#136 Das Verbindende

"Fation gravam! Amo oppriman!
Es' ist lo premion di mii fidis?"¹ schmetterte Marlur auf der Bühne des Opernhauses in Adulis, während sein Sohn Ivan, dessen Freund Mercur, Lorenur Mechebetto mit seinem Bruder An-Gregur ab Cavodoram und dessen Virion Duncan ab Ohadiam in der Loge des Proimperators sassen und zusahen.

Für die Premiere des Melodrama 'Lo Soreno in Amharia'² waren Luciur und Mercur extra nach Adulis gekommen. Als Hauptstadt der Region Amharia war sie ja auch eine naheliegende Adresse für solch eine Premiere.
Und auch wenn die Entführung von Issan durch Lil'lo Fulguncator einiges an Aufsehen erregt hatte, das Leben in Sore war dadurch nicht zum Erliegen gekommen.

"Una furtima lacrima
In ip'oculun ascendere
Ist sollemnis iuvenions
Apparerve ipo inviduam
Quid mallo igo magi?
Quid mallo igo magi?
Ipo amote mio videro ip
Videro ip!
Un'solo momention lo palpitation
Do ipoo bello cor sentir..."³

Fasziniert lauschte Isador der Arie des hübschen Sängers auf der Bühne.
Das war grandios und zutiefst berührend. Und er war mit so etwas nun wirklich nicht leicht zu beeindrucken.

Der Divinimperator Traian ab Iovam hatte eingeladen gemeinsam das neueste Cantopera⁴ des gefeierten lilleschen Komponisten Gaetanur ab Izetti anzuschauen. Auch um seinen Gästen einen Eindruck der Kultur von Lille zu vermitteln.
Sie war in etwas die von Sore von vor zweihundert Jahren stellte Evan dabei ziemlich nüchtern fest.

Isador aber war hin und weg. Von der Musik und von dem Sänger und überhaupt.
"Lebt dieser ab Izetti noch?" erkundigte er sich bei dem neben ihm sitzenden Lian.
"Der ist noch nicht mal so alt" erwiderte der.
"Und wer ist der Sänger?" konnte Isador seine Neugierde weiterhin nicht zügeln.
"Das ist Marlinur Dilecuso, er gilt als der beste Sänger aller Zeiten in Lille" schwärmte Lian sofort, "außerdem ist er so schön, dass zur Zeit mindestens drei hochrangige Divinobles um seine Gunst werben..."
"Welche drei denn?" wisperte Isador neugierig.
"Dividuxam Dorian ab Artemam, Divicomes Erran ab Mensam und der Bruder von Dorian, Milan ab Artemam..." erklärte Lian leise.
"Zwei Brüder ohooo..." kommentierte Isador das.
"Ich denke nicht, dass er Milan erhören wird" merkte Lian an.
"Was spricht gegen den?" erkundigte sich Isador leise.
"Milan ist machthungrig und man sagt ihm einen Hang zur Grausamkeit nach..." berichtete Lian, "ich an Marlinurs Stelle würde Dorian nehmen. Denn Erran ist ein bisschen altmodisch und ich denke der würde Marlinur als seinem 'ehrbaren Uxvir' die Bühne verbieten..."
"Da würde dein Virion zustimmen?" staunte Isador nun.
"Wie meint Ihr das?" war Lian nun verwirrt.
"Nun, was wäre wenn der Divinimperator, dein Virion, weiterhin in den Genuss des Gesanges von Marlinur kommen wollen würde? Könnte dann ein einfacher Divicomes ihm diesen Wunsch verweigern?" erkundigte sich Isador.
"Nein, natürlich nicht" antwortete Lian, "aber Traian würde niemals seine Bedürfnisse über die Entscheidungen eines Divinobles seinen Uxvir betreffend stellen!"
"Seine Bedürfnisse vielleicht nicht" griente Isador, "aber wie wäre da mit den Bedürfnissen seines Uxvires?"
"Von mir?" konnte ihm Lian nicht ganz folgen.
"Sicher" fuhr Isador da fort, "was wäre wenn du, Lian ab Caneram, weiterhin Marlinur singen hören möchtest?"
"Ich.... Oh!..." verstand Lian nun worauf er hinaus wollte und machte große Augen. Dann grinste auch er und meinte: "Traian würde meine Bedürfnisse allerdings über die Entscheidungen eines Divinobles seinen Uxvir betreffend stellen!"
"Nun, dann musst du deine Bedürfnisse nur deutlich genug artikulieren..." schmunzelte Isador.

"Jetzt kommt das Beste" mahnte Lian zur Ruhe nun und schien ziemlich begeistert.
Die Musik schuf eine unheimliche Atmosphäre nun und dann betrat Marlinur erneut und mit Blut bedeckt die Bühne.
Seine Stimme war so zerbrechlich und irgendwie übernatürlich durchdringend als er nun zu dieser seiner Arie ansetzte die als das Meisterwerk und der Höhepunkt des  Cantopera galt.
"Lo dolcis sonion mei feriro d'ipoe voce" sang er und es war als schwebte seine Stimme über den Dingen.
"Ah, ist voce in mio cor ese descaderse
Elandan, igo tei dedituro, Elandan! Ah!
Elandan, mio! Si tei faviro!
Fagirse igo ese anto tio inimicons
Anto tio hostons
Uno gelon mei currere do dorsan
Tremere quisqua fibra!
Mii pedins labares!..."⁵

Mit seiner Stimme zog Marlinur alle in seinen Bann.
Erst als das Melodrama längst verklungen war, brach sich Isadors Begeisterung Bahn.
"Wäre es möglich Marlinur zu treffen?" erkundigte er sich bei Lian.
"Ihr möchtet ihn kennenlernen?" war der erstaunt.
"Das würden Wir wirklich gerne!" bestätige Isador.
"Marlinur wird es eine Ehre sein, einem Gott persönlich zu begegnen" erklärte Lian daraufhin.
Einem Gott? wollte Isador sich gerade wundern, da fiel ihm ein, dass Issan hier ja als ein solcher galt und Lillian ihn als dessen Mator vorgestellt hatte.
Und was war der Mator eines Gottes in der Vorstellung der Lilleaner? Natürlich auch ein Gott!

Isador allerdings wollte kein Gott sein und so sprach er nun an Lian gewandt: "Auch wenn mich das einem Treffen mit Marlinur näher bringt, ich bin zwar der Mator von Issan, aber selbst bin ich nur ein Uxvir und kein Gott..."
"Der Mator eines Gottes ist kein Gott?" war Lian nun umso mehr verwirrt.
"Das ist richtig" erwiderte Isador, "aber stammen die Divinobles nicht alle von den Göttern ab?"
"Das ist wohl wahr" stimmte Lian ihm zu.
"Siehst du, deswegen können sie wohl ab und zu auch Götter hervorbringen" erklärte Isador nun.
"Also könnte auch ich der Mator eines Gottes werden?" fragte Lian nun.
"Bei den Göttern sind alle Dinge möglich" erwiderte Isador ihm, "auch die unvorstellbaren und unerklärlichen Dinge..."
Das sah Lian auch so und so versprach er: "Ich werde dafür sorgen, dass Marlinur nachher auf dem festlichen Empfang meines Virions erscheint.
Da könnt Ihr ihn dann kennenlernen..."

Marlinur war nur allzu bereit auf einem Empfang seines Divinimperators für Götter und Gäste einer anderen Welt zu kommen.
Genauso, wie er sich geschmeichelt fühlte, dass der Mator eines Gottes Interesse an ihm zeigte.
So sass er eine Stunde später neben Isador an der Tafel von Traian.

"Ich bewundere Ihre Stimme" schmeichelte ihm dieser.
"Oh, ich habe das Glück, dass ab Izetti so gut für mich komponiert" gab dieser sich bescheiden.
"Das ist sicherlich auch der Fall" widersprach ihm Isador, "aber Ihre Stimme übertrifft alles was ich jein meiner Welt vernommen habe..."
Merlinur errötete und erwiderte verlegen: "Ihr ehrt mich, auch wenn ich das kaum glauben mag. Dennoch, mir scheint Ihr kennt euch  aus mit der Musik?"
"Das sehen Sie richtig" bestätigte Isador, "in meiner Welt habe ich mir einst als Sänger einen Namen gemacht. Auch wenn es viele gab, die besser waren und sind als ich..."
"Als der Mator eines Gottes wart ihr Sänger?" Ungläubigkeit sprach aus Marlinurs Stimme und Blicken.
"Ach, das mit dem Gott ist so eine Sache" schmunzelte Isador nun, "ab welchem Alter, ab welcher Fähigkeit ist ein Divinobles denn ein Gott?
Mein Sohn ist mächtig und er kann Dinge die erstaunlich, machtvoll und schwer zu verstehen sind. Aber so ganz unter uns: Ich betrachte meinen Sohn Issan nicht als Gott..."
"Was macht dann einen Gott zu einem Gott?" fragte Marlinur nun.
"Wenn Sie mich fragen" erwiderte ihm Isador, "dann ist es ganz einfach: Ein Gott wird dann ein Gott, wenn andere an ihn als Gott glauben..."

Marlinur überlegte. Dann nickte er: "Das stimmt. Ein Gott an den keiner glaubt kann kein Gott sein, egal ob er existiert oder nicht..."
"Also macht der Glaube Götter und nicht Götter den Glauben?" mischte sich nun Lian in ihre Unterhaltung ein.
"Wenn ihr mich fragt" stimmte Isador ihm zu, "dann ist das genau so!"
"Aber wieso heißt es dann Wissen sei Macht" erkundigte sich nun Marlinur, "wäre dann nicht Glauben macht?"
"Wenn man etwas weiß, muss man diesbezüglich nichts mehr glauben" antwortete Isador darauf.
"Wissen verringert die Notwendigkeit zu Glauben" ergänzte Lian nun, "und damit die Machtbasis für Götter."
"Richtig" pflichtete ihm Isador bei, "je mehr Wissen wir haben und je mehr die Menschen und Divinobles wissen, desto mehr werden aus den Göttern als Wesen mit unerklärlichen Fähigkeiten nur noch Wesen mit speziellen Fähigkeiten."
"Wie meint Ihr das?" erkundigte sich Marlinur.
"Nun ein Beispiel" erwiderte Isador ihm, "noch brauchen wir Lillian und seine besonderen Fähigkeiten um von unserer Welt zu eurer Welt zu reisen.
Auf unserer Welt kann man sich diese Fähigkeiten aber schon wissenschaftlich erklären. Und in einigen hundert Jahren haben wir vermutlich die Technik ein Transportmittel zu bauen, was uns genau so transportieren kann zwischen unseren Welten wie es jetzt nur Lillian kann..."
"Und so ein Transportmittel macht Lillians Fähigkeiten dann zwar immernoch besonders, aber nicht mehr einzigartig" erkannte Lian richtig.
"Also sind es einzigartige oder unerklärliche Fähigkeiten die ein Wesen zu einem Gott machen?" versuchte Marlinur nun seine Schlüsse aus dem Gesagten zu ziehen.
"Ja, das würde ich so sagen" stimmte Isador zu.
"Also könnten wir Marlinur wegen seiner einzigartigen Gesangeskunst als Gott bezeichnen?" warf Lian nun halb im Scherz ein.
Marlinur errötete ob dieses Lobes. Noch mehr aber tat er dies als Isador  ernsthaft erwiderte: "Ja und ich persönlich würde das für durchaus angemessen halten."

"Aber mal ganz ernsthaft gefragt" wandte sich Trevastan an Terastan und Meran, kaum dass Lillian, Evan, Leton und Isador sie verlassen hatte, "wie lange denkt ihr werden wir realistisch brauchen um interstellare Reisen zu beherrschen? Ich meine wenn die beiden Welten nun unweigerlich voneinander wissen, wird das Verlangen und der Bedarf an wechselseitigem Austausch ja zunehmen. Und ich denke nicht, dass Lillian seine Zukunft als interstellarer Taxifahrer sieht..."
"Ich möchte auch nicht unbedingt länger als nötig diesbezüglich von Lillian abhängig sein" erwiderte Terastan, "aber um zu deiner Frage eine vernünftige Antwort zu haben, müssten wir erst einmal wissen, wie weit dieses Merua von Bumia entfernt ist.
Ich denke mit einer 75%igen Lichtgeschwindigkeit können wir in etwa 150 Jahren unterwegs sein. Aber alles darüber ist reine Spekulation und ich kann nicht einmal sicher sagen, dass wir überhaupt auf technischem Wege und für ein Raumfahrtzeug die Fähigkeiten von Lillian in absehbarer Zeit nachahmen können."
"Also hast du geblufft als du Lillian gedroht hast?" erkundigte sich Meran nun.
"Nicht ganz" erwiderte Terastan, "in 150 Jahren habe ich immernoch gute 550 Jahre zu leben. Selbst mit 75%iger Lichtgeschwindigkeit kommt man in 500 Jahren ziemlich weit. Und ich habe das Gefühl, dass Merua nicht soviele Lichtjahre von uns entfernt ist..."
"Wenn Merua nur vier bis zehn Lichtjahre entfernt ist, dann könnte es in etwa 150 Jahren also mit einer Reisezeit von sechs bis fünfzehn Jahren erreichbar sein" mischte sich nun Anadan in die Unterhaltung ein.
"Allerdings" pflichtete Trevastan ihm bei, "und unter der Annahme ist die Drohung meines Bruders gegenüber Lillian eine durchaus ernst zu nehmende."
"Bei allem Fähigkeiten die Lillian hat, kann ich mir übrigens nicht vorstellen, dass sie ihn befähigen tatsächlich ein Vermirundon über eine Distanz von hunderten von Lichtjahren aufzubauen" erklärte Terastan nun.
"Wohl wahr, das kann ich mir auch nicht vorstellen, die notwendige Energie muss man ja auch erst einmal zusammenschaffen" stimmte Meran ihm zu.

"Was wir allerdings auch nicht wissen" brachte An-Taetsin nun einen anderen Punkt an, "wie weit die Entwicklung auf Merua ist."
"Nun ja, Lillian hat die erschaffen" entgegnete Terastan, "ich denke nicht, dass die weiter sind als wir."
"Es sei denn natürlich Lillian hat denen auf die Sprünge geholfen" wandte Meran ein.
"Lillian hat denen sicherlich auf die Sprünge geholfen" meinte Anadan dazu, "allerdings glaube ich nicht, dass die weiter sind als wir. Im Gegenteil, ich vermute die sind einige Jahre hinter uns..."
"Genaues werden wir wohl erst wissen, wenn Issan, Isador, Evan und Leton zurückgekommen sind" stellte Trevastan fest.
"Zumindest wenn sie zurückkommen..." unkte Meran und fing sich dafür einen Tritt seines Uxvirs unter dem Tisch ein.

¹Hartes Schicksal! Tyrannische Liebe!
Ist das die Belohnung für meine Treue?
²Der Sorener in Amharia
³Eine heimliche Träne
In seine Augen steigt
Diese festlichen Jünglinge
Schien er zu beneiden
Was will ich mehr?
Was will ich mehr?
Er liebt mich, ja, er liebt mich, ich kann es sehen
Ich seh's!
Einen einzigen Augenblick das Klopfen
Seines schönen Herzens zu spüren..."
⁴Cantopera = Gesangeswerk, Oper
⁵Der süße Klang seiner Stimme hat mich getroffen!
Ah, diese Stimme ist in mein Herz hinabgestiegen!
Elandan, ich habe mich dir hingegeben. Elandan! Ah!
Elandan, mein!
Ja, ich habe mich dir ergeben!
Ich bin vor deinen Feinden geflohen.
Ein Schauer läuft mir über den Rücken.
Jede Faser zittert!
Meine Füße wanken!

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