#101 Heil Euch Trinitan!

Die Nachricht von dem Bekennerschreiben wie auch dessen Inhalt platzte mitten in die Debatte im Consilion Magnam hinein.

Gerade war Antur Taiani, Mitglied des Conventes und Verkehrsminister der formal noch amtierenden Regierung Meloni dabei sich im Namen seiner Partei, der FP, zur Lage zu äußern.

"...so beantrage ich im Namen meiner Partei und der gewählten Regierung" führte er aus, "im Hinblick auf die außerordentliche Lage der Nation und Bumias, dem Begehren der drei Dividuxams zeitlich befristet stattgeben."

Issan überlegte ob er nun erst abstimmen sollte oder erst gegen Mechebetto vorgehen sollte.
Angesichts der Erkenntnisse die er nun hatte, entschloß er sich dann aber zuerst den Senator anzugehen.

Er erhob sich und erklärte mit einer düsteren, bedrohlichen Stimme: "Fleanzur Mechebetto, Wir beschuldigen Sie des Hochverrates nach dem Leix Prodition ab 1351 acS.¹
Sie und Ihre Parteigenossen haben wissentlich und willentlich Gruppierungen wie die Anti-Administration-Party unterstützt, deren Ziel es war, den Umsturz der etablierten Ordnung in allen Staaten mit divinoblen Staatsoberhäuptern zu bewirken und dieses auch mit Hilfe von Gewalt und terroristischen Gruppierungen.
Sie und Ihre Mittäter haben dieses Vorhaben sowohl ideell als auch materiell, sowohl mit Geld als auch sogar mit Waffen unterstützt."
"Ich habe ganz legal Waffen an die Sicherheitskräfte der Shire von South Charlonia, Gichissippi, Limana und andere geliefert!" brüllte Mechebetto empört.
"Welche alle gerade ihren Abfall von Angevinien erklärt haben" hielt Issan ihm nun vor, "was ein Zufall doch..."
"Ich wusste nicht..." versuchte es Mechebetto noch ein weiteres Mal, wurde aber nun von Evan unterbrochen der befahl: "Nehmt ihn fest, nehmt alle von der FcF fest!"
Während sich nun die anwesenden Sicherheitskräfte auf Mechebetto stürzten versuchten andere Mitglieder der FcF zu fliehen.

Doch sie kamen nicht weit, denn Senatores und Conventores der FTA und auch der FP stürzten sich nun auf diese, rangen sie zu Boden, hielten sie fest wobei es zu chaotischen Szenen des Tumultes kam.

"Bringt Mechebetto vor mich" forderte Issan nun.
Und man brachte ihn vor Issan.
"Ich werde mich nicht hinknien vor einem Seditor" knurrte er Issan an.
Der bedeutete den Wachen ihn stehen zu lassen.
Mit einem unheimlichen Lächeln erhob er sich, dann fasste er Mechebetto mit seinen Händen an dessen Schläfen.
Während Leton und Evan einmal mehr ihre Hände auf Issans Schultern legten, leuchteten dessen Augen hell auf und er raunte Mechebetto zu: "Sie sind ein kluger und ehrgeiziger Mann Fleanzur Mechebetto. Aber Sie haben sich mit Kräften angelegt, die Ihr Verständnis und Ihre Möglichkeiten bei weitem überschreiten!"

Dann spürte Mechebetto es. Issan drang in seinen Kopf ein. Nicht physisch, aber er war da, in seinen Gedanken, in seinen Erinnerungen.
Und nicht nur er, auch Leton und Evan sahen was Issan sah. Sie hörten und sahen die Gedanken von Mechebetto - und dessen Erinnerungen.

Das war zuviel für Fleanzur Mechebetto. Er sank auf die Knie und versuchte verzweifelt seinen Kopf von Issans Händen zu entfernen während er panisch brüllte: "Geht aus meinem Kopf, geht aus meinen Gedanken!"

Ein Gewisper und Brummen erhob sich nun im Atraureus.
"Er kann Gedanken lesen?"
"Er kann sich die Erinnerungen anderer Menschen sehen?"
"Er konnte ja auch in das Callidcom eindringen..."
"Man sagte ja, dass schon sein Mator besondere Fähigkeiten hatte..."
"Besser wir stimmen zu, ich möchte ihn nicht in meinem Kopf haben..."

"Schafft ihn weg" befahl Evan kaum, dass Issan seine Hände von Mechebetto nahm.
Der lachte wie irre als er aus dem Saal gebracht wurde.
"Das ist das Ende" schrie er dann plötzlich, "er sieht alles, er weiß alles und er richtet euch alle..."

Nach und nach wurden auch die anderen Mitglieder der FcF aus dem Atraureus gebracht.

Dann war wieder Evan der sich zu Wort meldete: "Wir bitten um Ruhe!"
Rasch verstummte das Gemurmel und Gewisper.
"Kommen wir zur Abstimmung" fuhr Evan fort, "wer Unserem Antrag Uns als Divinimperator zu bestätigen zustimmt, der stimme jetzt mit Ja. Wer diesem Antrag nicht zustimmt oder einen anderen Antrag favorisiert, der stimme nun mit Nein."

Natürlich war das eine geheime Abstimmung.
Aber wie geheim konnte eine Abstimmung in Gegenwart von jemandem der mühelos jedem Anwesenden ins Gedächtnis schauen und womöglich auch mit der Kraft seines Geistes in die zur Abstimmung verwendeten elektronischen Gerätschaften eindringen konnte?

Schnell lag daher ein Ergebnis vor, dass nun Evan verkündete: "Abgegebene Stimmen: 1105."
Das war plausibel denn die Mitglieder der FcF waren bereits nicht mehr anwesend.
"Sich enthalten haben: 101 Mitglieder des Consilion Magnam" verkündete Evan weiter.
Mit Nein gestimmt haben 5 Mitglieder.
Mit Ja gestimmt haben 999 Mitglieder.
Der Antrag ist damit angenommen!"

Kurz herrschte Stille, dann erhoben sich die Anwesenden.
"Salve lo Divinimperator! Salve Vostas Diviniteem! Salve Vosta Numeen Sublimeen Trinitan ab Bumiam!"² riefen sie.

Beinahe zur selben Zeit klingeltes es beim Haus von Marlur und Luciur.
Dort war man natürlich auch schon längst wach und verfolgte die Ereignisse vor dem Fernseher.
Luciur begab sich zur Tür.
Ein hochrangiger Offizier der Divigilia stand davor und salutierte zackig, kaum dass er Luciur sah.
"Eius Numeen Sublimeen, der Divinimperator Trinitan, bittet Ivan ab Massilia und Mercur Banquo in den Consilion Magnam zu kommen!" meldete er.

"Einen Moment bitte" bedeutete Luciur ihm.
Dann begab er sich nach innen.
"Issan, Evan und Leton möchten, dass ihr beide in den Atraureus kommt" erklärte er dann Ivan und Mercur.
"Jetzt?" war Mercur verwundert.
"Ja, die Divigilia wartet um euch abzuholen" erwiderte Luciur.
"Was sollen wir anziehen?" fragte Ivan nun.
"Eine Trabea natürlich, was sonst" antwortete ihm Marlur, worauf Ivan eilig in sein Zimmer lief.
Mercur hingegen blieb unschlüssig stehen. "Ich habe keine Trabea" meinte er dann hilflos.
"Komm' mit, du kannst meine haben" bedeutete ihm Luciur.
Eine Viertelstunde später waren beide in eine Trabea gehüllt.

"Was sie wohl von uns wollen?" rätselte Ivan während sie das Haus verließen.
Mercur war erstaunlich gelassen nun. "Wir werden es bald wissen" erwiderte er ruhig.

In New Lugunia waren inzwischen auch die Shires Northern Charlonia, Charlonia, Lower Gichissippi, Tayshania, Quapawa und Cussate dem Beispiel von Southern Charlonia gefolgt und hatten ihren Austritt aus dem Vereinigten Königreich von Angevinien verkündet.
Nun trat das Parliament von Angevinien zusammen und bestätigte nach kurzer Debatte die Verhängung des Kriegsrechts durch den Hochkönig und ermächtigt den First Lord of the War die allgemeinen Mobilmachung zu befehlen.
In Übereinstimmung mit dem Parliament von Angevinien und dem First Lord of the War verkündete der Deputy King Simon of Chibera wenig später die Einrichtung einer Flugverbotszone über die gesamten südlichen Shires.
Gleichzeitig rückte die Kingly Guard der nördlichen Shires nun an die Grenze zu den abtrünnigen Shires des Südens vor.
Intershire-Highways, Straßen und Bahnlinien wurden gesperrt und jede Ausreise aus den nördlichen Shires in die abgefallenen Gebiete wurde unterbunden.
Die Einreise aus den sich nun States nennenden Shires des Süden war aber weiterhin möglich, wenn auch sie strickten Kontrollen unterlag.
Sehr bald spielten sich dramatische Szenen an der über Nacht entstandenen Grenze ab.
Familien strandeten mit ihren Automobilen auf dem Weg nach Hause.
Mütter lamentierten, Kinder schrien, Väter empörten sich, nur um darauf hingewiesen zu werden, dass sie im wehrfähigen Alter seien und jede Ausreise in die abtrünnigen Gebiete als Überlaufen zum Feind gewertet werde.
Derweil in den nördlichen Shires und den restlichen Teilen von Angeviniens die Polizei ausdrückte um die sich dort befindlichen Mitglieder der Anti-Administration-Party festzunehmen. Was angesichts der Tatsache, dass die AAP in diesen Teilen des Landes 58.728 Mitglieder hatte, durchaus eine Herausforderung war.
Die angevinische Flotte lief aus und begann eine Blockade einzurichten um jeglichen Schiffsverkehr von und nach den abtrünnigen Gebieten zu unterbinden.

Als Ivan vor Mercur den Atraureus betrat und er zum ersten Mal einen Blick auf Issan hatte, war ihm sofort klar, dass der Issan da vor ihm nichts mehr mit dem niedlichen Issan seiner Schulzeit zu tun hatte.
So zeigte er ihm Respekt als er bei ihm angelangt war, beugte ein Knie und grüßte ihn ehrerbietig mit "Salve Vosta Numeen Sublimeen, Ihr habt mich rufen lassen?"
Hinter ihm tat Mercur es ihm gleich.

"Erhebt euch" forderte Issan sie auf.
Als sie dann vor ihm standen, erhob sich auch Issan.
Ohne dass er ein Wort sprach reichte ihm Leton von hinten einen zu seiner Uniform gehörenden Degen.
Issan hob ihn hoch und obwohl es Ivan nicht ganz geheuer war zuckte er mit keiner Miene.
"Kraft des Uns von den Göttern verliehenen Amt und mit der göttlichen Kraft ihrer Gnade erheben Wir, Divinimperator Trinitan, Euch, Ivan ab Massilia aus dem Hause Caruso zum Dividuxam ab Bellonam!" sprach Issan und berührte dabei mit der Spitze des Degens die Schultern von Ivan.

Dann wandte er sich Mercur zu, der doch angesichts des Degen etwa ängstlich seine Augen zukniff.
"Kraft des Uns von den Göttern verliehenen Amt und mit der göttlichen Kraft ihrer Gnade erheben Wir, Divinimperator Trinitan, Euch, Mercur Banquo aus dem Hause Banquo zum Magnaduxam³ ab Veiovisam" erklärte er während er auch dessen Schultern mit der Spitze der Degen berührten.

Dann setzte sich Issan wieder und Evan trat hinter ihm hervor.
"Kraft Unseres vom Consilion Magnam bestätigten Amtes, ernennen Wir, Divinimperator Trinitan, Euch, Dividuxam Ivan ab Bellonam zum Magnacancellor⁴ des Sorenischen Imperions" verkündete er.
Ohne dessen Reaktion abzuwarten wandte er sich nun an Mercur.
"Kraft Unseres vom Consilion Magnam bestätigten Amtes, ernennen Wir, Divinimperator Trinitan, Euch, Magnaduxam Mercur ab Veiovisam zum Cancellor⁵ des Sorenischen Imperions" erklärte er diesem.

Während sich Mercur und Ivan noch verwundert ansahen, fuhr Evan fort: "Sofern ihr eure Ernennung annehmt erteilen Wir euch den Oberbefehl über alle Polizeikräfte des Imperions verbunden mit dem Auftrag sämtliche Mitglieder der Faction contre Floses festzunehmen, insbesondere aber des Lorenur Mechebetto habhaft zu werden.
Wir fragen euch, nehmt ihr an womit wir euch zu betrauen gedenken?"

Erneut wechselten Ivan und Mercur einen Blick.
Beide hatten denselben Gedanken. Was immer mit Issan passiert war und was immer das mit Leton und Evan zu tun hatte, es war nicht ratsam einem der Drei, geschweige denn allen Dreien zusammen einen Wunsch abzuschlagen.
Mercur hingegen hatte auch noch einen anderen Gedanken: Wenn schon mein einstiger bester Freund nun zum Staatsfeind erklärt und gejagt wird, ist es nicht besser, wenn ich ihn jage? Womöglich kann ich das Schlimmste verhindern...
So war er es, der noch vor Ivan mit fester Stimme antwortete: "Vostas Diviniteem, Ich nehme an womit Ihr mich betraut!"
Danach tat Ivan ihm es mit den Worten "Vostas Numeen Sublimeen, auch ich nehme an!" gleich.

Auch Lorenur Mechebetto sass mit seiner Mutter vor dem Fernseher und verfolgte die Ereignisse in Sore.
Wie erstarrt saß er da und konnte es nicht fassen.
Sein Vater verhaftet, die Freunde seines Vaters verhaftet und sein ehemals bester Freund war nun mit seinem Amoamicon beauftragt seiner habhaft zu werden.
"Schnell Lorenur" schrie da schon seine Mutter, "packe die wichtigsten Dinge und dann los. Du musst fliehen, fliehen bevor sie dich erwischen, fliehen wenn dir dein Leben lieb ist!"
Lorenur aber machte sich wenig Illusionen über seine Lage.
"Wohin soll ich denn fliehen?" fragte er und klang dabei so unendlich müde.
"Weg, raus aus Sore Urbs" drängelte seine Mutter, "vielleicht schaffst du es ja nach Nordenland!"
"Mit dem Auto?" lachte Lorenur da sarkastisch auf, "du glaubst doch nicht, dass die warten die elf Stunden bis ich an die Grenze gefahren bin?"
"Was willst du denn tun?" jammerte seine Mutter nun, "willst du einfach hier sitzen und warten bis sie dich holen kommen?"

Lorenur aber erinnerte die Worte welche Ivan vor beinahe drei Jahren beim Tanz zu ihm gesprochen hatte wieder: "Mercur ist immernoch bereit dir zu vergeben. Und wenn Mercur es ist, bin ich es auch. Denke daran wenn vielleicht einmal der Tag kommt, wo du den Weg deines Vaters nicht mehr weitergehen kannst oder willst und nicht weißt wohin du dann gehen sollst."
Er wusste nicht wohin er nun gehen sollte und der Weg seines Vaters war zweifelsohne ungangbar geworden.

"Ja, das werde ich tun" verkündete er seiner Mutter ruhig, "ich werde warten und hoffen, dass Mercur oder Ivan selbst kommen um mich zu holen!"
"Du bist verrückt mein Sohn, sie werden dich töten, sie werden deinen Vater töten!" lamentierte seine Mutter nun.
"Wenn sie mich töten wollen, werden sie es erst Recht tun, wenn ich zu fliehen versuche" widersprach Lorenur ihr mit einer beinahe fatalistischen Ruhe, "wenn ich warte und mich unterwerfe, kann ich an ihre Gnade appellieren und zumindest für dich eine Verschonung erwirken."
"Aber Lorenur..." klagte seine Mutter, doch der unterbrach sie nun rüde: "Setz' dich und sei still!"
Dann wandte er sich an die beiden Hausangestellten: "Öffnet die Tür des Hauses!"
Sofort eilten diese herbei und öffneten beide Flügel des großen Portales des Hauses der Mechebettos.
"Ihr könnt jetzt gehen" entließ er die beiden nun, dann holte er das Banner der Mechebettos ein, faltete es sorgfältig.
Auf einem kleinen Schemel, das gefaltete Banner der Mechebettos zu seinen Füßen liegend nahm er nun im Vestibulon direkt gegenüber dem Eingang Platz.
Und wartete auf sein Schicksal.

¹Hochverrats-Gesetz von 1351
²Heil dem Hochkaiser, Heil Euch Göttlichkeiten, Heil Eurer erhabenen Hoheit Trinitan von Bumia.
³Großherzog
⁴Großkanzler
⁵Kanzler

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