#153 Hochmut kommt vor dem Fall

Lillian verstand sofort was Isador ihm zu verstehen geben wollte. Dass er sich gefälligst zusammenreißen sollte und hier kein Eklat inszenieren sollte.
Eigentlich war Lillian dazu nicht unbedingt bereit, zurückzustecken war nicht das was er gewohnt war.
Andererseits war er bei klarem Verstand und der sagte ihm, dass Issan ihn kaum unterstützen würde, wenn er sich hier mit seinem Mator anlegen und die Stimmung auf dem Ball aus Anlass der Krönung seines Pators verderben würde.
So warf er noch einen bösen Blick auf An-Tinur und Roman bevor er mit bemüht-freundlicher Stimme säuselte: "An-Tinur, mein Herz, magst du mir deinen hübschen Galan einmal vorstellen?"
Da dämmerte auch Roman, dass die Informationen von Anadan vielleicht nicht ganz zutreffend waren.
"Ist das dein Virion oder dein Pator?" zischte er An-Tinur zu.
Doch der war nicht darauf aus es Lillian leicht zu machen.
Mit lauter Stimme antwortete er Roman: "Das, mein lieber Roman ist der Mann wegen dessen Affäre mit deinem Avon¹ dein Pator deinen Avon hat umbringen lassen. Und zwar von seinem Pator!" Während er das aussprach deutete An-Tinur mit dem ausgestreckten Finger ungeniert auf Simur welcher mit Lison bei Leton stand. Dann fuhr er fort als wenn nichts gewesen wäre: "Außerdem ist er seit zwei Jahrtausenden mein Virion..." Und seufzte.

Nun war es wirklich totenstill im Kuppelsaal von Tibur.
Niemand sprach ein Wort während sowohl Roman als auch Simur blass wurden.

"Mein Pator... Hernan..." stammelte Roman, "er hat seinen Pator.... meinen Avon.... er hat ihn umbringen lassen?"

"Du weißt wer mein Vater ist?" Simur schrie es beinahe.

"Wer er war" erwiderte An-Tinur gleichmütig, "Hernan ab Tavolam hat ihn dann sehr rasch verschwinden lassen..."

"Mein Pator hat auch noch Simans Pator umgebracht?" Romans Stimme spiegelt den enormen emotionalen Stress dem er gerade ausgesetzt war deutlich wieder.
Das war der Moment in dem Lillian intervenierte.
"Schweig und auf die Knie!" befahl er seinem Uxvir auf dem ihm eigenen Weg.
An-Tinur hatte keine Wahl, er verstummte und fiel vor Roman und Lillian auf die Knie.
"Und jetzt entschuldigst du dich!" forderte Lillian.
Er aber wollte sich nicht entschuldigen und so kämpfte er gegen den Druck den Lillian auf ihn ausübte an. Auch wenn er kaum eine Chance hatte.
Alsbald begann er am ganzen Körper zu zittern und so blieb den anderen Anwesenden nicht verborgen, was sich gerade zwischen ihm und Lillian abspielte.

Es war Roman, der das Ganze dann kommentierte. "Behandelt Ihr ihn immer so?" wollte er von Lillian wissen, "wenn ja, dann wundert es mich nicht, dass der nach sovielen Jahren die Schnauze voll hat!"
"Er hat sich zu entschuldigen!" beharrte Lillian.
"Wofür?" widersprach Roman, "weil er Dinge die mich und sicherlich auch Siman sehr interessieren nicht für sich behalten hat?"
"Was? NEIN!" brauste Lillian auf.
"Ach, dann weil das hier nicht der richtige Rahmen dafür ist?" kam es daraufhin leicht sarkastisch von Roman, "aber sagt mir Vosta Numeen Divuseem, hättet Ihr denn irgendeinen anderen Rahmen in dem er das hätte machen können zugelassen?"
Soviel Widerspruch brachte Lillian auf die Palme, hatte aber den Nebeneffekt, dass er von An-Tinur abließ.
"Erlauben Sie mal" fuhr er nun Roman an, "das geht Sie wirklich garnichts an!"
"Das hat meinem Avon das Leben gekostet und meinen Pator zu Mörder gemacht" konterte Roman kühl, "ich würde sagen, dass geht mich einen ganze Menge an!"
"Wir haben ja gehört, dass Sie ein Talent dafür haben sich um Kopf und Kragen zu reden" hielt Lillian nun dagegen, "aber es so direkt zu erleben ist dann doch noch einmal etwas anderes."
"Wenigstens habe ich kein Blut an den Händen" schoss Roman sofort zurück.
"Wenigstens haben Wir was getan fürs Vaterland" keilte Lillian zurück.
"In dem Ihr Euren Uxvir mit meinem Avon betrogen habt?" erkundigte sich Roman süffisant.
"Sie unverschämter..." hob Lillian zu einer Erwiderung an, doch er wurde von Trevastan unterbrochen, der mit scheidender Stimme befand: "Das reicht jetzt. Wir denken die unterschiedlichen Standpunkte sind klar geworden. Eine weitere Vertiefung jetzt und hier wäre doch eine ziemliche Unhöflichkeit gegenüber allen die heute hierher gekommen sind um ein freudiges Ereignis zu feiern."
Zugleich wandte sich Isador an seinen Sohn.
"Dein Pator wäre dir sehr verbunden wenn du Lillian beiseite nimmst und ihm klar machst, dass eine weitere Eskalation nicht geeignet ist sein Ansehen auf Bumia zu heben!" hörte Issan ihn in seinem Kopf.
Issan kam nicht umhin ihm da zuzustimmen und so wandte er sich auf selbe Weise an Lillian
"Ich verstehe durchaus, dass du gerade sauer auf An-Tinur bist" vernahm dieser ihn, "aber bedenke, dass dein Ärger, die Öffentlichkeit eurer Beziehungsproblematik und deine unübersehbar zu Tage tretende Eifersucht dich gerade auf eine sehr ungünstig Weise sehr menschlich wirken lassen. Frage dich, ob du das wirklich willst..."
"Allzu menschlich?" erwiderte Lillian sofort und Issan stellte fest, dass er auch auf diesem Wege sein empörtes Schnauben vernehmen konnte, "ich geb euch gleich, allzu menschlich. Ich brauche eine Sekunde und alle Menschen hier scheißen sich vor Angst in die Hosen!"
"Das mag sein" entgegnete ihm Issan, "allerdings hat es dann auch nur eine Sekunde gedauert dir alle Divinobles von Bumia zum Feinde zu machen. Ohne dir zu nahe treten zu wollen, aber ich denke das ist dann sogar für dich eine Nummer zu groß..."
"Zählst du dich dann auch zu den 'alle Divinobles von Bumia'?" erkundigte sich Lillian nun.
"Hey, wer hat mich dazu gebracht zugunsten meines Pators auf den Thron zu verzichten" konterte Issan da sofort, "da werde ich mich jetzt ganz sicher nicht quasi fünf Minuten später gegen ihn stellen!"
"Ist ja schon gut, hab's verstanden..." lenkte Lillian leise schmollend ein.

An-Tinur aber war noch nicht bereit dafür. Unbemerkt, zumindest von Lillian, hatte er sich zum Orchester geschlichen und hatte mit dem getuschelt.
Nun plötzlich erklang flotte Musik im Rhythmus eines Charlonston aus dem Angevinien der 1120er Jahre.
Und dann war es An-Tinur der seine gesanglichen Fähigkeiten zum Besten gab:
"In remotam Merua
Ibi vevere Lillian
Ipo iactare cum fulgun
Quantien ips gratisire
Ipo ave nongria cum nos plimia'
Ipo putare nos per simia'
De uno sequies mondion
Ipo putare nos per stupid'e mal
E ipoe rabies ad nos ese iual
In remotam Merua
Vevere magno Lillian
Verio filion do Bulan
E ipo av'itaver"²

Während das Orchester flott weiterspielte, machte An-Tinur eine Pause. Und erntete große Heiterkeit und Gelächter.
Davon unbeirrt setzte An-Tinur an der richtigen Stelle der Musik seine Darbietung fort:
"Ipo putare nos per stupid'e mal
E ipoe rabies ad nos ese iual
In remotam Merua
Vevere divinam Lillian
Verio filion do Bulan
E ipo av'itaver
Infanses eses intentam, eses vere intentam?
Nam in causa curiosita omnos nos eson divinam
Infanses, ese Merua uno mondion, ese Merua uno mondion
Inten accubare tia cara, foris ipoas simias urbion
Ut quisquo divinor ave ipo ipoa volupta
Illo eso ex dumille annun igo!
In remotam Merua..."³

Nein, Lillian fand das überhaupt nicht witzig. Alle anderen aber umso mehr.
Was also blieb ihm als gute Miene zum bösen Spiel zu machen.
Und gleichzeitig dem armen An-Tinur zu drohen.
"Das wird ein Nachspiel haben Liebster!" vernahm dieser ihn.
Und das soll mich überraschen? dachte er sich nur.
Langsam, ganz langsam und im vollen Bewusstsein der Tatsache, dass alle Augen auf ihm ruhten begab er sich wieder zu seinem Virion. Kurz bevor er ihn erreichte löste er sein festliches Obergewand so, dass es über seine Schultern hinabglitt. Dann sank er langsam auf die Knie und beugte sein Haupt nach unten, bot Lillian seinen nackten Hals, Nacken und Schultern da.
Das war eine uralte Geste der Unterwerfung die in früheren Zeiten von Menschen und ganz besonders von Uxvirs gegenüber Divinobles erwartet und praktiziert wurde.
Jedem im Raum war das klar und An-Tinur war sich dessen nur allzu bewusst.
Und wie er Lillian damit vorführte.
Denn diese Geste war derart aus der Zeit gefallen, dass sie einen jeden Divinobles dem sie dargebracht wurde und bei dem auch nur der leiseste Verdacht bestand er habe sie eingefordert als einen kaltherzigen Tyrannen erscheinen ließ.
Und genau so wirkte Lilliam in dieser Szene nun auch auf andere.
"Was tust du da, willst du mich blamieren?" zischte er An-Tinur zu, völlig vergessend, dass er auch anders mit ihm kommunizieren konnte.
"Ich zeige ihnen dein wahres Gesicht" wisperte An-Tinur zurück.
"Dabei kann ich dir helfen" fauchte Lillian ihn an.
Forsch griff er ihm mit seiner rechten Hand in den Nacken, griff fest zu, so dass An-Tinur ein gepeinigtes Aufzischen über die Lippen kam. Dann hob er ihn am Nacken hoch als wäre er ein Hundewelpen, was An-Tinur, der eben kein Hund war, große Schmerzen bereitete, Lillian aber dank seiner besonderen Kräfte keine große Mühe bereitete.

Während bei An-Tinur nun die Tränen flossen, sprach Lillian sehr laut aber mit einem bösen Unterton: "So also dankst du es mir, dass ich dir ein so langes Leben gegönnt habe?"
Selbst wenn er gewollt hätte, die Schmerzen denen er nun ausgesetzt war, verhinderten, dass An-Tinur antwortete.
"Du möchtest also lieber sterben, als an meiner Seite weiter zu leben?" höhnte Lillian nun.
"Nun, dann sei es so, Wir haben es dir gegeben und können es auch wieder nehmen!"
Mit diesen Worten schleuderte er den bedauernswerten An-Tinur von sich weg und hoch hinauf in die Luft.
Dann schickte er sich an, ihm einen seiner Blitze hinterher zu schicken.
Doch Issan reagierte schneller und bevor Lillians Blitz seinen Uxvir erreichte spannte er einen seiner Schutzschilde auf.
Dieser hielt Lillians Blitzen stand, so dass An-Tinur zwar davon unversehrt blieb, nun jedoch sein Körper aus nicht unbeträchtlicher Höhe rasch wieder dem Boden zustrebte.

¹Avon = Großvater
²Im fernen Merua
Da lebt der Lillian
Er wirft mit Blitzen
Wenn ihm es grad gefällt
Er hat ungern mit uns zu schaffen
Er hält uns für Affen
Aus einer anderen Welt
Er hält uns für dumm und schlecht
Und seine Wut auf uns ist echt (richtig)
Im fernen Merua
lebt der große Lillian
Ein wahrer Sohn des Bulan
Und er hat immer recht
³Er hält uns für dumm und schlecht
Und seine Wut auf uns ist echt (richtig)
Im fernen Merua
lebt der göttliche Lillian
Ein wahrer Sohn des Bulan
Und er hat immer recht
Kinder seid ihr gespannt, seid ihr wirklich gespannt?
Weil in puncto Neugier sind wir alle göttlich (alle gleich, alle verwandt)
Kinder ist Merua eine Welt, ist Merua eine Welt
Innen liegt seine Villa, außen seiner Affen Stadt
Wie jeder Gott hat er sein Pläsirchen
Und das bin seit zweitausend Jahren ich!
Im fernen Merua...

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