Kapitel 21

Kapitel 21

„Shivana", drang eine männliche Stimme an das Ohr der jungen Frau. Immer wieder wurde ihr Namen gesagt und sanft wurde sie von Nino an ihrer Schulter geschüttelt.

Die junge Frau gab ein Stöhnen von sich und versuchte die Augen zu öffnen, doch ihre Lider fühlten sich irgendwie verklebt an.

„Endlich wachst du auf", seufzte Nino erleichtert. Seine Finger fuhren ihr Gesicht nach und auch über die Augen, um ihr zu helfen, dass sie diese öffnen konnte.

"Was", brachte sie hervor und hatte das Gefühl ihre Zunge würde an ihrem Gaumen kleben.

„Wie geht es dir?", fragte Nino freundlich und richtete sie ein wenig auf. Um sie herum war es still und kein Laut drang zu ihnen vor. So, als wäre alles ausgestorben.

"I-Ich ... Keine Ahnung", gab sie von sich und öffnete die Augen, um sich verwirrt umzusehen. "Was ist passiert?"

Nino beruhigte sie und meinte, dass der Spuk vorbei war. Er nickte zum Altar hoch, in dem der Stein lag und leuchtete.

Shivana stöhnte. "Was genau war das?", fragte sie, weil sie es einfach nicht verstand.

„Die Schutzgeister der Götter, die den Altar beschützt haben", erklärte der Anführer und richtete sie so auf, damit sie sitzen konnte.

Shivana griff sich an ihren schmerzenden Kopf. "Haben wir es geschafft? Wie?"

Bevor er antwortete, half Nino der jungen Frau auf und stellte sicher, dass sie fest auf ihren Füßen stand. „Ich weiß es nicht, aber die Schutzgeister haben verstanden, dass wir ihnen nichts Böses wollten."

"Sehr gut", murmelte Shivana. "Sind wir damit fertig? Hat es irgendwas gebraucht?", fragte sie und stöhnte leise, weil ihr alles wehtat.

„Wie meinst du das, dass es irgendetwas gebraucht hat?", fragte Nino stirnrunzelnd.

"Na wir haben den Stein reingelegt", murmelte sie. "Ist schon irgendwie spürbar, ob der Sand weg ist?"

„Das wissen wir, sobald wir diesen Ort verlassen haben. Hier unten ist der Sand gereinigt", erklärte er, denn solange Shivana ohnmächtig gewesen war, hatte er beobachten können, wie der schwarze Sand langsam seine Farbe verlor und wieder im alten Glanz erstrahlte.

"Das ist gut", murmelte sie und wirkte noch immer reichlich benommen. "Wie kommen wir zurück?"

„Von dort, wo wir gekommen sind?", fragte Nino dagegen. Allerdings wollte er sich den Altar noch einmal ansehen, bevor sie gingen.

Shivana nickte. "Ja, wie kommen wir zu Tai und Draige zurück?"

„Erst müssen wir zurück zu Estelle, damit sie uns zurückbringt", meinte er nüchtern. „Aber ich will zuerst den Altar ansehen, um festzustellen, ob alles in Ordnung ist."

Shivana nickte. "Ja, ich muss erstmal wieder klar im Kopf werden", murmelte sie.

Der Anführer nickte, stand auf und ging die Stufen zum Altar hinauf, um sich den Stein anzusehen. Alles schien wie vor langer Zeit zu sein und er lächelte, als plötzlich der Boden unter ihnen zu wackeln begann.

Shivana schrie erschrocken auf. "Was ist das?", fragte sie, weil sie Angst hatte, dass Nino irgendwas aktiviert hatte. Sie sprang förmlich auf ihn zu, um sich an ihm festzuhalten, damit sie nicht getrennt wurden.

„Wir müssen sofort raus hier", keuchte Nino. Entweder würde der Tempel einstürzen, nachdem sie die Schutzgeister besänftigt hatten und die Schutzhülle eventuell verschwunden war, oder der Tempel erhob sich aus dem Wasser. Dann gab es jedoch noch die dritte Möglichkeit, dass sie angegriffen wurden.

"Wie?", fragte Shivana. Sie mussten irgendwie wieder hoch.

Ihnen blieb nur die Treppe, die sie heruntergekommen waren. Ob sie sicher war, konnte Nino zu dem Zeitpunkt nicht sagen, doch ihnen blieb keine Wahl. Solange er nicht wusste, was hier vor sich ging, mussten sie vorsichtig sein.

Er schnappte Shivana und rannte mit ihr die Treppe nach oben.

Die junge Frau krallte sich an ihm fest, weil sie nicht wusste, was plötzlich passierte. Sie war noch zu verwirrt von den Geschehnissen.

Mehrmals rutschte der Anführer auf der Treppe, fiel aber nicht hin. Die Dunkelheit nahm sie völlig ein und nicht einmal seine Lichtkugel half ihnen, noch etwas zu sehen. Erst, als sie weiter gekommen waren, konnten sie wieder etwas sehen.

Aber das, was sie sahen, war nicht erfreulich.

Estelle kämpfte noch immer verbissen gegen die Schlange, die plötzlich teilweise eine Krake war. Ihre Tentakeln hatten sich um Estelles Schlangenkörper gelegt und machten es ihr schwer, sich zu verwandeln.

"Warum ist die Schlange noch da?", fragte Shivana entsetzt. Sie hatte angenommen, dass sie das Wesen mit ihrer Aktion vertrieben oder unschädlich gemacht hatten.

Zudem wackelte es noch immer und die junge Frau bemerkte, dass sie sich der Wasseroberfläche näherten.

„Setze Runenzauber ein. Wir müssen Estelle helfen!", rief Nino, der sich bereit zum kämpfen machte. War die Schlange etwa Mos Ene?

Unwahrscheinlich, da es sich bei dem Mos Enes um einen Sandmann handelte. Er besaß keine feste Gestalt und agierte nur durch seine Lieder und den Sand, den er nutzte. Zudem tauchte er nur in Träumen auf. Das hier war sicherlich kein Traum. Vielleicht war die Schlange ein Monster, das der Mos Enes geschaffen hatte.

"Ich versuche es", murmelte Shivana, die nicht so genau wusste, was sie tun sollte.

„Versuche, die Schlange mit Runenzauber zu belegen, dass es sich nicht mehr bewegen kann. Vielleicht ein Netz?", schlug Nino hoffnungsvoll vor.

Shivana streckte die Hände aus und spürte erneut diese seltsame Macht, die sich in ihr ausbreitete. Noch bevor sie etwas sagen konnte, sammelte sich die Magie um die Schlange herum und ein Netz bildete sich.

„Sehr gut. Bewege deine Magie so, dass es die Tentakel um Estelle löst", wies er die junge Frau an.

Die wusste gar nicht so recht, wie sie das gemacht hatte und versuchte es einfach so, wie sie es sonst immer gemacht hatte und spürte, dass die Magie ein Eigenleben hatte. Statt das Monster einfach nur wegzuziehen, schleuderte es dieses nach hinten gegen die unsichtbare Wand.

Dabei wurde allerdings auch Estelle mitgezogen und gegen die Wand geschleudert.

"Entschuldige", rief Shivana, die versuchte irgendwie die Tentakeln zu erwischen. "Verwandle dich in irgendwas kleines, um loszukommen", rief sie, weil sie Angst hatte, Estelle zu verletzen.

„Ich kann nicht", keuchte Estelle in Gedanken. Die Tentakeln hatten ihre Magie blockiert, weshalb sie bereits seit einiger Zeit gefangen war.

"Ich will sie nicht verletzen", meinte Shivana an Nino gerichtet. Sie kam mit der Magie nicht klar. Es war, als würde sie über viel zu viel Macht verfügen.

„Es bleibt dir nichts anderes übrig", erklärte Nino ruhig. Es war nicht vermeidbar, dass andere verletzt wurden, doch sie musste hier raus. Das Licht an der Wasseroberfläche kam näher, aber nicht so schnell, wie er es hoffte. Dafür zeigten die Wände der Schutzhülle riesige Risse.

Shivana kniff die Augen zusammen und ließ die Magie frei und machen, was sie wollte. Sie wusste jedoch, dass sie Estelle damit verletzten würde.

Erstaunlicherweise schien die Gestaltswandlerin das ertragen zu können, auch wenn Nino und Shivana sie Keuchen hören konnten.

Die Tentakeln des Tieres zogen sich langsam von Estelle zurück und gaben sie frei. „Wir müssen es besiegen", keuchte sie, als sie auf dem Boden aufschlug und kurz benommen liegen blieb.

"Noch nicht", meinte Shivana, die das Tier im Zaun halten konnte. Sie wollte warten, bis sie an der Wasseroberfläche waren.

Dieser näherten sie sich langsam. Viel zu langsam für Nino, der die Geduld verlor und mit seiner Elementmagie das Wasser dazu brachte, den Tempel nach oben zu drücken.

Es wackelte erneut und Shivana keuchte. "Nicht so schnell", rief sie, weil sie wusste, dass ein zu schneller Aufstieg dafür sorgen könnte, dass sie Druckprobleme bekamen.

Der Anführer nickte und verlangsamte das Tempo, doch sie waren wenigstens etwas schneller als zuvor.

Das war in Ordnung so und Shivana konnte sich weiter auf die Schlange mit den Tentakeln konzentrieren, die sich gegen ihr Netz aus Magie wehrte.

„Kann ich dir helfen?", fragte Estelle keuchend und richtete sich auf. Sie war die einzige, die gerade nichts tat und sie wollte nicht nur zusehen.

"Erhol dich", murmelte Shivana, die durchaus genug Kraft hatte, um es zu schaffen.

Estelle nickte und versuchte, wieder zu Atem zu kommen, während Nino beschäftigt war, den Tempel immer höher zu bringen.

Das Licht kam näher und schließlich stießen sie durch die Wasseroberfläche und die Sonne schien sie an.

Die grellen Strahlen blendeten alle drei, sodass sie mehrmals blinzeln mussten, bevor sie überhaupt wieder etwas erkannten. Dennoch sahen sie, dass das Meer ruhiger geworden und nur um den Tempel herum noch aufgewühlt war.

"Es hat geholfen", seufzte Shivana zufrieden. So hatte sie sich das vorgestellt. Dennoch hatte sie das Gefühl, dass sich der Schrecken noch nicht zurückgezogen hatte.

Denn dieses war noch immer in ihrer Runenmagie gefangen.

Lauer Wind umwehte ihre Körper, als sich die Schutzhülle des Tempels zurückzog und den Altar in der Luft schweben ließ.

Das nutzte Shivana und mit einer Bewegung beförderte sie das Schlangewesen über den Abgrund ins Wasser.

Ein kreischender Schrei erklang und es schien wütend zu sein. Mit seinen mächtigen Tentakeln kletterte es an dem unteren Teil des Tempels wieder nach oben.

"Das gibt es doch nicht", meckerte Shivana und streckte ihre Hände aus, um magisch einen Schlag gegen das Wesen zu führen.

„Soll ich dir helfen?", fragte Nino, nachdem er seine Magie zurückgezogen hatte. Estelle verwandelte sich in einen großen Greifvogel, um die einzelnen Tentakeln zu bearbeiten.

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