Nur irreführende Gefühle

(Naruto)

Ein Türknarzen ließ mich zur Besinnung kommen.

„Du schläfst ja immer noch!", sprach jemand. Erkennen tat ich niemanden aufgrund meiner Vorhänge, die den Raum perfekt in Dunkelheit bewahrten.

„Sogar ein Bär hält nicht so lange Winterschlaf, du Faultier. Steh jetzt auf. Wir wollen los."

Ich konnte zwar immer noch niemanden erkennen, doch alleine dieser Satz reichte aus, damit mir klar wurde, wer mich da störte.

Meine Bettdecke wurde weggezogen.

Wie nett!

Warum war ich es immer, der schikaniert wurde? Nach und nach trat Licht in das Zimmer ein. Nicht auch noch die Vorhänge...

War es echt zu viel verlangt, einmal länger als 6 Stunden schlafen zu wollen?

Dieser Sasuke! Manchmal ging er wirklich VIEL zu weit! Verärgert rappelte ich mich auf und fuchtelte wie wild in seine Richtung.

„AHHH, was soll das denn, Sasuke du Idio- , nein, MISTKERL!!"

„Heute bist du ja besonders einfallsreich", bekam ich schlicht und einfach zu hören. Schon wieder machte er sich lustig über mich!

„Wie auch immer. Komm jetzt, wir gehen raus."

„Hä? Wie raus?"

Steht heute irgendwas an?

„Raus eben. Irgendwelche Einwände? Tu nicht so, als wäre das was völlig unnormales." Das zwar nicht, aber sowas von ihm zu hören, war neu.

Um ehrlich zu sein, konnte ich die Nacht kein Auge zudrücken.

Ich dachte erneut über seine Worte von gestern nach.

'Weil ich wieder ein normales Leben führen möchte. Mit Sakura.'

Warum musste es mir ausgerechnet jetzt in den Sinn kommen? Ich machte ein bedrücktes, nachdenkliches Gesicht. Schien so, als meinte er es wirklich ernst.

Ich folgte Sasuke in Richtung Flur und sah Sakura an ihrem Kleid herumfummeln. Sie stand schön angezogen vor der Eingangstür, auf uns wartend.

„Guten Morgen", wünschte ich ihr.

„Guten Morgen. Sasuke hat dich also doch noch aus den Federn bekommen."

„Ja, Ja. Das nächste Mal zerre ich ihn so aus dem Bett, dann kann er mal sehen, wie sich das anfühlt."

Ein kichern wurde hörbar.

„Ich gehe duschen", entschied ich laut. Genau dann, als ich die Tür vom Badezimmer runterdrückte, sah ich ihn.

Sasuke.

Am Duschen.

Nackt.

„Sasuke ist gerade reingega...", wollte Sakura mir noch mitteilen.

Leider war es dafür schon zu spät.

Mein Gesicht lief rot an vor Schamgefühl. Wie schnell hatte er sich bitteschön in die Dusche begeben!? Erneut wurde ich laut.

„SAG MAL, IST ES WIRKLICH ZU VIEL VERLANGT, EINFACH DIE TÜR ABZUSCHLIESSEN!?!"

Ist ihm mittlerweile nicht klar, dass er nicht alleine hier wohnt?! Was wäre, wenn Sakura ihn so gesehen hätte? Für mich war das okay. Ich bin schließlich auch ein Mann. Aber ich wollte mir erst gar nicht vorstellen, wie das für sie gewesen wäre.

„Was schaust du denn auch hin und machst so einen Krawall?"

Er drehte das Wasser ab und umschlang seinen Körper mit einem Handtuch.

„W-WO HÄTTE ICH DENN SONST HINGUCKEN SOLLEN!? ECHT JETZT, WAS WÄRE, WENN SAKURA DICH SO GESEHEN HÄTTE?!"

Wie konnte man in dieser Situation so gelassen bleiben?

Ich verstand es nicht.

Während er aus der Dusche rauskam, schaute er mich mit hochgezogenen Augenbrauen an.

„Hat sie aber nicht. Und selbst wenn, daran wäre nichts zu ändern gewesen. Außerdem würde sie niemals einfach so abrupt reinplatzen wie du eben, du Vollidiot."

Und ich soll einfallslos sein?

Sasuke ging entspannt, als wäre rein gar nichts passiert, an mir vorbei in sein Zimmer. Es war ein kleines Gästezimmer.

„Ist alles in Ordnung, Naruto?", besorgt rief Sakura aus dem Wohnzimmer zu mir. Hatte sie davon mitbekommen?

„Ja", entgegnete ich ihr, "alles bestens." Wenn man das so sagen konnte.

Mit diesem bezaubernden Bild im Kopf durfte ich nun duschen gehen.

Schon seit einer guten halben Stunde befanden wir uns draußen im Grünen.

Gemeinsam entschieden wir uns, durch einen der vielen Wälder, die sich rund um Konoha befanden, wandern zu gehen bis wir einen Platz zum Zeitvertreib finden.

Im Gegensatz zu Sasuke und Sakura war ich ziemlich flink und entdeckte zuerst versteckt hinter dem vielen Gebüsch und Bäumen eine wunderschöne Landschaft, die ich noch nie zuvor gesehen hatte. Darüber war ich schon sehr verwundert.

Und sobald auch die anderen zwei diese gesichtet hatten, galt unsere Aufmerksamkeit nur noch dem hier und jetzt.

Die schimmernden Strahlen der Sonne prallten auf die grüne Wiese, die mit kunterbunten Blumen geschmückt war. Der Himmel so ozeanblau, dass man nicht aufhören wollte, zu ihm aufzuschauen. Die Natur in all ihren prachtvollen Farben und Schätzen.

Ich fühlte mich verzaubert, wie in einem Märchen.

Wir zogen unsere Schuhe aus, schleuderten sie zur Seite und, so kindisch das auch war, gingen wir alle drei Hand in Hand barfuß über den weichen Rasen.

Auch die Vögel ließen sich am Rande des Horizonts blicken. Ihr Gezwitscher war wie eine wunderschöne Melodie, die unsere Seele beruhigte und uns diese friedliche Aussicht noch mehr genießen ließ.

Erneut wurde mir bewusst, wie glücklich einen auch die kleinen Dinge im Leben machten.

Ich war froh, dass wir diesen Ort gefunden hatten. Das brauchte ich dringend nach der gestrigen Gefühlsduselei.

Wir grinsten und lachten, verhielten uns lächerlich, alberten rum und auf einmal sah ich wieder den zwölfjährigen Naruto aus mir herausströmen.

Wir alle wurden wieder zu Kindern.

Aber das war okay, denn das war es, was uns von den anderen unterschied.

Und genau deshalb schätzte ich die beiden auch so sehr.

Denn bei ihnen konnte ich ich selbst sein. Meine verrückten Seiten zur Schau stellen.

Auch wenn ich keine Familie hatte, wurden sie für mich eine. Nein, eigentlich waren sie das sogar schon immer.

Es fühlte sich so an, als wären wir in diesem Moment miteinander verbunden.

Und seit Sasuke und Sakura sich ihre Liebe zueinander standen, habe ich große Angst davor, dass diese Familie zu brechen drohte. Ich musste aufhören. Aufhören zu grübeln.

Ich sollte jetzt nicht über solch derartiges Zeug nachdenken. Es war nicht der geeignete Zeitpunkt dafür und schon gar nicht wollte ich wieder wie gestern innerlich zusammenbrechen.

Ich werde nicht länger daran denken.

Zumindest nicht in diesem Augenblick.

Wir legten uns auf die unebene Wiese, die uns sowohl Schatten als auch Sonnenstrahlen bot. Viele Kindheitsmomente spielten sich vor meinen halbgeschlossenen Augen ab.

„Das erinnert mich an den einen Ausflug mit Sensei Kakashi"

„Hm?", machte Sasuke.

„Na den, wo wir verzweifelt den Weg nach Konoha zurück finden mussten. Ich weiß noch, wie wir eine Pause an einem kleinen abgelegenen Ort machten, genau wie diesem hier."

Wir hatten unsere Orientierung verloren und sind vom Weg abgekommen. Als wäre das schon nicht schlimm genug, hatte ich einen Bären-Kohlendampf und war außer mir vor Hunger gewesen. Das wollte mein zwölfjähriges Ich nicht länger mitmachen.

Ich musste damals echt anstrengend gewesen sein

„Stimmt, jetzt fällt es mir wieder ein. Damals hattest du uns den falschen Weg beschrieben, weil du natürlich die Karte falsch gelesen hast", äußerte sich Sakura.

„Maaan, Sakura. Das musste doch jetzt echt niemand wissen!" Alle lachten, ich darauf auch.

„Sieh es doch ein, Naruto. Du warst halt ein ziemlicher Trottel. Obwohl, das bist du auch heut noch", sagte Sasuke.

„Von wegen Trottel! Hättest du nicht immer den Coolen spielen müssen, dann hätten wir uns gar nicht erst verlaufen. Du hattest mich so genervt, dass ich mich überhaupt nicht konzentrieren konnte! Und das ging dann eben auf die Kosten meines Konzentrationsvermögens, ganz einfach."

„Schon gut, schon gut. Dreh den Spieß ruhig so um wie es dir passt. Du musst ja auch immer auf dein Wort bestehen."

Entsetzt drehte ich meinen Kopf in seine Richtung.

„Das sagt der Richtige! Wer hackt hier denn immer auf wen rum?"

„Ich weiß nicht, was du meinst. Es ist doch lediglich nur die Wahrheit. Darf man nicht mal mehr ehrlich sein?"

Ich versuchte meine genervte Miene aufrecht zu erhalten.

So sehr ich auch meistens versuchte, mich zusammenzureißen und nicht gleich auf ihn loszugehen, passierte mir doch manchmal der ein oder andere Ausrutscher.

Ich ballte meine rechte Hand zu einer Faust und wollte ihm wirklich eine reinhauen, bis ich meinen Blick zu seiner Seite wendete.

Sakuras Kopf lag angelehnt an Sasukes Beine. Seine Finger glitten durch ihr schulterlanges Haar. Jetzt sahen sie wirklich wie ein Liebespaar aus.

Aber das aller wichtigste war, sie waren glücklich.

Daraufhin ließ ich den Gedanken los, auf Sasuke eindreschen zu wollen. Ich wollte ihren Moment nicht zerplatzen, auch wenn es mir anfangs etwas schwerviel, da Sasuke es eigentlich echt verdient hätte. Dennoch. Er hielt sich an das Versprechen, das er mir gegeben hatte.

„Ich fasse es nicht, dass wir jetzt wirklich erwachsen sind. Ich kann es immer noch nicht so richtig realisieren."

„Stimmt. Du und erwachsen? Da ist doch was faul", entgegnete Sasuke schmunzelnd. Doch sein Lächeln wurde schnell zu einem ernsten Ausdruck, der auf seinem Gesicht ruhte.
„Seit wann bist du so melancholisch, Naruto? So kennen wir dich gar nicht." stellte er fest.

„Ach, das stimmt doch gar nicht", antwortete ich besonnen.

„Ich frage mich nur..."

Ich richtete meinen Blick zum Himmel.

„Werden wir jemals wieder die Gelegenheit haben, gemeinsam Zeit zu verbringen? Was ist, wenn sich gar nicht mehr die Möglichkeit dazu ergibt?"

Das hätte ich nicht laut sagen dürfen. Ich biss die Zähne zusammen und unterdrückte so gut es nur ging meinen Kummer.

„Warum sagst du sowas? Es hat sich doch nichts verändert. Hör auf über sowas nachzudenken, Naruto!", versuchte Sakura mir die Gedanken aus dem Kopf zu schlagen.
Ich sammelte mich und ging in eine aufrechte Sitzposition. Sie schaute ziemlich entsetzt, wenn nicht sogar auch traurig. Sasuke blieb still schweigend da und erwiderte nichts mehr darauf. Er sah mich nur an. Abwartend, ob von meinerseits noch etwas käme. Ich gerat in einen beunruhigend, als auch aufgewühlten Zustand.

So gerne hätte ich ihnen alles gesagt. Aber wie denn? Ich konnte doch selbst nicht einmal diese Gefühle definieren oder zuordnen. Wie sollte ich ihnen von meinem 'Problem' erzählen, oder es überhaupt in Worte fassen?

„Tut mir leid, Sakura. Ich hätte aufpassen sollen, was ich sage." entschuldigte ich mich stattdessen.

Ich machte eine kleine Pause.

„Ich denke, es liegt einfach an dem Schlafmangel, den ich seit Tagen habe. Hätte mich Sasuke nicht so früh aus dem Bett gezerrt, wäre es anders gekommen. Aber natürlich musste ja alles nach seiner Nase tanzen!"

Verurteilend und etwas schmollend schaute ich zu ihm.

Mir fiel nichts besseres ein, um vom Thema abzulenken. Sie schienen es dennoch nicht zu bemerken.

„Oh man, schon wieder das?"

Er verdrehte die Augen.

Erleichterung stieg in mir auf und gleichzeitig hasste ich mich dafür.

Wie erbärmlich ich doch war.

Nicht einmal mit meinen engsten Freunden konnte ich offen über meine Situation reden. Wüsste Sakura davon, hätte sie mir wahrscheinlich eine verpasst und mir gesagt, wie enttäuscht sie von mir ist.

Vermutlich.

Nein.

Mit Sicherheit wäre ich das auch von mir.
Und ich hätte nicht mal Widerstand geleistet.

Trotzdem war ich überzeugt, dass mir nichts anderes übrig blieb, als zu schweigen. Ich hielt es für das Beste. In mir herrschte immer noch Hoffnung, dass es mir bald besser gehen würde. Schließlich läuft nicht immer alles glatt im Leben, oder? Das ist menschlich. Und ich musste lernen, damit klar zu kommen.

Richtig!

Was waren denn schon ein paar Gefühlsausbrüche? Im Vergleich mit allem was ich schon erlebt hatte, war das doch gar nichts.

Das waren doch nur irgendwelche irreführende Gefühle.

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