Eine neue Familie
"Wo denkt ihr ist Amethio hingerannt?", fragte Liko panisch, als sie, Friedel, Rory, Dot, ihre Pokemon und Amethios Pokemon, das Gebäude der Firma Exceed verlassen hatten. Besorgt sah sie sich um, ehe Friedel ein wenig ruhiger, als sie, erwiderte: "Wir müssen ihn suchen, die Sonne geht schon langsam unter. Wir teilen uns auf. Ich gehe mit Cap (Flugkapitän Pikachu) am Strand suchen. Rory, Dot, ihr sucht mit euren Pokemon den östlichen Teil der Stadt ab. Und Liko, du, Feliospa, Azugladis und Evoli sucht den westlichen Teil ab. Wenn ihr ihn gefunden habt, meldet euch." Alle nickten verstanden und machten sich auf die Suche.
Liko lief jede Straße mindesten zwei mal ab, aber ohne Erfolg. "Wo ist er nur? Er ist bestimmt ganz einsam und traurig", sagte Liko und sah Azugladis und Evoli an. Liko konnte erkennen, dass sie mindestens genauso besorgt waren wie sie selbst, wahrscheinlich sogar noch mehr. "Es tut mir leid, dass ich ihn nicht finden konnte", entschuldigte Liko sich bei ihnen und senkte schuldbewusst den Kopf. Feliospa versuchte Liko etwas aufzumuntern, als Evoli plötzlich ruckartig den Kopf hob und sich versuchte bemerkbar zu machen. Liko sah Evoli an und fragte verwirrt: "Hey Evoli, was ist denn los?" "Evo", erwiderte das Kleine nur und rannte schnell die Straße entlang, auf der sie sich gerade befanden. "Hey, warte", rief Liko ihm panisch hinterher und folgte ihm. Evoli führte sie durch mehrere Seitengassen, als es vor einer stehen blieb und wild herumsprang und sich freute. Völlig aus der Puste blieb Liko stehen und erkannte die Gestalt, einer ihr sehr bekannten Person, in der dunklen Gasse. "Amethio", freute sich Liko und rannte zu ihm, blieb jedoch ruckartig stehen, als sie näher kam. Obwohl es schon sehr dunkel war, weil gerade die Sonne untergegangen war, konnte Liko erkennen, dass Amethio mit komplett verquollen Augen und gesenktem Kopf auf dem kalten Boden saß. "Amethio...", versuchte sie es langsam und setzte sich neben ihn auf den Boden. Evoli hingegen war nicht so vorsichtig wie sie, sondern sprang auf Amethios Kopf und erwartete eine Reaktion von ihm. Als er sich jedoch nicht rührte, sondern immer nur noch auf den Boden sah, machte Evoli sich auch Sorgen, sprang wieder von seinem Kopf und sah ihn traurig an. Azugladis kam auch an Amethios Seite und legte ihm einen Arm um die Schulter. Wieder rührte er sich nicht. Vorsichtig versuchte Liko ihn anzusprechen: "Hey Amethio, wir haben dich gesucht und uns große Sorgen um dich gemacht." Auch Likos Worte ließen ihn völlig kalt, daher versuchte Liko es auf eine andere Weise. Sie ergriff Amethios Schultern und schüttelte ihn leicht, um ihn hoffentlich aus seinen Gedanken zu reißen. "Hey, Amethio, sag was. Bitte...", flehte sie sorgenerfüllt, "Ich mache mir Sorgen um dich. Und nicht nur ich, sieh dir deine Pokemon an. Sie sind total verängstigt, weil sie Angst um dich haben."
Amethio hob ganz leicht seinen Kopf und sah seinen besorgten Pokemon in die Augen. "Warum solltet ihr euch um mich Sorgen machen?", murmelte er kaum hörbar. "Ist das jetzt ein Witz?", fragte Liko ungläubig. "Ich bedeute eh niemandem etwas. Noch nicht mal meiner eigenen Familie", sagte Amethio leise und vergrub sein Gesicht wieder in seinen Händen. "Aber uns!", widersprach Liko entschlossen, "Du bedeutest uns sehr viel. Du bist unser Freund. Und gerade du solltest wissen, dass du deinen Pokemon alles bedeutest." Zur Bestätigung stieß Evoli ein leises 'Evo' und Azugladis ein 'Azu' aus. "Wirklich?", fragte Amethio ungläubig. "Natürlich Amethio. Hör nicht auf deinen Vater oder deinen Großvater. Sie haben doch keine Ahnung. Wir mögen dich wirklich und daran wird sich nichts ändern", munterte Liko ihn entschlossen auf. "Es gibt also wirklich Leute, die mich mögen und denen ich etwas bedeute", stellte Amethio erfreut in Gedanken fest. Amethio wurde warm ums Herz und spürte endlich wieder das Gefühl der Geborgenheit.
Amethio hob den Kopf und ein kleines Lächeln erschien auf seinen Lippen. "Danke dir Liko", sagte Amethio sanft und nahm Evoli in seine Arme und streichelte Azugladis kurz am Kopf. "Evo", freute sich Evoli und schmiegte sich an Amethio. "Keine Ursache", winkte sie ab und sah ihm mit einem weichen Blick in die Augen, "Ich denke ich sollte den anderen besser sagen, dass ich dich gefunden habe." Liko kramte ihr SmartRotom heraus und kontaktierte die anderen. Sie erzählte ihnen, dass sie ihn gefunden hatte und sie beschlossen, dass sie sich beim Luftschiff treffen. "Komm mit", sagte sie einfühlsam zu Amethio und reichte ihm ihre Hand. Amethio riss die Augen auf. Es war genauso, wie in seiner Vision, als er zu den Entdeckern zurückgekehrt war. "Das Licht welches mir die Hand gereicht hat... war Liko. Aber... wie? Es hat sich so vertraut angefühlt", stellte Amethio überrascht und verwirrt fest. "Was ist los?", riss Liko ihn aus seinen Gedanken. "Gar nichts. Wir sollten jetzt gehen", versuchte Amethio schnellt das Thema zu wechseln, nahm Likos Hand und stand auf. Zusammen liefen sie zurück zum Luftschiff. Amethio war immer noch total verwirrt und versuchte sich einen Reim aus dem ganzen zu machen, was ihm jedoch nicht wirklich gelang.
Liko, Amethio und ihre Pokemon betraten den Besprechungsraum, weil sie mit den anderen vereinbart hatten, dass sie sich dort treffen, als Liko plötzlich stehen blieb und fragte: "Mama, was machst du den hier?" Likos Mutter Lucca saß am großen Tisch in der Mitte des Raumes und erzählte gerade mit Friedel. "Oh hallo Liko, ich... warte, Amethio... bist du es?", fragte sie zweifelnd, stand auf und ging auf Liko und Amethio zu. Automatisch trat Amethio ein paar Schritte zurück und fragte verwirrt: "Entschuldigung, aber ich habe Sie noch nie gesehen. Woher kennen Sie mich?" "Du bist es also wirklich. Ich hätte nicht gedacht, dass ich dich so bald sehen würde. Du siehst genau so aus, wie auf den Bildern", stellte Lucca mit einem Lächeln fest. "Auf welchen Bildern?", fragte Amethio schockiert und auch die anderen waren verwirrt. Lucca kramte ein Bild aus ihrer Tasche und übergab es an Amethio. Geschockt riss er die Augen auf. Das Bild zeigte ihn, als er fünf Jahre alt war, auf dem Arm einer silberhaarigen Frau mit violetten Augen. Neben ihnen stand Amethios Vater Crave. "Die Frau... ist meine Mutter", stellte er entgeistert fest und war wie in Starre versetzt. "Mama, woher hast du ein Bild von Amethio und seiner Familie", fragte Liko ihre Mutter verwirrt, als ihr Blick auf das Bild fiel und ihr Atem stockte: "Das ist doch Tante Luna!" Nun rissen alle Anwesenden, bis auf Likos Mutter, die Augen fassungslos auf. "Wie kann das sein... ist meine Mutter... Warum hat sie nicht...", stammelte Amethio ratlos vor sich hin. "Amethio, Liko, lasst es mich erklären", bat Lucca ruhig, "Die Sache ist die, Luna, deine Mutter Amethio, ist meine Schwester und Likos Tante. Ich bin deine Tante und Liko deine Cousine. "Amethio ist also mein Cousin?", fragte Liko völlig entgeistert." "WAS?! Wieso hat mir meine Mutter nichts von euch erzählt?!", wollte Amethio fassungslos wissen. "Du warst noch so jung und ich glaube auch, dass es ihr jemand verboten hat", gab Lucca zu. "Mein Großvater", murmelte Amethio hasserfüllt. "Und warum hast du es MIR nicht erzählt?!", fragte Liko ihre Mutter etwas verärgert. "Luna wollte es nicht. Sie hat mir erzählt, dass Amethio zu seinem Großvater gehen musste, obwohl sie dagegen war. Da Crave, ihr Mann, es aber zugelassen hatte, hat sie sich von ihm getrennt und ist zu uns gekommen. Sie hat mich gebeten es dir nicht zu erzählen, weil sie nicht wollte, dass du in Schwierigkeiten gerätst", klärte Lucca ihre Tochter auf. "Hat ja super funktioniert", murmelte Liko enttäuscht. "Wo ist sie?", wollte Amethio wissen, obwohl er die Antwort schon kannte. "Hat dir niemand erzählt, dass sie vor rund einem Jahr gestorben ist?", fragte seine Tante ihn mitfühlend. "Doch ich hatte nur irgendwie gehofft... dass Großvater gelogen hat", gab Amethio gekränkt zu. "Wieso hat sie mich nicht besucht? Hat sie mich nicht geliebt?" "Oh keinesfalls. Sie hat dich über alles geliebt. Sie hatte immer ein Lächeln auf den Lippen, wenn sie von dir erzählte. Sie hat mir immer die Bilder von dir gezeigt, welche sie von Crave bekommen hatte. Sie wollte dich sehen, aber dein Großvater erlaubte es nicht. Ich weiß nicht wieso, aber sie hat es immer und immer wieder versucht", beendete Lucca mitfühlend ihre Aufklärung. Amethio wich ihrem Blick aus. "Meine Mutter hat mich geliebt und versucht zu mir zu kommen. Und jetzt kann ich sie nicht mehr... sehen", dachte Amethio gebrochen und spürte, wie sich Tränen in seinen Augen bildeten.
Liko legte ihm vorsichtig eine Hand auf die Schulter, als Amethio plötzlich begriff: "Warte... BIN ICH DANN AUCH EIN NACHFAHRE VON LUCIUS?!" Alle im Raum rissen entgeistert die Augen auf, weil sie gar nicht daran gedacht hatten. "Ja... ich glaube schon", vermutete Friedel perplex. "Also... ist Amethio sowohl der Nachfahre von Gibeon, als auch von... Lucius?", wollte Rory sich nochmal vergewissern. "Sieht so aus", antwortete Dot geschockt. Selbst Terapagos, welches kurz nachdem sie auf dem Luftschiff angekommen waren, seinen Pokeball verlassen hatte, schaute nur verwirrt und urgläubig drein. Amethio starrte auf den Boden, als ob er sich erhoffte, von diesem irgendwelche Antworten zu bekommen. "Aber mal ne andere Frage, warum bist du hier Mama?", versuchte Liko irgendwie das Thema zu wechseln. "Ich bin durch die Stadt geschlendert, als mir Friedel entgegen gekommen ist und mir erzählt hat, dass er Amethio sucht. Ich habe ihm geholfen, weil ich dachte ich hätte dann die Gelegenheit, dich endlich kennenzulernen", antwortete sie und sah Amethio auffordernd an. "Es... freut mich auch Sie kennenzulernen", war alles was Amethio in diesem Moment herausbrachte. Es war, als wäre seine ganze Welt gerade auf den Kopf gestellt worden. Er hatte eine Familie, die ihn vielleicht sogar wirklich mochte. Er war mit Gibeon UND Lucius verwand. Und seine Mutter hatte ihn wirklich geliebt. Evoli stupste ihn vorsichtig an, als es seine Besorgnis bemerkte, und Amethio begann Evoli zu streicheln. "Es ist schon ganz schön spät. Wie wäre es, wenn wir erst mal eine Nacht über diese Erkenntnis schlafen", schlug Friedel mit einem Blick auf die Uhr vor. "Gute Idee", stimmte Lucca zu. "Wollen Sie heute Nacht bei uns bleiben?", fragte Friedel höflich. "Nicht nötig, aber danke für das Angebot", schlug Lucca aus und umarmte ihre Tochter zum Abschied. Bevor sie ging wandte sie sich noch einmal an Amethio: "Es war schön dich kennenzulernen. Pass bitte etwas auf meine Tochter auf." "Ich... kanns versuchen", war alles, was er traurig antwortete, weil er wusste, dass er noch nicht mal sich selbst richtig beschützen konnte. Lucca bemerkte seine Traurigkeit und nahm ihn in den Arm. Amethio zuckte zuerst zusammen, fühlte sich dann aber irgendwie besser. Er schenkte seiner Tante ein Lächeln, ehe sie sich dem Ausgang zuwandte. "Warte", bat Amethio und die drehte sich noch einmal um. "Das Bild...", versuchte Amethio zu erklären. "Behalt es", sagte Lucca zu ihrem Neffen. "Danke", flüsterte er, nachdem Lucca den Raum verlassen hatte, und steckte das Bild in seine Hosentasche.
"Es war ein langer Tag, besser wir gehen jetzt alle schlafen", schlug Friedel vor und die anderen stimmten seinem Vorschlag zu. Amethio ging mit Evoli und Azugladis in sein Zimmer und legte sich in sein Bett. Evoli kuschelte sich natürlich dazu und Azugladis ging in die gemütlich gestaltete Ecke und schlief dort schnell ein. Obwohl Amethio es lange versuchte, konnte er nicht einschlafen, also beschloss er ein bisschen frische Luft zu schnappen. Leise schlich er sich hinaus aufs Flügeldeck und setzte sich dort, in einer für ihn gemütlichen Position, auf den Boden. Er sah hinauf zu den Sternen und wünschte sich, sie könnten all seine Fragen beantworten. aber es war wohl nur ein Wunsch, denn nichts geschah. "Sieht so aus, als ob wir beide nicht einschlafen konnten", hörte Amethio plötzliche eine Stimme hinter sich sagen. Er drehte sich um und sah Liko, welche sich zu ihm setzte. "Das ist bestimmt sehr verwirrend für dich. Für mich nämlich auch, und ich habe NUR erfahren, dass du mein Cousin bist. Du hast ja noch mal von einer komplett neuen Familie erfahren", sagte Liko mitfühlend. "Wem sagst du das. Es ist, wie als ob meine komplette Welt auf den Kopf gestellt wurde. Ich hätte nie gedacht... dass ich mit dir, deiner Familie und vor allem mit LUCIUS verwand bin. Mit LUCIUS. Bei dir ist das ja keine große Überraschung. Du bist ja auch ein gutes und nettes Mädchen und hast genau so ein großes Herz für Pokemon wie er. Aber ich? Ich habe meinem Großvater geholfen. Gibeon. Der, der Lucius im Stich gelassen hat. Ich bin nicht gut...", zweifelte Amethio an sich selbst und wand den Kopf ab. "Sag das nicht! Du bist ein guter Mensch. Du hast mich zwei Mal gerettet und auch Terapagos. Du hast für es dein Leben aufs Spiel gesetzt. Du hast es verdient auch ein gutes Leben zu haben", verteidigte Liko ihn. Amethio wurde warm ums Herz. Jetzt verstand er, warum Liko das Licht, aus seiner Vision, war. Endlich hatte er jemanden, der ihn WIRKLICH mochte. Er hatte eine Familie. Er hatte eine tolle Cousine. Ein Lächeln erschien auf seinen Lippen und er sagte: "Ich hatte mir schon immer jemanden, wie dich gewünscht. Jemand der für mich da ist. Auch wenn Azugladis immer für mich da ist, fühlt es sich mit einer Familie irgendwie anders an." "Ich wollte auch schon immer jemanden haben. Einzelkind zu sein kann zwar schön sein, aber auch manchmal ziemlich einsam", gestand Liko. "Wem sagst du das", sagte Amethio mit ein wenig Traurigkeit in der Stimme. Liko hörte diese Traurigkeit heraus und umarmte Amethio.
"Daran muss ich mich wohl noch gewöhnen", dachte er, nachdem er kurz zusammenzuckte. "Danke", bedankte er sich und sah in Likos müde Augen, "Du siehst müde aus, besser du gehst jetzt wieder ins Bett." "Du aber auch", bestand Liko drauf und jeder ging auf sein Zimmer. Amethio legte sich wieder in sein Bett, nahm Evoli fest in den Arm und schlief zum ersten Mal seit langer Zeit friedlich und glücklich ein.
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top