Das Ende von allem

Richy: Wenn ich dir sage, dass es mir leid
tut
Richy: Glaubst du mir das?

„Vermutlich ja", ertönte eine Stimme von links. Richy, der, sich den Arm haltend, auf dem Boden der Miene gesessen hatte, fuhr herum.

Am Eingang des Tunnels stand sie und steckte ihr Handy weg, nur um ihn dann mit einem Blick zu mustern, der Richy unergründlich blieb. Sein Blick glitt hinunter zu dem Arm, den sie um ihren Bauch gelegt hatte und der voller Blut war. Schuldgefühle erfassten ihn. Sie sah nicht besonders gut aus. Abgesehen von der tiefen Bauchwunde, war ihr Gesicht bleich, die Lippen fahl und das rabenschwarze Haar fiel matt herunter. Isabelle sah nicht mehr aus wie die starke Anführerin, die sie alle zusammengehalten hatte, auch an ihr ging das alles nicht spurlos vorbei.

„Weißt du, das Video von Hannah und mir in der Miene hatte noch einen zweiten Teil."

Richy's Stimme klang brüchig. Isabelle humpelte zur Minenwand ihm gegenüber und ließ sich in der gleichen Position wie er am Boden nieder, nur um den Kopf erschöpft gegen einen Stützpfeiler zu lehnen. Mit halb geschlossenen Augen sah sie zu ihm hinüber. „Einen zweiten Teil?"

Richy machte ein zustimmendes Geräusch.
„Im zweiten Teil hättet ihr gesehen, wie ich mich von meinen Fesseln befreien kann, wie ich anschließend Hannah rette und mit ihr aus der Mine fliehe, während Michael in dem Feuer, in dem er alle Beweise vernichten wollte, verbrennen würde."
Er ließ ein freudloses Lachen ertönen.

„Dank Dan ging das aber nicht mehr. Wer hat den eigentlich aus dem Krankenhaus gelassen?"
Isabelle stieß ein gurgelndes Geräusch aus. „Er hat sich selbst entlassen."

Richy blickte besorgt zu ihr rüber. Die Bauchwunde, die sie sich auf seine Kosten zugefügt hatte, schien doch schlimmer als gedacht. Seine einstige Freundin blickte hoch und traf seinen Blick.

„Was tun wir jetzt?"

Richy schüttelte lächelnd den Kopf.
„Ich laufe nicht mehr davon, Isabelle. Ich habe es lange genug getan. Alles wird irgendwann zuende gehen."

Sie sah ihn traurig an. Sie wusste was er meinte. Richy legte das Handy, was er immer noch in seiner Hand hielt, zur Seite und stand mühselig auf. Isabelle sah ihm, von ihrem Platz aus zu, wie er die Benzinkanister nahm und alles mit Benzin bespritzte. Anschließend legte er eine fünf Meter lange Spur. Sie musste sich die Tränen verkneifen. Aber sie wusste, er würde sich nicht umstimmen lassen. Er wollte es so. Für alle, die seinetwegen leiden mussten.

Nachdem die Arbeit vollendet war, zog Richy ein Feuerzeug hervor. Mit zitternden Fingern versuchte er es zu entzünden, doch seine Hand ließ ihn im Stich. Isabelle stemmte sich mit letzter Kraft hoch und humpelte mit schmerzverrzertem Gesicht zu ihm herüber.

Vorsichtig nahm sie ihm das Feuerzeug aus der Hand. Auch wenn es das schwerste war, was sie jemals getan hatte, diesen einen Gefallen wollte sie ihm tun. Richy warf ihr einen dankbaren Blick zu. Mit einem Klicken entzündete sie das Feuerzeug und warf ihrem Freund einen fragenden Blick zu.

„Willst du das wirklich tun? Die anderen werden am Boden zerstört sein."

Richy schüttelte lächelnd den Kopf. „Ich kann mit dieser Schuld nicht mehr leben Isabelle. Ich bin es Jennifer, Hannah und Amy schuldig."

Lange sah sie ihn an.

Dann warf sie das Feuerzeug direkt auf die Benzinspur.

Sofort entflammte es sich und schon bald stand der Tunnel vor ihnen in Flammen und verbrannte alles zu Asche. Richy drehte sich mit einem zittrigem Atemzug zu Isabelle um, die das Schauspiel schweigend betrachtet hatte.

„Ich danke dir für alles, was du getan hast. Nicht jeder hätte das gemacht."

Lächelnd sah sie zu ihm hoch. „Es war mir eine Ehre."

Richy drückte leicht ihre Hand und schob sie dann sanft nach hinten. Isabelle verstand was er wollte. Sie sollte gehen. Tränen standen den beiden Freunden in den Augen, als ihre Wege sich zum letzten Mal trennten.

Am Grimrock war die Hölle los, doch Hannah bekam nichts davon mit. Die Blechtasse mit Zitronentee, die ihr ein Polizist gegeben hatte in der Hand, starrte sie ausdruckslos auf die brennende Miene, tief in Gedanken.

Sie machte sich furchtbare Sorgen um Richy und Isabelle. Sie hoffte das es den beiden gut ging. Insgeheim gab sie sich die Schuld. Wäre sie damals nur nicht mit Amy nochmal losgefahren, dann wäre das alles nicht passiert.

Am Mineneingang regte sich etwas. Eine Gestalt humpelte heraus und hielt sich dabei den Bauch, nur um dann erschöpft auf die Knie zu falken. Sofort waren ein Dutzend Sanitäter und Polizisten bei ihr. Hannah erkannte Isabelles schwarzes Haar und riss die Augen auf. Sofort sprang sie auf und rannte auf sie zu.




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