28. Mein kleiner Brunnen
Ich bin nicht gut darin. Im Schreiben. Ich bin meilenweit davon entfernt, ich strebe immer noch nach dieser Perfektion, die nur die wenigsten Menschen je erreichen.
Manchmal, ja manchmal, da scheint es so. Als wäre ich gut. Manchmal schmiegen sich die Worte aufs Papier wie ein ovaler, glatter Stein am Flussufer. Ich kriege Hoffnung, dass ich eines Tages vielleicht wirklich so weit sein werde.
Die Worte einfach aus meinem Inneren heraussprudeln lassen wie Wasser aus einer Bergquelle, es durch ein schmales Bett ins Tal fließen lassen, ihm die Richtung vorgeben aber es nicht lenken bis das schmale Gerinnsel vollkommen in das große weite Meer mündet. Aber leider habe ich keine Quelle die quirlig ist und klar, mit Wasser so rein wie ein Kinderlachen.
Ich habe höchstens einen kleinen Brunnen in der trockenen, staubigen Wüste. Ich meine,hey, das ist besser als nichts oder? Auch wenn die Pumpe nicht immer funktioniert, auch wenn das Wasser manchmal ein wenig trüb ist, auch wenn einfach viel zu wenig da ist. Unmöglich ist es mit dem bisschen Wasser mehr als nur einen hübschen, winzigen Garten anzulegen,eingezäunt und unvollkommen. Aber immerhin ist es mein Garten.
Manchmal sind die Worte schlimmer als eine streikende Pumpe. Manchmal sind sie ein kratziger, unförmiger Pullover der zu allem Übel auch noch furchtbar fusselt. Er beult sich aus an den falschen Stellen und spannt genau da, wo er locker sitzen soll. Selbst wenn ich mich mit Gewalt in diesen Pullover zwänge, halte ich es nicht wirklich lange aus, bin danach frustriert und würde ihn am liebsten sofort in die Altkleidersammlung geben.
Nein, von mit zu behaupten ich wäre gut, perfekt, wäre eine glatte Lüge. Fast so glatt wie der Stein vom Flussufer. Mein Gott, was ist den mit den ganzen Wasser-Metaphern los bei mir? Ich könnte den Pullover jetzt auch noch so türkis wie das Meer machen, dann würde es passen. Naja, egal.
Warum muss eigentlich alles perfekt sein? Warum soll man selbst perfekt sein indem was man liebt? Natürlich ist es ein Ansporn, es ist auch ein Stück weit mein Ansporn den Pullover eben doch im Schrank zubehalten, immer weiter Wasser nach oben pumpen und geduldig zu sein.Aber ist es nicht viel wichtiger, dass es einen glücklich macht? Sowie es mich glücklich macht, das hier zu schreiben? Genau in diesem Moment?
Wenn sich Worte,Sätze, ganze Abschnitte in meinem Kopf formen in den unglaublichsten Situationen, dann werde ich hektisch weil ich Angst habe sie nicht direkt aufschreiben zu können, sie zu vergessen. Und wenn ich dann doch einen Stift in die Hand kriege fließen sie tatsächlich aus mir raus und ich werde aufgeregt und freue mich so sehr, dass ich gar nicht aufhören kann zu lächeln. Diese Momente sind Entschädigung für all die Stunden in denen ich verzweifelt vorm Laptop sitze und auf das leere Word-Dokument oder den leeren Collegeblock starre. Für all die Stunden in denen ich mich so sehr ärgere, dass noch nie eine Geschichte zuende bringen konnte. Diese Momente sind mein Ansporn. Mein kleines, unperfektes Stückchen Perfektion.
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