Nagara - Die Herrscher
Aah, meine Wüstenphase! Ich war da wohl zu viel in Gerudo aus The Legend of Zelda unterwegs. Aber hey, wer kann schon von sich behaupten, mal eine Wüstenphase gehabt zu haben?
Da ich das erste Kapitel nie beendet habe, gibt's den Prolog einfach gleich mit oben drauf.
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Prolog
„Herr", hörte man es durch die langen Hallen des Palastes rufen. „Die Schriften..", keuchte der junge Mann, nicht älter als zwanzig, als er vor dem Gewölbe, welches als Eingang zum Ratszimmer diente, zum Stehen kam. „Sie hat sie." Ein Ausdruck von Verwirrung und Angst machte sich auf den Gesichtern der zusammen geordnet an dem langen Tisch sitzenden Männer breit. Alle Augen waren auf den herankommenden Boten gerichtet, der sich vor lauter Ehrfurcht auf die Knie warf, schmerzend auf dem harten Sandsteinboden aufkommend, um auf sein Urteil zu warten.
„Steh auf!", rief der in prunkvolle, dunkle Tücher gekleidete Mann von dem hintersten Platz aus, welcher sich mit diesen Worten ebenfalls rasch erhob. Die Sonne schien auf seinen Rücken, während er dem Jungen, der sich nun langsam zu erheben begann, direkt in die hilflosen Augen sah. „Wir haben versucht, sie aufzuhalten", stotterte dieser, während er schützend die Handflächen vor sich hielt und versuchte, sich vor seinem König nur so niedrig wie möglich zu machen. „Aber sie-.."
„Genug!", unterbrach ihn der König, der hoch über ihm und dem Rat aufragte, wie ein Gott. „Wie konnte das passieren? Und wo ist sie jetzt?" Er machte eine kurze Pause, in der er den jungen Knaben, augenscheinlich einen Hilfsarbeiter der niedrigen Schicht, mit vor Zorn blitzenden Augen musterte. Als er mit einem „und mach schnell, bevor ich dich den Gefyll zum Fraß vorwerfe!" fortfuhr, schreckte der Diener hilflos und angsterfüllt zurück.
„Die, die Tore", stotterte jener. „Sie standen ein Spaltbreit offen, als mein Gebieter seine Schicht antrat. Doch noch, bevor er überhaupt bei ihnen angekommen war..", er stockte nervös. „Ist dieses Mädchen herausgestürmt. Ich sollte es fangen, aber.."
„Wie ich sehe, ist dies nicht geglückt", beendete der König das Jammern des Jungen. Mit einer raschen Handbewegung gab er zwei an der Seite des Raumes stehenden Wachen ein Zeichen, ehe diese mit schnellen Schritten auf den klagenden Haufen zugingen, ihn packten und abführten.
„Wir müssen sie finden", rief der Herr. „Um jeden Preis. Diese Schriften sind nicht umsonst lange Zeit in unserer Gruft versteckt worden. Niemand sollte je erfahren, welch grausige Lügen darauf geschrieben stehen!"
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Kapitel 1
Die Geschichte, die ich euch heute erzähle, nahm hier ihren Anfang. In einem großen, prunkvollen Himmelbett, umschlossen von den seidigsten Tüchern in den schönsten Farben, auf einem federleichten, unendlich weichen Kissen, irgendwo in der riesigen Wüste Nagara. Niemals hätte die hier liegende und in tiefem Schlaf versunkene Person, die Heldin unserer Geschichte, geglaubt, dass es je soweit kommen würde, wie ihr bald erfahrt. Und doch ereilte sie immer wieder eine blasse Vorahnung, dass nach ihrem Geburtstag nichts mehr so sein würde, wie früher.
»Nayla?«, fragte eine junge Frau, höchstens fünf Jahre älter als sie selbst, die gerade ihre Gemächer betrat. Man hörte kaum ihre zierlichen Schritte über den Sandsteinboden tapsen, erst, wenn man genau hinhörte, konnte man ein leises Aufprallen der Schuhe erkennen. »Meine Prinzessin?« Missmutig öffnete Nayla ihre Augen und wischte sich den Schlaf heraus. Sie seufzte, machte aber Anstalten, sich aufzusetzen. »Es sind nur noch drei Tage bis zu eurem achtzehnten Geburtstag«, erzählte die Dame. »Diese Augenringe sind kaum noch zu retten. Ihr braucht ganz dringend mehr Schlaf.«
»Ich weiß, Miiya«, antwortete die Siebzehnjährige, auf der Bettkante sitzend.
Jeden Morgen, wenn sie die Tücher zwischen ihrem Bett zur Seite schob, blickte sie auf die schönsten Wandmalereien, roch den sanften Duft eines Ashyablütentees und hörte die liebliche Stimme ihrer Dienerin. Manchmal fragte sie sich, wieso sie hier leben durfte, während draußen zahlreiche Bürger Hunger litten.
»Möchtet ihr eine Tasse Tee?«, fragte Miiya freundlich. Aus zwei Gründen konnte Nayla nie ablehnen. Der erste Grund war, dass ihre Dienerin jenen jeden Tag nur für sie zubereitete und der zweite Grund war, dass sie einer morgendlichen Tasse des wohl besten Tees des Landes niemals widerstehen könnte. Weder heute, noch Morgen, noch sonst irgendwann. So nahm sie auch jetzt dankend eine Tasse an.
Die Dienerin stellte das restliche Tablett auf den weiß bemalten Nachttisch und kümmerte sich, während die Prinzessin genüsslich ihren Tee trank, schon einmal um das heutige Kleid, das ihre Herrin für den Tag am besten tragen sollte. Ihre Entscheidung hing zwischen einem Sonnengelb und einem Oasengrün, weshalb sie sich zu Nayla umdrehte und ihr beide vor die Nase hielt. »Was meint ihr?«, fragte sie unentschlossen. »Eigentlich sind sie ja beide ganz hübsch.« Doch Nayla achtete gar nicht auf die zwei vorgehaltenen Kleider, sondern schaute an Miiya vorbei zu einem anderen Kleid, das sorgfältig über einem Stuhl hing, fast wie reine Tücher zusammenhielt und ein dunkles, aber perfektes Violett zeigte. »Was ist mit dem dort hinten?«, fragte sie erwartungsvoll. »Ich mag jenes am liebsten.« Doch ihre Dienerin kicherte nur. »So soll es auch sein, doch für heute müsst ihr euch zunächst mit einem anderen Kleid begnügen. Dieses ist für euren Geburtstag.«
Und meinen Tod, dachte Nayla innerlich. So unrecht hatte die Prinzessin gar nicht mit diesem Gedanken. Mit der Hochzeit kam auch die zwingende Wahl eines Ehemanns und damit das Ende ihres freien Lebens. Sie würde nie wieder allein auf Tänze gehen können, sich nie wieder frei verlieben können und ihr Zuhause verlassen müssen. Nein, das war sicher nicht das, was Nayla sich wünschte.
»Ja, sicher..«, murmelte sie nur enttäuscht und stand auf. »Ich nehme das Gelbe.« Ihre nackten Füße trugen sie fast federleicht über den Boden, als sie sich hinter eine schick verzierte, gelb-goldene Trennwand begab. Miiya half ihr dabei, in das Kleid zu steigen und schnürte es ihr am Rücken zu. »Nur die beste Seide darf am zierlichen Körper einer Prinzessin getragen werden«, sagte Naylas Vater immer wieder.
Das gelbe Kleid bestand aus zwei großen Seidentüchern, natürlich sichtfest, denn das Nachschauen einer Frau war im Land genauso verhöhnt wie alles andere, das mit Liebe und Leidenschaft zu tun hatte. Doch dieses Gesetz war wohl eines der einzigen, dem Nayla wirklich angetan war. So konnte sie sich sicher fühlen in den sonst so von Armut und Schmutz geprägten Straßen. Doch was eine Prinzessin als Schmutz empfand, konnte an anderen Orten auch als höchstmögliche Sauberkeit gelten.
Als Miiya mit einem »So« die letzten Knoten und Bändchen zusammengebunden hatte, strahlte sie die Prinzessin mit ihren durch und durch weißen Zähnen stolz an. Erst jetzt bemerkte Nayla, dass jene selbst nicht gerade perfekt aussah. Ihre Haare hingen bloß zerzaust an ihr herunter und ihre Dienerinnentracht war nur halb geschlossen, was man an den vielen Fältchen und Stoffhängern erkennen konnte. »Ist alles in Ordnung mit euch?«, fragte sie Miiya und musterte diese mit einem besorgten Blick. »Natürlich«, gab jene nur lächelnd von sich, doch Nayla erkannte, wenn sie lügte, denn sie kannte sie lange genug, um fast jeden ihrer Ausdrücke deuten zu können. »Ich..ich habe nur ein wenig verschlafen, Prinzessin. Ich bin untröstlich und hoffe, euch mit meinem Anblick nicht beschämt zu haben.« In diesem Moment klopfte es eindringlich an der Tür. »Miiya«, rief es von draußen. Die beiden erschraken so sehr, dass Nayla die Tasse aus der Hand fiel, welcher mit einem lauten Klirren auf den Boden fiel. »Ich räume, ich räume gleich-..« »Miiya Olun! Finde dich sofort im Gemacht von Dschad Masih ein!«, rief eine tiefe, raue Stimme von draußen. Die aus Palmholz gefertigte Tür donnerte bei jedem Klopfen, als würde sie von der Kraft, von der sie getroffen wurde, fast aus den Angeln fallen. »Ihr könnt euch schon einmal zur morgendlichen Tafel begeben", stotterte die Dienerin. Mit zitternden Händen klopfte sie noch einmal auf das Kleid, um es zu richten, und stolperte dann zur Tür der Gemächer. Die Prinzessin lugte neugierig zu den beiden Gestalten. Als Miiya die Tür öffnete, konnte sie bloß eine stämmige, in blaue Tücher gehüllte Gestalt erkennen, die Sicht verdeckt durch ihre Dienerin.
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