Kapitel 59 *neu*
Zunae erwachte benommen und stellte sofort fest, dass sie ihre normale Gestalt wieder angenommen hatte und auf dem Schlitten mit den Waren saß. »Endlich seid Ihr wieder wach«, stieß Aaron hervor, was Magnus sofort den Schlitten stoppen ließ. Auch Leroy, der nebenher lief, kam auf sie zu. »Seid Ihr verletzt?«, fragte er besorgt.
Zunae griff sich kurz an ihren Kopf, weil ihr Blick etwas schwummrig war, schüttelte jedoch den Kopf. »Mir geht es gut«, sagte sie und blickte alle drei Männer an, die sie besorgt musterten. »Was ist denn passiert?«, fragte sie, was dafür sorgte, dass sich dir drei kurz ansahen.
Es war Aaron, der das Wort ergriff und die Dinge erzählte, die sie sich vorbereitet hatten. »Ein Banditenangriff. Ihr habt uns beschützt und wir konnten fliehen«, erklärte er kurz angebunden, um nicht zu viel zu verraten.
Zunae, die sich nicht mehr erinnern konnte, spürte lediglich das Knistern von Magie, das ungewohnt stark durch ihren Körper rann.
War das die Nebenwirkung der Tablette, die sie genommen hatte, um ihre Visionen zu unterdrücken? Warum war ihre Verschmelzung aufgehoben?
Angst befiel sie, weil sie Chiaki nicht sofort ausmachen konnte, auch wenn sie ihn spürte. War er vielleicht verletzt und hatte deshalb die Verbindung lösen müssen?
Gerade, als sie nach ihm fragen wollte, pulsierte die Magie warnen und Chiaki kam aus ihren Schatten gehuscht. Geschmeidig landete er auf ihren Schoß, bevor er mit einem Schnurren seinen Kopf an ihrer Wange rieb.
Erleichtert schlang Zunae die Arme um ihn. »Ich hab mir Sorgen gemacht«, flüsterte sie und hielt ihn fest, während sie ihr Gesicht an seinem Fell vergrub.
Chiaki war schon bei ihr, solange sie denken konnte und die bloße Vorstellung, er könnte irgendwann nicht mehr da sein, trieb ihr Tränen in die Augen.
Anders als die Männer, die sie mit einer Mischung aus Unglauben und Verwirrung anblickten, konnte sie Chiakis Macht nicht spüren. Für sie war er zwar stark, doch nicht derart mächtig, weshalb sie sich immerzu Sorgen machte.
Chiakis Schnurren wurde lauter und er schloss genüsslich die Augen, während Zunaes Finger immer wieder durch sein Fell fuhren.
Die Männer um sie herum sahen sich ratlos an, bevor sich Aaron räusperte. Er wollte den Moment nicht stören, da es etwas Magisches hatte, doch da gab es ein Problem. »Wir erreichen bald unser Ziel«, sagte er unschlüssig. Immerhin war ihre Tarnung nun aufgeflogen und er wusste nicht, wie sie damit umgehen wollte.
Leroy und Magnus störten sich nicht an ihrer Anwesenheit. Im Gegenteil. Sie waren entzückt darüber, dass die Königin persönlich für den Schutz des Schlittens sorgte. Damit zeigte sie, dass sie stark war und wusste, was wichtig. Egal ob sie eine Frau war oder nicht, sie hatte sich damit Respekt verdient.
Zunae gab einen nachdenklichen Laut von sich, bevor sie von Chiaki abließ. Dieser lehnte immer noch an ihr und schmiegte seinen Kopf gegen ihre Wange. Allerdings verharrte Zunaes Hand auf seinem Rücken, während sie sich umsah.
Chiakis Pfote klopfte auf ihr Brustbein, was Zunae überrascht nach unten blicken ließ. Orangegelbe Augen funkelten ihr auffordernd entgegen, was Zunae dazu brachte, leicht den Mund zu verziehen. »Du bist sicher müde, willst du wirklich gleich wieder ...«, setzte sie an, wurde aber von einem lauten, auffordernden Maunzen unterbrochen, wobei Chiaki seine Flügel flattern ließ.
Gefesselt von dieser süßen Geste, konnte Zunae nicht anders, als Chiaki an sich zu drücken und zu knuddeln, während sie ihre Zustimmung gab.
Keiner der Männer sagte auch nur ein Wort zu diesem Bild. Zu sehen wie eine mächtige, magische Bestie mit ihrer zukünftigen Königin kuschelte und ihr scheinbar jeden Wunsch erfüllen wollte, war surreal und verheißungsvoll. Niemand sollte sich mit dieser Frau anlegen und die Vorstellung, sie würde sich für die Nordlande einsetzen, gab ihnen ein seltsames Gefühl der Beruhigung. Gleichzeitig fragten sie sich, ob die Südlande wussten, was für eine Macht sie aufgaben und ob das vielleicht einen Hintergedanken hatte.
Zunae wandte sich an Magnus und Leroy. »Das, was ihr gleich seht, müsst ihr unbedingt für euch behalten«, sagte sie ernst und auch hoffnungsvoll. Es war nicht so, dass sie ihnen nicht vertraute, doch bisher wussten nur ihre Schwestern von dieser Gabe. Aaron und die beiden anderen waren also die ersten außerhalb ihrer Familie, die von dieser Fähigkeit erfuhren.
Magnus nickte ernst, während Leroy sich dachte, dass es so war wie mit allem, was während der Reise geschehen war. Sein Blick war bar jeder Emotion, als er nickte. Es gefiel ihm nicht, Staatsgeheimnisse zu erfahren, auch wenn es ihm zeigte, wie sehr seine Königin ihm vertraute.
Er konnte kaum glauben, dass sie wirklich eine Südländerin war. Die Vorstellung, sein Leute hatten gegen solche Magier gekämpft, erfüllte ihn mit Schrecken, aber auch mit Stolz. Die Nordlande waren nicht gefallen, auch wenn der Gegner so stark gewesen war. Allerdings empfand er das Verlangen die Lande zu erweitern auch als dumm, wenn der Gegner so stark war.
Ihr Boden war vielleicht nicht so fruchtbar wie in den Südlanden, doch Zunae hatte gezeigt, dass selbst aus einem solchen Boden reichlich herausgeholt werden konnte. Hätten sie ihre Kraft in andere Dinge gesteckt, wäre es vielleicht nie so weit gekommen.
Aber mit dieser Meinung hatte Leroy jahrelang allein dagestanden und erst jetzt, durch die neue Königin, erhielt er Unterstützung. Vielleicht hatte er sie anfangs nicht gemocht, weil sie einst ihr Feind gewesen war, doch er sah, wie sehr sie sich für das Wohl ihrer Leute einsetzte und mittlerweile war er sehr stolz darauf, zu ihren Leuten zu gehören.
Noch viel mehr wuchs seine Faszination für diese Königin, als ein magischer Schleier sie einhüllte und sich ihre gesamte Gestalt änderte.
Plötzlich stand da nicht mehr die Frau vor ihnen, die ihre Königin war, sondern der Söldner, den er als Riley kennengelernt hatte. Umgeben von der selben mystischen Magie, die er jetzt aber besser zuordnen konnte. Es war die Magie des Katers.
Aaron räusperte sich. »Daran werde ich mich nie gewöhnen«, bemerkte er leise, denn noch immer fühlte er sich unwohl in der Gegenwart dieses Katers. Ähnlich wie Leroy spürte auch er ihn sehr deutlich.
»Könnt Ihr noch weitere ... Gestalten annehmen?«, fragte Magnus besorgt. Er fragte sich, ob er ihr vielleicht nicht doch schon einmal begegnet war. In den wenigen Malen, in denen er auf dem Schlachtfeld gestanden hatte.
Zunae schüttelte leicht den Kopf. »Nicht in dieser Form«, erwiderte sie. »Chiaki ist mein einziger Vertrauter, mit dem ich verschmelzen kann, weil er schon seit meiner Geburt bei mir ist.«
Bei dem Gedanken an Chiaki bildete sich ein sanftes Lächeln auf ihren Lippen. Er war immer für sie da gewesen und der beste Freund, den sie hatte.
Während sie in Gedanken schwelgte, ließ sich Aaron die Worte durch den Kopf gehen. Dieser Kater war kein gewöhnliches Tier, das war ihm klar. Außerdem war er seit der Geburt bei dieser Frau. War sie womöglich eine Gesandte der Götter? Aber warum war sie dann unter den Drachen aufgewachsen und noch dazu ihre Königin?
»Wir können weiter«, verkündete Zunae zufrieden mit sich. So würd sie nicht auffallen und konnte endlich weitere Dörfer rings um die Burg sehen. Sie freute sich schon sehr auf Ladvaran und war neugierig, wie dieses sich von Kavalare unterschied.
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