Crysilium
Ich muss schon sagen, ich konnte mir damals wirklich hübsche Namen aus dem Ärmel schütteln. Schade, dass das nicht für meine alten MMO Charaktere gilt, die teilweise so klingen wie das neue Mitglied der Kardashians.
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Neugierig betrat Victoria den neuen Laden, der vor ein paar Tagen neben Quinns Bakery eröffnet hatte. Eigentlich hätte sie schon viel früher hierhin kommen wollen, doch bei dem ganzen Trubel in den ersten Tagen hätte sie sich wohl kaum in Ruhe umsehen können.
Victoria hasste es, sich durch dichte Menschenmengen zu quetschen und eigentlich nichts zu genießen. Wahrscheinlich war dies auch der Grund, weshalb sie Theater, Opern oder auch große Eröffnungen gewissenhaft mied. Nur bei der monatlichen Stadtversammlung erschien sie jedes Mal, weil sie musste.
Am liebsten würde sie den ganzen Tag in der Bibliothek sitzen und jedes Buch durchlesen, welches ihr in die Hände fiel.
Die Bibliothek. Es waren nie viele Leute dort, da die meisten Menschen andere Interessen hatten, als den Tag in einem Gebäude zu verbringen, in dem man nicht einmal mit anderen reden konnte. Doch für Victoria war es ein Paradies aus Fantasie und Papier.
Beim Lesen fühlte sie sich, als wäre sie in einer anderen Welt. In jener Welt, um die es in jenem Buch ging, welches sie las. Ich bin mir sicher, dass kein Mensch auf der Erde schon so viele Bücher gelesen hatte wie sie. Würde man all ihre vollendeten Bücher in Regale stellen, könnte man bestimmt ihr gesamtes altes Zimmer füllen.
Aber wir schweifen zu weit ab.
Victoria fielen sofort die abstrakten Vogelkäfige und seltsamen Urnen zwischen vielerlei mystischem Schmuck und leuchtenden Kristallkugeln auf.
Worauf der Laden hier wohl spezialisiert war? Schon draußen vor der Eingangstür hatte Victoria sich bereits gewundert, dass keinerlei Schilder mit dem Namen oder den Waren des Geschäftes ausgestellt waren. Der einzige Faktor, an dem man noch ansatzweise erkennen konnte, dass es sich um ein Geschäft handelte, waren wohl die zwei Schaufenster links und rechts der Tür, und die Waren, welche dort ausgestellt waren.
Verwunderlich allerdings war, dass keine Preisschilder vorhanden waren. Generell war dieser Laden sehr fremdartig, fast schon mystisch. Und das bewies sich ja noch einmal mehr, als Victoria nun all diese Dinge hier sah.
Wieso hatte sie noch nie von der Besonderheit dieses Geschäftes gehört?
Noch bevor sie weitergrübeln konnte, ob sie nicht doch ein paar Stunden zu lang in der Bibliothek war, kam eine rundliche Dame mittleren Alters schnurstracks auf Victoria zu und begrüßte sie strahlend mit einer hohen, singenden Stimme.
"Willkommen, willkommen in unserem werten Geschäft, junge Dame!", begann sie zu sprechen. Noch bevor Victoria überhaupt den Mund einen Spalt breit öffnen konnte, redete die Dame schon voller Freude weiter. "Ich bin Miss Charpey, und wie darf ich dich nennen?"
"Victoria, Victoria Caufield", antwortete Victoria sichtlich überrumpelt. Miss Charpey stieg ein noch höheres Grinsen ins Gesicht. "Sehr schön, Victoria! Du brauchst keine Angst zu haben, ich beiße nicht!"
"Ich hoffe ja mal", erwiderte Victoria sarkastisch. "Dein Humor gefällt mir! Folge mir, ich werde dir alles zeigen, was unser kleiner Laden so zu bieten hat!" Victoria blickte noch kurz nach hinten, um noch einmal diese seltsame, leuchtende Kette zu betrachten, die gleich neben der Tür lag, ehe sie Miss Charpey folgte.
Sie fand zwar die Kette, doch keine Tür...
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