Kapitel 13: Entlarvt

Nur Bernie war mißtrauisch und nahm den Stein mit. Tatsächlich konnte Bernie eine schwache Magie in dem Stein erkennen.
Sie wanderten noch ein wenig weiter und als Hjolte merkte, daß sie sich der Feste zu nähern begannen, wandte er sich an die anderen, sie mögen leiser durch das Unterholz stapfen. Nach einer Weile mußten sie sogar kriechen, da die sogenannte Feste mehr ein Zeltlager war. Oskar und Bernie hatte sich die ganze Zeit über ein Schloß, eine Burg oder ähnliches ausgemalt, aber kein Zeltlager, das aussah, wie das eines Ölscheichs. Der Abend dämmerte bereits und die Helden hatten sich in einem dichten Gebüsch versteckt gehalten.
„Und was machen wir jetzt?" fragte Fjeltje an Hjolte gewandt.
„Wenn Bo-Al hier wäre, würde er sicherlich alleine das Lager stürmen wollen." sagte Bernie. Die anderen blickten ihn nur erstaunt an. „Aber er ist ja leider nicht da." Fügte er noch leise hinzu.
„Ich würde vorschlagen," sagte Hjolte, konnte den Satz aber nicht beenden, da Tjolf ihn flüsternd unterbrach:
„Dort! Schaut mal!" Er zeigte in die Richtung des Zeltlagers, auf ein ganz bestimmtes Zelt, daß pompöser und größer als die anderen war. Der Vorhang des Zeltes wurde beiseite geschoben und eine große dürre Gestalt stapfte heraus. Der Kopf der Gestalt war ein eiserner Helm mit einem Schutzvisier, welches die grinsende Fratze eines menschlichen Totenschädels darstellte. An den oberen Kopfenden des Helms ragte zwei große Hörner hervor.
„Der sieht ja ein wenig aus, wie der Teufel." Bemerkte Oskar.
„Aber es handelt sich um Voromar selber." entgegnete Hjolte.
Desweiteren trug die Gestalt einen braunen Umhang, der ein wenig an den eines Waldläufers erinnerte und ausserdem eine dreckige Wildlederhose. Auf dem Rücken war eine Art Kampfstab befestigt.
„Wir müssen alle Positionen besetzen. Der Kontakt zu Meister P. ist abgebrochen. Es könnte sein, daß sich Feinde unserem Lager nähern die ihn überrumpelt haben.", schrie Voromar.
Meister P. verließ das Versteck. „Ich bin nicht überrumpelt worden. Ich habe euch nur eure Feinde gebracht. Ich habe sie in meiner Gewalt"
Sofort liefen einige Dutzend von Voromars Mannen nach vorne und umzingelten Oskar und die andere.
„Wir müssen uns wehren", schrie Bernie.
„Aber Meister P. sagte doch, daß wir unter seiner Kontrolle stehen", sagte Buggins kleinlaut.
Der Kampf war schnell entschieden. Die Freunde waren bald Bewußtlos und wurden hinter die nun deaktivierte Barriere geschleppt. Nur Meister P. ging bei vollem Bewußtsein ins Lager und rieb seine Hände.
„Die Geschichte nimmt seinen Lauf. Bald wird mein Plan aufgegangen sein.", sagte er mit einem grimmigen Lächeln im Gesicht.
Irgendwann, als der Morgen dämmerte erwachte Oskar aus dem Schlaf. Sein Gesicht war angeschwollen und schmerzte von den Schlägen von Voromars Schergen. Er befand sich mit den anderen in einem Zelt und hatte wie alle anderen auch die Hände auf dem Rücken mit eisernen Ketten gefesselt. An den Füßen hingen ebenfalls Ketten, an deren Enden eiserne Kugeln hingen. Oskar versuchte mit einem Bein die Kugel zu drücken und zu ziehen, aber es war hoffnungslos. Entweder war er zu schwach oder die kugel zu schwer. Schließlich gab er Bernie einen Tritt in den Po, worauf er ebenfalls erwachte.
„Mmmh...was ist los?" fragte Bernie verschlafen.
„Dreimal darfst du raten." Sagte Oskar. „Dieser ach so tolle Meister P. hat uns die ganze Zeit an der Nase rumgeführt. Er hat uns..." jetzt erwachten auch die drei Elfen, da Oskar ziemlich laut sprach. Und alle redeten jetzt wild durcheinander, als Plötzlich der Vorhang des Zeltes beiseite gezogen wurde und Voromar eintrat. Laut ließ er das Wort „RUHE!!!" durchs Zelt hallen.
Hinter ihm trat auch Meister P. ins Zelt.
„Ach, da haben wir ja unseren lieben Freund und Helfer Meister Phoenix." Sagte Hjolte anmaßend. „Sie sind wirklich ein Musterbeispiel für die Jünger ihres Ordens."
„Ich bin nicht zu Euch gekommen, damit ihr meinen treuen Gefolgsmann beleidien könnt." Sagte Voromar mit junger männlicher Stimme. „Ich bin vielmehr gekommen um Euch ein Angebot zu unterbreiten. Ich ziehe seit einigen Jahren durch die Ebenen des Jenseits auf der Suche nach dem Mann, der mir die große Liebe meines Lebens abspenstig gemacht hat. Dieser Mann hat soviel ich weiß eine große Kraft entwickelt und wäre somit von mir alleine nicht besiegbar. Jetzt ziehe ich durchs Jenseits und suche Mitstreiter, die bereit sind mich zu begleiten. Und um meine Macht zu demonstrieren zerstöre ich halt die Dörfer. Entweder ihr schließt Euch mir an, oder..." mit diesen Worten zog er einen golden schimmernden Dolch aus seinem Gürtel.
„Ich werde Eure Seelen mit diesem Dolch aufsaugen, wie ich es mit allen mache, die nicht mit mir zusammenarbeiten wollen. Dadurch wird der Dolch immer stärker."
„Wir werden dir niemals helfen!", schrie Bernie.
„Gut", sagte Voromar gleichgültig und kehrte den Gefangenen den Rücken zu, „Ich werde euch drei Tage Zeit lassen um euch eines besseren zu besinnen. Bis dahin landet ihr in Einzelhaft. Wir sehen uns also bald wieder!". Voromar verließ nun das Zelt. Seine Gefolgsmänner kümmerten sich um die Gefangenen und führten sie in kleinere Zelte. Der Abend brach schnell herein so daß sich ein Teil von Voromars Mannen zum Schlafen begaben. Oskar saß alleine in seinem Zelt. Seine Hände waren an einem Pfahl angebunden.
„Wie könnte ich bloß hier freikommen?", grübelte er nach. Aber ihm fiel kein Ausweg ein. Plötzlich hörte er ein rascheln von draußen.
„Wer ist dort?", flüsterte Oskar erschrocken. Keine Antwort. Dann schob eine dunkle Hand den Vorhang des Zeltes beiseite. Es war Gutmann!
„Gutmann", schrie Oskar begeistert, „Schon wieder bist du hier, um mich zu retten".
Der dunkel vermummte Mann mit dem großen „G" auf der Brust hob den Zeigefinger zum Mund.
„Pssst, wir müssen leise sein, sonst hören uns die Wachen. Übrigens bin ich nicht Gutmann, mein Name lautet Galtaman"
„Aber du siehst genauso aus wie Gutmann und ..und", stammelte Oskar.
„Nein Oskar, ich bin sein Zwillingsbruder, Gutmann ist schon lange nicht mehr auf der Seite der Guten. Er ist jetzt die rechte Hand des Teufels. Ich bin derjenige der dir immer das Leben retten mußte. Ich bin hier, weil ich dir eine Nachricht deiner Freunde überbringe. Der Monat ist vorbei und sie werden in zwei Tagen hier eintreffen um euch zu befreien", Galtaman verstummte.
„Woher wußten Johann und die anderen von uns?", wollte Oskar wissen, aber Galtaman sagte nichts mehr und verschwand aus dem Zelt. Oskar blieb alleine am Pflock angebunden, doch bald schlief er ein.
Bernie war ebenfalls alleine in einem Zelt an einen Pflock gebunden worden. Nachdem er alleine war schaute er sich um, ob es nicht irgend etwas gab, das er hätte zur Flucht benutzen können, da man vergessen hatte, ihm die Füße anzubinden. Einige Zeit vor seinem Tode hatte Bernie an einer Volkshochschule einen Kurs zur Fußgelenkigkeit belegt. Jetzt kam ihm eine Idee, wie er sich eventuell befreien könnte. Er zog sich die Schuhe mühevoll aus und hob den rechten Fuß anschließend hinter den Pfahl. Danach vollführte er eine Bewegung mit den Zehen, die viel Mühe und Anstrengung kostete. Er senkte alle Zehen, außer der Mittleren und konzentrierte seine Kraft auf die Fesseln. Ein kleiner roter Strahl entsprang seiner Zehe und schoß auf die Fesseln zu. Es dauerte eine Weile, bis er die Fesseln durchgebrannt hatte. Schließlich waren sie ab.
'Hmm...' dachte er. 'Mit den Füßen muß ich wohl noch etwas in Übung kommen. '
Nun war es an der Zeit, aus dem Zelt herauszukommen und Hilfe zu holen. Doch die Gefahr war einfach zu groß, den Kopf aus dem Zelt zu strecken und eventuell dabei erwischt zu werden. Was war nun zu tun. Erneut bekam Bernie einen genialen Geistesblitz. Er könnte sich doch, kraft seines Mittelfingers durch die Erde bohren. Er hob den Mittelfinger der rechten Hand und hob ihn ausgestreckt in die Luft. Aus dem Mittelfinger kam eine grüne Energieaura, die Bernie umschloß und ihm ein majestätisches Aussehen verlieh. Mit einem Kopfsprung sank er in die Erde hinein und bohrte sich so schnell er konnte mit drehenden Bewegungen in die Tiefe. Er bohrte und bohrte und das ganze ging relativ schnell vonstatten.
'Wann komme ich endlich in der Kanalisation an?' war seine Frage. Schließlich merkte er, wie die Erde immer weicher wurde und wie er immer schneller vorrankam. Anschließend fiel er ins Leere und war fest der Meinung in der Kanalisation zu sein, doch ein Blick nach unten gewahrte ihm einen furchtbaren Anblick. Er sah tief unter sich eine Wolkendecke. Und auf gleicher Höhe mit ihm einen Energieball, der wohl die Sonne war. Er war offenbar so tief gekommen, daß er sich wieder in der Ebene seiner früheren Weggefährten befand. Bernie war nun so erschöpft, daß er weder Kraft hatte nach oben zurückzufliegen, noch sich sanft zu Boden gleiten zu lassen. Er fiel in die Tiefe und wurde von den Winden hin und hergewirbelt. Da er so nah der Sonne war, schwitzte er ziemlich. In der Welt der Lebenden wäre er in einer solchen Höhe bereits erfroren. Umso tiefer er kam, wurde seine Geschwindigkeit immer größer und sein Flug immer steiler. Schließlich brach er durch die Wolkendecke und brachte noch die Kraft auf, die Augen zu öffnen. Er sah auf der fast landkartenähnlichen Landschaft, daß er sich nahe den Trümmern von König Elrics, sprich des Teufels Schloß befand. Er schloß die Augen und presste die Zähne aufeinander und hoffte, bald am Boden zu zerschellen. Schließlich merkte er noch, wie er auf etwas fiel, was viel zu weich war um der Fußoden zu sein.
„He, was soll das?" war noch das Letzte was er hörte, bevor ihm endgültig die Sinne schwanden.

Zur selben Zeit wurde Fjeltje in sein Zelt gebracht. Da er sich aufzuwiegeln begann, wurde er mit Schlägen zurechtgewiesen. Dann wurde auch er an einem Pfahl angebunden und alleine im Zelt zurückgelassen.
„Mist", dachte er sich als er versuchte, den Strick zu zerreißen, „Die Seile sind zu fest. Ich werde es kaum schaffen, rechtzeitig hier herauszukommen". Als Fjeltje sich umsah, bemerkte er einen Pickelhelm in einer dunklen Ecke. Mit seinen Füßen zog er den Helm näher an sich heran und schaffte es, die Handfessel zu durchtrennen. Fjeltje steckte vorsichtig seinen Kopf durch einen Spalt im Zelt und sah sich das Lager genauer an. Im Moment waren nicht viele Wachen aufgestellt worden, oder sie lagen besoffen in den Zelten, aber die Ein und Ausgänge zum Lager waren streng bewacht. Außerdem gab es da ja noch diese unsichtbare Barriere. Fjeltje kam zu dem Schluß, daß er jetzt nicht abhauen könnte, aber er könnte wenigstens nach den anderen schauen. Fjeltje schlich sich langsam raus. Niemand bemerkte ihn, immerhin war es schon tiefste Nacht.
„In welchen Zelten könnten sie stecken?", dachte er sich, aber die Frage beantwortete sich fast von alleine, da vor ein paar Zelten jeweils zwei Wachen schliefen. Fjeltje spähte in das erste Zelt, sah aber nur ein Loch im Boden. Beim zweiten Zelt hatte er mehr Glück. Drinnen saß Hjolte.
„Hjolte, wir müssen bald fliehen", sagte Fjeltje während er noch die Fesseln des anderen Elfen löste.
„Ja, ich weiß", antwortete dieser, „aber warum nicht jetzt?"
„Nun, es gibt da noch diese Barriere. Wir müssen uns vorher erkundigen, wie man sie abschalten kann"
„Du hast recht", antwortete Hjolte, „Aber in spätestens zwei Tagen müssen wir abhauen, sonst könnte es zu spät sein"
„Gut, ich warne die anderen und du tust inzwischen so, als ob du noch gefesselt wärst", sagte Fjeltje und verschwand wieder. Die anderen konnte er auch noch warnen, allerdings schlief Oskar schon. Da er ihn nicht unnötig aufwecken wecken, löste er den Knoten von seinen Fesseln und hinterließ schriftlich eine Notiz von ihrer baldigen Flucht. So erfuhr er nicht, daß Hilfe schon unterwegs ist. In seinem Zelt zurück band er sich mit einigen Mühen die Fessel wieder lose um das Handgelenk. Eines wunderte ihn aber noch immer. Bernie hatte er nicht gefunden...

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