#167 Der Antrag
Evasan war überrascht, als sich plötzlich Taeran und Taephorn zu ihm und An-Tinur gesellten. Das merkte man ihm auch deutlich an.
"Wie geht es dir jetzt?" erkundigte sich Taeran da auch schon, noch bevor Evasan irgendetwas sagen konnte.
"Mir?" erkundigte der sich in einem leicht erstaunten Unterton, "geht so, muss ja..."
"Und jetzt noch einmal ohne zu lügen bitte" forderte Taeran.
"Wie schon" brach es da aus Evasan hervor, "ihr seid doch nur hier weil ihr es auch gesehen habt! Wie soll es mir damit gehen? Beschissen natürlich!"
"Und, lässt man einen Freund alleine wenn es ihm beschissen geht?" fragte Taeran ihn.
Natürlich war das eine rhetorische Frage und selbstredend war das auch Evasan klar.
"Ich will euch nicht mit meinen Problemen den schönen Abend versauen" murmelte er daher.
"Das wirst du auch nicht schaffen" versicherte Taeran ihm, "aber dennoch, wenn ich irgendetwas für dich tun kann..."
"Ich werde weggehen" erklärte Evasan, "Issan hat es möglich gemacht..."
"Weggehen, wohin?" Taeran klang leicht alarmiert und war nun natürlich neugierig.
"Dahin wo ich lebe" mischte sich An-Tinur nun ein.
Trotz aller Geheimhaltung hatte Taeran natürlich von seinem Pator das eine oder andere erfahren und ahnte zumindest, dass dieser Ort womöglich nicht auf Bumia wäre.
"Werden wir uns wiedersehen?" fragte er besorgt und ergänzte dann: "Du wirst doch da sein, wenn Taephorn und ich unser Verbindung feiern?"
Hilflos sah Evasan jetzt zu An-Tinur.
"Natürlich wird er das" erklärte der mit fester Stimme, "dafür werden Lillian, Issan und Trevastan Sorge tragen!"
Sichtlich erleichtert war Taeran nun. Fest umarmte er Evasan und meinte dann: "Sei nicht zu traurig, du triffst den richtigen noch..."
Evasan nickte, dann meinte er: "Ich weiß, auch wenn es sich im Moment nicht so anfühlt als würde das je passieren..."
"Gut" meinte Taeran nun, "dann kann ich mich ja jetzt ganz dem Drachen widmen!"
"Ähem..." räusperte sich Taephorn, weniger weil er da grundsätzlich Einwände hatte sondern mehr, weil er dachte, Widerspruch würde an dieser Stelle von ihm erwartet werden.
Doch wer sollte das erwarten wo keiner Verstand wovon Taeran sprach?
"Welcher Drache denn?" wunderte sich Evasan da auch schon.
"Er meint meine..." begann Taephorn augenrollend doch Taeran unterbrach ihn in dem Raum erklärte: "Ich werde Ihre königliche Hoheit Tommo Mei jetzt um die Hand ihres Sohnes bitten!"
"Ah, Taephorns Matrix¹ ist der Drache..." freute sich nun ausgerechnet An-Tinur wie ein Kind darüber, dass er es verstanden hatte.
"An-Tinur...." kam es da vorwurfsvoll von Evasan. Der aber war davon wenig beeindruckt: "Na komm, als wenn du das sofort gerafft hättest..."
Evasan beschloss, das zu ignorieren und wandte sich enthusiastisch an Taeran und Taephorn.
"Ihr werdet euch also verbinden?" erkundigte er sich.
"Zumindest wenn der Drache ja sagt" witzelte An-Tinur sofort.
"Meine Mutter" kam es nun leicht pikiert von Taephorn, "ist sich sicherlich im Klaren darüber, dass sie nur pro forma gefragt wird..."
"Das hoffe ich ja auch" seufzte Taeran und bekam dafür nun einen vorwurfsvollen Blick und einen leichten Schlag in den Nacken von Taephorn.
Er schüttelte sich wie ein Hund dann meinte er hoffnungsvoll: "Nachdem das nun geklärt ist, können wir ja nun mal pro forma die Königin von Khamarinien aufsuchen...".
Zu Taephorns großer Überraschung fanden sie seine Mutter in lebhafter Unterhaltung mit der gegenwärtigen Raaschtrapati² von Sindhurat, Ferozia Faredhandy, vertieft.
Ferozia Faredhandy aus Farnindrabay war die erste Frau, welche es an die Spitze des sindhuratischen Staates geschafft hatte, was durchaus bemerkenswert war, wenn man die sehr patriarchale Prägung des Landes bedachte.
"Deine Mutter plötzlich so dicke mit der Präsidentin von Sindhurat?" wunderte sich Taeran.
Immerhin waren die Beziehungen der beiden Länder bisher eher angespannt gewesen.
Doch Taephorn hatte dafür eine andere Überlegung: "Ich denke meiner Mutter gefällt es, dass es mit Sindhurat wenigstens noch ein Land gibt, in dem auf absehbare Zeit Frauen Staatsoberhaupt werden können..."
"Wieso, hä?" verstand Taeran nicht, "Khamarinien hat doch auch..."
"Hat ja. Aber wer kommt nach ihr da?" entgegnete Taephorn.
"Na du..." konnte ihm Taeran noch immer nicht folgen.
"Und wie lange bleibe ich da wenn du mich erwählst? Wer folgt mir dann?" fuhr Taephorn fort.
"Na so ein knappes Jahrtausend hoffentlich du und dann folgt dir unser.... oh..." Jetzt hatte auch Taeran verstanden was Taephorn meinte.
Die nächsten tausend Jahre würden Khamarinien, sein Land, Kitaien, Angevinien, Nordens Reike, Silistrien und natürlich Sore nur Divinobles als Staatsoberhäupter haben. Und die waren alle ausschließlich Männer. Blieben nur Choresmia und Sindhurat übrig. Und dass in Choresmia Frauen so schnell etwas zu sagen haben würden, geschweige denn Staatsoberhaupt werden würden, davon war nicht auszugehen.
"Da komme ich mit meinem Anliegen ja passend..." unkte Taeran nun.
"Es wird ihr nie passen" entgegnete ihm Taephorn da nun, "insofern ist es dann auch egal..."
Zu Taerans stiller Erleichterung unterbrach Tommo Mei ihr Gespräch mit der Raaschtrapati sofort als er sich ihr näherte.
Mit ziemlicher Entschlossenheit fasste Taeran nun nach der Hand seines Boyfriends. Dann führte er dessen Hand mit sanftem Zwang zu der Hand seiner Mutter. Tommo Mei schaute zwar etwas skeptisch, ergriff aber fast wie automatisch die Hand ihres Sohnes.
Taephorn Gesichtsausdruck dabei ließ allerdings nur einen großen Mangel an Begeisterung erkennen und auch in der Mimik seiner Mutter waren von solcher allenfalls Spurenelemente zu erkennen.
Taeran jedoch ignorierte den eklatanten Mangel an Enthusiasmus sowohl bei seinem Boyfriend als auch bei dessen Mutter. Vielmehr sank er nun vor Tommo Mei auf die Knie, ergriff nun die andere Hand von Tommo Mei, die doch so überrascht nun war, dass sie keinen Widerstand leistete und zog damit die Aufmerksamkeit aller Umstehenden und weiter eines großen Teils der Anwesenden auf sie.
Dann sprach er, laut vernehmbar: "In optaton dos divinores e ut usun ese, igo genibero anta Vosta per fermarsir con la man do Vosta filion."³
Wie sich nun im Gesichtsausdruck von Königin Tommo Mei die Erkenntnis was Taeran von ihr wollte, ihre Unerfreutheit darüber und gleichzeitig das Wissen, dass sie zwar Nein sagen konnte, es aber letztendlich zwar einen Skandal verursachen aber keine Wirkung zeitigen würde, vermischte, war durchaus sehenswert.
Sie rang sichtlich um Beherrschung und blickte mit zusammengepressten Lippen nun hinab zu Taeran. Hinab zu diesem sah auch Taephorn, in dessen Gesicht sich aber ein verstohlenes allerdings auch triumphierendes Grinsen breit machte.
Unbeirrt davon fuhr Taeran fort: "Itasi Vosta paratvellfaceros ad veniadar mei lo mio desion e ad auscultar in l'optaton dos divinores, tun igo spopondo Vosta filion fidis in aevuna, tun igo promissero ad vererir e ad amot Vosta filion usque in omno eternon!"
Das war vielleicht ein wenig zu dick aufgetragen, denn sichtlich konsterniert unterbrach ihn Tommo Mei nun: "Der Wunsch der Götter?" wobei ihre Stimme mehr danach klang als wollte sie sagen: "You're fucking serious?"⁵ wie Taephorn später Leton berichten sollte.
Doch Taeran focht das nicht an.
"Mein Herzen sagt mir, dass es Taephorn ist, denn die Vorsehung bestimmt hat, mein Gefährte zu sein.
Die große Liebe zu ihm die mich erfüllt zeugt, dass es der Wunsch der Götter ist er möge den Platz an meiner Seite einnehmen, als mein Uxvir, als mein Herz, jetzt und für immer da, solange die Götter uns ihre Gunst gewähren!"
Es kam selten vor, dass die Königin von Khamarinien die Fassung verlor. Aber just in diesem Moment war einer dieser seltenen Momente.
"Der Wunsch der Götter also" wiederholte sie ziemlich ratlos, dann hatte sie aber doch noch eine Eingebung: "Wir müssen das mit unserem Gemahl besprechen!"
Prinzgemahl Taehyung stand nun direkt neben ihr.
Noch bevor sich Taeran an diesen wenden konnte zischte sie ihm zu: "Anak niyeay tha te!"⁶
Was Taeran nicht verstand, aber ihr Sohn, Taephorn hatte sehr wohl verstanden, dass seine Mutter nun versuchte seinen Vater vorzuschieben in ihrer Ablehnung seiner Verbindung mit Taeran. Entsprechend empört wanderte sein Blick nun von seiner Mutter zu seinem Vater und zurück.
Sie hatte aber nicht mit der Geistesgegenwärtigkeit von Taeran gerechnet.
Der kniete sich nun vor Taehyung und bat ihn: "Yīng tschòng schén de tsǐngtsiú bìng àntschào guànlì, wǒ guì zài nín miàntsián tziàng nín de érzi tsiúhūn."³
Taehyung hatte Mühe sich ein Grinsen zu verkneifen als Taeran diese Worte dann noch einmal in der Sprache Choryosens wiederholte: "Sindeul-ui yocheong-gwa gwanseub-e ttala naneun dangsin ap-e muleup-eul kkulhgo dangsin adeul-ui gyeolhon songil-eul guhabnida."³
Mit einem sehr freundlichen Lächeln, welches sein Grinsen dahinter nur unzulänglich kaschierte beugte sich Taehyung nun hinab zu Taeran und erwiderte ihm mit zuckersüsser Stimme:
"It is not for Us as Prince Consort to decide on the hand of the Crown Prince of Khamarinia. Only the Queen can fulfil your wish and the wish of the gods."⁷
Es war ein sehr geschickter Schachzug von Taehyung auf Angevinisch zu antworten. Denn das sprachen so gut wie alle Anwesenden. Und so verstanden alle, dass er den Ball sehr elegant an seine Frau zurück gespielt hatte.
Die wollte das weiterhin nicht, wollte aber auch weiterhin nicht selbst nein sagen.
Etwas spitz meinte sie daher nun: "Solltet Ihr nicht Unserem Sohn Eure Hand und Euren Biss antragen?"
Während Teran sich erhob um sich zu Taephorn zu begeben und sich nun ein drittes Mal, nun vor diesem, hinzuknien, zischte dessen Mutter diesem nun auf khamarinisch zu: "Du wirst ablehnen, mein Land wird weder an Sore noch an Kitaien fallen!"
"Wäre es wenn ich Leton gewonnen hätte nicht auch an Kitaien gefallen?" wisperte Taephorn daraufhin spitzfindig zurück.
Worauf seine Mutter auf die Schnelle keine Antwort parat hatte und verstummte.
Nicht nur, aber auch zu Taephorns großem Erstaunen zeigte sich Taeran auf diesen Moment nun erstaunlich gut vorbereitet.
Liebevoll fasste er nun Taephorns Hand mit beiden Händen, zog diese an seine Brust, da wo sein Herz schlug.
In beinahe perfekten Khamarinisch begann er sodann zu sprechen:
"Taephorn, mein Geliebter, Mann für den mein Herzen schlägt, Geschenk der Götter, würdest du mir die große Ehre und das unendliche Glück gewähren, mein Gefährte zu werden, dich mit mir zu verbinden und als mein Uxvir an meiner Seite zu leben bis dass der Tod uns aus diesem Leben nimmt?"
Und da Khamarinisch keine Sprache war, die viele beherrschten wiederholte Taeran das Ganze sicherheitshalber nun noch einmal auf Angevinisch: "Taephorn, my beloved, man for whom my heart beats, gift of the gods, would you grant me the great honour and infinite happiness of becoming my companion, of joining with me and living by my side as my Uxvir until death takes us from this life?"
Dann aber fügte er noch etwas hinzu, was Taephorn es unmöglich machte, sein Flehen nicht zu erhören: "I swear to love and honour you, to protect you and to follow you wherever you go and whatever you do. In this life and in all the afterlifes that may follow!"⁸
Totenstill war es ihm Kuppelsaal zu Tibur nun, atemlos erwarteten die Anwesenden nun Taephorns Antwort.
Würde er sich gegen seine Mutter stellen? Würde er Taerans Antrag annehmen.
Oder würde er ihn abweisen und damit Taeran das Herz brechen?
¹Matrix = Mutter
²Raaschtrapati = Präsident/Präsidentin
³Auf Wunsch der Götter und wie es Sitte ist, knie ich vor Euch um anzuhalten um die Hand Eures Sohnes.
⁴Sofern Ihr gewillt seid, mir meinen Wunsch zu gewähren und auf den Wunsch der Götter zu horchen, dann gelobe ich Eurem Sohn Treue in Ewigkeit, dann verspreche ich euren Sohn zu ehren und zu lieben bis in alle Ewigkeit!
⁵Euer verfickter Ernst?
⁶Du sagst nein!
⁷Es steht Uns als Prinzgemahl nicht an über die Hand des Kronprinzen von Khamarinien zu entscheiden. Eurem Wunsch und dem Wunsch der Götter entsprechen kann nur die Königin.
⁸Ich schwöre Euch, Euch zu lieben und zu ehren, Euch zu schützen und Euch zu folgen, wohin immer Ihr geht und was immer Ihr machst. In diesem Leben und in allen Leben danach die folgen mögen.
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