Robb XXVIII
Die Fünf Türme von Harrenhall, wie schwarze Finger, die sich in den Wolkenverhangenen Himmel bohrten. Der Größte der Türme, der Königsbrandturm, hing beinahe zu einem Drittel in den Wolken.
Robb stand am Fenster der einst Königlichen Gemächer, und starrte hinaus, seine Gedanken so düster wie der Himmel. „Und du bist dir sicher?"
Er konnte hören, wie sein ehemaliger Knappe, Ser Olyvar Frey betreten von einem Fuß auf den anderen trat. „Ja, mein König. Der Maester versicherte es mir, ansonsten wäre ich nicht hier."
Robb seufzte und drehte sich zu ihm um. Die Gemächer, die er für sich benutzte, waren so groß wie die Große Halle von Winterfell. Olyvar hatte sich einen Bart stehen lassen, wenn auch keinen Vollständigen und seine Haare waren Kürzer als früher. „Jeyne ist schwanger.", alleine es auszusprechen, klang wie das Donnergrollen des Sturmes. „Wie oft hast du bei ihr gelegen? Bitte verzeih die direkte Frage. Wenn es dir unangenehm ist..."
Olyvar schüttelte den Kopf. „Keineswegs, euer Gnaden. Ihr wisst, ich komme von den Zwillingen. Und bei der Größe meiner Verwandtschaft... die Bettenbauer und Federzupfer sind fast genau so Reich wie mein hoher Vater.", Olyvar zögerte kurz, dann beantwortete er Robbs Frage. „Etwa vier mal, euer Gnaden."
Robb nickte. Vier mal sollte ausreichend sein, damit das Kind von Olyvar sein konnte, oder das es zumindest für Olyvars gehalten wurde.
Robb ging zum Tisch und schenkte zwei Kelche mit Wein ein. Einen reichte er Olyvar, der ihn dankbar annahm. „Auf die deine Vaterschaft. Und mögen die Götter uns Gnädig sein, das es auch von dir ist."
Sie stützten den Inhalt der Kelche hinunter. Den Wein brauchten sie beide.
Danach stützte sich Robb auf den Tisch ab. Mehrere Karten lagen auf ihm ausgebreitet, deren ecken schon schwarze Schimmelflecken bekamen. Missmutig sah Robb die Wände hinauf. Regenwasser, floss an ihnen hinab. „Dieser Sturm macht uns alles zunichte. Seit zehn tagen sitzen wir in diesem Ungetüm von einer Burg fest und das Wasser sammelt sich in allen Ecken und Enden.", er wischte einen Wassertropfen vom Tisch, nur damit sich sofort der nächste sammelte.
„Dieser Herbst ist ein besonders Regnerischer. Mein mein hoher Vater. Er spürt es in den Knochen. Die feuchten Winde der Eiseninseln, treffen auf die Kalten Winde des Nordens. Das gibt Kalten Regen, der in den Knochen wehtut und alles mit Moos überwuchert zurück lässt."
Robb schmunzelte. „Und hat Lord Walder dir auch gesagt, wann der Regen wieder aufhört?"
Olyvar schüttelte den Kopf. „Nein, M'Lord. Er sagte nur, das es erst dann richtig schlimm wird, wenn die Heißen Winde aus Dorne, sich mit den Kalten aus dem Norden vermischen."
„Dann hoffen wir einfach, das sich die Dornischen Winde, ein Beispiel an ihrem Fürsten nehmen und in Dorne bleiben.", er seufzte. „Im Norden, da habe ich nie solche Stürme gesehen. Ich habe zwar erst einen Winter erlebt, aber auch dieser war Kalt und Hart. Und die ältesten unter meinen Lords sagen, das auf einen Langen Sommer, ein noch längerer Winter folgt.", die Winde, die den Regen über die Zinnen von Harrenhall peitschte, schien Kälter zu werden. „Ich hoffe, das wir vor dem Wintereinbruch zurück in Winterfell sind. Ansonsten werden mich meine Lords wahrscheinlich aufknüpfen."
„Das würden sie nicht wagen!", protestierte Olyvar.
Robb lächelte. „Warst du schon einmal im Norden?"
„Nein, euer Gnaden."
„Dann lass es mich dir erklären: Im Norden, wehen kalte Winde, die dir wahrscheinlich die Augen zufrieren lassen würden. Und das schon im Sommer. Der letzte war lang doch der Winter naht. Wenn sich der Schnee, Meterhoch aufbaut, wenn dir die Pisse in der Luft gefriert und wenn der Weg über den Burghof zu einer Qual aus Kälte und Dunkelheit. Dann weißt du, du bist im Norden. Winterfell hat Glück. Es wurde auf heißen Quellen erbaut und es ist immer angenehm warm fort, doch im Rest des Nordens... Da bekommt der Kamin eine neue Bedeutung. Hier, im Süden, da macht man im Winter das Feuer an, wenn es Dunkel wird um die Nassen Socken zu Trocknen, aber im norden, da brennt das Feuer den ganzen Tag, auch im Sommer. Im letzten Winter, da haben meine Eltern, meine Geschwister und ich, damals waren es nur Sansa und ich und sogar Jon, im Bett meiner Eltern geschlafen um uns Warm zu halten.", mit einem Traurigen Lächeln, erinnerte sich Robb daran. „Wir haben in den Gemächern meines Vaters gegessen und gespielt, tagelang. Es war da einzige mal, das meine Mutter Jon, den Bastard meines Vaters, wie ihren eigenen behandelt hat.", Robb merkte wie er abzuschweifen begann und konzentrierte sich wieder. „Wenn im Norden, der Winter beginnt, dann ist es Brauch, das die Ältesten und Schwächsten einer Familie, sich von ihren Liebsten verabschieden und zur Jagd in den Schnee gehen. Im Frühling, findet man dann ihre Gebeine."
Olyvar erbleichte. „Das ist Grausam."
Robb zuckte mit den Schultern. Er war mit diesen Geschichten aufgewachsen. „Das mag vielleicht sein, aber es sichert den Familien das Leben. Was ich meine ist, das den Lords des Nordens, Familie, Ehre und der Heimatliche Herd, über alles geht. Wenn einem im Norden, nichts bleibt, außer den Ratten und Hunden, um den nächsten Tag zu überleben, dann ist die Ehre, alles was einen am Leben hält. Und der Wunsch, für seine Familie in ein Ehrenvolles Grab zu gehen. Am besten in der Schlacht. Doch fern der Heimat zu stehen und zu wissen, das Fremde Eroberer, die eigene Festung und die Familie in ihrer Gewalt haben, das ist wie ein Schlag ins Gesicht für jeden Nordmann. Und deshalb muss ich Königsmund einnehmen und Joffrey Baratheon den Kopf abschlagen. Meine Lords mögen mich zum König des Nordens gewählt haben, doch sie wollen nicht im Süden sterben. Verstehst du das?"
Olyvar hatte seiner Erklärung zugehört und nickte. „Heimat, ist mehr als nur ein Ort. Es ist die Konstante der Männer. Ihr Anker und ihr Zielpunkt. Darauf läuft alles hinaus."
„Du hast es verstandene. Also: Willst du für die nächsten Schlachten mein Knappe sein und mir wieder zur Seite stehen?"
Olyvar ging auf ein Knie. „Es wäre mir eine Ehre, mein König."
Robb legte ihm eine Hand auf die Schulter und zog ihn hoch. „Dann komm. Meine Lords warten bereits auf mich."
~~~
Harrenhall war ein Albtraum für Robb. Roose Bolton hatte die Burg in seinem Namen eingenommen und die Reste von Gregor Clegans Männern hingerichtet, nachdem man in den verließen, zweihundert gefangene Nordmänner entdeckt hatte, die auf Brutalste weiße getötet worden waren. Die Burg, die drei mal größer war als Winterfell, allein das Torhaus war so groß wie Winterfells höchster Bergfried, bot genug Platz, für die Gesamte Armee des Nordens und der Flusslords. Sie waren zwanzigtausend Mann, doch ihre Zahl nahm ab. Kurz nachdem sie sich eingereichte hatten, hatte der Sturm angefangen und fesselte sie an die Burg. Immer mehr Männer wurden krank und Starben. Die Maester wurden der Lage nicht Herr. Man hatte angefangenen, die Toten in die Bärengrube zu werfen und zu verbrenne. Der Regen machte es schwierig, doch irgendwann hatten die Körper feuer gefangen und seitdem war das Bärenfeuer, wie die einfachen Soldaten es nannten, die einzige konstante Flamme in der Burg.
Robb stieg die Stufen des Königsbrandturm hinab und überquerte eine Schmale Steinbrücke, die zum Turm der Angst führt. Ein Passender Name, denn Lord Roose Bolten hatte ihn zum Sitz genommen. Hier wurden auch der Kriegsrat abgehalten. Fast fünfzig Lords nahmen an ihm teil, aus dem Norden und den Flusslanden, die Robb inzwischen in Südmark, umbenannt hatte.
Es war Laut in der Halle. Unglaublich Laut. Die Lords diskutieren, brüllten und beschimpften sich, das Wetter und die Burg. Dabei viel auf, das es die Lord am Trident waren, die auf die Burg schimpften und die Lords des Nordens auf den Sturm.
Robb saß am Tischende und lauschte den Lords. Und ihre Meinungen waren dabei so verschieden, wie zu beginn des Krieges.
„Wir stehen am Ende. Tywin Lennister hat Stannis bezwungen und er wird auch uns bezwingen. Beugen wir das Knie und kehren zurück in unsere Burgen.", forderte Lord Vanke.
„Nein! Wir müssen uns ihnen entgegenwerfen. Sie zur Schlacht zwingen! Der Mut des Nordens wird über die Feigen Löwen bestehen!", polterte der Großjon.
Und so ging es weiter. Manche wollten Frieden, andere den krieg. Mache rieten zur Besonnenheit, andere zum Wagemut. Es waren Lord Bolton und Ser Brynden, welche die Waage kippten. „Egal was wir tun, wir müssen es bald tun. Der Regen setzt uns mehr zu, als die Lennister. Wenn wir weiter in Harrenhall bleiben, dann wird uns das Götterauge Schlucken und wir sprechen bald mit den Fischen.", sagte Lord Bolton.
„Und wir haben noch ein Problem.", gab der Schwarzfisch zu bedenken. „Wir haben noch andere Feinde, außer den Lennister. Lord Randyll Tarly kommt von Westen auf uns zu. Er hat den Silberhügel hinter sich gelassen und nähert sich Rosmaid. Wenn er die Burg einnimmt dann hat er einen die Wahl, ob er uns angreift, oder auf Schnellwasser Marschiert."
Robb musste angesichts ihrer absurden Situation laut lachen. „Es ist ein Witz für die Götter. Wir sitzen hier, in der Halle des Schwarzen Harren und diskutieren, wo wir hin sollen. Norden, Osten Westen. Die Götter haben einen eigenartigen Sinn für Humor, das sie uns genau die gleich Wahl lassen, wie Tywin Lennister, vor nicht einmal einem Jahr. Doch genauso wenig wir Lord Tywin sich unsere Entscheidung beugen musste, werden wir uns seiner beugen. Wir werden Marschieren. Doch nicht nach Westen, um uns Lord Tarly zu stellen, noch nach Norden, noch nicht. Wir marschieren nach Königsmund."
Das Gebrüll, das nun Harrens hohe halle erfüllte, ließ Staub von der Decke rieseln. Begeisterte Rufe der Nordmänner, mischte sich mit dem besorgten Stimmen der Flusslords.
„RUHE! RUHE! VERDAMMT! Euer König spricht!", brüllte Lord Jon Umber sie alle nieder.
„Danke, Lord Umber.", Robb erhob sich, die Eisenkrone auf dem Kopf. „Ich will euch keine Befehle erteilen. Doch unser Feldzug, hatte von Anfang an das Ziel den Roten Bergfried einzunehmen und unsere Schwerter in Tywin Lennisters Spundloch zu schieben."
Erneut Johlten die Lords, die des Nordens mehr als die des Südens.
„Ich kann euch noch nicht sagen wie, doch ich gebe euch ein Versprechen Noch vor Ende des Jahres, werden wir mit dem Kopf von Tywin Lennister und denen seiner Absonderlichen Inzest Brut, auf Spießen nach Maidengraben Marschieren und auch die Eisenmänner vernichten!", Robb reckte Faust empor. „Der Norden vergisst nicht! Lassen wir die Lennister spüren, das der Winter naht!"
Das Gebrüll war so laut, das Robb sich sicher war, das Tywin Lennister es noch in Königsmund hören konnte.
~~~
Der Regen war noch Stärker, als Robb wieder in seine Gemächer zurück kehrte und seine Mutter vorfand. Sie saß in einem Sessel und sah aus dem Fenster, so wie Robb es zuvor getan hatte. „Meine Mutter war eine Whent. Weißt du das?"
Robb nickte und hängte seinen Mantel über einen Stuhl und legte die Krone auf den Tisch. „Minisa Whent, oder?", er ging zu seiner Mutter und setzte sich neben sie. „Was sie wohl sagen würde, wenn sie dich jetzt hier sehen würde?"
Seine Mutter lachte leise. „Sie würde dich ausschimpfen und in dein Zimmer Schicken."
Robb schmunzelte. „Vielleicht habe ich das auch verdient.", mehrere Blitze loderten am Himmel auf und ließen den Regen auf Harrenhalls Türmen und Mauern leuchten.
„Wie geht es Roslin und Shirei?", fragte er seine Mutter.
Catelyn erlaubte sich ein kurzes lachen. „Shirei ist ein junges Ding. Sie erinnert mich an Sansa in ihrem Alter. Verträumt und Ziellos, den Kopf nur voll mit Rittern und Helden. Sie vermisst Margaery."
Robbs Herz wurde schwer, als er an sein Frau dachte. „Da ist sie nicht die einzige. Und Roslin?"
Catelyn sah ihn halb belustigt und halb vorwurfsvoll an. „Du warst zu lange im Westen. Roslin trifft sich immer wieder mit Edmure."
Robb sah seine Mutter verwundert an. „Onkel Edmure trifft sich mit einer Tochter von Frey? Hat er eine Wette verloren?"
Catelyns tadelte ihn mit einem Strengen Blick. „Edmure schient sich in sie verleibt zu haben. Und das schient auf Gegenseitigkeit zu beruhen."
„Interessant. Sollen wir schon zur Verlobung gratulieren?"
Seine Mutter Schüttete den Kopf. „Noch nicht. Nachdem ihr Königsmund eingenommen habt, dann vielleicht."
„Dann sollte ich die Hauptstadt wohl schnell einnehmen, ansonsten wird Walder Frey noch glauben, Haus Tully würde Haus Frey schon wieder verschmähen. Und wir wollen ja nicht, das er uns auf Edmures Hochzeit umbringt.", sein Versuch einen Scherz zu machen, scheiterte leider kläglich. „Wir werden diesen krieg gewinne. Das Verspreche ich die.
Catelyn sah erneut aus dem Fenster, wo der Regen langsamer viel. „Das hoffe ich Robb, das hoffe ich."
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