(Lektion 3) Die Feinde der Fürstin
...Denkbar schlecht ist das Leben der Fürstin Nereirfre von Nordeis dokumentiert, die im ersten großen Krieg als brutale Gewaltherrscherin und erbitterte Kriegstreiberin in die Geschichte einging.
Die meisten Quellen wurden von ihr selbst in Auftrag gegeben und zeichnen sie in äußerst schmeichelhaftem Licht, doch die wenigen Zeitzeugen, die ihre ehrliche Meinung über die, von ihren Feinden als 'Fahle Tyrannin' bezeichnete Fürstin, kund taten, beschreiben sie als brutale, grausame und paranoide Dämonin. Die meisten dieser Geschichtsschreiber verschwanden spurlos in Nereirfres Kerkern.
Doch selbst einige der Quellen, welche von Fürstin Nereirfre von Nordeis selbst verfasst wurden, zeichnen dieses Bild der fahlen Tyrannin allzu deutlich ab.
So auch dieser Brief, den Nereirfre im Jahre 47 v. Fv an ihren Ehemann und Cousin Crystallus von Nordeis, einen der wenigen Personen denen sie vertraute, schrieb:
"Grüße an meinen Liebsten,
Aus Umbrae singen sie ein Lied vom Sieg und rufen laut den Tod unseres Sohnes Latk in alle Winde, laut genug, dass auch ich es längst vernommen, doch frag' ich mich nach der Richtigkeit der Sache.
Zwar war ich von Latks Plänen des Verrates überzeugt, ja bin es immer noch, doch zweifle ich nun an meiner Entscheidung ihn vogelfrei zu machen.
So werde ich wohl nie mit Sicherheit wissen, ob der Verräterprinz in den Kerkern, unter der Folter der Garde von Palaststadt in Umbrae, wirklich verreckt ist, oder ob die Säcke in Umbrae ihn in Wirklichkeit in ihre Reihen aufgenommen haben.
Auch hätte ich gern seine Schreie gehört, schrill und verzweifelt, wie sie wohl gewesen sein müssen, wenn er schon durch Feuer und Peitsche, durch Streckbank und Zange, durch Säge und all den anderen wunderbaren Bestand der Folterkammern, fiel.
Doch am meisten wurmt mich, ja, quält mich, dass alles hätte so viel einfacher verlaufen können.
So darf ich behaupten, dass mir vor einiger Zeit, doch leider zu spät, Information zu einem Fluch zugetragen wurde. Seltene Magie, alt und tödlich. Magie, die tötet ohne Spuren und das Dahinscheiden mit den Zeichen der Krankheit tarnt. Hätte ich diesen Fluch gekannt, bevor ich Latk aus Nordeis verstieß, so hätte ich mit Sicherheit Gebrauch davon gemacht, doch nun ist es dafür zu spät.
Den Fluch werde ich wohl Testen, an einem Gefangenen, um dann an der möchtegern Königin Teneb. Auch wenn die Vorbereitung, vor allem hier in meinen Gefilden, schwer zu werden vermag. Doch bin ich überze..."
Der Rest des Briefes ist leider nicht erhalten. Ob Nereirfre wirklich Zugang zu einem solchen Fluch hatte, oder sich lediglich in ihrer Paranoia auf jede Chance zu töten stürzte, ist nicht bekannt.
-Professor Luri von Nebel
In ihrem Lehrbuch "Die blutige Geschichte des ersten großen Krieges"
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