Kapitel 3

Kapitel 3

Noch befanden sie sich im Zentrum von Pentalpha, wo der Magierrat regierte.

"Sollten wir die Kutsche sichern?", fragte Shivana. Bisher hatte Draige das Gepäck nur festgezurrt und nicht irgendwie magisch gesichert.

Ein Kopfnicken war die Antwort. Dennoch bat Nino, es so unauffällig wie möglich zu machen, da sie nicht wussten, ob es in Tehis Magier gab, die das mit Leichtigkeit sahen.

Er wandte sich um, damit er den Magierturm noch einmal sehen konnte, doch dieser war nur noch zu erahnen. Nicht, weil sie bereits sehr weit weg waren, sondern weil sich das Bild des Turms so verzerrte, um sich mit der Umgebung zu vereinen und sich anzupassen.

Als Sicherheit, dass nicht einfach jeder den Turm finden konnte.

"Ich könnte magische Runen anbringen", schlug Shivana vor. "Aber dann müssten wir in Tohu aufpassen."

Tohu war das Land der Runenmagier. Es war verständlich, dass sie dort aufpassen mussten. „Ich denke, sobald wir dorthin gehen, kannst du den Zauber aufheben?", fragte Nino und ging in Gedanken durch, in welchem Land man mit bestimmten Zaubern vorsichtig sein sollte.

"Ja", nickte sie und begab sich dann zum Wagen. Dass sich dieser bewegte, störte sie kaum. Mit einem Sprung saß sie auf dem Rand und konnte in Ruhe die Runen auf das Holz ritzen.

Aufmerksam beobachtete Nino die junge Frau. Es war wichtig zu wissen, was jeder einzelne von ihnen konnte, um einen möglichen Kampf besser einschätzen zu können.

"So, damit sind die Sachen darauf geschützt", bemerkte sie. "Sobald wir Pause machen, werde ich die Räder mit Runen versehen."

Das war eine gute Idee. Sollte das Wetter umschlagen, würden nicht nur die Gepäckstücke, sondern auch das Holz des Wagens geschützt sein. „Gut gemacht. Kannst du auch einen Zauber auf das Geschirr der Pferde legen, damit die Last nicht zu schwer wird, wenn wir bergauf gehen?", fragte Nino, denn das konnte sehr anstrengend werden und er wollte die Tiere gerne so lange wie möglich haben.

Shivana nickte und sprang vom Karren, ohne dass sie sich dabei dumm anstellte. Dabei hatte Nino angenommen, dass sie als Gelehrte eher ein Stubenhocker war.

"Ich schaue mir das Geschirr erstmal an. Ich weiß nicht, ob es für Magie dieser Art geeignet ist", sagte sie und lief dann einige Zeit neben den Pferden her. Dabei glitten ihre Finger immer wieder über das Geschirr.

„Was ist dein Urteil?", wollte der Anführer wissen, nachdem er sie in Ruhe hatte schauen lassen.

"Das Material ist sehr gut, aber nicht zwingend für Magie geeignet. Wenn ich aber die Kutsche mit der Magie belege, sollte es trotzdem den gewünschten Effekt erzielen", erklärte sie und tätschelte kurz die Pferde.

Bisher schienen sich diese von nichts aus der Ruhe bringen zu lassen. Es waren gewöhnliche Arbeitspferde, die es gewohnt waren, lange und schwere Dinge wie Holzstämme zu ziehen. Daher waren sie für diese Reise auch gut geeignet.

„Gut, sollte es von Nöten sein, kannst du dein Werk verrichten, damit sie es einfacher haben", bestimmte Nino und schien über etwas nachzudenken.

Shivana nickte und ging dann von der Kutsche zu den Rändern des Weges. Immer wieder pflückte sie Blumen und betrachtete diese eine Weile, während sie neben dem Wagen herlief.

Nachdem sie eine Weile gelaufen waren und ihnen nicht mehr so viele Menschen begegneten, überreichte Estelle dem kleinen Tai die Zügel und erklärte ihm, was er zu tun hatte. Dabei sprach sie allerdings leise mit ihrer melodischen, kindlichen Stimme.

Nino schien nichts dagegen zu haben, solange nichts passierte. Im Notfall konnten sie immer eingreifen.

Die Pferde wirkten ruhig und ließen sich nicht aus der Ruhe bringen, weshalb wohl auch nicht viel passieren würde.

"Ich glaube es beginnt bald zu regnen", bemerkte Shivana nachdenklich und kehrte mit einer Gänseblume zurück zur Kutsche.

Noch sah der Himmel nicht so danach aus, aber die Wolken wurden bereits dichter. Sollte es nur einen kurzen Schauer geben, war das kein Problem, doch wenn es dauerhaft und viel regnete, würde sich der Sandweg, auf dem sie Sicherheit befanden, in eine Schlammwüste verwandeln.

Aber noch war das schwer zu sagen.

"Sollten wir dann auch eine Pause machen?", wollte Shivana wissen. "Vielleicht finden wir einen Unterschlupf."

„Ich kann mich umschauen gehen", bot Estelle an, behielt aber Tai im Auge. Dem Jungen schien es Spaß zu machen, die Zügel zu halten.

Der Gestaltswandlerin würde es guttun, sich etwas zu bewegen.

"Dann helfe ich Tai bei den Pferden", bot Draige an, der einfach mit Estelle die Plätze tauschen würde.

Diese nickte ihm zu und verwandelte sich galant in einen braunen Vogel, der sich in die Lüfte hob. Der leichte Luftzug von ihren Flügeln war zu spüren, als sie an den anderen vorbeiflog.

Keinen Zweifel, Estelle wusste, wie man sich verwandelte. Sie sah genauso wie ein ganz normaler Vogel aus. Die Schmetterlinge, die noch um sie herum geflogen waren, blieben nun um die Gruppe, als sie davon flog, um einen geeigneten Unterstand zu finden.

Shivana hoffte, dass sie das würde. Wenn es nach ihr ginge, konnten sie durch den Regen wandern, doch für Tai wäre das sicherlich nicht gut. Er würde sich vielleicht erkälten. Das wollte sie nicht riskieren.

Es dauerte nicht lange, bis der kleine, braune Vogel wieder zurückkam und neben ihnen herflog, bevor er sich wieder in die junge Frau verwandelte. Sofort schwärmten ihre Schmetterlinge zu ihr und umgaben sie.

„Es gibt einen Weg, der von der Straße wegführt", fing sie mit ihrem Bericht an. Wenn sie diesen folgen würden, kamen sie zu einer Lichtung, die mit dichten Bäumen umgeben war. So würden sie nicht leicht gesehen werden, wenn sie dort ihr Nachtlager aufschlugen oder eine Pause einlegten.

"Gab es keine Bauernhäuser irgendwo?", fragte Shivana und klang fast enttäuscht.

„Nur sehr weit entfernt. Bis dahin wird es wohl wirklich regnen. Eine Sturmwolke ist aufgezogen", meinte sie und deutete in die Richtung, in die sie gingen.

"Na gut, dann muss das wohl reichen", meinte Shivana, die zu Nino blickte. Er hatte immerhin das letzte Wort.

Dieser wollte zuerst wissen, ob die Hütte auf dem Weg lag. Wenn dem so war, konnten sie diese für die Nacht anpeilen. Noch war es nicht einmal Mittag.

Estelle nickte heftig. Der Weg führte sogar später zurück auf den Weg, den sie gerade gingen. Also würden sie einen Umweg machen.

Shivana blickte in den Himmel, wo sich bereits erste Regentropfen lösten. "Der Regen wird wohl eine Weile anhalten."

„Woher weißt du das so genau?", erkundigte sich Nino, der sich bereits einen Plan zurechtlegte. Noch waren die Tropfen sehr klein, doch das konnte sich schnell ändern.

"Das kann man anhand der Luftzusammensetzung recht genau sagen", erklärte Shivana und wirkte irritiert. "Spürst du das nicht?"

„Du meinst die Luftfeuchte? Die ist deutlich spürbar", erwiderte der Anführer.

Sie bogen auf den Weg ab, den Estelle ausfindig gemacht hatte. „Wer von euch möchte was machen, sobald wir an der Lichtung angekommen sind?", wollte Nino wissen. Jeder war vermutlich in etwas anderem gut, weshalb jeder das tun sollte, was er am besten konnte.

Shivana, die eigentlich noch etwas sagen wollte, bot an zu kochen. Draige bot sich an, mit seiner Magie einen Unterschlupf zu machen, damit sie nicht nass wurden.

„Dann sehe ich nach den Pferden und versorgen sie", schloss sich Estelle an und Nino meinte, dass er dann Feuer errichten und Wasser aus dem Boden ziehen würde, da es hier weit und breit keinen Fluss oder See gab.

"Tai, du kannst mit beim Essen machen helfen", schlug Shivana vor und blickte dann in die Runde. "Ich nehme an, dass ihr alle Fleisch esst?", fragte sie vorsichtig.

Der Anführer, aber auch Estelle nickten, meinten aber, dass es nicht notwendig war, solange sie etwas zu essen hatten. Die getrockneten Lebensmittel waren lange haltbar, weshalb sie zuerst die nicht haltbaren aufbrauchen sollten.

"Wir haben einiges an Gemüse mit, was wir als erstes verzehren sollten", erklärte Shivana. "Aber auch noch frisches Fleisch, das nur noch zwei bis drei Tage hält. Ich würde zwei Eintöpfe machen", erklärte sie.

"Das ist gut, ich esse auch kein Fleisch", informierte Draige sie und war bereits dabei, die Lichtung zu begutachten.

Diese hatten sie erreicht und sahen, dass Estelle recht hatte. Die Bäume um die Lichtung herum waren dicht genug, sodass es nicht auffallen würde, wenn sie hier waren. Diese Lichtung war wohl mit Hilfe von Magie errichtet worden, denn diese Art von Dichte war sehr ungewöhnlich. Wie eine Wand boten die Bäume Schutz vor anderen. Zudem war eine Magie erreichbar, die Nino in sich aufnahm, anstatt sich dagegen zu wehren.

Der Regen plätscherte auf die Blätter und bogen sie etwas nach unten. Dabei erzeugten sie einen schönen, angenehmen Klang, der beruhigend war.

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