Margaery
Weißwasserhafen war kleiner als Altsass oder Königsmund, aber dafür deutlich sauberer und ordentlicher. Die Neue Burg, wie der Sitz der Familie Manderly genannt wurde, in Abgrenzung zum Wolfsbau, der ersten Festung, die inzwischen verfallen und nur noch als Gefängnis diente, war winzig im Vergleich zu der riesigen Burg, die Rosengarten war, aber stark und recht hübsch anzusehen. Margaery hatte ein eigenes Zimmer im Südlichen Turm der Burg, von dem sie den Sonnenaufgang über der Weißklinge beobachten konnte. Ihr Gemach lag auf der untersten Ebene, um ihr die Stufen zu ersparen. Ihre erneute Schwangerschaft war inzwischen deutlich zu erkennen und das Treppensteigen machte ihr Mühe.
Die Tür öffnete sich und Wylla Manderly betrat das Zimmer. „Euer Hoheit.", begrüßte sie sie höflich. Die junge Frau mit den grün gefärbten Haaren hatte eine hohe Stimme und ein angenehmes Wesen. Sie bildete mit zehn weiteren Mädchen und jungen Frauen Margaerys Gefolge aus Zofen und Gesellschafterinnen. „Das Essen ist bereit. Lord Manderly erwartet euch."
„Danke, Wylla. Ich komme." Etwas schwerfällig stand Margaery auf und hielt sich den Rücken.
„Habt ihr wieder Schmerzen, eure Hoheit?" Sofort war Wylla bei ihr und half ihr.
„Danke. Dieses Kind scheint noch schwerer zu sein als Hazel. Als ich mit ihr Schwanger war, hatte ich nie solche Rückenschmerzen."
„Vielleicht werden es auch Zwillinge. Meine Mutter sagte, bei einem Bauch eurer Größe und das in diesem Monat, ist nicht selten."
Margaery lächelte. „Ich werde mich mit Lady Leona unterhalten. Vielleicht hat sie Tipps für mich."
Der Hof des Wassermanns war die Hohe Halle der Burg, wo Lord Wyman Manderly seine Feste gab. Und jedes Essen, war ein Festessen.
„Meine Königin!", begrüßte sie Lord Wyman, der auf seinem Thron saß. Der Lord von Weißwasserhafen, Wächter der Weißklinge, Schild des Glaubens, Verteidiger der Vertriebenen, Ritter des Ordens der Grünen Hand, Lord Marschall des Mander, saß auf seinem Thron und lächelte gütig auf sie hinab. Die meisten seiner Titel stammten noch aus der Zeit, als die Manderlys eines der mächtigsten Häuser der Weite gewesen waren und die Burg Braunsteinburg ihren Sitz nannten. Als Tyrell aus Rosengarten hatte Margaery eine leichte Stimme des Ärgers nicht unterdrücken können, als er ihr mit allen Titeln vorgestellt worden waren. Sie waren anmaßend und fordernd, doch sie hatte ihren Ärger hinuntergeschluckt und gelächelt.
Sie setzte sich auf den Ehrenplatz zu Lord Manderlys rechter Seite. Es war wie immer ein Festgelage. Neunaugenpastete, Süße Kuchen, Gebratener Ochse, Gemüse und frisches Obst. Margaery schmeckte und erahnte mehr, als das sie es wusste, das Mehrere der Lebensmittel aus der Weite stammten. Sie meinte sich zu erinnern, das am Morgen ein Schiff aus Altsass und eines vom Arbor im Hafen gelegen hatten. Sie beschloss den Hafenmeister danach zu fragen.
„Habt ihr Lady Arya gesehen, Lord Wyman?", fragte Margaery, nach dem ersten Gang.
Lord Wyman schüttelte den Kopf. „Nicht seit dem gestrigem Tage. Aber eine meiner Nichten meinte, sie sei mit einigen Kameraden zum Seehundsfelsen aufgebrochen. Dort gibt es eine alte Ringmauer, die noch aus den Tagen der Ersten Menschen stammen soll. Ich überlege, ob ich sie nicht ausbauen wollte. Wenn der Norden als Königreich bestehen will, müssen wir unsere Küste verteidigen."
„Ihr könntet Männer nach Braavos schicken, um den Schiffsbau zu erlernen. Das Arsenal von Braavos soll eine Kriegsgaleere in nur einem Tag bauen können.", schlug Margaery vor.
Lord Manderly Schlug lachend auf den Tisch. „Eine großartige Idee! Ich hätte selber drauf kommen können. Maester Theomor. Schreibt eine Nachricht an den König. Er sollte davon wissen. Dann beginnt mit den Vorbereitungen."
Der dicke Maester verneigte sich und verschwand. Seine goldenen Locken leuchteten im Fackellicht. Margaery traute dem Mann nicht. Ehe er aus der Zitadelle nach Norden geschickt worden war, war sein Name, Theomor Lennister aus Lennishort gewesen, einem verwandten Zweig,der Lennister von Casterlystein.
Nach dem Essen machte Margaery einen Ausflug in die Stadt. Begleitet wurde sie von ihren Zofen, Wylla Manderly, Bethyna Schwarzhain, einem achtjährigem Mädchen, Lady Desmera Rotweyn, ihrer Base, Lady Alla Tyrell, Shirei Frey, Mya Stein, einem schwarzhaarigem Bastardmädchen aus dem Grünen Tal und Amahra Bienengraben, der Amme von Hazel.
Zusammen wanderten sie durch die Stadt. Besuchten die Schneesepte, dessen Kuppel von den Statuen der Sieben überragt wurden, den Fischfußhof, einen Marktplatz in dessen Mitte ein großer Springbrunnen und einer sechsmeterhohen Statur eines gekrönten Wassermannes, von dessen Dreizack bereits eine Spitze abgebrochen war. Auch der Alten Münze, wo in der Zeit, vor der Eroberung die Münzen des Nordens geprägt worden waren. Das alte Gebäude war seit langer Zeit verrammelt, doch Lord Wyman hatte es für die Flüchtlinge des Nordens geöffnet, um sie unterzubringen. Margaery war mitten unter ihnen. Sie sprach mit den Flüchtlingen, hörte sich ihre Sorgen an, verteilte Essen und Wein unter den Geflüchteten. Am Ende wurde ihr Namen gerufen und sie wurde von ihnen umschwärmt.
„Ihr wisst, wie ihr die Unterstützzug des gemeinen Volkes bekommt.", meinte Mya Stein, als über die Burgtreppe, einem großen weiß gepflasterten Straße, zurück in die neue Burg zurückkehrten.
„Nicht alle sind so privilegiert wie wir, Mya." gab Margaery freundlich zurück, während sie Hazel auf dem Arm hielt. Ihre kleine Tochter drehte den Kopf und den Oberkörper und sah sich mit großen blauen Augen um.
Im Vorraum zum Hof des Wassermannes entdeckten sie Arya, die mit einer Gruppe Jungen und Mädchen umherlief und die mit Meerestieren und Schnitzereien verzierten Wände betrachtetet.
„Arya.", Margaery schlenderte zu ihr.
Die jüngste der Starktöchter hatte ihre feinen Kleider gegen salziges Leder eingetauscht und trug einen Fellumhang, um sich vor den kalten Winden zu schützen. „Wie ist der Seehundsfelsen?"
Arya zuckte mit den Schultern. „Nass, Windig und voller Möwenscheiße." Ihre blauen Augen leuchteten, als sie Hazel sah. Vorsichtig reichte ihr Margaery ihre Tochter. Die Kleine griff nach einer von Aryas Haarsträhnen und steckte sie sich in den Mund. „Ich werde sie ins Bett bringen. Dann gehe ich Bogenschießen. Ich habe zu lange nicht mehr trainiert."
„Bogenschießen? Bist du sicher?", fragte Margaery plötzlich besorgt.
Arya warf ihr einen finsteren Blick zu. „Ich habe Nadel nicht mehr. Wenn ich Hazel beschützen soll, muss ich üben. Mit allem was ich habe.", sie drehte sich um und verschwand.
Margaery sah ihr nach, folgte ihr aber nicht. Sie vertraute Arya, auch wenn sie manchmal kratzbürstig wie eine Katze war.
Lord Manderly saß noch immer in seinem Thron. Das Gesicht war nun nicht mehr fröhlich, sondern besorgt.
„Lord Manderly. Was ist passiert?", fragte Margaery ihn.
„Ich habe Raben erhalten, euer Hoheit. Der König hat Tiefwald Motte zurück erobert. Torrhenschanze ist wieder im Besitz von Haus Tallhart. Die Eisenmänner wurden von der Bäreninsel, der Steinigen Küste, dem Seedrachenhorn und dem Krakenkap vertrieben. Der Norden gehört wieder den Nordmännern."
„Das sind gute Nachrichten. Hat mich mein Hoher Gemahl zurück nach Winterfell gerufen?"
Der Lord von Weißwasserhafen schüttelte den Kopf. „Nein, meine Königin. Er hat zu den Bannern gerufen. Stannis Baratheon hat die Schwarze Festung in seiner Gewalt. König Robb
will sich am langen See, mit den Boltons, dem Cerwyns und den Karstarks vereinen, um dann gegen die Schwarze Festung zu Marschieren. Er wird Stannis Baratheon entweder vernichten, oder in die Wildnis nördlich der Mauer treiben, wo die Reste der Wildlinge sie töten werden. Oder die Südländer werden einfach erfrieren."
Margaery strich sich über den Bauch und spürte einen leichten Tritt. Sie hatte gehofft, wieder an Robbs Seite zu sein, doch der krieg hielt sie wieder von einander Fern. „Ich danke euch für eure Offenheit, Lord Wyman. Ich werde mich jetzt zurück ziehen."
Lord Wyman nickte nachsichtig.
In ihren Gemächern wartet Arya bereits auf sie. Wortlos reichte sie Hazel an Margaery weiter. Diese schloss ihre Tochter in die Arme. Die Wärme und das vertraute Gewicht, gaben ihr halt. Sie setzte sich neben Arya auf das Bett und beide schwiegen einträchtig und wünschten, das alles vorbei wäre.
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