#22 Telefonate

Ivenej fand seinen Virion weiter hinten in ihrer parkähnlichen Gartenanlage wo er mit ihrem Gartenbauer die Rekonstruktion einer Teichbrücke diskutierte.
Als Terastan ihn sah, unterbrach er sofort und lief zu ihm.
"Ich hätte nie gedacht, dass mir so etwas Spaß macht" stellte er ziemlich aufgekratzt fest, "aber langsam verstehe ich warum meine Vorfahren soviel in Tibur gebaut und angelegt haben."
"Das freut mich" erwiderte Ivenej, "trotzdem muss ich dich mit etwas stören was vermutlich weit weniger spaßig ist..."
Sofort war Terastan ernst: "Was gibt es?"
"Ein keifender Typ der behauptete Senator Mechebetto zu sein hat angerufen" erklärte ihm Ivenej, "er verlangte deinen ungehenden Rückruf wegen angeblicher Unverschämtheiten unseres Sohnes..."
"Mechebetto sagtest du?" erkundigte sich Terastan, "oh ich kenne Fleanzur Mechebetto, ein wirklich unangenehmer Mensch...
...du hast mein Callidcom dabei?"
Ivenej nickte und reichte ihm den Apparat.
"Na dann wollen wir mal" meinte Terastan und ließ die Nummer zurückrufen von der aus Mechebetto ihn angerufen und Ivenej erreicht hatte.

Der Senator ging auch gleich dran.
"Apollam?" bellte er förmlich, "gut dass Sie zurückrufen, die Unverschämtheiten die sich Ihr Sohn und seine Bande von wildgewordenen Jungdivinobles meinem Sohn und seinen Freunden gegenüber erlaubt haben bin ich nicht bereit hinzunehmen!"
Bei allem Verständnis für den nicht ganz tadellosen Ruf von Terastan, aber er war noch immer ein Dividuxam und ihn daher einfach mit dem Nachnamen anzusprechen und zu Siezen, war ganz sicherlich das, was man eine Unverschämtheit nennen würde.
Das war Mechebetto auch ebenso bewusst wie Terastan.
Und so fiel die Antwort des Letzteren nicht nur sehr kühl sondern ebenso bewusst unhöflich aus.
"Nun, wie wäre es, wenn Er Uns zunächst einmal in Kenntnis setzen würde, was Unser Sohn seinem Sprössling denn angeblich zugefügt habe" schlug Terastan vor.
"Ihr Sohn hat versucht meinen Sohn umzubringen!" echauffierte sich Mechebetto.
"Gelänge es Ihm vielleicht ein wenig mehr in die Details zu gehen auch wenn Wir aus der Verfolgung seiner politischen Betätigungen wissen, dass Details nicht so sehr sein Ding sind?" parierte Terastan kühl.
"Erlauben Sie mal..." setzte Mechebetto zu einer nächsten Tirade an wurde jedoch von Terastan eiskalt unterbrochen: "Wir erlauben mal nicht, komme Er zur Sache!"
"Ihr Sohn hat mit Ihrem Segelboot das Boot meines Sohnes gerammt und versenkt. Mit purer Absicht und unter Verhöhnung meines Sohnes!" hielt Mechebetto ihm nun vor.
"Davon ist Uns nichts bekannt" erwiderte ihm Terastan ruhig, "liegt Ihm denn schon ein Unfallbericht vor?"
Damit hatte er aber jetzt etwas gesagt. "Der gibt natürlich meinem Sohn die Schuld" regte sich Mechebetto nun auf, "natürlich, es kann ja auch nicht sein, dass die divinoblen Schnöselinge die Verantwortung tragen, genau das ist ja das Problem in diesem Land, überall haben Solche ihren Divinoblen-Bonus und können machen was sie wollen!"
"Und warum ruft Er dann Uns, einen 'Solchen' an um sich darüber zu beschweren?" ließ Terastan die ganze Aufregung von Mechebetto einfach an sich abperlen, "wenn Er mit dem Unfallbericht nicht einverstanden ist, dann stehen Ihm doch alle Wege einer gerichtlichen Überprüfung offen."
"Die werden wir auch beschreiten, das dürfen Sie mir glauben, Sie hören von unseren Anwälten!" schäumte Mechebetto nun.
Das war der Moment wo Terastan nun eine Überraschung für ihn parat hatte: "Machen Sie das. Angesichts der Personen die Unser Sohn als Gäste an Bord Unserer Yacht hatte wird Er sicherlich verstehen, wenn Wir den Supremator Militaris bitten zu untersuchen, ob der Zusammenstoß unserer Schiffe womöglich nicht nur ein Unfall sondern mutwillig provoziert und mithin ein terroristischer Anschlag auf Leib und Leben der Thronanwärter des Imperions und der Vereinigten Reiche des Nordens war."
"Bitte was?" empörte sich Mechebetto einmal mehr.
"Hat sein Sohn ihm nicht gesagt wer alles an Bord der Vexillunia war?" erkundigte sich Terastan spöttisch.
"Was tut das zur Sache, das Boot meines Sohnes wurde mutwillig gerammt!" wich Mechebetto nun aus.
"Man könnte es auch so sehen, dass sein Sohn dem Schiff mit Prinz Liang Taejeom Leton of Somnia and Oceania und Issan ab Apollam e Torris in böswilliger Intention den Weg abzuschneiden versucht hat" merkte Terastan nun süffisant an.
"Das würdet Ihr nicht wagen" schäumte Mechebetto nun, wechselte aber unwillkürlich zur gebotenen Anrede für Terastan.
Der tat es ihm nun gleich: "Aber, aber Senator, es waren doch Sie der den Unfallbericht gerichtlich überprüfen wollte. Wir haben Sie nur darauf hingewiesen, dass der womöglich für Ihren Sohn besser ausfällt als eine gerichtliche Überprüfung als Ergebnis erbrächte..."
Mechebetto kam natürlich nicht umhin anzuerkennen, dass Terastan da durchaus recht hatte. Nur zugeben konnte er da nicht.
"Wie auch immer, mein Sohn wurde verspottet und provoziert und dafür verlange ich eine Entschuldigung!" grollte er.
"Wir werden die Angelegenheit mit unserem Sohn besprechen sobald er zurück gekommen ist und uns der Unfallbericht vorliegt" bedeutete ihm Terastan nun, dass er sich da so schnell keine Hoffnungen machen sollte.
Mechebetto war wohl ebenso klar, dass er auf die geforderte Entschuldigung lange warten konnte und so beendete er das unerquickliche Telefonat einfach in dem er auflegte.

"Was für ein gelackter Affe" meinte Terastan nur als er das Callidcom an Ivenej zurück gab.
"Was war denn los?" wollte der natürlich wissen.
"Evan und die Meute hat wohl eine Runde Schiffe versenken mit dem Sohn des Lackaffen gespielt. Sein Sohn scheint verloren zu haben" spottete Terastan.
"Oh, wurde jemand verletzt?" erkundigte sich Ivenej nun.
"Das Ego der Mechebettos sehr schwer" lachte Terastan, "aber sonst niemand."
"Und jetzt?" fragte Ivenej.
"Jetzt warten wir auf den Unfallbericht und gucken ob der Senator dann noch weiter Stunk macht" erklärte Terastan und für ihn war die Angelegenheit damit auch erst einmal erledigt.

Nicht erledigt war die selbstverständlich für Fleanzur Mechebetto und seinen Sohn Lorenur.
Letzterer wurde gleich nach dessen Telefonat mit Terastan zu seinem Vater zitiert.
Mit den Worten "Vater?" kam er auch sogleich in dessen Arbeitszimmer.
"Warum hast du mir nicht gleich erzählt, dass Issan ab Apollam e Torris und dieser Barbarenprinz Leton an Bord der Vexillunia waren?" fuhr sein Vater ihn an.
"Weil..." erwiderte Lorenur, "...das wusste ich nicht!"
"Bist du denn bescheuert? Du kannst dich doch nicht in so einen Zwischenfall verwickeln lassen mit solchen Beteiligten!"
"Ich wusste es nicht" verteidigte sich Lorenur, "und die haben uns provoziert, die haben 'Wir sind die stolzen Söhne des Bulans' gesungen!"
"Ja, der Pator dieses Evans hat mir nun gedroht man könnte den Unfall auch als Terroranschlag sehen" schimpfte Fleanzur Mechebetto nun.
Lorenur erblasste und fragte dann nun deutlich kleinlauter: "Das werden die doch nicht wirklich tun?"
"Mein Sohn, ich weiß es nicht" regte sich sein Vater nun auf, "den Widernatürlichen ist alles zuzutrauen wenn sie ihre Macht verteidigen!"
"Sie haben auch Mercur mitgenommen" beschwerte sich Lorenur nun.
"Den Banquo-Jungen?" erkundigte sich sein Vater, "haben sie ihn gezwungen?"
"Das nicht...." gab Lorenur widerstrebend zu.
"Wenn er freiwillig bei denen geblieben ist, dann sei nicht traurig" sprach sein Vater nun, "dann sei froh, dass du ihn los bist. Eine faule Frucht verdirbt die ganze Ernte!"
"Ja Vater!" meinte Lorenur ergeben.
Tief in ihm drinne war er aber nicht froh. Er war wütend, dass Mercur nicht mit ihm gekommen war. Und traurig. Traurig dass dieser sich gehen ihn entschieden hatte. Hatte er doch gedacht sie wären Freunde und Freunde lassen einen doch nicht im Stich.

****

An Bord der Vexillunia wusste man von alledem natürlich nichts.
Ohne weitere Zwischenfälle hatte man das Mare Nosteram erreicht und war bei schönstem Sommerwetter dort herumgekreuzt.
Dann stand irgendwann die Heimfahrt an und weil man nun doch etwas müde war, vermieden sie es nun gegen den Wind den Mariungo hochzukreuzen, zogen die Segel ein und fuhren einfach mit dem Motorantrieb zurück in den Heimathafen der Vexillunia.

"Meint ihr, ich darf Mercur mit zu dir, Issan, nehmen?" erkundigte sich Ivan nun gerade bei diesem und Taeran.
"Also ich habe grundsätzlich nichts dagegen, solange es für Issan auch in Ordnung ist" erklärte Taeran.
Issan überlegte kurz, dann meinte er spitz: "Ich habe die Hoffnung, dass du deine dreckigen Phantasien dann auf den richtest und ganz ehrlich, das würde mir deine Gegenwart wesentlich angenehmer machen. Von daher ist das vielleicht ein wenig egoistisch von mir, aber er ist mir sehr willkommen!"
"Ich habe keine dreckigen Phantasien über Mercur!" widersprach ihm Ivan sofort energisch.
"Dann halt nur über mich" erwiderte Issan unbeeindruckt, "aber wenn die Anwesenheit dieses Mercur dazu führt, dass du die nicht mehr hast, reicht mir das schon aus ihn willkürlich zu heißen!"
"Woher willst du wissen über wen ich Phantasien habe?" echauffierte sich Ivan nun.
"Weil ich den Braten gerochen habe!" beschied ihn Issan kühl.
Nun schwante Ivan worauf der Silberschopf hinauswollte und das war ihm sichtlich peinlich.
"Ich frage dann mal Mercur" nuschelte er und hatte es eilig von Issan wegzukommen.

"Ich wusste nicht, dass das so unangenehm ist für dich" entschuldigte sich Taeran nun.
"Oh, deine Phantasien sind zumindest nicht dieselben wie seine" erwiderte Issan.
"Wieso?" war Taeran nun verwirrt.
"Seine widern mich an. Deine sind nicht wirklich angenehm aber das ist ein ganz anderes Kaliber als seine..."
"Oh..." staunte Taeran nun, "trotzdem tut es mir Leid ja.."
"Entschuldigung angenommen" lachte Issan, "du entschuldigst mich wenn ich mich jetzt mal wieder zu Evan und Leton geselle?"
"Nur zu, ich bin ja mal gespannt was bei eurem Trivirosat¹ am Ende herauskommt" grinste Taeran nur.
Überrascht drehte sich Issan da noch einmal zu ihm um. "Du hälst sowas für möglich?" fragte er.
"Was?" kam es von Taeran.
"Na, das drei zusammen..." erklärte Issan, "...also zu dritt eine Beziehung..."
"Ich weiß nicht" gab Taeran zu, "aber wenn es um dich geht, halte ich vieles was ich sonst für unvorstellbar halte für möglich..."
"Ist das jetzt ein Kompliment?" wollte Issan nun wissen.
"Auch das weiß ich nicht" musste Taeran einräumen, "aber ich meine es nicht wertend..."
"Dann nehme ich es mal als ein solches" erklärte Issan, sprachs, drehte sich um und machte sich behände auf dem Weg zu Leton und Evan die am Steuerrad standen.

"Wenn du willst kannst du noch über Nacht bei uns bleiben" erklärte Ivan indessen Mercur, "Issan meinte er würde sich freuen..."
Letzteres war ja nicht ganz gelogen, auch wenn die Gründe für Issans Freude ja nicht direkt in der Person Mercurs lagen.
"Ich müsste dann vielleicht doch mal zu Hause Bescheid geben" meinte Mercur nun
"Dann mach das doch" ermutigte ihn Ivan sofort.
"Meinst du ich habe hier Empfang?" war Mercur nun skeptisch.
"Wir sind mitten auf dem Mariungo der quer durch die Hauptstadt des Imperions führt. Ich denke du hast hier einen super Empfang" erwiderte Ivan zuversichtlich.
"Dann werden wir gleich sehen wie wasserfest mein Callidcom wirklich ist" witzelte Mercur nun.
Doch seine Bedenken waren ohne Grund, denn sein Mobiltelefon ließ sich problemlos einschalten und hatte den Untergang der Amman offenbar schadlos überstanden.
So wählte Mercur die Nummer seiner Mutter.
"Mercur!" begrüßte die ihn auch sogleich, "wo bist du denn, ich habe mir Sorgen gemacht!"
"Ich bin noch segeln Mama" erwiderte der.
"Mechebetto hat angerufen und erzählt, dass euer Schiff untergegangen ist" hielt ihm seine Mutter sogleich vor.
"Mechebettos Schiff ist untergegangen, ich bin auf dem Schiff von Ivan und seinen Freunden, der hat mich eingeladen..." erklärte Mercur ihr nun.
"Ivan?" fragte seine Mutter, "kenne ich den?"
"Wie heißt du ganz?" zischte Mercur nun Ivan zu.
"Ivan Caruso" wisperte der.
"Ivan Caruso" trug es Mercur weiter.
"Caruso?" wiederholte seine Mutter. "Caruso.... So wie der Caruso?"
"Wie der Caruso?" flüsterte Mercur nun zu Ivan.
"Wenn sie Marlan Caruso den berühmten Sänger meint: Ja, ich bin sein Sohn..." tuschelte Ivan zurück.
"Meinst du Marlan Caruso, den Sänger?" erkundigte sich Mercur nun.
"Ja genau" bestätigte seine Mutter.
"Er ist sein Sohn" kam es nun lapidar von Mercur.
"Der Sohn des großen Caruso? Das ist ja großartig" begeisterte sich seine Mutter.
"Der Sohn des großen Caruso würde mich gerne noch mit zu einer Party bei seinen Freunden nehmen" teilte Mercur ihr nun mit und persiflierte dabei ein wenig ihre Begeisterung.
"Was für Freunde denn?" war sie sofort wieder skeptische Mutter
"Wo gehen wir dann hin nachher?" fragte Mercur daraufhin Ivan.
"Zu Issan. Issan ab Apollam e Torris, Sohn des Dividuxam Trevastan ab Apollam" antwortete der.
"Wir gehen zu einem Issan welcher der Sohn des Dividuxam Trevastan ab Apollam ist" erklärte Mercur daraufhin seiner Mutter.
Kurz war es still. Dann meinte seine Mutter: "Dividuxam Trevastan ab Apollam? Bist du dir sicher?"
"Ja Mama!" war Mercur nun leicht genervt.
"Du weißt wer das ist?" fragte diese ihn.
"Irgendein hohes Tier...?" vermutete er.
"Das ist der zukünftige Divinimperator! Benimmt dich da!" erwiderte sie nur.
"Dann ist das in Ordnung? Danke Mama!" freute sich Mercur nun.
"Du bist achtzehn, ich könnte es dir eh nicht verbieten" scherzte seine Mutter nun.
"Trotzdem ist es schön zu wissen wenn du nichts dagegen hast" gab Mercur zu.
"Dann amüsiere dich schön und bis morgen" meinte sie nur.
"Bis denne..." verabschiedete sich Mercur, dann legte er auf.

"Wie es aussieht bleibe ich über Nacht bei euch" teilte er Ivan mit, "meine Mutter hält 'den Sohn des großen Caruso' offenbar für eine anständige Partie..."
"Ich mag deine Mutter" witzelte Ivan jetzt, "ich glaube das hatte ich schon erwähnt oder?"
"Hattest du, oh du anständige Partie" frotzelte Mercur zurück.
"Oh ich kann auch unanständig..." versicherte Ivan ihm nun.
"Das glaube ich dir aufs Wort" erwiderte Mercur.

¹Drei-Männer-Herrschaft

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