#40 Guter Rat
Die drei Geliebten in Ostoria hingen noch immer am Pool ab, als Issans Callidcom mit einen wirklich hässlichen Ton auf sich aufmerksam machte.
Während Evan und Leton ihn verwundert ansahen, realisierte Issan sehr verwundert: "Ivan hat mir geschrieben!"
"Das erkennst du am Klingelton?" staunte Leton während Evan lachte und meinte: "Deswegen ist der wohl so grausig..."
Issan öffnete die Nachricht und las:
>Lieber Issan, ich weiß, wir sind nicht besonders eng befreundet und meine Gegenwart war dir nicht immer angenehm. Trotzdem wende ich mich an dich mit einer großen Bitte. Bitte hilf mir, dass Mercur an unsere Schule kommen kann. Vielleicht kannst du bei deinen Eltern ein gutes Wort einlegen oder mehr. Sie mobben ihn an seiner Schule weil er mit mir... Ich bitte dich inständig mir, ihm zu helfen. Ich werde alles dafür tun was du verlangst. Nur bitte, bitte hilf mir!
Mit flehenden Grüßen
Ivan<.
"Und, was will er?" erkundigte sich Evan kaum, dass er wieder aufsah.
In Issan herrschte das reinste Gefühlschaos. Ivan hatte Recht, er mochte ihn nicht besonders. Aber das was Mercur widerfuhr hatte der sicherlich nicht verdient, das hatte niemand verdient und Issan konnte sich nur allzu gut in dessen Lage hineinversetzen.
Wie also könnte er so eine Bitte um Hilfe ablehnen, selbst wenn sie von Ivan kam. Und auch der bat ja nicht für sich...
"Er möchte, dass ich ihm helfe" erwiderte Issan sichtlich verstört.
"Bei was helfen?" fragte nun Leton.
"Erinnert ihr euch noch an diesen Mercur von dem Boot was wir versenkt haben?" erkundigte sich Issan.
"Mercur Banquo?" meinte Evan, "klar, was ist mit dem?"
"Der wird wohl gemobbt an seiner Schule weil er sich mit 'solchen wie uns' abgibt. Und Ivan möchte, dass er an unsere Schulen kommt und bittet darum, dass ich ihm helfe."
"Und....?" kam es von Evan während Leton sich fast sicher war: "Du wirst ihm doch helfen?"
"Das wäre das richtige oder?" entgegnete Issan.
"Ivan hätte dich sicherlich nicht gebeten, wenn er einen anderen Weg wüsste" stellte Evan fest, "er ist über seinen Schatten gesprungen."
"Er schreibt er würde alles tun was ich will" zitierte Issan nun, "er muss wirklich sehr verzweifelt sein. Oder sehr verliebt in diesen Mercur. Oder beides..."
"Nur ein Arsch würde ihm diese Hilfe verweigern" hatte Evan eine klare Meinung dazu, "und du bist kein Arsch."
"Ich verstehe, wenn es dich reizt auszuprobieren was er alles tun würde" merkte nun Leton an, "aber da er nicht für sich bittet...
...ich würde ihm helfen. Ich denke du wirst ihm helfen."
"Ihr kennt mich schon viel zu gut" seufzte Issan, "aber natürlich werde ich ihm helfen."
"Was wirst du tun?" war Evan nun neugierig.
"Meinen Mator anrufen" erklärte Issan nun.
Sein Mator allerdings war, nachdem sich das Problem des Tages von Punta doch ohne riesigen Stress hatte lösen lassen und Eleonor mit Sima etwas zu feiern hatte mit diesen beiden und seinem Pator ausgegangen.
Sie sassen im 'Horton das Delicatas'¹ direkt am Marilungo, am gegenüberliegenden Ufer vom Cir-do-Mar, als Issans Anruf Isadors Callidcom klingeln ließ.
"Unser Sohn..." meinte der verwundert zu Trevastan bevor er dran ging.
"Ja Issan?" meldete er sich.
"Matrosso" begrüßte der ihn freudig, "störe ich gerade, ich brauche deine Hilfe..."
Sie saßen in einem Restaurant, mitten beim Essen, natürlich war das kein passender Moment. Aber Isador wusste, dass Issan nicht einfach wegen irgendwelcher Petitessen anrufen würde.
Also meinte: "Geht schon, was brauchst du denn?"
"Ich habe dir doch von dem Freund von Ivan erzählt?" fing Issan an.
Er hatte ihn mal erwähnt, aber Marlur hatte ihm mehr erzählt, also erwiderte Isador: "Diesem Mercur Banquo? Ja...."
"Der wird an seiner Schule gemobbt und Ivan ist ganz verzweifelt und er hat mich um Hilfe gebeten und deswegen rufe ich an, meinst du ihr könntet es möglich machen, dass der auf unsere Schule wechseln kann? Vielleicht in meine und Ivans Klasse?" rauschte es jetzt nur so aus Issan hinaus.
"Was sagen denn Ivans Eltern dazu. Und die Banquos?" erkundigte sich Isador nun.
"Weiß ich nicht" erklärte Issan, "ich hab Ivan auch noch nicht geantwortet..."
"Aber du willst ihm helfen in der Sache?" hakte Isador nach.
"Ich will das Richtige tun" entgegnete Issan.
"Gut. Du sagst Ivan er soll sich bitte mit seinen Eltern und mit mir in Verbindung setzen. Gib ihm meine Nummer ja?" sprach Isador nun.
"Mach ich Matrosso" versprach Issan und Isador meinte Erleichterung aus seiner Stimme herauszuhören, "und Danke!"
Dann legte er auf.
"Was wollte er?" war Trevastans erste Frage.
"Wir sollen den Freund von Ivan Caruso, den Banquo-Jungen, in ihre Schule und Klasse bringen weil man ihn mobbt, da wo er jetzt ist" erklärte Isador.
"Macht ihr das?" fragte nun Sima, "wenn Issan sich schon für Ivans Freund einsetzt ist es sicherlich dringend..."
"Natürlich machen wir das" erwiderte Trevastan, "die Frage ist nur wie?"
"Ob sich die Banquos das leisten können?" überlegte Isador nun.
"Wir können ja kaum da anrufen und fragen" meinte Trevastan nun, "das wäre peinlich für alle Beteiligten."
"Der Junge braucht also ein Stipendion²" stellte Isador nüchtern fest.
"Dann sollten wir diesbezüglich doch vielleicht einmal mit Ivans Eltern reden" meinte Trevastan nun.
"Aber Ivans Eltern können doch nicht für Ivans Amoamicon³ ein Stipendion stiften" sah Sima da nun ein Problem, "selbst wenn sie wollen, das hätte einen Beigeschmack..."
"Da hast du allerdings absolut recht" stimmte Isador ihr zu, "wenn sowas an die falsche Presse gerät..."
"Also stiften wir ein Stipendion" meinte Trevastan nun.
"Das sieht wohl so aus" meinte Isador.
"Trotzdem sollten wir das mit Marlan und An-Luciur besprechen" erklärte Trevastan nun.
Isador nickte zustimmend: "Ich schicke ihnen eine Nachricht".
Während er tippte, meldete sich Eleonor zu Wort: "Ich finde das toll, dass ihr euch so für andere einsetzt. Ihnen eine Chance verschafft. So wie mir..."
Derweil piepste am anderen Ufer des Marilungo das Callidcom von Ivan.
"Das ist Issan, er hat mir geantwortet..." wunderte sich der nun laut genug, dass Mercur es verstand.
"Du hast ihm schon geschrieben?" staunte der nun.
"Ja vorhin" gab Ivan verlegen zu, "als ich auf dem Klo war..."
"Wegen mir und der Schule?" fragte Mercur.
"Ja...." antwortete Ivan zögernd.
"Ja dann, guck was er geantwortet hat" forderte Mercur ihn auf. Auch wenn die Möglichkeit rasch auf eine andere Schule zu wechseln bis jetzt nur ein kleiner Silberstreif am Horizont war, neugierig war er trotzdem.
Also schaute Ivan, was Issan ihm geantwortet hatte.
">Melde dich bei meinen Eltern<" las er vor, ">die Nummer meines Mators ist X1.L9.P101.1509 Und gib auch deinen Eltern Bescheid falls meine sich bei denen melden. Du schuldest mir was. Issan<".
"Vielleicht sollten wir auch meinen Eltern Bescheid geben?" merkte Mercur an.
"Das lasse ich nun meine Eltern machen" befand Ivan nun, "gibst du mir mal die Nummer von deinen?"
"Ja, Moment" erwiderte Mercur und kramte nach seinem Callidcom, "also.... ...die von meiner Mutter ist X1.L9.P1577.633852279 - oder möchtest du lieber die vom Haus?"
"Gib mir die auch mal" meinte Ivan nun.
"Das ist X1.L1.P10.57776459" gab ihm Mercur nun auch diese Nummer.
Doch dann entschied sich Ivan für einen anderen Weg.
>Ab wann seid ihr heute zu Hause? Möchte euch meinen Amoamicon vorstellen. Und was dringendes besprechen!< tippte er und sandte es an seine beiden Eltern.
Dann sah er hoch, sah Mercur tief in die Augen und das Gefühl das richtige zu tun erfasste ihn.
"Wir werden später zu mir fahren!" verkündete er diesem, "du lernst meine Elis kennen und dann besprechen wir das alles."
"Du machst jetzt aber Tempo" erwiderte Mercur der nun ein wenig hin- und hergerissen war zwischen der Hoffnung seiner Schulhölle rasch entrinnen zu können und dem Gefühl, dass das gerade alles etwas zu schnell ginge."
"Der Gedanke, was sie dir an deiner Schule antun wenn einer rausbekommt, dass du mit mir ausgehst lässt mir keine Ruhe" räumte Ivan sofort ein.
Daran hatte Mercur noch garnicht gedacht. "Das werden die doch so schnell nicht mitbekommen" versuchte er sich selber Mut zu machen.
Das aber mißlang ihm gründlich und als seine Hände vor Angst zu zittern begannen, konnte er es vor Ivan auch nicht mehr verheimlichen.
"Das wird nicht passieren!" versprach er ihm. Auch wenn er nicht wusste wie er das verhindern sollte, eines war klar, er würde das verhindern.
"Du bist lieb" erwiderte Mercur mit zitternder Stimme, "aber ich habe Angst, ich habe wirklich Angst..."
Just in diesem Moment plingte Ivans Callidcom erneut.
Sein Pator antwortete ihm: >Bin daheim. Dein Mator ist noch arbeiten, der müsste aber so gegen 23.30 Uhr auch zurück sein<.
Ivan sah auf die Zeitanzeige. Es war bereits 22.03 Uhr.
"Ich zahle und dann fahren wir zu mir!" verkündete er.
Mercur nickte nur.
Doch noch während er auf den Cauponion wartet um die Rechnung zu bekommen, fiel ihm etwas ein....
Indessen hatten sich Issan, Evan und Leton doch noch aufgerafft ihr Liebesnest zu verlassen und ein wenig durch Conch Kayo zu bummeln.
Laut einer Statistik die Leton irgendwo aufgeschnappt hatte identifizierten sich fast ein Drittel der 27.000 Einwohner von Conch Kayo als Gay. Als er das Issan und Evan erzählt hatte wollten die dann doch wenigstens einmal durch diesen ungewöhnlichen Ort gelaufen sein.
Zuvor hatten sie Letons blonde Haare noch unter einer ziemlich prolligen Kappe versteckt und sein Gesicht hinter einer protzigen Sonnenbrille versteckt.
Denn anders als die beiden Sorener war für Leton die Gefahr hier als Person von öffentlichem Interesse identifiziert zu werden sehr hoch. Und dann wäre es mit der Ruhe und trauten Dreisamkeit vorbei gewesen.
Doch die Scharade funktionierte und niemand sah in drei vergnügungssüchtigen jungen Gays auf den Straßen von Conch Kayo etwas Besonderes.
Gerade sassen sie ihn einem Eiscafe und genossen ihre üppigen Portionen echt sorenischen Gealatos.
Da piepte plötzlich das Callidcom von Evan.
"Nanu" wunderte der sich, "wer will denn etwas von mir um die Zeit?"
Nachdem er das Gerät aus seinet Hosentasche gefischt und draufgesehen hatte, teilte er den anderen mit: "Oh, Ivan schreibt mir!"
"Etwa auch wegen seinem Spusi?" war Leton nun neugierig.
Evan öffnete die Nachricht und las:
>Vaj Evan, brauche deine Hilfe. Dieser Mechebetto Wichser mobbt meinen Amoamicon. Der alte Mechebetto hat doch deinen Pator übel angegangen wegen seinem versenkten Boot. Was habt ihr gemacht um den loszuwerden? Danke im voraus, Ivan<.
"Jepp, geht um seinen Spusi" erklärte Evan nun, "er will wissen wie meine Elis den ollen Mechebetto abgewimmelt haben..."
"Und, weißt du wie?" fragte Issan nun.
"Jo, mein Pator hat in den Raum gestellt, dass man die plötzliche Halse der Amman auch als Anschlag auf euch Zwei - oder einen von euch - sehen könnte" erzählte Evan.
"Na, das hilft Ivan kaum weiter" meinte Issan. Leton aber zeigte wieviel von einem zukünftigen Herrscher und Politiker schon in ihm steckte. "Das nicht" meinte er, "aber was wäre wenn irgendwer, beispielsweise sein Sohn, eurem Supremator Militaris erzählen würde, dass dieser Mechebetto-Wichser sich damit brüsten würde einen Anschlag auf dich Issan - oder auf mich - unternommen zu haben?"
"Oh, dann müsste Meran handeln!" erwiderte Evan, "dann wäre dieser Lorenur erstmal weg vom Fenster!"
"Nun, dann weißt du ja was du Ivan jetzt rätst..." griente Leton nun.
"Das ist ein bisschen fies" merkte Issan nun an, "aber da man Lorenur nichts beweisen wird können, ist es vertretbar, finde ich!"
Evan grienste und meinte dann: "Gut, dann rate ich das jetzt Ivan..."
So bekam Taeran, welcher sich gerade in einem Culo Musico⁴ vergnügte um 22.46 Uhr eine Nachricht von Ivan die ihn dazu brachte seinen Tanzspaß augenblicklich abzubrechen, den Musikclub zu verlassen und vor dem Eingang seinen Pator anzurufen.
>Taeran, mein allerbester Freund< hatte Ivans Nachricht gelautet >dieser Lorenur Mechebetto quält meinem Amoamicon Mercur an der Schule jeden Tag. Ich habe totale Angst was er ihm ab übermorgen antut falls er mitbekommt, dass Mercur mit mir zusammen ist. Du kannst mir helfen. Du musst nur deinem Pator erzählen, dass du gehört hast, dass Lorenur Mechebetto damit herumprotzt einen Anschlag auf Issan und/oder Leton versucht zu haben. Die Sache mit dem Bootsunfall damals...
Ich weiß, dass ist viel verlangt, aber ich komme um vor Angst. Bitte, bitte ja? Ivan<.
Tatsächlich erreichte Taeran seinen Pator rasch.
"Taeran, was ist los, ist etwas passiert?" meldete sich der ob der ungewöhnlichen Anrufszeit seines Sohnes etwas beunruhigt.
"Wo bist du?" erkundigte sich Taeran.
"Ich bin noch im Ministerium, warum fragst du?" kam es nun von Meran.
"Bleib da. Ich komme. Es ist wichtig. Sehr wichtig!" erwiderte er, dann legte er auf.
Er suchte nach einem Taxi, doch dann entdeckte er einen Streifenwagen der Firmatores Imperionam⁵ am Straßenrand.
Forsch schritt er auf diesen zu, klopfte an der Seitenscheibe.
Kaum, dass der Firmator diese herunter gelassen hat, deklamierte Taeran in einem sehr überzeugenden Befehlston: "Mein Name ist Taeran ab Martiam. Es ist eine Frage der nationalen Sicherheit, dass ich sofort und schnellstmöglich zu meinem Pator, dem Supremator Militaris Divicomes Meran ab Martiam ins Verteidigungsministerium gebracht werde!"
Der Beamte sprang beinahe aus seinem Auto, salutierte und sprach ehrfürchtig "Vosta Celsuseem, bitten einzusteigen!" während er die Tür zum Rücksitz aufriß.
Rasch ließ sich der auf die Rückbank fallen und noch während er nach dem Sicherheitsgurt suchte, schoß das Einsatzfahrzeug, beinahe eingehüllt in rot und blau flackerndes Blinklicht und mit einem jaulenden Alarmton, auf die Fahrbahn und preschte los Richtung Mons Immortalis
¹Garten der Köstlichkeiten
²Stipendium
³fester Freund
⁴Disko
⁵Bundespolizei
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top