#124 Kampf der Götter

Kaum, dass ihre Flugzeug gelandet war, sprangen auch schon Trevastan, Isador, Leton und Evan hinaus.

Brandon Wanker erkannte sofort wen er da vor sich hatte.
Mit einer raschen Bewegung entriss er einem der Polizisten seine Waffe und richtete sie auf Leton.
Er hätte sicher auch abgedrückt, aber noch bevor er dazu kam, spürte Isador die Gefahr und Leton wurde seiner und seiner Absichten gewahr.
Unabhängig voneinander, aber dadurch mitnichten weniger wirksam, ließen sie ihn erstarren.

Kaum einer der Anwesenden wusste nicht wer Brandon Wanker war.
So war auch niemand wirklich überrascht, dass Isador ihn im süffisant Ton mit seinem Namen ansprach: "Brandon Wanker, der Mann der nie versteht wann er längst verloren hat..."
Nun, Brandon Wanker konnte sich zwar nicht mehr rühren gerade, reden aber konnte er immernoch.
"Ich habe nicht verloren" erwiderte er gepresst, "ich habe den Divinimperator getötet!"
"Was Er nicht sagt" erwiderte ihm Isador spöttisch, "ich hatte eher den Eindruck Er hat andere die Drecksarbeit machen lassen. Aber sage Er uns Wanker, hat Er den Eindruck, dass die Divinobles nun weniger Macht haben auf Bumia durch Seine Tat?"

Brandon antwortete nicht sofort, was auch daran lag, dass Leton ihn gerade zwang die Hand mit der Waffe die noch Richtung Leton deutete, so zu bewegen, dass ie Mündung dieser nun von unten auf sein Kinn deutete.
"Antworte ihm, du Abschaum" hörte er nun Letons Stimme in seinem Kopf, "und bedenke, es könnten jetzt jeden Moment deine letzten Worte sein..."

Fieberhaft dachte Brandon nach und versuchte es nicht zu tun, da er sich dachte, dass zumindest Leton alles was er dachte quasi mitlesen konnte.
Die Richtigkeit seiner Gedanken bewies dessen spöttisches Kichern in seinen Gedanken.

"Nein, den Eindruck habe ich nicht" erklärte er nun, "ihr Widernatürlichen könnt noch mehr Tricks als ich mir vorstellen konnte..."
"Das ist allein deine Schuld" sprach Evan nun, "ohne den Tod von Ieran ab Iovam hätten wir diese Fähigkeiten so schnell nicht bekommen!"
Das konnte nicht sein! Wenn er selbst durch seine Tat der Auslöser dafür war, dass diese... diese Monster nun noch mehr Macht erlangt hatten, dann war er auf ganzer Linie gescheitert.
Kaum hatte er das gedacht hörte er Leton wieder spöttisch kichern in seine Gedanken hinein.
Also war es doch so!

"Und jetzt? Seid ihr gekommen um euch zu rächen?" fragte er trotzig.
"Hälst du dich für so wichtig?" spottete Evan nun.
Isador lachte auf, dann meinte er: "Wir sind nur hier, um meinen Sohn daran zu hindern, die gesamte Führung eures tollen Südstaates im Alleingang zu Satan zu schicken.
Hätte er sich nur mit Ihm, Wanker, befasst, dann hätten wir uns sicher nicht herbemüht."

"Was wird dann aus mir?" begehrte der nun zu wissen.
Aber er erhielt keine Antwort.
Außer von Leton.
"Du warst bestimmt mal ganz hübsch, wenn man sich Lison zu betrachtet" wisperte der in seine Gedanke, "vielleicht beißen wir dich, dann wirst du wieder wie Anfang Zwanzig aussehen und machen dich zu unserem Lustsklaven..."

Panik brandete in Brandon auf. "Nein!" brüllte er, "das könnt ihr nicht machen!"
"Es hat keiner etwas gesagt Wanker" mischte sich Trevastan nun ein, "vielleicht sollten wir Seine geistige Gesundheit untersuchen lassen..."
Während Brandon nun von Entsetzen gepackt aufkeuchte, wandte sich Isador an die Polizisten.
"Nehmt ihm die Waffe ab, fesselt ihn und bringt ihn in unser Flugzeug. Fixiert ihn da!" befahl er in einer Weise, die den Angesprochenen keine Wahl ließ als die, seinem Begehren Folge zu leisten.

Aber Brandon Wanker wehrte sich ohnehin nicht und so verbrachten ihn die Polizisten in Handschellen in den Flieger wo sie ihn mit ebensolchen festmachten.

"Dann schauen wir mal nach unserem Sohn" meinte Isador an Trevastan gewandt, "ich vermute mal, er ist da drinnen..."
Bei seinen letzten Worten deutete er auf das Limama State House.
"Ist er" bestätigte Leton seine Vermutung und als sich die Viere nun in Bewegung setzten, bildete die Menge der Schaulustigen voller Ehrfurcht eine breite Gasse durch welche sie nun auf die Treppen des weißen, mit Säulen begrenzten Kuppelbaus zuschritten.

Als Evan die sterblichen Überreste der Polizisten erblickte, stöhnte er leise auf. "Was hast du gemacht Issan?" raunte er leise.
Leton spürte wie sehr Evan diese Zeugnisse von Issans ungebremster Wut nahe gingen.
"Wir werden nicht zulassen, dass er so weiter macht" versprach er ihm, "das ist nicht der Issan mit dem wir uns verbunden haben."
Er nutzte ihre besondere Verbindung um mit Evan zu kommunizieren und dennoch empfand dieser seine Worte tröstend.
Nicht aber bedacht hatten sie, dass Issan nahe genug war, um sie mitzubekommen.

Der war gerade damit beschäftigt einen der Abgeordneten das fühlen zu lassen, was dessen damals gerade achtzehnjährige Tochter empfunden hatte, als er sie vor die Tür gesetzt hatte, weil sie von einem Friqiyangeviner schwanger geworden war.
Ein Gefühl tiefster Verzweiflung wie es besagter Rabenvater sich nie hätte vorstellen können.
Aus welchem ihn Issan aber jäh entließ als er der Präsenz von Leton und Evan gewahr wurde.
"Ihr Glück, dass meine Gefährten eintreffen" erklärte er dem Mann kühl, dann wandte er sich dem Eingang des Sitzungssaales zu.

Dass es allerdings Trevastan und Isador waren die dort hereinkamen, überraschte ihn dann doch.
"Pator, Mator...?" sprach er merklich verunsichert und dann traf ihn ein Gefühl der Enttäuschung.
Genaugenommen das Gefühl der Enttäuschung die sein Verhalten jetzt und generell bei seinem Mator ausgelöst hatte.

Ein Gefühl, dass Issan allerdings auch als Vorwurf empfand und so wurde aus seiner Verunsicherung rasch Ärger.
"Was ist jetzt wieder nicht recht?" erkundigte er sich pikiert, "hier sind nun wirklich keine Unschuldigen und ich habe auch kein Gemetzel angerichtet!"
"Die toten Polizisten draußen auf der Treppe sprechen da eine andere Sprache!" hielt Trevastan ihm nun vor, was Issan traf, da sein Pator ja recht hatte.
"Sie wollten auf mich schießen" verteidigte er sich als auch seine Gefährten den Saal betraten.

Mit Evan war es einer der beiden der ihm nun Antwort gab. "Wir wissen alle, dass du sie daran hättest hindern können ohne sie in Stücke zu ballern..." warf er ihm vor.
Wut wallte in Issan nun auf und unter dem Einsatz seiner Kraft versuchte er Evan zu Boden zu schmettern.
Dieser spürte zwar, wie Issan von ihm Besitz ergriff, doch dann plötzlich schlagartig wieder locker ließ.
Leton wie Isador hatten es auch gespürt und mit gemeinsamer Anstrengung und unter Nutzung des Überraschungsmomentes hatten sie Issans Einwirkung auf Evan blockiert.

Selbst Trevastan entging nicht was geschah und im vorwurfsvollem Ton sprach er zu seinem Sohn: "Du willst deinen Partner mit Gewalt bezwingen? Wie kannst du nur? Das ist nicht wozu wir dich erzogen haben!"
"Wie kann ich nicht" fuhr Issan seinen Pator nun an, "schau dich doch an. Immer so friedlich hast du deinem Bruder dabei zugesehen wie er andere in den Tod getrieben oder gleich massenweise ermordet hat! Sag mir Pator, was hatten die von deiner friedfertigen Art?"

Der implizierte Vorwurf er habe Terastan nie etwas entgegen gesetzt traf Trevastan tief. Blass wurde er und dann entgegnete er mit tonloser Stimme: "Wie gut, dass wir dir, der so leichtfertig zum Brudermord rät, keinen solchen geschenkt haben!"
Und traf damit seinerseits Issan, der außer sich nun eine Art Energiestrahl formte und gegen seinen Pator schleuderte. Getroffen stürzte Trevastan in eine der Sitze im Saal der unter der Kraft des Aufpralls zu Bruch ging.

Diese Behandlung seines Virions durch seinen Sohn erzürnte wiederum Isador der nun versuchte seinen Sohn so zu unterwerfen wie er einst Terastan unterworfen hatte.
Anders als Terastan hatte Issan genug eigenen Kräfte um diesem Ansinnen durchaus etwas entgegen zu setzen.
Was auf die anderen Anwesenden, Trevastan und Evan jedoch nicht zutraf, diese spürten das Ringen von Mator und Sohn wie Bleigewichte auf ihren Schultern die sie ächzend zu Boden brachten oder, im Falle der beiden Divinobles, zumindest zum Wanken brachten.

Issan hätte fraglos die Oberhand gewonnen, wäre nicht Leton seinem Mator zur Hilfe geeilt.
Der Zusammenprall ihrer Kräfte erzeugten einen deutlich sichtbaren weiß-violett erscheinenden Lichteffekt, ähnlich, als würde man eine Flamme gegen eine Glaswand richten.
Mit Isador im Spiel waren Letons Kräfte denen Issans offensichtlich gewachsen und nach einem kurzen hin- und herwogen suchte sich die von den beiden Kontrahenten ausgehende Energie einen Ausweg zur Seite. Wo sie allerdings auf eine der die Kuppel tragenden Säulen traf, welche sich einem solchen Impuls nur kurzzeitig gewachsen zeigte bevor sie zerbröselt wie eine Sandburg im Regen.
Mit einem Knall wie von tausend Peitschen bahnte sich dann auch schon ein Riß durch das Gewölbe der Kuppel.

"Raus hier!" brüllte Trevastan die anwesenden Menschen an, "wenn euch euer Leben lieb ist!"
Auch wenn sie immernoch die Last der Kräfte der mit einander streitenden Divinobles spürten, da sich keiner von jenen auf sie fokussierte, konnten sie sich soweit aufrappeln, dass sie es, mehr krabbelnd und stolpernd als laufend, nach draußen schafften.

Ohne, dass sie einer dazu aufgefordert hatte suchten Trevastan und Evan indessen die Nähe ihrer Gefährten, den Körperkontakt mit diesen.
Dann krachten deren Energien erneut gegeneinander.
Die Luft war erfüllt von einem heißen Sirren während der Boden Mabilas erbebte.
Ein sich rasch verzweigendes Netz von Rissen durchzog nun die Fassade des Limama State House, die davor wartenden Schaulustigen erfasste Panik und Entsetzen und schreiend suchten sie nun das Weite.

Nicht so aber die zahlreichen Vertreter der unterschiedlichen Medien.
Ausgerechnet das sorenische Staatsfernsehen unterbrach nun sein Programm mit Livebildern aus Mabila für eine Sondersendung der man den durchaus provokanten Titel 'Ese ipu lu divincul?'¹ gab.
Die angevinische ABC folgte dem Beispiel wenig später, hier aber unter der Schlagzeile 'The Battle of the living Gods!'²
Ebenso tat es der Sender Mabila des ABC, welcher seit dem Abfall der Südstaaten als CSBC firmierte. Allerdings unter dem wenig freundlichen Titel 'Dawn of the Monsters?'³
Dem Beispiel folgte das kitaische Staatsfernsehen unter dem Titel 'Shen yu Shen!'⁴ Die Sender in Hanyang folgten unmittelbar mit 'Sin dae Sin!'⁴

Die Medien in Nordens Reike zögerten anfangs noch ein wenig, sie befürchteten die harte Hand des Reichsverwesers Gaston vaf Ostorien.
Doch ausgerechnet das brave Ferste Nordens Longvegeblik⁵ wagte es dann trotzdem und unterbrach sein Programm für eine Sondersendung zur Lage in Mabila die den gewagten  Titel 'Goden Rökker?'⁶ trug.

Natürlich hatten die Fünf im Limama State House nun nicht nur die Aufmerksamkeit aller anderer Divinobles sondern die der gesamten Öffentlichkeit von Bumia.

Wobei der Sender aus Mabila nicht lange berichten konnten und auch die Livebilder vor Ort rasch versiegten.
Denn sowohl Issan als auch Leton und Isador brauchten für diese Art ihrer Auseinandersetzung ungeheure Mengen Energie. Mehr Energie als ihre Körper und ihre Verbindung mit anderen Divinobles zu generieren im Stande war.
Anders als Isador aber waren Leton und Issan in der Lage ihrer Umgebung und nicht nur Lebewesen um sie herum die Energie zu entziehen. Was sie auch leidlich taten, so dass bald alle Energie im Versorgungsnetz von Mabila zum Limama State House floss, die Batterien und Speicher der Übertragungswagen und Kameras sich ebenso leerten wie die aller Mobiltelefone im weiten Umkreis und Mabila in eine stromlose Stille versank die nur vom Beben des Bodens und dem weiteren Zerbersten des State Houses gestört wurde.

Den Menschen im Nahbereich des Limama State Houses ging es nicht besser.
Sie fühlten sie zunehmend müder, schlapper und erschöpfter, ja bald sanken einige von Ohnmacht erfasst zu Boden.
Es war Isador, der sich mit ihrer Energie aufrüstete, da ihm der Zugang zur 'toten Energie' der Technik nicht gegeben war, nahm er ihre Lebensenergie.

Nur an die Energie der Orbitelles kamen die Kämpfenden nicht heran.
Natürlich waren die Sorenischen wie die Angevinischen längst auf das Zentrum von Mabila gerichtet.
Die Orbitelles von Sore lieferten hochauflösende, fast gestochen scharfe Filmaufnahmen und es war der Supremator Militaris Meran ab Martiam höchstpersönlich der diese nun an das sorenische Staatsfernsehen durchstach, so dass dieses weiter Bilder vom Ort des Geschehens zeigen konnte.

Derweil wurden die Intensität der Energien mit denen Issan einerseits und Leton und Isador andererseits im Inneren des Limama State Houses einander zu unterwerfen trachteten immer mehr.
Das Gebäude war bald mehr eine Ruine und dann prallten ihre Kräfte erneut gegeneinander.
Wie eine Schockwelle rasten die Energien einmal mehr in alle Richtungen davon. Nur dieses Mal war das 130 Jahre altehrwürdige Gebäude dem nicht mehr gewachsen.
Als gleißend violettes Licht schien die Energie durch alle Öffnungen des Gebäudes zu kommen. Dann war es wie als ob man ein aus Kunstoff-Klemmbausteinen wie diese des bekannten nordenschen Herstellers Spego gebautes Gebäude mit einem Böller sprengen würde: Kurz glaubte man jeden Stein und jeden Balken des Gebäudes, durch dünne Linien des violetten Lichtes getrennt, wie bei einer Explosionszeichnung einzelnd zu sehen. Dann verteilte sich der gesamte Gebäudeteil oberhalb der Fußbodenebene des Sitzungssaales mit einem unheimlichen Grollen in einem Umkreis von etwa 500 Metern um dessen eigentlichen Standort herum während die Schockwelle des Ereignisses noch weiter durch Mabila rauschte, Fenster zertrümmerte, Menschen zu Boden warf, Autos gegeneinander drückte und Dächer abdeckte...

¹Ist das die Götterdämmerung?"
²Der Kampf der lebenden Götter
³Monsterdämnerung?
⁴Gott gegen Gott, sinngemäß Kampf der Götter.
⁵Ferste Nordens Longvegeblik = Erstes Nordensches Fernsehen
⁶Götterdämmerung?

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