Epilog - Das Wahre Ende

Hm...diese Geschichte ist...sie fällt aus meinem typischen Schreibmuster. Ich glaube, so drückt man es am besten aus. Und natürlich gibt es keine Absätze...ugh, Vergangenheits-Julie: WARUM? Ich hab versprochen, nichts zu überarbeiten, also muss ich mich wohl oder übel dran halten.

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»Die Rate der plötzlich spurlos verschwundenen Regierungsmitglieder jeglicher Länder steigt drastisch. Nacht für Nacht verschwinden weitere wichtige Posten, die Zahl der noch verbliebenen Beamten nimmt weiter ab. Viele Menschen gehen bereits von einer Verschwörung aus, doch dies ist derzeit noch unbestätigt.« Ich starre auf mein halbleeres Glas Wasser und höre einen alten Mann irgendeinen Schwachsinn rufen, kann es aber kaum entziffern. Er scheint ganz offensichtlich betrunken zu sein, als er wenige Sekunden später aus der Kneipe taumelt. Ich frage mich wirklich, was ich hier tue. Nervös tippe ich mit meinen halblangen Fingernägeln an dem Glas
herum, das vor mir steht. Wasser. Wie tief muss ich gesunken sein, um zu den Mitternachtsnachrichten in einer Kneipe Wasser zu trinken. Als ich mich umblicke, entdecke ich einen Mann, dessen Zähne so schwarz und durchlöchert sind, dass ich mich frage, wieso ihm bei diesem Gestank nicht selbst übel wird. Aber was weiß ich schon. Er sitzt mit einer Gruppe anderer Männer am Ecktisch des Raumes, auf der anderen Seite des Fensters. Sie spielen irgendein nutzloses Kartenspiel, bei dem ich sogar von meinem Platz aus die versteckten Asse in den Ärmeln jedes Einzelnen sehen kann. Ein Spiel unter Schummlern ist ledidglich ein Wettbewerb, wer am besten täuscht. In Kneipen riecht es nie besonders gut, fällt mir auf. Es mag daran liegen, dass sich hier fast ausschließlich betrunkene Männer herumtreiben, die Hälfte davon seit mindestens einer Woche ungeduscht. Andererseits muss ich mich daran zurückerinnern, wo ich hier bin. Ich bin eine Frau, umgeben von Männern in einer Kneipe, in der weder auf Aussehen noch auf Geruch geachtet wird, solange das Geld und die Stimmung stimmt. Würde man sich schick machen wollen, würde man in Casinos oder angesehene Bars gehen, und eben nicht in eine uralte Kneipe, einen Ein-Mann-Betrieb, irgendwo am Rande der Stadt, zu dem fast nie ein Mensch kommt. Ich schnaube. Als ob ich nicht merke, wie die Blicke dieser dreckigen Männer an mir hängen, sie mir zupfeifen und mit ihren schwarzen Zähnen, zerfressen von Drogen und dem vielen Alkohol, verstohlen lächeln. Manchmal versuche ich, das Wissen zu verdrängen, dass diese Art von Mensch tatsächlich existiert, doch nun kann ich es nicht, wenn die lebenden Beweise dafür rings um mich sitzen. Ich packe mein Glas, schlucke das unappetitliche Leitungswasser herunter, knalle es auf den morsch klingenden, hölzernen Tresen und drücke meine Füße auf den Boden. Es ist definitiv Zeit, von hier zu verschwinden. Die Männer beachten mich nicht weiter, denn sie müssen sich viel eher darauf konzentrieren, dass ihnen die Karten nicht aus den Ärmeln fallen. Für einen kurzen Moment überkommt mich der Drang, selbst einen abfälligen Kommentar dazulassen, jetzt, wo ich innerhalb vom zwei Sekunden aus der Tür bin, aber diesen schlage ich mir schnell wieder aus dem Verstand. Ich darf nicht auffallen, denke ich, nicht, nach dem Vorfall im Tony's. Tony's Diner ist ein kleiner Laden in der Nähe des Zentrums. Laut Berichten soll dort jemand ordentlich Ärger gemacht haben, woraufhin ein unbekannter Mann diesen zu Tode geprügelt haben soll. Das gleiche passierte in sage und schreibe sechzehn anderen Geschäften, immer begangen von anderen Männern und Frauen, zweimal sogar auf offener Straße. Es gibt zu viele Ordnungsfanatiker hier in Maylin. Inwiefern oder ob dies mit dem Verschwinden der Regierungsmitglieder zusammenhängt, ist mir schleierhaft.  Ich drücke die Tür mit meinem Ellenbogen auf, da sie von überall mit dreckigen Händen aufgestoßen würde. Um ehrlich zu sein, will ich gar nicht wissen, welche Substanzen sich vorher schon an diesen befunden haben müssen. Sobald ich die Tür öffne, dringen von draußen die ohrenbetäubenden Geräusche der Vorstadt ein. Man meint, dieser Teil der Stadt sei ruhig und friedlich, eben wie es bei einem abgelegenen Ort sein sollte, doch hier, in Maylin, gibt es so etwas wie Ruhe nicht. Die Welt ist ständig in Bewegung, nirgendwo hält sie inne. Nicht am Morgen, nicht unter der Mittagssonne, ja nicht einmal nachts in unseren Träumen. Überall verfolgt uns der stetige Stress. Man mag mich als 'Mensch ohne Sorgen' bezeichnen, weil ich keine festen Job habe und immer noch in der kleinen, schäbigen Wohnung meines Vaters lebe, aber was wissen diese Leute schon. Ich meine die Möchtegerne, die jeden Tag von morgens bis abends arbeiten und sich bis auf's Äußerste auslaugen, und sich dann nachts wundern, wieso sie noch so viel zu tun hätten. Dann schminken sie sich jeden Morgen ihre Augenringe weg oder versuchen, diese mit irgendwelchen faulen Tricks zu minimieren, haben eigentlich nicht mal mehr die Zeit dazu, sich ein ordentliches Frühstück zu machen und hechten dann wieder los zur Arbeit, wie kleine, untertänige Ratten. Und die Kinder. Wie sie jeden Morgen lustlos mit ihrer viel zu dicken Tasche an der völlig überfüllten Bushaltestelle stehen und warten, bis sie mit ihrem kleinen Gefährt in der Schule angekommen sind, wo sie den ganzen Tag irgendeinem Mist lauschen müssen, der ihnen weder etwas für's Leben beibringt, noch sie interessiert, und lediglich dazu da ist, die kleinen, angehenden Arbeiter in das System zu quetschen. Ich war bei einer Tür. Ich bin diese Tür herausgegangen. Ich grüble zu viel. Die Tür hinter mir fällt mit einem dumpfen Schmettern zu. Allein am Knall erkennt man ihre Art. Holz, das Schloss aus Metall, innen mit einem dreckigen Fenster ausgehöhlt. Als ich die Straße zur nächsten Bahnstation heruntergehe, muss ich mich anstrengen, nicht zu husten, denn die Luft hier ist nicht besser als drinnen, in der Kneipe. Der Smog ist kaum auszuhalten, kein Wunder, dass in unserer Zeit niemand mehr Fahrrad fährt. Oder läuft, so wie ich. Die Menschen sterben wieder früher, heißt es laut Berichten. Welch ein Wunder, bei einer solchen Luftverpestung. Wenn ich die Chance hätte, meine Vorfahren zu treffen, die Menschen, die uns diese Schande von Welt eingebrockt haben, ich wüsste nicht, was ich tun würde. Die letzten Straßenlaternen, die noch leuchten, flackern nur schwach. Alles erinnert an einen Horrorfilm der früheren Jahre, obwohl es wahrscheinlich sogar die Wahrheit wäre, wenn man den Film rausstreicht. Ich weiß, was ihr denkt. Eine junge Frau, ganz allein auf einer verlassenen Straße, mitten in der Nacht? Ihr braucht es mir nicht zu sagen, denn ich weiß selbst, dass das eine dumme Idee ist. Aber um ehrlich zu sein, ist es mir auch egal. Und Gleichgültigkeit ist nur eines der Dinge, die mit dem Ende der Welt kommen. Nichts ist so, wie es früher einmal war. Ich erinnere mich an die grünen Wiesen, wie ich mit Großmutter die Äpfel und Birnen von ihren alten Bäumen pflückte und mit Großvater mit dem Boot weit hinaus in die Mitte des großen Sees segelte, um dort mit ihm zu angeln, während wir dem leisen Rauschen des Wassers lauschten. Nur noch schwach kann ich mir das Bild des Waldes wieder ins Gedächtnis rufen, in dem mein Bruder und ich früher immer gespielt haben. Doch diese Zeiten sind längst vorüber, muss ich mir bewusst machen. Ich halte kurz inne. Die Bahnstation ist nur noch ein paar Meter entfernt, doch da sie unterirdisch verläuft, sehe ich von hier nur eine einfache Treppe mit rostigem Geländer, die tief in das schwarze Nichts führt. Umso näher ich komme, desto klarer wird das Bild des schwach beleuchteten Gewölbes, das sich unter mir erstreckt. »Gleis 72, nächste Abfahrt: Maylin, Wohnviertel, Kain Street.« Ich gehe mit schnellen Schritten die Treppe hinunter und sehe bereits meine Bahn anfahren. So pünktlich war ich noch nie. Nicht einmal diese ist noch ordentlich aufpoliert. Das frühere Weiß ist inzwischen fast schon zu einem dreckigen Grün geworden und das Rot zu einem Braun. Nein, schön ist diese Welt schon lange nicht mehr. Als die Bahn dann vor mir hält und mit einem nicht gesund klingenden Quietschen ihre Türen öffnet, drängeln sich einige andere Fahrgäste an mir vorbei, von beiden Seiten. Und dann stehe ich dann, von vorn weggedrückt, von hinten zur Seite geschoben, irgendwo dazwischen, und muss erneut feststellen, wie unglaublich unfair das Leben manchmal sein kann. »Pass doch auf«, knurrt mich ein aussteigender Mann an, jegliche Klischees eines klassischen, gestressten Geschäftsmanns erfüllend, und ich merke, wie die Wut in mir hochsteigt. »Haben sie lieber mal ein bisschen mehr Respekt, sie Arschloch!«, rufe ich ihm in Gedanken nach, auch, wenn das mein Verlangen, ihm wirklich einen dummen Spruch hinterherzudonnern, nur verstärkt. Doch ich erinnere mich zurück an den gestörten Ordnungsfanatiker aus dem Tony's und verwerfe diese Idee lieber wieder schnell. Es ist nicht mehr weit bis zu meiner Wohnung. Ich steige die Stufen aus dem Untergrund hinaus und blicke auf die graue, trostlose Landschaft namens Siedlung. Mehrfamilienhäuser dicht aneinander gereiht, die Bäume kalt und die Pflanzen verdorrt. Ein kaltes Grau herrscht über die Welt.

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