#120 Im Streit...
"Das etwas meinem Mator gefällt ist jetzt nicht die Prämisse meines Handelns" erwiderte Issan spitz.
Doch Evan dachte nicht daran, jetzt nachzugeben: "Das mag sein, aber im Moment scheint die Prämisse unseres Handelns fast zu sein, dass es meinem Pator gefällt. Und das gefällt mir nicht!"
Da hatte er aber etwas gesagt!
"Möchtest du damit sagen, unsere Handeln entspräche dem deines Pators bevor mein Mator und Letons Pator ihn quasi an die Leine gelegt haben?" zischte Issan aufgebracht.
"Mein Pator in seinen 'besten Tagen' hätte vermutlich in Keizerstad mehr hinrichten lassen und Mabila längst fissioniert" erwiderte Evan ungerührt, "aber von der Tatsache, dass er noch rücksichtsloser nach der Macht gegriffen hätte als wir es haben, einmal abgesehen, unser Vorgehen wäre genau sein Stil gewesen."
"Ach, und der Stil von Letons Eltern wäre und ist ein anderer gewesen?" giftete Issan nun.
Evan aber ließ sich nicht provozieren: "Der Stil deiner Eltern wäre und ist ein anderer gewesen. Wäre das nicht der Fall gewesen, dann hätten wir noch weitaus mehr zu dem früheren Stil meines Pators greifen müssen."
"Ist das so?" zickte Issan nun.
"Natürlich ist das so" erwiderte Evan ungerührt, "du siehst doch selbst wieviel mehr Mühe wir wegen der Tatsache haben, dass Letons Eltern nicht so einfach von der Macht lassen werden, wie es deine Eltern taten. Mal abgesehen davon, dass ich befürchte, je mehr wir so weiter machen, je mehr wird tief in meinen Pator ein Funken seines alten Selbst erwachen und ein Gefallen daran finden, nicht zuletzt weil ich als sein Sohn dann seinen Weg beschreite. Und schon an dem Gedanken empfinde ich keinen Gefallen!"
Während Issan nun Evan böse ansah, pflichtete Leton ihm bei: "Ich kann deine Bedenken verstehen. Wir pushen manchmal schon ein bisschen rücksichtslos andere beiseite zur Erreichung unserer eigenen Ziele..."
"Wir nutzen nur unsere Fähigkeiten" widersprach ihnen Issan aufgebracht.
"Das ist eine Antwort die so auch von meinem Pator gekommen wäre" konterte Evan, "Fähigkeiten zu haben heißt weder, dass man sie nutzen muss noch legt es einen fest, wie man sie nutzt!"
"Wenn man sie nicht nutzt, warum hat man sie dann?" hielt Issan patzig dagegen.
"Die Frage solltest du deinem Mator stellen" erwiderte Leton nun, "denn der hat sie und nutzt sie nicht – zumindest nicht so wie wir – und erlaubt uns somit erst unsere ungehindert zu nutzen."
"Das kann man doch so nicht vergleichen!" wendete Issan trotzig ein.
"Ähhh.... Doch kann man!" entgegnete ihm Evan nun, "du findest es absolut in Ordnung, dass Isador von seinen nicht gebraucht macht – weil es uns zweckdienlich ist – aber findest gleichzeitig, dass wir verpflichtet sind von unseren Gebrauch zu machen. Das ist schon ein bisschen messen mit doppelten Standards..."
Issan wusste, dass Evan recht hatte und gleichzeitig machte ihn diese Erkenntnis ungeheuer wütend.
Diese Wut loderte aus seinen Augen mit denen er nun Evan fixiert.
Und dann drang er in dessen Geist ein.
"Wie kannst du es wagen mir vorzuhalten ich agiere wie dein Pator?" hörte Evan Issans Stimme nun in seinem Kopf, "ich dachte du liebst mich? Entschuldige dich!"
Evan tat es beinahe körperlich weh, dass Issan an seinen Gefühlen für ihn zweifelte. Aber er war nicht bereit sich freiwillig für seine Meinung zu entschuldigen, auch wenn er den Druck verspürte den Issan nun auf ihn ausübte.
Gerade wollte er ihm etwas entgegnen, da trat Leton von hinten an ihn heran und legte seine Hand in seinen Nacken.
"Du versuchst unsere Fähigkeiten gegen unser beider Virion einzusetzen?" hörte Evan nun Letons Stimme in seinem Kopf.
Er klang enttäuscht, traurig und empört zugleich. Und auch Issan konnte ihn hören. "So sehr ich dich liebe Issan, aber das kann und werde ich nicht zulassen!"
Issan blickte zu Leton und der erwiderte den Blick aus ebenso unheimlich leuchtenden Augen wie Issans es waren.
"Das wagst du nicht" zischte er ihm zu.
"Zweifel besser nicht daran" erwiderte Leton während Evan spürte wie Leton daran ging Issans Zugriff auf seinen Geist zu blockieren.
Der dachte garnicht daran nachzugeben.
Das Ringen seiner beiden Gefährten in seinem Geist und seinem Körper allerdings verursachte ihm große Schmerzen. Die Sicht seiner Augen wurde verschwommen, er stöhnte gereinigt auf und während Tränen aus seinen Augen liefen sackte er auf die Knie.
"Es tut mir unendlich leid mein Geliebter" hörte er Letons Stimme, "ich spüre deine Schmerzen und ich werde mir selbst nicht verzeihen können was ich dir gerade antue. Aber wenn ich zulasse, dass Issan mit unserer Gabe deinen freien Willen unterwirft, wäre das unverzeihlich."
"Du tust ihm weh!" warf Issan nun Leton vor, "du greifst mich in ihm an, weißt du nicht dass ihn das töten könnte?"
"Ich greife dich nicht an" entgegnete Leton traurig, "ich beschütze Evan nur vor dem Mißbrauch unserer Gabe gegen ihn. Und dich auch."
"Bitte.... Issan..." flehte Evan nun mit vor Schmerzen gepresster Stimme, "du tust mir weh..."
Auch ein wütender Issan konnte sich dem Schmerz den einer seiner Gefährten empfand nicht entziehen.
Es lag in der Natur ihrer Bindung, dass er darauf aus war ihn vor solchen Empfindungen zu schützen. Und nun war er der Verursacher.
Das war mehr Widerspruch als er handhaben konnte und so brach sein Zugriff auf Evans Geist schlagartig zusammen.
Kaum, dass sich Leton dessen Gewahr wurde, zog auch er sich zurück.
Worauf Evan mit einem leisen Seufzen seine Augen schloss und das Bewusstsein verlor, zu seinem Glück aber nach hinten sackte, wo Leton stand, der ihn auffing.
"Bist du verrückt, das hätte ihn töten können!" fuhr er Issan an, noch während er Evans Körper sanft zu Boden gleiten ließ.
"Es hat dich keiner gezwungen das Risiko einzugehen" konterte Issan schnippisch.
"Wenn du diese Fähigkeiten gegen uns einsetzt, dann ist 'Wir' gestorben!" erwiderte Leton, "ich lasse es nicht zu, koste es Evans Leben, mein Leben und uns alle diese Fähigkeiten."
"Ich dachte du liebst mich" warf ihm Issan nun vor.
"Gerade weil ich dich liebe, werde ich es nicht zulassen" erklärte er diesem, "auch wenn ich dich anflehe mich niemals mehr dazu zu zwingen, so etwas tun zu müssen!"
Issan fühlte sich hintergangen, verwirrt, traurig und zornig zu gleich.
Doch auch wenn es aus seiner Sicht Leton und Evan waren, die ihm diese Gefühl verursachten, konnte er sich nicht gegen diese wenden.
So warf er einen letzten Blick auf Leton, der Evans Haupt auf seinem Schoß gebettet hatte und ihn traurig ansah, dann wandte er sich um und stürzte im Chaos seiner Emotionen gefangen aus dem Raum.
Anderen gegenüber hatte er da nicht solche Hemmungen.
Ohne Worte nahm er dem armen Kerl von der Fahrbereitschaft den Clavitab¹ für den Splondo LF-ZC ab.
Genaugenommen brachte et ihn dazu ihm diesen auszuhändigen.
Genaugenommen hätte er den Clavitab¹ auch garnicht gebraucht um die schwere Limousine zu öffnen oder zu starten. Oder zu fahren.
So wie eben noch den armen Fahrer machte er sich nun die Steuerung und die Elektronik des Fahrzeuges untertan.
Und dann die aller anderen Fahrzeuge im Umkreis.
Als der Splondo dann mit flackerdem Blaulicht aus der Tiefgaragen des Palation Leonan bretterte, war dieses eigentlich überflüssig.
Ohne Rücksicht auf Verkehrsregeln und Fahrtrichtung steuerte der Wagen, steuerte Issan den Wagen Richtung Supremat Militaris².
Die entgeisterten, überraschte und panischen Fahrzeugführer entgegenkommender, kreuzender oder vorausgfahrender Wagen hatten kaum Zeit auf den heranrasenden Splondo LF-ZC zu reagieren.
Zu ihrem Entsetzen mussten Sie das auch nicht.
Wie von Geisterhand wichen ihre Wagen dem Fahrzeug in dem Issan sah aus, der Verkehr teilte sich vor ihm wie die Butter vor einer Messerklinge und ließ seinen Wagen unbeschadet durch.
Nicht aber die Wagen der anderen.
Die wichen zwar alle Issans Wagen aus, jedoch untereinander nicht.
Wagen die zu den Seiten auswichen prallten gegen parallel fahrende Fahrzeuge, andere Wagen fuhren auf diese auf. Wagen die abrupt stehen blieben wurden von anderen Wagen gerammt, Ampelanlagen zeigten plötzlich rot oder grün in alle Richtungen oder nur noch gelbes Blinklicht.
Allerdings forderten die Navigationssysteme aller Fahrzeuge im Umkreis alsbald die Lenker auf, rechts ranzufahren, die Kreuzungen frei zu halten und abzuwarten.
Bei selbstlenkenden Fahrzeugen wurden diese Aufforderungen automatisch umgesetzt.
Und so sah man alsbald in weiten Teilen von Sore Urbs Fahrzeuge aller Art dicht an dicht am rechten Rand der Fahrbahnen stehen.
In ihnen verwirrte Fahrzeuglenker und Passagiere die nun von ihren Autos mitgeteilt bekamen: "Bitte bleiben Sie ruhig, bitte bleiben Sie in Ihrem Fahrzeug, betreten Sie keinesfalls die Fahrbahn!"
Die Ampelanlagen waren nach wenigen Minuten dazu übergegangen für alle Verkehrsteilnehmer und jede Richtung rot anzuzeigen.
Aus an den Ampeln und an den Haltestellen von Bussen und Bahnen angebrachten Lautsprecheranlagen wurden Fußgänger nun aufgefordert, sich von der Fahrbahn fernzuhalten.
"Bitte betreten Sie nicht die Fahrspuren für den Autoverkehr. Queren Sie bitte keine Straßen. Wahren Sie einen Abstand von einem Meter zum Bordstein!" ertönte es in Endlosschleife.
Und bald kam eine neue Ansage dazu: "Radfahrende, bitte verlassen sie die Straßen. Begeben Sie sich auf die Gehwege und warten Sie auf weitere Anweisungen!"
Auch die verdutzten Lenker von Polizeiwagen mussten hilflos hinnehmen, dass ihre Fahrzeuge am Fahrbahnrand zum Stehen kamen und sich ihren Bemühungen die Fahrt fortgesetzt widersetzten.
Anders sah es bei den Wagen von Notärzten und Rettungsdiensten aus.
Diese fuhren weiter und kamen dank der übergroßen Rettungsgassen die sich ihnen nun boten rasch voran.
Nur die Wenigsten die an dieser Ausnahmesituation in Sore Urbs teilnehmen mussten, wurden dann wirklich Zeuge wie ein silberne Splondo an ihnen vorbei raste.
Darunter auch die Besatzung eines Rettungswagen der gerade in den Cunniculun do Consilion³ eingefahren war und auf der freien linken Fahrspur an den rechts haltenden Fahrzeugen vorbei seinem Ziel zustrebte, als sich von hinten rasend schnell ein silberner Splondo mit Blaulicht näherte.
Die Adiutrix salusam⁴ am Steuer des Wagens versuchte zu beschleunigen oder weiter nach rechts auszuweichen, doch ihr Fahrzeug weigerte sich ihren Wünschen Folge zu leisten.
Da beschleunigte der Splondo auch noch einmal mehr, dann plötzlich rutschte er nach links an und dann auf die leicht gerundete Wand des Tunnels und eh die arme Adiutrix salusam und die zahlreichen Zeugen in ihren rechts haltenden Wagen sichs versahen, überholte der Splondo den Rettungswagen über die Tunnelwand und rauschte davon, während er gleichzeitig von der Wand wieder zurück auf die Fahrbahn glitt.
Als der Splondo ebenso rasant durch die sich scheinbar selbstständig öffnenden Tor des Supremat Militaris fuhr und dann zum Stehen kam, war Meran ab Martiam längst aus seinem Büro nach unten gekommen.
Einmal weil Issan ihn dazu aufgefordert hatte und außerdem, weil er plötzlich einen unwiderstehlichen inneren Drang verspürte genau dieses zu tun.
Vor seinen Augen schlug die Tür des Splondo auf und heraus sprang ein offensichtlich wütender Issan, den eine Aura der Macht umgab und der ihn aus Augen ansah, die mit der Kraft eines Erael⁵ brannten.
Während die wachhabenden Soldaten bei Issans Anblick sofort auf ihre Knie fielen und ihre Köpfe senkten bis ihre Stirnen fast den Beton der Einfahrt berührten, spürte auch Meran den Druck auf sich lasten, konnte ihm aber standhalten und verbeugte sich nur knapp.
"Eius Numeen Sublimeen, womit kann ich Euch behilflich sein?" begrüßte er ihn.
"Eine Aerion AS3 nach Coabana sofort und dann verlangen wir, dass ein V-37P in voller Bewaffnung dort für uns bereit steht!"
"Könnt Ihr einen V-37P denn fliegen?" wagte Meran einzuwenden.
"Das lasst einmal Unsre Sorge sein!" entgegnete ihm Issan scharf.
Meran war sich nicht sicher ob das eine gute Idee war. Aber er war sich absolut sicher, dass er sich Issans Wünschen nicht widersetzen konnte.
Also ergab er sich in das Unvermeidliche.
"Mit Fissionswaffen Vosta Numeen Sublimeen?" erkundigte er sich.
Zu seiner Erleichterung schüttelte Issan unmerklich den Kopf.
"Konventionell reicht. Wenn die merken, dass der Flieger mit mir bewaffnet ist werden sie sich nach Fissionswaffen sehen. Aber dann ist es zu spät!"
Ein bösartiger Ausdruck huschte über sein Gesicht der Meran erschaudern ließ. Dann aber war sein Gesicht wieder so ausdruckslos wie zuvor, wenn man einmal von den leuchtenden Augen absah.
"Wo soll die Aerion Euch denn abholen?" erkundigte sich Meran nun.
"Die Straße vor uns ist breit genug" befand Issan.
"Aber der Verkehr..." stammelte Meran überrascht.
"Keine Sorge..." erwiderte Issan knapp, "ich erwarte die Aerion in fünfzehn Minuten hier!"
Noch während Meran nolens volens den Befehl gab dass eine Aerions AS 3 auf der Via Suprematam landen und den Divinimperator aufnehmen sollte, murmelte Issan etwas und machte einige Handbewegungen.
Zu Merans großem Erstaunen setzen sich augenblicklich alle noch auf der Via Suprematam befindlichen Fahrzeuge in Bewegung und verließen diese beinahe fluchtartig.
Für Militärparaden war die Via Suprematam sehr breit angelegt und es gab keine die Fahrbahn überspannenden und aus ihr aufragenden Straßenlaternen oder -schilder.
Wenig später plärrten auch schon die Lautsprecheranlage des Supremat Militaris los.
"Verlassen Sie umgehend die Via Suprematam. Es besteht Gefahr für Leib und Leben!" verkündete sie wieder und wieder.
Als tatsächlich eine Viertelstunde später die von Issan geforderte Aerion AS3 über der Via Suprematam einschwebte lag diese wie ausgestorben da...
¹Clavitab = Schlüsselkarte
²Supremat Militaris = Oberkommando, Verteidigungsministerium
³Cunniculun = Tunnel
⁴Adiutrix salusam = Rettungshelferin
⁵Erael = Laser
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