3. Verplüfft
Während ich in Gedanken über mein Leben weilte, räusperte sich mein Vater und alle schauten ihn erwartungsvoll an. Er sagte:,, Da wir jetzt alle versammelt sind, möchte ich euch etwas mitteilen." Er machte eine kurze Pause, in der er in beide Hände klatschte und sofort ein Diener mit einem Tablet zu ihm eilte. Er trug einen schwarzen Smoking mit weißem Hemd und Schlips. Seine Hände waren in weiße Seidene Handschuhe versteckt, um möglichst alles sauber zu halten. Mein Vater nahm ihn entgegen und es stellte sich als Zeitung heraus. Während er diese entfaltete, merkte ich, dass dieser Diener, zugegebener Massen echt klasse aussah. Er hatte kurze blonde Haare und blaue Augen. Wenn ich sein Alter schätzen müsste, dann so um die Zwanzig. Doch das, was mir am meisten auffiel, war sein Blick, der immer wieder heimlich zu mir herüber huschte. Und dann fiel es wie Schuppen von meinen Augen. Wieso war es mir nicht vorher aufgefallen? Ich kannte jeden, echt jeden
Bediensteten innerhalb des Schlosses, doch er war mir völlig unbekannt. Ich schloss daraus, dass er neu sein musste. Und ich war mir ja bewusst, dass ich nicht gerade sehr männliches Aussehen besaß. Also hatte er einen Blick auf mich geworfen! Genervt stöhnte ich auf. Hatte man ihn denn noch nicht aufgeklärt?!
Da hatte ich mal gute Laune und sofort wurde sie zunichte gemacht! Ich seufzte frustriert auf und schaute an mir hinunter! Sofort wurde mir unwohl zumute. Eigentlich trug ich männlichere Kleidung als sonst, doch irgendwie kam es mir immer noch so vor, als stecke ich in einen Kleid. Selbst Kain stahl ab und zu mal einen Blick hinüber zu mir. Ich ließ mir nichts anmerken, aber innerlich kochte ich vor Wut. Was hatten die den alle? Ich trug ganz normale Kleidung. Luisa hatte mir ein weißes Hemd herausgelegt mit passenden schwarzen Stiefeln, schwarzer kurzer Hotpands und einem weißen Mantel; der von hinten nach vorne kürzer wurde und an meiner schmalen Figur die Kurven etwas betonten. Der Mantel hatte unser Familienwappen aufgestickt. Um meinem Hals befand sich ein enges schwarzes Lederband. Mein rechtes Ohr besaß zwei Piercings, was aus meiner Sicht cool aussah.
Plötzlich stupste mich Kain an und ich blickte verwirrt zu ihm. ,,Was ist denn?!", fragte ich.
,,Unser Vater hat mit dir gesprochen!", flüsterte er zu mir. Erst dann bemerkte ich die Blicke meiner Eltern auf mir. Peinlich lief ich rot an. ,,Was hat er denn gesagt?!", flüsterte ich genauso leise zurück. Kain sah mir einen Augenblick in die Augen und irgendwie schien es so als störte ihn etwas. Er machte kurz seinen Mund etwas auf, schloss ihn aber schnell wieder, so als hätte er es sich anders überlegt. Ich war verwundert und wollte ihn nochmal darum bitten mir zu helfen, doch das einzige was er tat, war sein Blick zu senken und die Hände zu Fäusten zu ballen.
Was hatte er denn?
Plötzlich sprach mich meine Stiefmutter an:,, Hast du nicht gehört?" Ihr Ton war scharf; als wollte sie mich mitten in der Luft zerreißen. Ich schüttelte betrübt den Kopf und blickte zu Boden. ,,Es tut mir leid!", gab ich leise von mir, wobei sie wieder schlecht über mich zu sprechen begann. Sie sagte so etwas wie:,, Er hat keinerlei Manieren! Was für ein dummes Kind, mehr als seine Schönheit hat er nicht zu bieten!" Solche dummen Sprüche gab sie sehr oft von sich, weshalb ich mich schon etwas daran gewöhnt hatte, jedoch taten diese Worte immernoch sehr weh. Aufeinmal erhob mein Vater sein Wort:,, Still Weib!" Sein tiefer und drohender Tonfall jagte nicht nur mir Angst ein. Auch Kain und der Butler zuckte zusammen. Meine Stiefmutter Elizabeth verstummte kurz, ehe sie ein "Aber.." erwideren wollte, doch sofort wurde sie wieder zum Schweigen gebracht. ,,Rede nicht so über Meinen Sohn! Du hast nicht das Recht dazu! Noch ein Wort und es wird Folgen haben!"
Als ich dies von ihm hörte, war ich sprachlos. Noch nie hatte er so mit ihr gesprochen gehabt und ich musste mir Mühe geben ein Grinsen zu verkneifen. Geschockt riss Elizabeth die Augen weit auf, bevor sie wütend einen Blick in meine Richtung warf, jedoch kein weiteres Wort mehr über mich mehr.
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