Margaery XIV
Die Zwillinge waren immer noch so hässlich, wie Margaery sie in Erinnerung hatte. Um die östliche Burg hatte sich eine Zeltstadt ausgebreitet. Hunderte Feuer schickten ihren Rauch gen Himmel und dutzende Banner wehten über den Planen.
„Endlich. Der Weg nach Norden ist nicht mehr weit.", rief Robb erfreut aus.
„Wenn uns Lord Frey über die Brücke lässt.", knurrte der Kleinjon.
Robb sah ihn verwirrt an. „Warum sollte er uns nicht passieren lassen? Er hat alles was er wollte."
Der Kleinjon wirkte nicht überzeugt. „Es sind fast zehn seiner direkten Verwandten gestorben. Darunter sein Erbe. Drei mal. Und ihr habt einen seiner Söhne mit der Frau verheiratet, die ihr vorher selber..."
„Schweigt, Mylord. Redet nicht in Gegenwart der Königin von ihr.", knurrte Robb.
Margaery saß auf dem Bock einer Kutsche und lauschte den Gesprächen von Robb und seiner Vasallen. Es kümmerte sie nicht, wenn von Jeyne Frey, ehemals Westerling, gesprochen wurde, nur in ihrer Gegenwart musste es nicht sein. Erneut ließ sie ihren Blick über die Zeltreihen des Nordheeres am Ostufer des Grünen Armes des Trident schweifen. Sie erkannte viele Banner des Nordens. Bolton, Karstark, Cerwyn, Staublin, Mormont, Umber, Glauer. Sie standen unter dem Kommando von Roose Bolten, der sie von Königsmund nach Norden zu den Zwillingen geführt hatte. Doch am Fuße des Zwillings im Osten, hing, neben dem Zwillingsbanner und den Schattenwolf, auch eine Goldene Rose. Sie runzelte die Stirn. Hatte ihr Vater doch Truppen in den Norden entsandt? Sie strengte ihre Augen an, konnte aber keinerlei Fahnen und Banner aus der Weite entdecken. Die goldene Rose war die einzige.
Im Gefolge ihres Mannes, waren nicht nur Männer des Nordens. Da Robb auch der König am Trident war, hatten sich einige Häuser der Flusslande entschlossen, ihrem König Hilfe zu schicken. Darunter waren auch Haus Schwarzhain und Haus Bracken.
Robb hatte die meisten der Flusslords nach Hause geschickt, um vor dem Ende des Herbstes noch eine letzte Ernte einfahren zu können.
Die Kolonne hielt vor dem Westturm der Zwillinge, als vierzig Reiter die Burg verließen und auf sie zu kamen. Robb ließ Margaery zurück und ritt ihnen entgegen, gemeinsam mit dem Kleinjon und Donnel Locke, die sein Banner trugen. Grauwind lief ihnen nach.
Margaery beobachtete, wie sie anfingen mit den Vordersten auf den Pferden der Freys zu diskutieren und zu reden. „Wisst ihr was vorgefallen ist?", fragte Margaery Perwyn Frey, einen von Robbs Waffenbrüdern. Dieser zuckte mit den Schultern. „Ich weiß es nicht, euer Gnaden. Vielleicht hat es mit Olyvar zu tun."
Margaery nickte. In ihrem Kopf begann sie verschieden Situationen durchzuspielen.
Schließlich drehte Robb mit seinen Männern um und kam zu ihr zurück.
„Was will Lord Frey von uns? Verlangt er einen Wegzoll?", fragte Margaery.
„Das wäre schon dreist genug, nein. Er will uns nur zu einem Fest einladen. Zu Ehre der Siege seines neuen Königs.", er schnaubte. „Es würde der Ehre genügen, wenn er uns einfach passieren lassen würde."
„Mach dir nicht zu viele Gedanken. Nimm die Einladung an und lass uns einen Abend, auf seine Kosten Speisen und Trinken genießen. Zeige dem Haus Frey, das du ihr König bist.", riet Margaery Robb.
Arya, die neben ihr saß, bewegte sich unruhig. „Ich traue Walder Frey nicht. Sei vorsichtig.", Sie griff mit ihrer linken Hand, an ihre Hüfte, wie aus einem Reflex. Doch ihre Hand umschloss nur Luft. Für einen Moment wirkte sie verwirrt, dann wütend und am Ende traurig.
„Keine Sorge. Das werde ich.", Robb wendet sein Pferd. „Schlagt das Lager auf. Wir kampieren heute Nacht hier. Meine Leibgarde soll sich versammeln."
Margaery sah zu den Zwillingstürmen. Ein ungutes Gefühl machte sich in ihr breit und sie drückte Hazel stärker an sich.
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Walder Frey wirkte noch älter, als bei ihrem letzten Treffen. Seine Gestalt wirkte ausgezehrt und er grinste unablässig. „Mein König. Willkommen in meiner bescheidenen Halle. Wie ich sehe, habt ihr euch dieses Mal selber her getraut. Wo ist eure Hohe Mutter? Und wo ist Lord Edmure? Sollten sie nicht auch hier sein?"
Robb neigte höflich den Kopf. „Es ist mir eine Ehre, wieder in eurer Halle zu stehen, Lord Frey. Meine Hohe Mutter weilt zurzeit in Königsmund, um König Renly zu heiraten. Sie unterstützt außerdem meine Schwester Sansa. Mein Onkel hat ist in seine Burg zurückgekehrt, um dort die Geburt seines Kindes zu erwarten. Eures Enkels."
„Stimmt. Endlich hat dieser Narr von Tully die Versprechen seiner Familie gegenüber meiner erfüllt. Es wurde auch langsam Zeit dafür.", der belustigte Tonfall, den Lord Walder angeschlagen hatte, verschwand. „Und was eure Versprechen angeht, König Robb, so habt ihr hoffentlich vor, sie einzuhalten."
Robb ballte die Faust, doch seine Stimme war ruhig. „Lord Frey. Wenn ein Stark, etwas bei seiner Ehre schwört, dann hält er dieses Versprechen. Sagt mir, welches habe ich nicht eingehalten? Meine Tochter soll mit einem passenden Frey verheiratet werden, sobald sie Mündig ist. Seht: meine Frau und meine Tochter stehen neben mir. Euer Sohn, Olyvar soll mir als Knappe dienen und bei angemessenem Betrag den Ritterschlag erhalten. Ser Wendel Manderly schlug ihn selber zum Ritter, wie er euch bestätigen wird. Und meine Schwester Arya soll euren Sohn Waldron heiraten, sobald sie Mündig ist. Wir können die Verlobung Heute Abend, beim Fest verkünden. Arya ist wieder bei ihrer Familie. Sagt mir, Lord Frey, welches Versprechen habe ich gebrochen, das euren Unmut erregt."
Walder Frey sah in finster an.
Margaery fragte sich, ob jemand Arya schon von ihrer Verlobung erzählt hatte. Sie wollte nicht dieser sein.
„Ich habe zehn meiner Verwandten, in eurem Krieg verloren. Darunter dreimal meinen Erben. Und meine Bastarde haben auch geblutet, für euch, König Robb. Was bekommen sie für ihre Taten?"
Robb sah ihn Gleichmütig an. „Eure Nachkommen haben tapfer und ehrenvoll gekämpft, wie alle großen Häuser der Flusslande und des Nordens. Wer Knappe war ist nun Ritter und wer Ritter ist hat Ruhm und Beute gemacht. Und Belohnungen... ich vermählte euren Sohn, Olyvar, den treuesten und fleißigsten Knappen, den ein König sich Wünschen kann, mit der Tochter eines der ältesten und edelsten Häußer des Westens. Eine gute Partie. Für beide. Doch ich kann nicht jedem Ritter Lord und Knappen in meinem Heer, jemanden aus meinem Haus zur Braut, machen. Dafür fehlen mir die Familienmitglieder. Nicht jede Familie ist so groß wie die Eure."
„Ja. Mein Sohn. Ihr habt ihn ohne meine Erlaubnis oder Einwilligung verheiratet. Mit einer Hure, die ihr bereits selber in eurem Bett hattet. Und das soll eine gute Partie sein?", Frey winkte mit dem Arm, was bei ihm aussah, als hätte er einen Krampf. Das ölige Lächeln, das Walder Frey nun zeigte, trieb Margaery einen Schauer über den Rücken. „Hat eure hohe Gemahlin sie eigentlich schon kennen gelernt? Ich finde sie sollte es."
Robb schien sich zu verkrampfen und Margaery ahnte Böses.
Eine Tür wurde geöffnet und zwei Personen kamen in die Halle. Einer war Olyvar Frey. Der Mann sah aus, als würde er am liebsten im Boden versinken. „Es tut mir leid, euer Hoheit. Er ließ mir keine Wahl."
„Keine Sorge, Olyvar. Dich trifft keine Schuld.", sagte Robb. Unauffällig versuchte er sich vor Margaery zu stellen, um ihr den Weg zu versperren, doch sie hatte nicht vor, sich vor dieser Herausforderung zu verstecken. Sie war die Königin.
Jeyne Westerling, hatte lange, kastanienbraune Haare und ein herzförmiges Gesicht. Ihre Arme lagen um ihren dicken Bauch. Sie ging unverkennbar mit einem Kind schwanger.
„Königin Margaery. Darf ich euch Lady Jeyne Frey vorstellen? Die Gemahlin meines Sohnes.", fragte Walder Frey höhnisch.
Robb starrte den Frey so wütend an, das Margaery glaubte, er würde ihn auf der Stelle erschlagen. Sie legte ihm eine Hand auf den Arm. Robb entspannte sich. „Lady Frey.", sagte er mit eiserner Höflichkeit. „Ich hatte nicht erwartet, euch hier zu sehen."
Jeyne sah nur kurz auf. Ihre Augen leuchteten, als sie Robb sah, doch sie wurden starr vor Angst, als ihr Blick auf Margaery fiel.
Die Königin des Nordens, erwiderte den Blick für einige Minuten, dann lächelte sie so herzlich und freundlich, wie sie es nur selten tat. Dann machte sie die Stoffe lose, mit denen sie sich Hazel umgebunden hatte und reichte sie an Robb weiter. Seine Tochter zu halten, würde ihn mit Sicherheit davon abhalten, Lord Frey umzubringen.
Jeyne erbleichte, als Margaery auf sie zu kam und sie umarmte. „Liebste Jeyne. Ich hörte von dem, was euch passiert ist. Ich möchte euch versichern, das ich in meinem Herzen keinen Groll gegen euch hege.", sagte sie mit Sanftmut und Freundlichkeit.
Doch das schien Jeyne mehr Angst zu machen als böse Worte. „Ich danke euch, meine Königin.", stotterte sie und wollte einen Knicks machen, doch ihr Schwangeren Bauch erschwerte ihr dies.
Margaery lächelte und hielt sie an Armen fest. „Ihr müsst nicht vor mir knicksen. Ich kenne das noch von meiner Schwangerschaft, als ich meine Kleine unter dem Herzen trug. Ich bin mir sicher, das euer Kind genauso schön sein wird wie meine Prinzessin.", sie nahm Jeynes Hände in die ihre. „Ihr solltet heute Abend nicht bei den Einfachen sitzen müssen. Werdet ihr mir die Ehre erwiesen und mit mir an der Hohen Tafel zu speisen?"
Zitternd nickte Jeyne.
Margaery konnte die Angst und die Verwirrung, in den Augen der Jungen Frau sehen. Sie drehte sich zu den anderen in der Halle um. „Heute Abend soll der Wein rot fließen. Die Musik soll Laut spielen, bis in die Entferntesten Winkel des Reiches. Dann können wir alle unsere vergangenen Fehler hinter uns lassen."
Alle jubelten und riefen ihren Namen. Margaery lächelt und sah zu Robb. Dieser erwiderte ihren Blick verwundert, nickte jedoch. Er hatte genug Vertrauen in sie, dass er sich ihr nicht in den Weg stellen würde.
Margaery sah auch zu Walder Frey. Der Lord vom Kreuzweg sah wütend aus. Er hatte ihr und Robb eine Falle stellen wollen, um sie zu erniedrigen und bloßzustellen. Margaery schenkte auch ihm ein Lächeln, doch dahinter verbarg sie nur ihre Verachtung für ihn.
'Ihr wolltet mir eine Falle stellen, alter Mann. Doch ich beherrsche diese Spiel besser als ihr'.
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