Nach der Rede von Ivan schritt man auch im Senat zur Abstimmung.
Anders als im Convent gab es hier zwar auch Gegenstimmen, aber dennoch wurde die Feststellung des Kriegszustandes zwischen Sore und den CSSA mit großer Mehrheit beschlossen.

In einem knappen Auftritt vor Presse und Medien teilte Evan die Feststellung des Kriegszustandes mit: "Ohne Freude und durchaus mit gewisser Sorge, aber dennoch auch Genugtuung, haben Wir zur Kenntnis genommen, dass die ehrenwerten Mitglieder von Senat und Convent den offensichtlichen Tatsachen ihre Augen nicht verschließen. Wir wurden angegriffen und es ist zu befürchten, dass wir weiterhin angegriffen werden. Diese Tatsache haben Senat und Convent ebenso wie Unsere Regierung und Wir selbst nun zweifelsfrei anerkannt.
Geeignete Maßnahmen werden getroffen werden und Wir sind zuversichtlich, dass wir aus diesem Konflikt unbeschadet hervorgehen werden.
Wir danken für Ihre Aufmerksamkeit."
Sprachs und verließ den Pressesaal des Palation Leonan ohne Nachfragen zuzulassen.

Meran ab Martiams Aufgabe war es nun den rechtlichen und politischen Feststellungen Tatsachen folgen zu lassen und die Streitkräfte Sores zu informieren.
Fünf Minuten nachdem er die entsprechende Nachricht erhalten hatte befahl An-Timur ab Meridamtuniam einen Angriff auf die 'Ostoria Kayos' genannte Inselkette mit dem Festland Ostorias verbindenden Overseas Highway und Overseas Railway.
Keine dreißig Minuten später zerstörten seine Bomber die Large Kayo mit Tavarna Kayo verbindenden Brücken der Straße und der Eisenbahn und schnitten so die Inselkette ab.

Als dann An-Artur Flottenverband samt dem Flugzeugträger 'ENSN Perderor' vor Conch Kayo erschien, nahmen die beiden dort verbliebenen Boote der Coast Guard sehr schnell reißaus.
Die noch vor Ort befindlichen Einwohner von Conch Kayo, soweit sie nicht schon aus den CSSA in den Norden geflohen waren aber, empfingen die nun anlandenden Truppen von Sore mit großen Jubel.
Hatten die CSSA und ihre Ideologien auf Conch Kayo doch nie viel Sympathie gehabt, was angesichts der Bevölkerungsgruppen die dort lebten, auch wenig verwunderte.

Als sich An-Timur am frühen Abend selbst an Land begab, hatte er ein Kamerateam des Fernsehens dabei.
Welches nun Bilder eines grandiosen Empfangs senden konnte.
Die Kapelle der örtlichen High School spielte auf, die Cheerleader wedelten mit ihren Pompons, die Leute jubelten und warfen Blumen und Konfetti, die Fahnen von Sore und von Angevinien wurden geschwenkt.

Bilder die in Sore gut ankamen. "Von unseren Leuten befreit jubeln die Bewohner des südlichsten Ostoria" lauteten die Meldungen und die Kommentatoren wurden auch nicht müde, darauf hinzuweisen, dass kein Divinoble die sorenischen Truppen befehligte, sondern ein Mensch, sogar einer der in Angevinien geboren wart.

Auch in Angevinien kamen die Bilder gut an, allerdings wunderte sich da doch schon der eine oder andere Kommentator, wer denn dieser Timur ab Meridamtuniam sei.
Weniger gut an kamen sie hingegen bei Trevor, Taejo und Simur.
Einerseits freute man sich zwar über die Unterstützung von Sore, auf der anderen Seite aber sah man Bilder von sorenischen Truppen die als Befreier gefeiert wurden während die eigenen Truppen als 'Baby killer from I-95' gebrandmarkt wurden durchaus als bedenklich an.
"Sore heimst die Blumen ein während man uns mit dem Blut von Kindern beschmiert" fasste First Minister Tomon Johonson die allgemeine Stimmung in Angeviniana zusammen.

Aber was sollte man tun? Sich bei Sore beschweren, dass es die Ermordung seines Staatsoberhauptes nicht einfach hinnahm? Es war ohnehin schon unerfreulich genug, dass der Mordanschlag auf angevinischen Boden stattgefunden hatte.
Oder sich beklagen, dass Sore sich für Angevinien einsetzte?
Auch das war sicherlich keine gute Idee.
Darüberhinaus hatten Taejo, Trevor und Simon inzwischen auch mitbekommen, dass Leton irgendwie in das Divinimperator-Sein von Issan und Evan eingebunden war. Sie hatten zwar noch nicht ganz verstanden wie, aber zumindest Trevor hatte ein wenig das ungute Gefühl, dass sein Sohn, nachdem er schon in Nordens Reike für Ruhe und Ordnung gesorgt hatte, im Falle, dass er und Sore nun auch bei der Bewältigung dieser Krise mit den Südlichen Shires eine Rolle spielen sollten, fraglos auf verstärkte Teilhabe an der Herrschaft drängen würde.
Und Trevor war sich nicht ganz sicher, ob er schon so wie Trevastan und Isador für Issan, bereit war, selbst für seinen Sohn beiseite zu treten. Auch zweifelte er sehr daran, dass Taejo es wäre.
Alles in allem war der Handlungsspielraum für die angevinische Seite eine begrenzte, man konnte ja nicht einmal den Kriegszustand offiziell erklären, denn dann hätte man ja die Unabhängigkeit der Confederated States of Southern Antautica indirekt anerkannt.

Noch während An-Timur mit Erfolg an seine glorreiche Vergangenheit als Lord Timon Wriothesley und angevinischer Kapitän zur See anknüpfte, waren Taeran und Taephorn mit Jungkook beim 'Palast der strahlenden Glückseligkeit' angelangt.
"Bringt die Sachen von Jeon-Ssin in das erste Gästezimmer" befahl Taeran kaum, dass sie ausgestiegen waren.
Dann wandte er sich an den etwas unschlüssig herumstehenden Jungkook: "Das Bild kannst du einem der Bediensteten geben, die bringen das in deine Räume, du kommst noch mit uns..."

Eine Ansage die Jungkook ein wenig falsch verstand, denn er versteifte sich ein wenig und in seinem Blick zog deutlich sichtbar ein Unbehagen ein.
Taephorn erkannte das sofort und meinte beruhigend zu ihm: "Oh ja, schließlich steht ja noch ein Dessert aus, welches wir uns wirklich verdient haben!"
Dummerweise allerdings verstand auch Jungkook hier etwas anderes, nämlich, dass er das Dessert von Taeran und Taephorn sein sollte.
Leichte Panik erfasste ihn nun, weniger weil er grundsätzlich davor Angst hatte sondern mehr, weil das was er dachte verstanden zu haben etwas plötzlich für ihn kam und er nicht wusste wie er sich nun verhalten sollte.

Allerdings blieb Taeran, der seine Aufmerksamkeit nun ihm wieder zuwandte, das nicht verborgen.
"Ich glaube Jungkook denkt gerade, dass er unser Dessert werden soll" stellte er schmunzelnd fest.
Jungkook war das natürlich furchtbar peinlich und er wurde röter als der prächtigste Sonnenuntergang.
"Tja, wer kann es ihm verdenken, euch Divinobles eilt halt ein gewisser Ruf voraus" erwiderte Taephorn grinsend.
"Das wir gut sind im Bettsport natürlich" erwiderte Taeran augenzwinkernd, "das kannst du ja sicherlich bestätigen..."
"Eigentlich meinte ich mehr, dass ihr  jeden süßen Typen vögelt der nicht bei drei auf den Bäumen ist" frotzelte Taephorn nun.
Doch Taeran ließ sich nicht provozieren und erwiderte abgeklärt: "Auch Divinobles können auf Bäume klettern..."

Ihre Interaktion brachte Jungkook unweigerlich zum Lachen.
"Da lacht er wieder" freute sich Taephorn nun.
"Vergiss alles was du über Divinobles gehört hast" meinte Taeran nun, "ich bin niemand der so etwas gegen den Willen eines anderen Menschen tun würde und ich bin auch niemand, der sowas unausgesprochen als Gegenleistung erwartet."
"Ehrlich gesagt habe ich über Divinobles noch garnichts gehört" erwiderte Jungkook etwas verlegen, "ich denke meine Reaktion beruhte mehr auf dem, was ich über den Adel von Tihonguk und Samhanguk so gehört und gelesen hatte..."
"Oh je, wenn du da das gehört hast was ich gehört habe..." seufze Taeran nun, "aber keine Sorge, wir sind auch nicht so wie die Liang die du aus Geschichtsbüchern und Legenden kennst..."

"Und was wäre wenn ich Interesse hätte?" traute sich Jungkook daraufhin zu fragen, schaute dabei allerdings keinen der Beiden an.
"Du bist nicht hier weil du uns nicht gefällst" erwiderte Taephorn ihm, "allerdings würden wir schon sicher sein wollen, dass dein Interesse ehrlich und überlegt ist und nicht nur Ausdruck deiner Dankbarkeit oder dergleichen. Was bedeutet, dass selbst wenn du jetzt Interesse hättest, wir ablehnen würden."
"Allerdings würden wir das" pflichtete Taeran ihm bei, "aber die Einladung zum Dessert und noch ein wenig Unterhaltung, auch zum besseren Kennenlernen, die steht weiterhin. Wenn du also mitkommen magst..."
"Ich bin noch in den Kellnerkleidern..." stotterte Jungkook daraufhin.
"Das ist allerdings ein gute Argument" stimmte Taephorn ihm zu.
Dann wandte er sich an einen der Bediensteten: "Bring Jeon-Ssi zu seinen Räumen!"
"Da kannst du dir etwas bequemes anziehen" erklärte er dann Jungkook, "Changbin hier bringt dich im Anschluss daran wieder zu uns."

Während Jungkook nun mit dem Bediensteten namens Changbin davonzog, nutzen auch Taeran und Taephorn die Gelegenheit sich in bequemere Freizeitkleidung zu werfen.

In einem Kaminzimmer genannten Raum warteten sie dann bis Changbin Jungkook wieder zu ihnen brachte.
"Setz dich" bat Taeran der dieses Mal sofort merkte, dass Jungkook verunsichert war und wies auf einen Sessel.
Der setzte sich sogleich, sah sich dann um und meinte: "Schön habt ihr es hier..."
"Das sollte man von einem Palast der strahlenden Glückseligkeit ja auch erwarten" lachte Taephorn nun, "wie ist es mit deiner Unterkunft, alles in Ordnung für dich?"
Jungkook sah ihn an als wenn er nicht ganz bei Verstand wäre.
"Das sind drei Zimmer.... das ist mehr Platz als mein Elternhaus..." stammelte er dann, "wie könnte das nicht 'in Ordnung sein'? Das ist... ich weiß nicht was ich sagen soll..."
"Es gibt leider keine Küche" erklärte Taeran nun, "aber wenn du Hunger hast kannst du in der Küche anrufen, da wird auch für die Mitarbeiter hier gekocht und Snacks oder sowas haben die immer..."
"Die bringen mir das dann?" staunte Jungkook.
"Wenn du dich beliebt machen willst lässt du dir den Weg zeigen und holst es dir dann..." erwiderte Taephorn.
"Deine Kleidung kannst du in die Wäsche geben" fuhr Taeran fort, "im Kleiderschrank ist ein Eimer für Schmutzwäsche, der wird geleert wenn man deine Räume reinigt..."
"Meine Räume reinigt...?" echote Jungkook.
"Ja, die gucken täglich ob was notwendig ist" erklärte Taephorn nun, "wenn du ungestört sein willst, dann hängst du den roten Drachen an die Eingangstür..."
"Besuch ist natürlich auch möglich" setze Taeran die Erklärungen fort, "wenn du ihn mit dir mitbringst ist das am unkompliziertesten. Denn natürlich wird die Torwache den schon kurz checken wollen. Wenn jemand dich besuchen kommt, ist es am Besten ihn an der Torwache anzumelden und ihn dann da abholen zu gehen."
"Ich weiß nicht" überlegte Jungkook nun, "Besuch hier her, ich denke da kommen nur Gerüchte auf, falsche Eindrücke und komische Fragen..."
"Vielleicht schon" erwiderte Taephorn und fuhr dann grinsend fort: "Zumindestens kannst du auf Awaao² nun angeben, dass du besuchbar bist."
Der leichte Rotschimmer der augenblicklich Jungkooks Wangen befiel war ein klares Indiz dafür, dass er mit dem Begriff Awaao etwas anfangen konnte.
"Das muss dir nicht peinlich sein" erklärte ihm Taeran nun, "wir sind kaum älter als du und wissen das man gewisse Bedürfnisse hat..."

Gewisse Bedürfnisse hatte auch An-Timur ab Meridamtuniam. Der aber fühlte sich im Hochgefühl seines Sieges wieder wie in jungen Jahren, als er als Lord Timon mit der angevinischen Flotte den Antautic besegelte.
So befahl er seiner Flotte noch in der Nacht sich auf den Weg nach Axis Bay zu machen.

Axis Bay an der Küste von Limama war eine weit in das Landesinnere bis nach Axistown führende Bucht in welche wiederum der Limama-River mündete welcher bis Mabila, der Hauptstadt von Limama und seit kurzem auch der CSSA, schiffbar war.
Auf zwei vorgelagerten Inseln befanden sich die gegenüberliegenden Forts Morgana und Ingenuia.
Diese Forts allerdings waren im besten Fall auf dem militärischen Stand Angeviniens von vor dreißig Jahren, nach den Maßstäben von Sore also auf einem Stand von vor hundert Jahren.
Nichtsdestotrotz, gerade wenn man ihnen zu Nahe kam, waren sie auch für die modernen Schiffe von Sore eine reale Gefahr, insbesondere in Kombination mit den Minenfeldern, von welchen man ausgehen konnte, dass die Streitkräfte der CSSA sie dort angelegt hatten.

Doch auch eine moderne sorenische Flotte wie die unter dem Kommando von An-Timur brauchte mindestens zwanzig Stunden um Axis Bay zu erreichen.

So begann der neue Tag auch im Westen ruhig und ohne Kämpfe.

"Angevinien nimmt hoch erfreut die Aktivitäten Sores im Kampf gegen den Terrorismus der unser Land erschüttert zur Kenntnis und gratuliert Lord An-Timur stellvertretend für alle Sorener zu seinen ersten Erfolgen in diesem Kampf."
Mit diesen eher vaguen Worten kommentierte der Sprecher der Regierung in Kingstown-of-the-North das Vorgehen von Sore gegen die CSSA - und mehr Worte verlor das offizielle Angevinien dann auch nicht darüber.

Aber nicht nur in Angevinien sah man die Erfolge von An-Timur ab Meridamtuniam mit gemischten Gefühlen.
Auch im Palation Leonan mischten sich in die Freude auch gewisse Bedenken.
Issan, Leton und Evan beabsichtigten nämlich durchaus an der Unterwerfung der abtrünnigen Gebiete Angeviniens selbst und höchstpersönlich beteiligt zu sein, hier dann wieder mit Leton an der Spitze ihres Dreigestirns.
Sollte der doch auf Basis eines persönlichen Sieges und der Niederwerfung der Putschisten in Nordens Reike für sie drei nach der Krone eines High Casere of the United Realms of the North¹ greifen.
Damit müssten anders als bei Trevastan und Issan zwar Letons Pator und Mator nicht auf ihre Kronen verzichten, dennoch wären Leton, Issan und Evan ihnen übergeordnet.
Bisher bestimmte die Verfassung der Vereinigten Reiche des Nordens, das das Präsidium des Bundes beim Hochkönig von Angevinien oder beim Kaiser von Kitaien lag. Tatsächlich aber übten Trevor und Taejo das Amt faktisch gemeinsam aus. Dieses nun zu einer 'neuen Krone' unabhängig von den Kronen Angeviniens und Tihonguks zu machen und selbige sozusagen auf Letons, Issans und seinen eigenen Kopf zu setzen, war Evans Idee gewesen.
Leton allerdings hatte die sehr befürwortet, konnte er so doch an seinen Eltern vorbeiziehen ohne sie stürzen zu müssen.

"Also spätestens wenn An-Timur Axistown nehmen sollte, sollten wir uns zu ihm gesellen" meinte Evan.
"Das, oder wir landen anderswo" stimmte Issan ihm zu.
"Wie auch immer, wir müssen als erste in Mabila sein" erklärte Issan.
"Das auf jeden Fall" pflichtete Evan ihm bei.
"Meran soll die 'Portentun da Mar' wieder über den Antautic schicken" schlug Issan vor.
"Ich teile es ihm mit" erklärte Evan.

¹Hochkaiser der Vereinigten Reiche des Nordens
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