicht zu meinem machen. Ich informiere den Divinimperator und wenn es ihm nicht passt, sage ich ihm, dass es nicht meine Idee war. Dann kann er ja einen Gegenvorschlag machen."
"Das ist der Weg" erklärte An-Taetsin, "unser Sohn wird erwachsen..."
"Das sagt sich so leicht" entgegnete Meran, "dabei war er gestern doch noch ein kleiner Junge..."
"Keine Sorge Papo" erwiderte Taeran, "ich werde trotzdem erstmal in Sore die Schule zuende machen bevor ich nach Keikyu abhaue..."
"Das ist ja wohl das mindestens" polterte Meran sofort los, "Schule abbrechen, so weit kommt es noch!"
"Beruhige dich, du bist nur Supremator Militaris, nicht Supremator Samhanis, wenn der Maripgan von Samhanguk die Schule abbricht ist das nicht deine Angelegenheit mehr!" feixte Taeran.
"Da hast du es Taetae, das war eine ganz dumme Idee!" regte sich Meran nun auf.
"Was denn, dein Sohn ist auch nicht viel jünger als ich war, als du mich erwählt hast" erwiderte An-Taetsin unbekümmert.
"Das kann man doch garnicht vergleichen!" widersprach Meran augenblicklich. Was Taeran überhaupt nicht gut fand. "Was soll das denn jetzt bitte heißen?" empörte er sich.
"Zwei gegen die Stimme der Vernunft" beschwerte sich Meran jetzt, "da hat die ja keine Chance!"
"Die Stimme der Vernunft..." prustete Taeran nun los, "ich glaube du arbeitest zu viel..."
"Na, wie auch immer" lenkte Meran jetzt ein, "ich freue mich, dass ich mich informiert habt und 'Glückwunsch zur Krone' mein Sohn..."
"Ich bin auch am 50.5. wieder daheim" versprach Taeran nun, "dann lernst du auch Taephorn kennen."
"Soll ich mir am 50.5. den Abend dafür freihalten?" wollte Meran nun wissen.
"Naaaa.... besser am 50.6. antwortete Taeran, "am 50.5. sind wir auf einer Party eingeladen..."
"Party, so so..." merkte Meran ironisch an, "na dann halte ich mir den 50.6. frei."
"Aber auch wirklich!" insistierte Taeran.
"Jaha" versprach Meran, "habe es schon eingetragen...."

Nachdem er seinem Pator erzählt hatte, konnte Taeran es dann doch nicht lassen es zumindest seinem besten Freund auch zu erzählen.
So bekam Ivan pünktlich zum Mittagessen eine Sprachnachricht von Taeran.
Die er ganz umsichtig sofort am Mittagstisch und im Beisein von Mercur und seinen Eltern, Marlur und Luciur, abhörte. Auf Lautsprecher natürlich.

>"Vaj Ivan!"< hörten die nun alle Taeran verkünden, >"Ich habe es ja schon meinem Pator erzählt aber irgendwem sonst muss ich es auch noch erzählen, sonst Platze ich.
Also, ich werde morgen König. Also Maripgan von Samhanguk. Samhanguk ist das was jetzt die Provinz Choryosen ist. Eigentlich hätte mein Mator es werden sollen weil seine Mutter da Herrscherin war, aber der kann ja nicht wegen meinem Pator und so werde ich es jetzt. Ist das nicht abgefahren? Aber behalte das ja für dich und erzähle es nicht herum!..."<
"Das hat ja schon mal gut geklappt" warf Luciur hier trocken ein.
>"...außerdem bin ich an Taephorn dran. Ich bringe ihn zu Evans Party mit. Seit da ein bisschen nett zu ihm und macht bitte keine Bemerkungen darüber dass er gerne isst. Der soll sich gut fühlen in meiner Nähe und bei meinen Freunden. Sag das  bitte auch den anderen.
Ich hoffe dir geht es gut und Mercur kann noch sitzen? Oder wenigstens schon wieder? Bis die Tage..."<

Mercur wurde puterrot während Marlur stoisch meinte: "Vielleicht solltest du überlegen in Zukunft solche Nachrichten dir erst einmal in einem etwas... hmmm.... vertraulicheren Rahmen anzuhören?"
"Ihr behaltet das bitte für euch?" flehte Ivan nun leicht panisch.
"Keine Panik, er hat es Meran erzählt" beruhigte ihn Luciur, "der wird es auch irgendwem erzählen weil sowas behält keiner für sich.
Und morgen ist es eh offiziell...."

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top